VO22 Wort als Grundeinheit der Sprache Lexikologie MatejBelUniversitt
VO#2/2: Wort als Grundeinheit der Sprache Lexikologie, Matej-Bel-Universität, Banská Bystrica Zuzana Tuhárska
Wortdefinition: Was ist ein Wort? -alltägliche Kommunikation: unproblematisch „Es besteht ein Vorverständnis darüber, was ein Wort ist. Wörter sind Einheiten aus Formativ und Bedeutung. Während ein Satz ein der Kommunikation neu gebildet wird. . . , sind Wörter als relativ stabile Einheiten gespeichert und werden in diesem Sinne als Grundeinheiten der Sprache aufgefasst. “ (Schippan 1993, 86) Eine exakte (sprach)wissenschaftliche Definition ist allerdings nicht so einfach zu formulieren.
Probleme einer Wortdefinition a) Wort als sprachliche Grundeinheit: - mehrere Ebenen (phnonolgische, morphologische, syntaktische usw. ) - !aber im Rahmen der Verkehrssignale: einschichtige Erscheinung
b) weitere Probleme folgende Erscheinungen: n Autosemantika vs. Synsemantika n Systemwort vs. Textwort im Kontext der Isolierbarkeit n Grundform vs. abgewandelte Form im Rahmen der Paradigmen n n Homonymie vs. Polysemie Phraseologie
Strukturelle Wortbetrachtung Das Wort - in der Linguistik: auch im Rahmen der mehrschichtigen (grammatischen) Modellen 1. das phonetische 2. das graphische 3. das morphologische 4. das syntaktische 5. das semantische 6. das pragmatische Wort
1. Das phonetisch-phonologische Wort - in Bezug auf die gesprochene Sprache - als eine prosodische Einheit definiert (Wortakzent, Silbenbetonung, oder Satzmelodie, aber auch Sprechtempo und Sprechrhytmus) - Grenzsignale zwischen zwei Wörtern: 1. Wortakzent oder Sprechpausen „Das eigentliche Problem besteht darin, dass es diese Grenzsignale objektiv nicht gibt und Pausen eher die Ausnahmen sind. “ (Römer, Matzke 2004, 22)
2. Das graphische Wort - schriftliches Wort, d. h. Wort im Bezug auf die geschriebene Sprache. „Die graphischen Wörter sind daran erkennbar, dass nach jedem Wort im Text eine Lücke folgt, ein Zwischenraum gelassen wird. “(Römer, Matzke 2004, 22) Probleme: - die Sprachen ohne Schrifttradition - Wandel der Ortographie
3. Das morphologische Wort „Ein Wort ist ein frei auftretendes Morphem oder eine frei auftretende Morphemkonstruktion. Man könnte hier von dem morphologischen Wort sprechen. “ (Meibauer 2002, 17) „Morpheme sind die kleinsten lautlichen oder graphischen Einheiten mit einer Bedeutung oder grammatischen Funktion. “ (Linke u. a. 1994, S. 60)
„Unter Morphemen versteht man die kleinsten bedeutungstragenden Baueinheiten von Wörtern. Ausdrücke wie rot, Haus, auf kann man nicht mehr in kleinere bedeutungstragende Einheiten zerlegen. Es handelt sich um mono-morphematische Wörter, um Simplizia. Dagegen ist eine solche Zerlegung bei komplexen Wörtern wie zum Beispiel Hoch+haus, un+gut, lieb+lich möglich, wobei die einzelnen Elemente Morpheme sind. Die Elemente un- oder -lich treten nur an andere Elemente gebunden (d. h. nicht frei, unselbstständig) auf, es sind also keine Wörter; alle anderen Ausdrücke sind Morpheme oder Morphemkonstruktionen, die frei (d. h. nicht gebunden, selbstständig) vorkommen können und daher Wörter. “ (Meibauer 2002, 17)
Fazit: Ein Wort ist eine möglichst kleine sprachliche Einheit, die eine Bedeutung trägt und frei vorkommen kann. In dieser Definition entspricht Wort etwa einem freien Morphem, das aber durch Prä- oder Suffixe ergänzt sein kann (z. B. Herr, herrlich, verherrlichen). Ein so definiertes Wort kann durch Flexionsendungen erweitert werden, wodurch man die Wortformen dieses Wortes erhält (z. B. Frau, Frauen; laut, lauter; mache, machst, macht). In der Sprachwissenschaft spricht man in diesem Fall statt von Wort von Lexem.
4. Das syntaktische Wort „Wortformen nennt man auch syntaktische Wörter. “ (Meibauer 2002, 17) „Syntaktisches Wort ist jede spezifische grammatische Ausprägung eines Wortes. (Linke 1996, 57)
Zusammenfassend : Wörter sind Einheiten, die sich innerhalb eines Satzes verschieben, durch andere austauschen und durch das Einfügen weiterer Wörter voneinander trennen lassen. Problematisch -Wortformen (Frau und Frauen) nicht als zusammengehörig -die trennbaren Verben (die sich zwar voneinander trennen lassen, aber trotzdem als Ganzes ersetzbar sind)
„Schlüpfen. . . aus ist, ähnlich wie reiste. . . ab, ein Beispiel für syntaktische Wörter, die zusammen eine Wortform bilden. Nichtzusammenfall eines morphologischen Worts mit einem syntaktischen ist charakteristisch fürs Deutsche. Zwischen den beiden syntaktischen Wörtern, die zusammen ein morphologisches Wort bilden, können sehr viele andere Wörter bzw. Wortgruppen stehen. . . “ (Vater 2002, 63)
5. Das semantische Wort „Das semantische Wort ist der kleinste selbstständige Bedeutungsträger, d. h. die Sprachbenutzer können mit ihm einen Inhalt verbinden. “ (Römer, Matzke 2004, 27) - nicht alle Wörter in der Sprache sind Bedeutungsträger - Autosemantika und Synsemantika
a) - Autosemantika: bedeutungstragend können selbstständig vorkommen Vollwörter „ Autosemantika sind …relativ selbständige, begriffliche Bedeutung tragende Einheiten, die benennen … wie gehören zur Klasse Substantive, Adjektive, Verben, Adverbien, bestimmter Präpositionen wie seit, während, wegen, entgegen, und Konjunktionen, wie weil, damit, oder. “ (Brausse 1994, 61)
b) Synsemantika: - Leerwörter (Römer und Matzke) -können keine selbstständige Bedeutung tragen -Hilfswörter, Funktionswörter, Strukturwörter „Synsemantika besitzen keine lexisch-semantische Selbständigkeit, sondern dienen ausschließlich der Organisation des Textes, indem sie Beziehungen zwischen sprachlichen Einheiten herstellen, verflechtende oder werweisende Funktion. (Brausse 1994, 61)
6. Das pragmatische Wort -Beitrag für die kommunikative Handlung -im Bezug auf die kommunikative Funktion der Sprache Karl Bühler (1934) Organon-Modell Wörter in der Kommunikation a) Darstellungsb) Ausdruck- und c) Apellfunktion
a) Darstellungsfunktion „Mit Wort-Zeichen kann man verallgemeinernd benennen, auf etwas weisen, referieren. “ (Schippan 1992, 75) „Mit der Darstellungsfunktion von sprachlichen Zeichen ist gemeint, dass mit ihnen auf Anwesendes und Nichtanwesendes Bezug genommen werden kann. “ (Römer, Matzke 2005, 29)
b) Ausdrucksfunktion – emotive Befindlichkeit, Emotionen der Sprechenden Wir unterscheiden: - Gefühls- (bezeichnen Emotionen ohne selbst expressiv zu sein) - Affekt- (Wendungen zum Ausdrücken von Gefühlen) - Bewertungswörter (sie bewerten zugleich das Benannte)
Appellfunktion – Absichten an den Hörenden werden mitgeteilt. Ich appeliere an den Hörenden, ich deute ihm indirekt an, was er machen soll. c) „Zeichen können Ausdruck von Gefühlen und Urteilen des Zeichennutzers und damit Indiz für seine Haltungen, Auffassungen etc. sein. Zeichen können appelative Kraft haben. Damit ist nicht gesagt, dass jedes Zeichen alle Funktionen hat: . . . “ (Schippan 1992, 75)
Beitrag des Organon-Modells -Sprachliches Zeichen: neue Dimension (kommunikativer Aspekt + Situationsbezogenheit) -Wort: ein Element, das sich am Aufbau der Sprechsituation beteiligt -die Rollen des Sprechers und Hörers werden mitbezogen
„Sprachliche Zeichen - und als solche fassen wir Wörter auf - sind Mittel der Kommunikation und der Kognition. “ (Schippan 1992, 75) Wörter als -Medien für zwischenmenschliche Kommunikation, Austausch von Informationen, Kenntnisse, Intentionen -Medium der kognitiven Tätigkeit (die Verknüpfung des Denkens und des Wortes)
-die sprachlichen Zeichen sind materiellgeistiger Natur „Man beschreibt das sprachliche Zeichen als Element des Sprachsystems und betrachtet das Textzeichen als Realisierung/Aktualisierung der im System angelegten Möglichkeiten. De Saussure gab mit den Kategorien Langue und Parole dafür einen theoretischen Rahmen. “ (Schippan 1992, 75)
d. h. Sprachliche Zeichen existieren: 1. im Bewusstsein –Möglichkeiten der Anwendung (als Systemelement ) 2. im sprachlichen Handeln (bei der Kommunikation) - eine der Varianten wird in konkreter materieller Form realisiert (als Textzeichen)
Definition des prototypischen Wortes (nach Römer und Matzke) -Wortcharakter auf allen Sprachsystemebenen -es ist gekennzeichnet durch: - Isolierbarkeit in Rede und Schrift - seinen selbstständigen Bedeutungscharakter - seine Morphemstruktur - seine Fähigkeit, Phrasenkern sein zu können - seinen kommunikativen Charakter
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