Ringvorlesung Einfhrung in die Methoden der Empirischen Sozialforschung

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Ringvorlesung: Einführung in die Methoden der Empirischen Sozialforschung Teil: Forschungslogik II TU Dresden –

Ringvorlesung: Einführung in die Methoden der Empirischen Sozialforschung Teil: Forschungslogik II TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Gliederung des Teils ‚Forschungslogik‘ 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einführendes: Organisatorisches, Grundgedanken und

Gliederung des Teils ‚Forschungslogik‘ 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einführendes: Organisatorisches, Grundgedanken und Geschichte von Sozialforschung Forschung: Aufgaben von Wissenschaft, hierzu geeignete Methoden und der Forschungsprozess Grundlagen: Wissenschaft und Wahrheit, wissenschaftliche Aussagen und die ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisprozesse Denkwerkzeug: Begriffe, Aussagen, Theorien und Modelle Theorie und Wirklichkeit: Theoriebildung und Theorieprüfung; Ratschläge zu typischen Forschungsstilen und Interpretationsfehlern Ergebnissicherung: Merkmalsräume, Typologien und Klassifikationen Ø In der Regel aus Zeitgründen nicht in der Vorlesung behandelt TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Forschen = Kern von Wissenschaft Was ist ‚Forschungslogik‘? ü die ‚Logik‘ des Forschens, also:

Forschen = Kern von Wissenschaft Was ist ‚Forschungslogik‘? ü die ‚Logik‘ des Forschens, also: die ‚Spielregeln‘ des Forschens Ø ‚Wie macht man‘s richtig? ‘ ü die Erklärung der Gründe dieser Regeln Ø ‚Warum macht man das sinnvollerweise so – und nicht anders? ‘ ü die Hinführung auf die konkreten Techniken (‚Kochrezepte‘) des Forschens Ø ‚Was folgt denn aus jenen Spielregeln konkret – für uns, hier und jetzt? ‘ ü der Blick auf … ü die Schwierigkeiten beim Forschen ü ihre Ursachen ü die Möglichkeiten, mit diesen Problemen für alle praktischen Zwecke zurechtzukommen Ø ‚Warum geht das so schwer – und was machen wir nun? ‘ Ansc h ‚konk lussstell e r Meth eten‘ Tei zu den le oden ausb n der ildun g = Stellenwert des Wer versteht, wie man forscht, der versteht, wie man Vorlesungsteils zur TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt sinnvollerweise Wissenschaft betreibt und organisiert Forschungslogik

Der Zweck von Wissenschaft besteht darin, . . . ü Fragen zu beantworten, auf

Der Zweck von Wissenschaft besteht darin, . . . ü Fragen zu beantworten, auf die man Antworten sucht; ü Probleme zu lösen, die man zu beheben wünscht. Das heißt: ü Wissenschaft ‚beginnt‘ mit einer Fragestellung ü Wissenschaft ‚endet‘ mit der Formulierung von Aussagen ü Wissenschaft ist unnötig, wo das Alltagsdenken ausreicht für h c u ta Sem . gil. . TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt en! beit r a in

Aufgabe von Wissenschaft ist es darum. . . 1. . dort über das Alltagsdenken

Aufgabe von Wissenschaft ist es darum. . . 1. . dort über das Alltagsdenken hinauszugehen, wo dieses an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gelangt! Emanzipation vom Alltagsdenken Ø Das ist der Fall, wenn. . . ü die Gegenstände, um die es geht, zu kompliziert sind, als dass allein schon das Alltagsdenken wahre Aussagen über sie erlaubte; ü des Alltagsdenkens unbemerkte Perspektivität, Selektivität und Normativität zu Aussagen führen, die als Antworten auf gestellte Fragen oder als Problemlösungen wenig geeignet sind. Fazit: Bei Wissenschaft … • geht es um reflektierte und kontrollierte Perspektivität, Selektivität und Normativität, • geht es aber nicht um eine ‚Beseitigung‘ von Perspektivität, Selektivität und Normativität! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Jeder B „Perspektivität“ lick auf Wirklich keit ist p Nicht di erspekti e Wirklic

Jeder B „Perspektivität“ lick auf Wirklich keit ist p Nicht di erspekti e Wirklic visch! hkeit än eine neu dert sich e Persp , wenn m ektive e das Bild innimmt an , das sie , sonder uns biet n nur et! verschiedene Perspektiven verschiedene Wahrnehmungen (= Perzeptionen) des gleichen Gegenstands! (verschiedene ‚Perzeptionswirklichkeiten‘) Beobachter (‚Forscher‘) betrachteter Gegenstand (‚empirischer Referent‘, ‚Operationswirklichkeit‘) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Jeder B ‚Selektivität‘ lick auf Wirklich keit ist s elektiv! ü Nicht über alles,

Jeder B ‚Selektivität‘ lick auf Wirklich keit ist s elektiv! ü Nicht über alles, was es gibt, gibt es Informationen. ü Nicht alle Informationen, die es gibt, nimmt man zur Kenntnis. ü Das meiste, was man je zur Kenntnis genommen hat, vergisst man wieder. Den Rest deutet man sich meist so zurecht, dass man wenig Bedürfnis nach neuen Informationen verspürt. Ergebnis: eine selektive ‚Weltanschauung‘ (= eine selektive Perzeptionswirklichkeit) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

werturteilsfrei ≠ wertfrei !! Normativität = ‚Fuß bal eigen ltrainerblic e und k fremd

werturteilsfrei ≠ wertfrei !! Normativität = ‚Fuß bal eigen ltrainerblic e und k fremd ‘ auf e Man nscha ft ü Meinungen und Aussagen werden oft durch ihnen zugrunde liegende Werturteile geprägt. ü Diese drücken aus, ob man etwas für (eher) gut oder schlecht, für (eher) zu tun oder zu unterlassen, für zu bewahren oder zu verändern hält. ü Beispiel: ‚Es ist gut, dass Deutschland ein Sozialstaat ist!‘ ü Geleitet von solcher werturteilsgeprägten Wirklichkeitswahrnehmung ist man oft geneigt, solche Sachverhalte gerade nicht (ernsthaft) zur Kenntnis zu nehmen, welche die eigenen Bewertungen und Urteile in Frage stellen könnten. Ø „Denn, so schließt er messerscharf, es kann nicht sein, was nicht sein darf!“ ü Solche Normativität kann unbemerkt oder unreflektiert bleiben. Dann bleibt man in ihr befangen. Ø Man kann sich ihrer aber auch bewusst werden und sie dann bewusst ausgestalten oder neutralisieren. = Sinn des Prinzip s der ‚Werturteilsfr eiheit‘ Es gibt keine wertfreie Wissenschaft, sehr wohl aber (1) werturteilsfreie Wissenschaft sowie (2) wissenschaftlich reflektierte Werturteile ! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

= Forschung (unterschiedlichen Tiefgangs) Wissenschaftliches Arbeiten ü Frage- oder Problemstellung formulieren ü Informationen für

= Forschung (unterschiedlichen Tiefgangs) Wissenschaftliches Arbeiten ü Frage- oder Problemstellung formulieren ü Informationen für ihre Beantwortung erheben ü durch Erfassen und Sichten von Forschungsliteratur ü durch eigene Datenerhebung ü erhobene Informationen auswerten ü durch Literaturauswertung ü durch Datenanalyse = empirische (Sozial-) Forschung Beides ist Stoff des Basismoduls ‚Methoden‘ ü Forschungsfrage beantworten (durch Seminararbeit, Vortrag, Aufsatz, Buch o. ä. ) Achtung: Immer wieder entdeckt man erst im Lauf des Lesens / Denkens, welche Frage einen wirklich interessiert oder welches Problem man tatsächlich lösen will! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

. . . werden konkret verwendet anhand von ‚Erhebungsinstrumenten‘ Methoden der Datenerhebung ü Inhaltsanalyse

. . . werden konkret verwendet anhand von ‚Erhebungsinstrumenten‘ Methoden der Datenerhebung ü Inhaltsanalyse von Dokumenten aller Art Ø Texte, Bilder, Filme, Grafiken, ‚Statistiken‘ : at it de nt ho ua et M r) q en he (e lig ei … w … je … r … de … g iv un at äg lit pr ua us ) q r he (e Ø mündlich vs. schriftlich Ø stark strukturiert vs. situationsorientiert A ü Befragung ü Beobachtung Ø offen vs. verdeckt Ø stark strukturiert vs. situationsorientiert ü Experiment Ausprägung abhängig von … • Fragestellung: Neues suchen vs. Vermutetes überprüfen • Gegenstand: recht unbekannt vs. schon recht gut verstanden • Forschungsstand: kaum vorhanden vs. gut entwickelt Ø Laborexperiment, Feldexperiment, Quasi-Experiment ü Simulation Ø Computersimulation, Planspiel iv TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Anforderungen: - Inter-Reliabilität: Erhebungsinstrument liefert bei jedem Benutzer die gleichen Ergebnisse - Intra-Reliabilität: Erhebungsinstrument

Anforderungen: - Inter-Reliabilität: Erhebungsinstrument liefert bei jedem Benutzer die gleichen Ergebnisse - Intra-Reliabilität: Erhebungsinstrument liefert bei jeder Benutzung die gleichen Ergebnisse Erhebungsinstrumente Reliabilität schwerer möglich R. leichter möglich ‚qualitative Forschung‘ ……………. . ‘quantitative Forschung‘ ü Leitfaden für Interview ü Fragebogen für mündliche oder schriftliche Befragung ü Sammlung von Fragestellungen oder ‚sensibilisierenden Begriffen‘ für die Durcharbeitung von Dokumenten (Texte, Bilder, Filme …) ü Kategorienschema für systematische Inhaltsanalyse von Texten, Bildern, Filmen … ü Sammlung von Fragestellungen oder ‚sensibilisierenden Begriffen‘ für die Durchführung von Beobachtungen ü Kategorienschema für eine Beobachtungsstudie ü ‚Drehbuch‘ und Begleitmaterialien für eine Planspiel ü Experimentierplan recht unbekannter Gegenstand, geringer vorhandener Forschungsstand; Neues soll gesucht werden schon gut verstandener Gegenstand, guter Forschungsstand; Vermutetes soll überprüft werden TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Methoden der Datenanalyse ü Hermeneutische Methode d. h. Methodik des … ü Textverstehens grundlegend

Methoden der Datenanalyse ü Hermeneutische Methode d. h. Methodik des … ü Textverstehens grundlegend für alle Wissenschaften ü Bildverstehens ü Zahlenverstehens ü Handlungsverstehens ausgeprägt u. a. als … sehr wichtig nicht nur für Historiker und Juristen, ü Historische Methode sondern auch für Politikwissenschaftler ü Juristische Methode ü Statistische Methoden ü eher ‚Modelle‘ als ‚Methoden‘ ü verfügbar nicht nur für ‚quantitative‘ Daten, sondern auch für ‚qualitative‘ Daten ! unverzichtbar für empirisch arbeitende Sozialwissenschaftler TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Die hermeneutische Methode ‚Gestalterkenntnis‘ / Sinnverstehen Aha! ansatzweises Verstehen erste Ideen zur Deutung irie

Die hermeneutische Methode ‚Gestalterkenntnis‘ / Sinnverstehen Aha! ansatzweises Verstehen erste Ideen zur Deutung irie p m E ‚letzte Mosaiksteine‘ ? Suche nach Verständnishilfen Vorwissen Theorie TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Wie ab er allgeme genau ‚interpr et in anwe ndbare iert‘ man? Gib Verfahr

Wie ab er allgeme genau ‚interpr et in anwe ndbare iert‘ man? Gib Verfahr t es da enswei sen? Hermeneutik ü gekennzeichnet durch einen ständigen … ü Pendelschlag zwischen ‚herangetragenem Vorwissen‘ und ‚Arbeit am Gegenstand‘ ü Perspektivenwechsel zwischen ‚dem Ganzen‘ und ‚seinen Teilen‘ ü Wechsel zwischen theoretischer und empirischer Arbeit ü kein „Zirkel“, sondern ein nach oben weisender Spiralprozess! halb der r e n in a w t e t hren‘ ! rbeite a f a r e e g v s s u n a r io e t a h t ja – ‚Interpre ls a ie g lo o d o Ethnometh TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

soz ialw Unken n isse nsc tnis vo haf tlic n Stat is her

soz ialw Unken n isse nsc tnis vo haf tlic n Stat is her Ana tik = lph abe tism us Statistik und ihre Methoden ü beschreibende Statistik Ø Verdichtung von Informationen durch statistische Maßzahlen ü Informationsgehalt der Ziffern abhängig vom ‚Messniveau‘: ü nominal (‚kategorial‘), z. B. 1 = männlich, 2 = weiblich ü ordinal, z. B. 1 = schön, 2 = schöner, 3 = am schönsten ü metrisch, z. B. 1 €, 2 €, . . . 1. 000 € wichtig für qualitative Forschung ü je nach Anzahl der gleichzeitig betrachteten ‚Variablen‘ entfaltet als ü univariate Statistik, z. B. Mittelwerte, Streuungsmaße ü bivariate Statistik, z. B. Korrelationskoeffizienten ü multivariate Statistik, z. B. Cluster- oder Faktorenanalyse Modelle verfügbar auch für qualitative Forschung! ü schließende Statistik Ø Schluss von Stichproben auf Grundgesamtheiten ü Stichprobentheorie: ‚Wie zieht man eine repräsentative Stichprobe? ‘ ü Repräsentationsschluss von einer Stichprobe auf die Grundgesamtheit ü Testen von Hypothesen über die Grundgesamtheit anhand von Stichprobendaten (‚Inklusionsschluss‘, ‚Signifikanztests‘) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

‚qualitative Studien‘: meist theoriegesteuerte Stichproben ‚quantitative Studien‘: oft Zufallsstichproben Stichprobentheorie ≈ Lehre vom sinnvollen

‚qualitative Studien‘: meist theoriegesteuerte Stichproben ‚quantitative Studien‘: oft Zufallsstichproben Stichprobentheorie ≈ Lehre vom sinnvollen Umgehen mit unvermeidlicher Selektivität ü Eine Grundgesamtheit ist die Menge aller Gegenstände / Sachverhalte, über die man etwas aussagen will. ü Eine Stichprobe ist eine Auswahl aus einer Grundgesamtheit. ü Stichproben untersucht man dann, wenn man Grundgesamtheiten nicht untersuchen kann, will oder muss. ü Eine Aussage über eine Stichprobe kann dann auf eine Grundgesamtheit verallgemeinert werden, wenn es sich um eine repräsentative Stichprobe handelt. ü Eine repräsentative Stichprobe ist eine Stichprobe, bei der jedes Element der Grundgesamtheit die gleiche Chance hatte, in die Stichprobe zu gelangen, und nur der Zufall entschied, welche Elemente tatsächlich in die Grundgesamtheit gelangten (‚Zufallsstichprobe‘). ü Praktisch erlauben auch Quotenstichproben oft wahre Verallgemeinerungen auf die Grundgesamtheit: Man sorgt dafür, dass für wichtig gehaltene Merkmale der Untersuchungseinheiten in denselben Quoten in der Stichprobe auftreten wie in der Grundgesamtheit (z. B. Frauenanteil, Altersklassen, Berufe. . . ). ü Oft arbeitet man mit theoriegesteuerten Stichproben: Theoretische Überlegungen legen fest, welche Vergleichsfälle man hinsichtlich welcher Vergleichskategorien zur (vorläufigen) Beantwortung einer bestimmten Frage untersuchen muss. ü Alle anderen Stichproben als Zufalls-, Quoten- und theoriegesteuerte Stichproben heißen ‚willkürliche‘ Stichproben und erlauben keine Verallgemeinerungen auf die TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt Grundgesamtheit.

Beispiel bitte anhand des Foliensatzes selbst durcharbeiten! ( Klick mit linker Maustaste) Der Forschungsprozess:

Beispiel bitte anhand des Foliensatzes selbst durcharbeiten! ( Klick mit linker Maustaste) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) sammeln 3. Informationen (‚Daten‘) auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben Ø Wie verstehen Deutschlands Parlamentarier ihre Rolle als Abgeordnete? Ø Interviews mit Abgeordneten führen, Fragebogen ausfüllen lassen Ø Interviews und Fragebögen auswerten Ø aufschreiben, wie Deutschlands Parlamentarier ihre Rolle als Abgeordnete verstehen Werner J. Patzelt, Abgeordnete und Repräsentation. Amtsverständnis und Wahlkreisarbeit, Passau 1993, dort S. 101 -115 ‚Methodenbericht‘ TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

„Konzeptualisierungsphase“ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2.

„Konzeptualisierungsphase“ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) sammeln 3. Informationen (‚Daten‘) auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben Achtung: explizite und somit (selbst-) kritisch reflektierte Theoriebildung ist meist für die Qualität der zu leistenden Forschungsarbeit besser als eine implizite und unbemerkte ‚Theoriebrille‘ ü gefunden aus Neugier, durch Zufall, im Verlauf einer zunächst ganz andere Interessen verfolgenden Arbeit am Untersuchungsgegenstand oder als Auftrag ü Wird formuliert anhand von Begriffen, die ihrerseits eine bestimmte – und keine andere! – Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand ‚einrasten‘ Ø Ø implizite oder explizite ‚Theoriehaltigkeit‘ explizieren durch ‚dimensionale Analyse‘ ü kann – je nach Tauglichkeit der ‚eingerasteten‘ Perspektive – den Untersuchungsgegenstand besser oder schlechter erschließen ü verdient stets eine gründliche Reflexion … ü ü ü der Begriffe, in denen sie formuliert ist der Kontexte und Implikationen jener Begriffe d. h. : der impliziten oder expliziten Theorie, in deren Rahmen die Fragestellung als wichtig gelten mag TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Phase 1: Ausarbeitung der Fragestellung (samt Begriffs- und Theoriearbeit!) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein

Phase 1: Ausarbeitung der Fragestellung (samt Begriffs- und Theoriearbeit!) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel ü Wie verstehen Deutschlands Parlamentarier ihre Rolle als Abgeordnete? ü gefunden aus Neugier, durch Zufall, im Verlauf einer zunächst ganz andere Interessen verfolgenden Arbeit am Untersuchungsgegenstand oder als Auftrag ü Begriffe der Rollentheorie aus der Soziologie und aus einem bahnbrechenden Werk der Parlamentarismusforschung (Wahlke et al. , The Legislative System, New York / London 1962 ü Wird formuliert anhand von Begriffen, die ihrerseits eine bestimmte – und keine andere! – Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand ‚einrasten‘ Ø Ø ü ü Kritik und weitreichende Weiterentwicklung der traditionellen Rollentheorie der Parlamentarismusforschung; Verbindung mit weiterführenden Theorieansätzen vorgängige ausführliche Theoriearbeit, vor Augen geführt und nachvollziehbar gemacht in Patzelt, Abgeordnete und Repräsentation, a. a. O. , S. 17 -99 implizite oder explizite ‚Theoriehaltigkeit‘ explizieren durch ‚dimensionale Analyse‘ ü kann – je nach Tauglichkeit der ‚eingerasteten‘ Perspektive – den Untersuchungsgegenstand besser oder schlechter erschließen ü verdient stets eine gründliche Reflexion … ü ü ü der Begriffe, in denen sie formuliert ist der Kontexte und Implikationen jener Begriffe d. h. : der impliziten oder expliziten Theorie, in deren Rahmen die Fragestellung als wichtig gelten mag TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

„Operationalisierungsphase“ / „Datenerhebungsphase“ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung

„Operationalisierungsphase“ / „Datenerhebungsphase“ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) sammeln 3. Informationen (‚Daten‘) auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben ü Welche Informationen (‚Daten‘) muss ich denn ganz konkret sammeln / erheben? ü jene, die erforderlich sind, um die Forschungsfrage vollständig und präzise zu beantworten ü jene, auf die sich die bei der Formulierung meiner Forschungsfrage verwendeten Begriffe direkt oder indirekt beziehen Ø ‚Operationalisierung‘ der forschungsleitenden Begriffe (‚Weg von theoretischen Begriffen hin zu Beobachtungsbegriffen‘) ü Mit welchen Methoden kann ich die erforderlichen Informationen sammeln? ü Art der erforderlichen Daten ü Verfügbarkeit von Zeit, Geld, Mitarbeitern drei Dinge müssen immer gut zusammenpassen: ü Grundgesamtheit oder war für eine Stichprobe? • Fragestellung • Methode / Erhebungsinstrument • Datenanalyseplan ü Entwicklung der Erhebungsinstrumente ü Entwicklung eines Datenanalyseplans ü Durchführung der Datenerhebung TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Phase 2: Datenerhebung (von der Operationalisierung bis zur Durchführung) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein

Phase 2: Datenerhebung (von der Operationalisierung bis zur Durchführung) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel ü Aussagen von Parlamentariern über ihr Rollenverständnis Ø Operationalisierung von ‚Rollenverständnis‘ als: ‚Was sind die wichtigsten Dinge, die ein Abgeordneter tun sollte? ‘ ü Welche Informationen (‚Daten‘) muss ich denn ganz konkret sammeln / erheben? ü jene, die erforderlich sind, um die Forschungsfrage vollständig und präzise zu beantworten ü jene, auf die sich die bei der Formulierung meiner Forschungsfrage verwendeten Begriffe direkt oder indirekt beziehen Ø ‚Operationalisierung‘ der forschungsleitenden Begriffe (‚Weg von theoretischen Begriffen hin zu Beobachtungsbegriffen‘) Mit welchen Methoden kann ich die erforderlichen Informationen sammeln? ü Art der erforderlichen Daten ü Verfügbarkeit von Zeit, Geld, Mitarbeitern Grundgesamtheit oder war für eine Stichprobe? Entwicklung der Erhebungsinstrumente Entwicklung eines Datenanalyseplans Durchführung der Datenerhebung ü Einesteils Interviews mit frei formulierten Antworten der Abgeordneten, andernteils schriftlicher Fragebogen mit präzisen, ‚ziffernmäßig‘ beantwortbaren Fragen ü nur bayerische Md. L, Md. B und Md. EP; eine nach theoretischen Gesichtspunkten ü zusammengestellte Stichprobe in Interviews, alle übrigen schriftlich Entwicklung und Pretest von Interviewleitfaden und schriftlichem Fragebogen (Sommer 1988) ü Klärung: Interviews werden auf Band ü aufgezeichnet, verschriftlicht und einer ü qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen; Fragebögen werden statistisch ü ausgewertet ab ins Feld! (Januar – Mai 1989) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt ü ü ü

„Datenanalysephase “ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren

„Datenanalysephase “ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) sammeln 3. Informationen (‚Daten‘) auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben ü erhobene Daten erfassen und ordnen ü früher: Karteikarten, Zettel usw. ü heute meist: Datei oder Dateisystem auf PC ü erhobene Daten kontrollieren: ü Vollständigkeit oder fehlende Datensätze / Werte? ü Fehler im Datenmaterial? ü Fehler bei der Erhebung? ü Fehler bei der Erfassung? ü fehlerhafte Daten(sätze) bereinigen ü gegebenenfalls: Stichprobe gewichten ü Durchführung der Datenanalyse ü Grundlagen: Die rechts umrissene Logik der Datenanalyse ist stets die gleiche – ganz gleich ob quantitativ oder qualitativ geforscht wird ! ü Forschungsfrage ü ‚Hermeneutik am erhobenen Material‘ ü Abarbeiten des (impliziten) Datenanalyseplans ü Verfolgen ‚neuer Fährten‘ TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Phase 3: Datenanalyse (von der Datenerfassung bis zur Durchführung) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein

Phase 3: Datenanalyse (von der Datenerfassung bis zur Durchführung) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel ü ü am PC: auf Band aufgezeichnete Interviews verschriftlichen sowie Fragebogendaten erfassen ü erhobene Daten erfassen und ordnen Interviewverschriftungen überprüfen und korrigieren; Fragebogedaten auf Muster in den fehlenden Werten und auf innere Konsistenz hin überprüfen und ggf. korrigieren ü erhobene Daten kontrollieren: ü früher: Karteikarten, Zettel usw. ü heute meist: Datei oder Dateisystem auf PC ü Vollständigkeit oder fehlende Datensätze / Werte? ü Fehler im Datenmaterial? ü Fehler bei der Erhebung? ü Fehler bei der Erfassung? ü fehlerhafte Daten(sätze) bereinigen ü ü Interviewtranskripte nach inhaltlichen Gesichtspunkten kodieren, in thematisch und nach den Befragten geordnete Teildateien segmentieren; diese einer qualitativen Inhaltsanalyse unterziehen Fragebogendaten statistisch auswerten (am PC mit SPSS) ü gegebenenfalls: Stichprobe gewichten ü Durchführung der Datenanalyse ü Grundlagen: ü Forschungsfrage ü ‚Hermeneutik am erhobenen Material‘ ü Abarbeiten des (impliziten) Datenanalyseplans ü Verfolgen ‚neuer Fährten‘ TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

„Abschlussphase “ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren

„Abschlussphase “ Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel 1. Fragestellung oder Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) sammeln 3. Informationen (‚Daten‘) auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben ü Die Ergebnisse der einzelnen Schritte der Datenanalyse werden in übersichtlicher Form zusammengestellt. ü Memos (= kleine Forschungsnotizen) ü Schaubilder und Grafiken ü Listen und Tabellen ü Die Einzelergebnisse werden gemeinsam überblickt und im Zusammenhang möglichst gut verstanden. Ø Modell- und Theoriebildung ü Es wird festgestellt, welche (Teil-) Fragen wohl immer noch offen sind ü Versuch der Formulierung beantwortender Vermutungen ü Feststellung weiteren Forschungsbedarfs ü Niederlegung der insgesamt gewonnenen Einsichten in Forschungsberichte, Vorträgen, Aufsätzen und Büchern. TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Phase 4: Beantwortung der Forschungsfrage (samt Feststellung weiteren Forschungsbedarfs) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein

Phase 4: Beantwortung der Forschungsfrage (samt Feststellung weiteren Forschungsbedarfs) Der Forschungsprozess: Differenzierungen und ein reales Beispiel ü Zusammenstellungen von. . . ü ü ü Schaubildern mit den zentralen Einsichten der qualitativen Inhaltsanalyse der verschriftlichten Interviews Sammlungen exemplarischer Interviewzitate (‚Belegstellen‘) Tabellen mit den Ergebnissen der statistischen Analyse der Fragebogenerhebung Erstfassung einer Monographie Planung (und spätere Durchführung!) weiterer Forschungsprojekte zur Beantwortung der offenen Fragen mehrere Publikationen aus dem Projekt ü Die Ergebnisse der einzelnen Schritte der Datenanalyse werden in übersichtlicher Form zusammengestellt. ü Memos (= kleine Forschungsnotizen) ü Schaubilder und Grafiken ü Listen und Tabellen ü Die Einzelergebnisse werden gemeinsam überblickt und im Zusammenhang möglichst gut verstanden Ø Modell- und Theoriebildung ü Es wird festgestellt, welche (Teil-) Fragen wohl immer noch offen sind ü Versuch der Formulierung beantwortender Vermutungen ü Feststellung weiteren Forschungsbedarfs ü Niederlegung der insgesamt gewonnenen Einsichten in Forschungsberichte, Vorträgen, Aufsätzen und Büchern. TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

graphische Zusammenfassung der Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse von Interviewaussagen zum Rollenverständnis von Abgeordneten Politikresponsivität

graphische Zusammenfassung der Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse von Interviewaussagen zum Rollenverständnis von Abgeordneten Politikresponsivität TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

typische Wiedergabe von (vergleichenden) Häufigkeitstabellen TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr.

typische Wiedergabe von (vergleichenden) Häufigkeitstabellen TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

typische Darstellung der Ergebnisse einer einfachen bivariaten Zusammenhangsanalyse TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft

typische Darstellung der Ergebnisse einer einfachen bivariaten Zusammenhangsanalyse TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

weitergehende Forschungsprojekte stets V quan erbindun g titativ er Fo qualitativ rschu e ngsp

weitergehende Forschungsprojekte stets V quan erbindun g titativ er Fo qualitativ rschu e ngsp r und rojek te! ü Sind die für Bayern gewonnenen Ergebnisse für ganz Deutschland verallgemeinerbar? Ø schriftliche Befragung aller deutschen Abgeordneten zu ihrem Amtsverständnis, ihrer Amtsausübung und ihrer gesellschaftlichen Vernetzung (1994) ü Was tun Abgeordnete im Wahlkreis wirklich? Ø teilnehmende Beobachtung (samt Interviews) von Md. L und Md. B in ausgewählten sächsischen und hessischen Wahlkreisen (1997 f) ü Was tun Abgeordnete im Parlament wirklich? Ø teilnehmende Beobachtung (samt Interviews) der Abgeordnetenarbeit in allen wichtigen Gremien von Sächsischen Landtag und Deutschem Bundestag (2000 f) ü Wie und wie gut sind die Abgeordneten wirklich in ihren Wahlkreisen vernetzt? Ø mehrstufige Netzwerkstudie mit Interviews in ausgewählten Wahlkreisen Sachsens und Hessens mit Abgeordneten, mit deren 10 für die Wahlkreisarbeit wichtigsten Personen (‚Rollenpartner 1. Ordnung‘) sowie mit deren (!) für die politische Arbeit wichtigsten 10 Personen (‚Rollenpartner 2. Ordnung‘) und schriftliche Befragung von wiederum deren (!) 10 für die politische Arbeit wichtigsten Personen (‚Rollenpartner 3. Ordnung‘) (1997 f) ü Wie nehmen die Deutschen das Amtsverständnis, die Amtsausübung und die gesellschaftliche Vernetzung der Abgeordneten wahr? Ø für ganz Deutschland repräsentative Bevölkerungsumfragen (1995 und 2004) TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Der Forschungsprozess: Phasen im Überblick Bei einer S eminararb eit: im Grunde üb erhaupt

Der Forschungsprozess: Phasen im Überblick Bei einer S eminararb eit: im Grunde üb erhaupt ni cht anders ! 1. Fragestellung oder Ø Konzeptualisierungsphase Problemstellung formulieren 2. Informationen (‚Daten‘) Ø Operationalisierungsphase sammeln Ø Datenerhebungsphase 3. Informationen (‚Daten‘) Ø Datenanalysephase auswerten 4. Frage beantworten / Problemlösung beschreiben Ø Abschlussphase / Publikationsphase TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt

Damit sollte klar sein … ü was zentrale Leitgedanken beim Forschen sind ü welche

Damit sollte klar sein … ü was zentrale Leitgedanken beim Forschen sind ü welche Teilaufgaben beim Forschen zu bewältigen sind ü wie ein Forschungsprozess konkret abläuft ü wie sich das Verhältnis zwischen ‚qualitativer‘ und ‚quantitativer‘ Forschung in etwa ausnimmt ü wo die Anschlussstellen zwischen der Einführung in die ‚Forschungslogik‘ und den anderen Teilen der Methodenausbildung sind Noch Fragen? – Bitte! TU Dresden – Institut für Politikwissenschaft – Prof. Dr. Werner J. Patzelt