Makro I Sparquote und goldene Regel i d
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Makro I Sparquote und “goldene Regel” i, d f(k*) tan MPK k* = i* c** s* f(k*) i** tan k** Goethe-Universität, Frankfurt/Main k* 183
Makro I “Goldene Regel” und Wirtschaftspolitik • Die “goldene Regel” ist ein interessantes theoretisches Konzept, wirft aber für die Wirtschaftspolitik besondere Probleme auf. • Nur wenn der steady-state-Kapitalstock zu Beginn höher ist als nach der “goldenen Regel”, ist die Empfehlung eindeutig: Reduzieren der Sparquote, so dass langfristig k** erreicht wird! Goethe-Universität, Frankfurt/Main 184
Makro I Wirtschaftspolitik und “goldene Regel” • Sofern die Kapitalakkumulation nach der “goldenen Regel” gesenkt werden müsste, ergibt sich wirtschaftpolitisch prinzipiell kein Problem, weil alle Konsumenten profitieren. • Wenn die Kapitalbildung hingegen verstärkt werden müsste, verliert die gegenwärtige Generation Konsummöglichkeiten, die deshalb eine solche Politik zu blockieren tendiert. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 185
Makro I Verminderung der Sparquote Von einer Reduzierung der Sparquote profitieren alle Konsumenten, die jetzt lebenden und die künftigen Generationen. y, c, i y c i Zeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 186
Makro I Erhöhung der Sparquote Von einer Erhöhung der Sparquote profitieren besonders künftige Generationen. y, c, i y c i Zeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 187
Makro I Bevölkerungswachstum und “goldene Regel” • Wenn die Bevölkerung wächst (sinkt), modifiziert sich die “goldene Regel” zu MPK = + n, wobei n die Wachstumsrate der Bevölkerung ist. • Die marginale Produktivität des Kapitals muss nicht nur ausreichen, verschlissenes Kapital zu ersetzen, sondern auch dazu, die neu Hinzutretenden mit Kapital auszustatten. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 188
Makro I Technischer Fortschritt • Weder Kapitalbildung an sich, noch die Zunahme der Bevölkerung können das Wirtschaftswachstum allein erklären. • Wichtigster Faktor ist der technologische bzw. organisatorische Fortschritt. • Er kann sich auf das Verhältnis von Kapital und Arbeit neutral, arbeitsvermehrend oder kapitalvermehrend auswirken. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 189
Makro I VI. Gesamtgleichgewicht ohne Arbeitsmarkt • Wir hatten bisher • Wir wollen jetzt L endogenisieren, d. h. den Arbeitsmarkt betrachten. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 190
Makro I VII. Arbeitsmarkt: Historischer (? ) Exkurs • Arbeitslosigkeit war seit Beginn der Industrialisierung ein besonderes Problem. • Es wurde verschärft durch – Zuwanderung vom Land in die Städte; und – hohe Geburtenziffern. • Arbeiter verdingten sich als Tagelöhner. • Die Situation ist aber heute in der sogenannten “Dritten Welt” nicht viel anders. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 191
Makro I Das Tagelöhnermodell Ferdinand Lassalle’s W/P = Reallohn Subsistenzlohn “Ehernes Lohngesetz” Marx’ “Industrielle Reservearmee” F. Lassalle 1825 -64 Arbeitsnachfrage H* Goethe-Universität, Frankfurt/Main Tagelöhner in Arbeitsstunden 192
Makro I “Dualer” Arbeitsmarkt • Für die “Dritte Welt” ist ein “dualer Arbeitsmarkt” typisch, wobei – ein begrenzter Teil der Arbeitnehmer qualifiziert und organisiert am Wirtschaften teilnimmt; – der andere Teil als Tagelöhner arbeitet. • Wechsel (Arbitrage) zwischen den beiden Arbeitsmärkten ist dabei fast unmöglich. • Die Lohnunterschiede sind oft beträchtlich. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 193
Makro I “Dualer”Arbeitsmarkt und Zunahme der Produktivität Steigt die Produktivität, vergrößert sich der Lohnabstand (W/P)2 Lohnunterschied (W/P)1 L steigt L konstant L 1 Goethe-Universität, Frankfurt/Main L 2 194
Makro I Beschäftigung und Arbeitslosigkeit • Der Arbeitsmarkt entscheidet über die Anteilhabe am Produktionsprozess und über die primäre Einkommensverteilung. • Arbeit trägt auch zur Sinnfindung, zur sozialen Anerkennung und zur Selbstachtung des an der Produktion teilhabenden Individuums bei. • Arbeit ist daher mehr als nur “ein Job”. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 195
Makro I Der Arbeitsmarkt in der Mikrotheorie • Die Mikrotheorie betrachtet den Arbeitsmarkt wie jeden anderen Markt, d. h. sie untersucht die Gleichgewichtsbedingungen. • Die Makrotheorie geht von der Realität der statistisch gemessenen Arbeitslosigkeit aus und bemüht sich um deren Erklärung. • Dabei greift die Analyse durchaus auf mikroökonomische Erkenntnisse zurück. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 196
Makro I Arbeitslosigkeit: Statistische Probleme • Arbeitlosigkeit wird nur erfasst, wenn eine amtliche Registrierung erfolgt und bestimmte Kriterien erfüllt sind. • Wer sich nicht meldet (discouraged worker) entlastet damit die Arbeitslosenstatistik. • In der Bundesrepublik gilt als arbeitslos, wer nicht oder nur kurzzeitig (weniger als 18 Stunden pro Woche) beschäftigt ist. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 197
Makro I ‘Natürliche’ Arbeitslosenquote • Nicht jede Erwerbsperson kann zu jedem Zeitpunkt in einem Arbeitsverhältnis stehen. • Wir nennen “natürliche Arbeitslosigkeit” jene durchschnittliche Unterbeschäftigung, um die statistisch gemessene im Zeitablauf schwankt. • Solche Fluktuationen resultieren aus der Dynamik von Einstellung und Entlassung. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 198
Makro I Arbeitsuchende und Offene Stellen in der BRD Arbeitsuchende pro offene Stelle offenen Stellen Arbeitsuchende Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 199
Makro I Fluktuation der Arbeitslosigkeit Bundesrepublik 2001 in der Zugänge Abgänge Arbeitslose im Jahresdurchschnitt: 3, 85 Millionen 7, 035 Millionen 6, 857 Millionen Im Durchschnitt war jeder Vierte der Beschäftigten 2001 einmal im Jahr arbeitslos. Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 200
Makro I Strukturelle Elemente der Arbeitslosigkeit deutschen Langzeitarbeitslose (ein Jahr und länger) Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 201
Makro I Strukturelle Elemente der Arbeitslosigkeit deutschen Struktur der Arbeitslosen (Stand Oktober 2002) Quelle: Bundesanstalt für Arbeit Goethe-Universität, Frankfurt/Main 202
Makro I Definition der “natürlichen Arbeitslosigkeit” • N sei die Zahl der Erwerbspersonen, L die der Beschäftigten und U die der Arbeitslosen. • Weiter sei h (hire) die Quote der Einstellungen und f (fire) die Quote der Entlassenen. • Dann gilt im dynamischen Gleichgewicht (steady state) h*U = f*L oder h*U = f*(N-U). • Und Goethe-Universität, Frankfurt/Main 203
Makro I Beispiel: • Wir nehmen an, 2 % der Beschäftigten verliere jeden Monat den Arbeitsplatz (Ø- Dauer der Beschäftigung = 4 Jahre). • Und 20% der Arbeitslosen fände einen Job (Ø- Dauer der Arbeitslosigkeit = 5 Monate). • Dann ist die Arbeitslosenquote U% [0, 02] / [0, 02 + 0, 20] = 0, 0909. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 204
Makro I Wirtschaftspolitik und natürliche Arbeitslosigkeit • Natürliche Arbeitslosigkeit kann nur dadurch wirtschaftspolitisch bekämpft werden, indem entweder f reduziert, oder h erhöht wird. • Soweit f und h Verhaltensparameter der Privatwirtschaft sind, kann der Staat hierzu entsprechende Anreize setzen. • Die Anreizstruktur ist dabei sehr komplex. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 205
Makro I Wirtschaftspolitik und natürliche Arbeitslosigkeit Beispiel: Kündigungsschutz • Kündigungsschutz (im Extremfall: Verbot von Entlassungen f = 0 ) kann dazu führen, dass ein Betrieb Konkurs machen muss, um entlassen zu können (bzw. Chapter 11 in den USA). • Außerdem werden solche Kosten von den Unternehmen kapitalisiert und antizipiert, d. h. es kommt zu keinen Neueinstellungen mehr. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 206
Makro I Wirtschaftspolitik und natürliche Arbeitslosigkeit Beispiel: Staatliche Beschäftigung • Der Staat kann h erhöhen, indem er selbst seine Einstellungsquote erhöht. • Die Finanzierung staatlicher Programme muss aus der Produktion abgezweigt werden, was negative Anreize zur Folge haben kann. • Eine Finanzierung durch Staatsverschuldung ist dauerhaft nicht möglich. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 207
Makro I Ursachen der Arbeitslosigkeit • Die vorgenannten Maßnahmen sind ein “Kurieren am Symptom”. • Arbeitsmarktpolitik muss an den Ursachen der Arbeitslosigkeit ansetzen. • Wir unterscheiden hierzu – zyklische (saisonale und konjunkturelle) Arbeitslosigkeit; und – friktionelle oder strukturelle Arbeitslosigkeit. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 208
Makro I Zyklische Arbeitslosigkeit • Soweit Arbeitslosigkeit saisonal oder konjunkturell bedingt ist, besteht Arbeits-marktpolitik darin, die Schwankungen wirtschaftlicher Aktivität zu verringern. • Saisonale Einflüsse lassen sich nur bedingt reduzieren (aber: Förderung wetterunab-hängiger Technologie in der Bauwirtschaft). • Konjunkturpolitik ist Makrosteuerung. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 209
Makro I Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit STRUKTUR • Friktionelle AL ist temporär unvermeidlich. • Strukturelle AL resultiert daraus, dass sich Angebot und Nachfrage im Anforderungsprofil nicht entsprechen. Hierunter verstehen wir • Qualifikationsaspekte; • Räumliche Aspekte; • Erwartungshaltungen; Goethe-Universität, Frankfurt/Main nicht aber Preisaspekte ! 210
Makro I Strukturelle Aspekte: Beispiele • Qualifikation: Eine hohe Qualifikation (z. B. die eines Uhrmachers, eines Setzers usw. ) wird durch neue Technologien obsolet. • Raum: Ein regional wichtiges Unternehmen macht Konkurs; Arbeitnehmer sind immobil. • Erwartung: Ein Dipl. -Kaufmann mit einem Vierer-Examen erträumt sich einen Vorstandsposten mit Super-Gehalt. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 211
Makro I Ansätze der Wirtschaftspolitik • Qualifikation: Information, Betonung allgemeiner Fähigkeiten in der Bildung, Umschulungs-, Eingliederungsbeihilfen. • Raum: überregionaler Job-Markt; Maßnahmen zur Förderung der Mobilität; “Industriepolitik” (mit fraglichem Wert !!) • Erwartungen: Erwartungen passen sich meist an die Realität an. Hier hilft nur Zeit. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 212
Makro I Arbeitslosenversicherung (1) • Die Arbeitslosenversicherung beruht auf der Hypothese, dass Arbeitslosigkeit entweder “natürlich” oder ”zyklisch” verläuft. • In diesem Fall kann die Solidargemeinschaft individuelle Risiken der Arbeitslosigkeit ausgleichen. • Trifft die Hypothese jedoch nicht zu, so kann die Versicherung zum Problem werden. Goethe-Universität, Frankfurt/Main 213
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