Zielvereinbarungen in der Sozialhilfe Kathrin Junker BKSE Fachtagung
Zielvereinbarungen in der Sozialhilfe Kathrin Junker BKSE Fachtagung 06. 11. 2019
Fokus dieses Referats Gedanken rund um die Arbeit mit Zielvereinbarungsinstrumenten in der sozialdienstlichen Beratungsstube
Inhalte 1. Ausgangslage 2. Gut zu wissen! - Recht & Richtlinien - Ziele & Motivation 3. Was hilft am Beratungstisch 4. Perspektiven & Fragen
- Ausgangslage -
Klientinnen & Klienten I Partizipation beim Vereinbaren von Zielen? Zielvereinbarung aus Sicht von vier langzeiterwerbslosen Sozialhilfebeziehenden (Kobel, Peter & Mauchle, Jessica. 2015) 1. Die Analyse hat gezeigt, dass bei den vier Langzeitarbeitslosen vor allem arbeitsbezogene Ziele im Fokus der sozialarbeiterischen Hilfe stehen. 2. Es werden kaum persönliche Wünsche und Bedürfnisse der Klientel in die Zielvereinbarungen einbezogen. 3. Zielvereinbarungen werden eher als Orientierungshilfe, denn als Unterstützung zur Zielerreichung betrachtet.
Klientinnen & Klienten II Lebenssituation: • Mehrfachbelastet • Pflichtkontext • Teils rasch wechselnd und wenig strukturiert • Verminderter Selbstwert & Selbstwirksamkeitserleben
Sozialarbeitende I Zielvereinbarungen als Dilemma in der Sozialhilfe Befragung von acht Sozialarbeitenden (Kathrin Junker, 2018) 1. Probleme bei der «Vereinigung» von Zielen des Dienstes mit jenen der Klientel. 2. Das Zielvereinbarungs-Dokument ist nicht praktisch: starr und unflexibel. 3. Jährliche Zielvereinbarungen sind Regel. Aktennotizen bieten Ersatz als handlungsleitendes Instrument. 4. Beratungskompetenzen und zeitliche Ressourcen werden als relevant erachtet.
Sozialarbeitende II Arbeiten im Pflichtkontext: Dreiecks-Kontrakt
- Gut zu wissen! - Recht & Richtlinien
Grundlagen: Recht & Richtlinien I Sozialhilfegesetz (SHG) Art. 27 Gewährung der Hilfe Abs. 1: Die persönliche und die wirtschaftliche Hilfe werden auf der Basis einer individuellen Zielvereinbarung gewährt. Abs. 2: Die Gewährung der Sozialhilfe ist mit Weisungen zu verbinden, soweit dadurch die Bedürftigkeit vermieden, behoben oder vermindert oder eigenverantwortliches Handeln gefördert wird.
Grundlagen: Recht & Richtlinien II Kantonales Reporting der Sozialdienste (GEF), Erhebung 2012 • Alle Sozialdienste im Kanton Bern sind gesetzlich dazu verpflichtet, Ziele festzulegen und Zielvereinbarungen abzuschliessen. • Die GEF erwartet, dass die Sozialdienste dementsprechende Massnahmen einleiten und die gesetzlichen Vorgaben umsetzen.
Grundlagen: Recht & Richtlinien III BKSE Handbuch: Integrationszulage (IZU): • Die zu erbringende Leistung ist in einer Zielvereinbarung festzulegen.
Einschub-Frage BKSE Handbuch: Integrationszulage (IZU): • Die zu erbringende Leistung ist in einer Zielvereinbarung festzulegen. Wie regeln Sie dies in Ihrem Sozialdienst? Stimmen Ihre vereinbarten Zielvereinbarungs-Leistungen mit den zu erbringenden Leistungen für die IZU überein?
- Gut zu wissen! - Motivation
Grundlagen: Motivation I Implizite & Explizite Motive https: //www. content-factory. blog/? p=530
Grundlagen: Motivation II Die vier psychischen Grundbedürfnisse des Menschen Orientieru ng & Kontrolle Bindun g& Beziehu ng Lustgewinn & Unlustvermeid ung Selbstwerterhö hung & Selbstwertschut z (nach Grawe, 2004)
Grundlagen: Motivation III Motivationsstadien
Zwischen-Fazit Für gelingende Motivationsarbeit: • Extrinsische und intrinsische Motive stimmen überein • Bei hohem Anteil von Selbstbestimmung • Positive Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1997) • Nutzen oder (persönlicher) Gewinn für Klientinnen u. Klienten
- Gut zu wissen! - Ziele
Grundlagen: Ziele I S. M. A. R. T – Ziele S – spezifisch (zum jeweiligen Kontext) M – messbar (klare Angaben), A – aktiv beeinflussbar (erreichbar; angemessen, attraktiv, akzeptiert) R – realistisch (umsetzbar) T – terminiert (zeitlich definiert und begrenzt)
Grundlagen: Ziele II Adressat. Innengerechte Ziele: - Richtziel, Grobziel, Feinziel bzw. Fernziel, Grobziel, Feinziel. Hierarchisierung der Ziele: - Ziele in unterschiedlich grosse Schritte aufteilen - Machbarkeit erhöhen - Kleine Erfolge erhöhen den Selbstwert und die Selbstwirksamkeitserfahrung
Einschub-Frage Wie sieht das mit Zielen und Motivation in Ihrem Sozialdienst aus? Treffen Ihre Zielvereinbarungen den Puls? a. Wenn ja, wie gelingt Ihnen dies? b. Wenn nein, woran liegt es und was könnten Sie dazu beitragen, dass es anders wird?
- Für den Beratungstisch-
Hilfe am Beratungstisch : Zielvereinbarung Wechselwirkungsmodell zu Zielvereinbarungen in der Sozialhilfe
- Perspektiven -
Perspektiven 1. 2. 3. 4. Sozialdienste erstellen Zielvereinbarungen Grund sind Vorgaben (GEF, BKSE, sinnvolle Methodik) Umsetzung der Vorgaben nicht immer ideal und i. S. der Klientel Es gibt Möglichkeiten, Zielvereinbarungen nutzbringend einzusetzen (Machbare Teilschritte, Partizipation) Ø Wie gehen Sie in Ihrem Diensten mit Zielvereinbarungen um? Ø Sind sie Pflichtübungen oder dienliches Arbeitsinstrument?
Fragen?
Merci
Quellen • Bandura, Albert. (1997). Self-efficacy. The exercise of control. New York: W. H. Freeman. • Berner Konferenz für Sozialhilfe, Erwachsenen- und Kindesschutz. (2018). Handbuch. Abgerufen unter: http: //handbuch. bernerkonferenz. ch/home/ • Brunstein, Joachim C. (2010). Implizite und explizite Motive. In Heckhausen, Jutta & Heinz Heckhausen (Hrsg. ), Motivation und Handeln (S. 237– 255). Berlin: Springer. • Deci, Edward L. & Ryan, Richard M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. New York: Plenum. • GEF. (2013). Kantonales Reporting der Sozialdienste. Erhebung 2012. [PDF]. Abgerufen von: https: //www. gef. be. ch • Goschke, Thomas. (2008). Volition und kognitive Kontrolle. In Müsseler, Jochen (Hrsg. ), Allgemeine Psychologie (2. , neu bearb. Aufl. , Nachdr. , S. 230– 293). Berlin: Spektrum, Akad. Verl. • Grawe, Klaus (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe. • Heckhausen, Jutta & Heckhausen, Heinz. (2018). Motivation und Handeln: Einführung und Überblick. In Heckhausen, Jutta & Heinz Heckhausen (Hrsg. ), Motivation und Handeln (S. 1– 9). Berlin: Springer. • Kähler, Harro Dietrich & Zobrist, Patrick. (2013). Soziale Arbeit in Zwangskontexten. Wie unerwünschte Hilfe erfolgreich sein kann. München: Reinhardt. • Keller, Stefan, Prochaska, James O. & Velicer, Wayne F. (1999). Das transtheoretische Modell- eine Übersicht. In Keller, Stefan (Hrsg. ), Motivation zur Verhaltensänderung: das transtheoretische Modell in Forschung und Praxis (S. S. 17– 45). Freiburg im Breisgau: Lambertus. • Kleinbeck, Uwe. (2018). Handlungsziele. In Heckhausen, Jutta & Heinz Heckhausen (Hrsg. ). Motivation und Handeln (S. 285– 307). Berlin: Springer. • Klug, Wolfgang. (2012). Methoden Sozialer Arbeit im Zwangskontext: Helfen – Kontrollieren – Motivieren. In Zobrist, Patrick (Hrsg. ), Werkstattheft Soziale Arbeit mit Pflichtklientinnen und Pflichtklienten. Theoretische Positionen - methodische Beiträge - neue Perspektiven (S. 10 – 22). Luzern: Hochschule Luzern. • Klug, Wolfgang & Zobrist, Patrick. (2013). Motivierte Klienten trotz Zwangskontext: Tools für die Soziale Arbeit. München: Reinhardt. • Lüttringhaus, Maria & Streich, Angelika. (2007). Wo mein Wille ist auch dein Weg. In Gillich, Stefan, (Hrsg). : Nachbarschaften und Stadtteil im Umbruch. , (S. 135 -149). Gelnhausen: Triga. • Miller, William R. & Rollnick, Stephen. (2015). Motivierende Gesprächsführung. Freiburg i. B. : Lambertus. Oertig, Daniela. (2012). Motivation zur Verhaltensänderung erwecken und zielführend umsetzen. In Zobrist, Patrick (Hrsg. ), Werkstattheft Soziale Arbeit mit Pflichtklientinnen und Pflichtklienten. Theoretische Positionen - methodische Beiträge - neue Perspektiven (S. 23– 26). Luzern: Hochschule Luzern. • Possehl, Kurt. (2002). Zielvereinbarungen mit Klientinnen in der Sozialen Arbeit. Sozialaktuell, (11), 2– 6. • Reinhard, René. (2002). Zielvereinbarung? In der Sozialarbeit? Sozial. Aktuell, (11), 17– 18.
Abbildungen • Beziehung: https: //www. oneideaaway. com/five-characteristics-true-friendship/ • Gleitschirm: https: //flyranch. de/shop/gleitschirm-tandemflug/ • Freundschaft: Motive: https: //www. content-factory. blog/? p=530 • Lustgewinn: https: //www. 3 minutencoach. com/die-freude-steckt-im-detail-alltagsgedanken-fuer-mehr-lebenslust/ • Löwe: https: //www. fotocommunity. de/photo/stolz-buecherwurm/23554424
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