Gegenstnde des Denkens Entwicklung und Gehirn Denkgegenstand Was

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Gegenstände des Denkens Entwicklung und Gehirn

Gegenstände des Denkens Entwicklung und Gehirn

Denkgegenstand • Was ist damit gemeint? • Warum ist das interessant? • Empirische Befunde:

Denkgegenstand • Was ist damit gemeint? • Warum ist das interessant? • Empirische Befunde: – Denkentwicklung – Gehirnprozesse • Relevanz – für Theorie wie sich Denken entwickelt und es strukturiert ist.

Was ist damit gemeint? • Denkgegenstand = etwas, an das man denkt. – inspiriert:

Was ist damit gemeint? • Denkgegenstand = etwas, an das man denkt. – inspiriert: Diskursreferent • Diskursreferent = etwas, worüber man spricht. = Gegenstand einer Abhandlung oder Unterhaltung. • Beispiel – „Unser Hund beisst den Langläufern gerne in die Skispitzen. “ – Unser Hund ist Gegenstand dieser Abhandlung – Wir haben gar keinen Hund auch nicht-existierendes kann Denkgegenstand sein 1

Warum ist das interessant? • Wird interessant wenn wir an real Existierendes denken oder

Warum ist das interessant? • Wird interessant wenn wir an real Existierendes denken oder darüber sprechen: – Denkgegenstand trifft Gegenstand. • Interessant weil: – vermutlich spezifisch menschliches Problem als denkende und sprechende Wesen – ein Problem für Kinder • sensomotorische Fertigkeiten mit sprachlichem Denken zu integrieren. • nicht systematisch untersucht

Denkgegenstand trifft Gegenstand „Das ist unsere Katze“ „Unsere Katze ist sehr zutraulich“ Denkgegenstand Katze

Denkgegenstand trifft Gegenstand „Das ist unsere Katze“ „Unsere Katze ist sehr zutraulich“ Denkgegenstand Katze verankern (Kamp 1990) wirkliche Katze WICHTIG! Verankerungsprozesse spielen eine Rolle in unserem Denken sind aber nicht „Gegenstand“ unseres Denkens Gegenstand ist nur: „Dies hier ist eine Katze, sie ist sehr zutraulich. . . “ 4

Verankerungsbewusstsein • Unterscheidung – Denkgegenstand Gegenstand • Verankerung – Denkgegenstand Gegenstand • werden zum

Verankerungsbewusstsein • Unterscheidung – Denkgegenstand Gegenstand • Verankerung – Denkgegenstand Gegenstand • werden zum Gegenstand des Denkens (man wird sich ihrer bewusst) • Frage: Wo spielt das eine Rolle? • Antwort z. B. : Identitätsaussagen

Identitätsaussagen • klassisches Beispiel – Cicero ist Marcus Tullius Denkobjekt Poet Denkobjekt Senator 2

Identitätsaussagen • klassisches Beispiel – Cicero ist Marcus Tullius Denkobjekt Poet Denkobjekt Senator 2

Entwicklungspsychologische Fragen (1) Wann können Kinder Identitätsaussagen verstehen? (2) Entwicklung synchron mit anderen Aufgaben,

Entwicklungspsychologische Fragen (1) Wann können Kinder Identitätsaussagen verstehen? (2) Entwicklung synchron mit anderen Aufgaben, die Verankerungsbewusstsein erfordern?

Identitätsaussagen Fundstücksgeschichten Monika Hildenbrand Perner, J. , Mauer, M. C. , & Hildenbrand, M.

Identitätsaussagen Fundstücksgeschichten Monika Hildenbrand Perner, J. , Mauer, M. C. , & Hildenbrand, M. (2011). Identity: Key to children’s understanding of belief. Science, 333, 474 – 477.

Schau, das ist das Feuerwehrhaus. Da sind schon die Leute drin, die dort arbeiten.

Schau, das ist das Feuerwehrhaus. Da sind schon die Leute drin, die dort arbeiten. Daneben steht der Hund, der genau aufpasst, wer da hineingeht. Wo ist denn der Hund?

Schau, da kommt der Feuerwehrmann. Wer ist das? Der Feuerwehrmann geht jetzt zum Feuerwehrhaus.

Schau, da kommt der Feuerwehrmann. Wer ist das? Der Feuerwehrmann geht jetzt zum Feuerwehrhaus. Er macht die Türe auf und geht hinein.

Schau, da kommt der Peter daher. Der Peter hat eine Tasche gefunden, die jemand

Schau, da kommt der Peter daher. Der Peter hat eine Tasche gefunden, die jemand verloren hat. Wo ist denn die Tasche?

Peter fragt den Hund: „Du, Hund, weißt du, wem die Tasche gehört? “ Der

Peter fragt den Hund: „Du, Hund, weißt du, wem die Tasche gehört? “ Der Hund sagt: „Ja, die gehört dem Herrn Müller. “ Wem gehört die Tasche?

Peter fragt den Hund: „Du, Hund, weißt du, wo der Herr Müller ist? “

Peter fragt den Hund: „Du, Hund, weißt du, wo der Herr Müller ist? “ Der Hund sagt: „Ja, der ist im Feuerwehrhaus. Der Herr Müller ist der Feuerwehrmann. “ Peter geht zur Tür und klingelt.

Die Tür geht auf und Peter sieht zwei Leute stehen. Wem gehört die Tasche?

Die Tür geht auf und Peter sieht zwei Leute stehen. Wem gehört die Tasche?

Prädikat Identität Gedächtnis Einleitung Bekanntschaft mit Feuerwehrmann Peter fragt Hund informiert Test Tasche gehört

Prädikat Identität Gedächtnis Einleitung Bekanntschaft mit Feuerwehrmann Peter fragt Hund informiert Test Tasche gehört Herrn Müller Herr Müller ist Feuerwehrmann Herr Müller ist der Feuerwehrmann Tasche gehört dem Feuerwehrmann

Fundstück—Daten Prozent richtige Antworten Kontrollbedingungen Identitätsaussagen jüngere 3 ältere 3 4 -5 5 -6

Fundstück—Daten Prozent richtige Antworten Kontrollbedingungen Identitätsaussagen jüngere 3 ältere 3 4 -5 5 -6

Antwort auf Frage 1 • Frage 1: – Wann verstehen Kinder Identitätsaussagen? • Antwort:

Antwort auf Frage 1 • Frage 1: – Wann verstehen Kinder Identitätsaussagen? • Antwort: – zwischen 3 bis 5 Jahren • Frage 2: – Entwicklung synchron mit anderen Aufgaben, die Verankerungsbewusstsein erfordern?

Schein und Sein L 2 visuelle Perspektive zweideutige Figuren Verankerungsbewusstsein falsche Zeichen alternatives Benennen

Schein und Sein L 2 visuelle Perspektive zweideutige Figuren Verankerungsbewusstsein falsche Zeichen alternatives Benennen Kompetition Identität Irrtum: falsche Annahmen

Verstehen von Irrtum „falsche Glaubensgeschichte“ Wimmer & Perner (Cognition 1983)

Verstehen von Irrtum „falsche Glaubensgeschichte“ Wimmer & Perner (Cognition 1983)

Subjektive Überzeugungen (Wimmer & Perner, 1983) Testfrage Wo wird er zuerst Danach kommt sein

Subjektive Überzeugungen (Wimmer & Perner, 1983) Testfrage Wo wird er zuerst Danach kommt sein Buch suchen? Dann geht in Mutter nimmt das Dann geht ersie in. Buch Maxi gibt sein die Mutter um die Küche um zu Und gibt es. Schrank in zum das Jetzt kommt Maxi aus dem den Garten Buch in den dasarbeiten. Zimmer Bücherregal zurück und sucht Spielen. Schrank. aufzuräumen. sein Buch.

Irrtum & Denkgegenstand • Max will dorthin gehen, wo sein Buch ist – d.

Irrtum & Denkgegenstand • Max will dorthin gehen, wo sein Buch ist – d. h. : zum Ort des Buches. • Denkgegenstand: „Ort des Buches“ • Verankern mit einem Ort im Raum – automatisch (ohne Verankerungsbewusstsein): • Ort des Buches = linker Kasten • typischer Fehler: Max geht hin, wo das Buch tatsächlich ist. – verankerungsbewusst: • Verankerung mit dem Ort, wo Max denkt, dass sein Buch ist: Ort des Buches = rechter Kasten • richtige Antwort

Vorhersage • simultane Entwicklung von – Verstehen von Identitätsaussagen – Verstehen von Irrtum •

Vorhersage • simultane Entwicklung von – Verstehen von Identitätsaussagen – Verstehen von Irrtum • da beide Verankerungsbewusstsein erfordern

Fundstück + Irrtum: Daten (n = 72) Identität Irrtum Alter . 45*** . 57***

Fundstück + Irrtum: Daten (n = 72) Identität Irrtum Alter . 45*** . 57*** v. IQ (KABC) . 52*** . 69*** Identität ---- . 68*** Irrtum [. 50]***Alter & v. IQ ----

Antwort auf Frage 2 • Frage 2: – Entwicklung synchron mit anderen Aufgaben, die

Antwort auf Frage 2 • Frage 2: – Entwicklung synchron mit anderen Aufgaben, die Verankerungsbewusstsein erfordern? • Antwort: ja Verankerungsbewusstsein – ermöglicht einen wichtigen intellektuellen Fortschritt – über verschiedene Wissensgebiete (domänenübergreifend) • Neue Frage: – Spiegelt sich Verankerungsbewusstsein auch in unserer Gehirnstruktur wider?

Gehirntätigkeit Magnetresonanztomographie f. MRT

Gehirntätigkeit Magnetresonanztomographie f. MRT

Schein und Sein L 2 visuelle Perspektive zweideutige Figuren Verankerungsbewusstsein falsche Zeichen alternatives Benennen

Schein und Sein L 2 visuelle Perspektive zweideutige Figuren Verankerungsbewusstsein falsche Zeichen alternatives Benennen Kompetition Identität Irrtum: falsche Annahmen

To. M non-To. M Gallagher, et al. , (2000).

To. M non-To. M Gallagher, et al. , (2000).

Vignetten Falscher Glaube (FB): Der Weg zum Schloss geht Richtung See. Kinder sagen aber

Vignetten Falscher Glaube (FB): Der Weg zum Schloss geht Richtung See. Kinder sagen aber den Urlaubern: ‘‘Zum Schloss geht’s Richtung Wald. ’ Die Urlauber glauben jetzt das Schloss liegt Richtung … Wald / See? Falsches Zeichen (FS): Der Wegweiser zum Schloss zeigt Richtung See. Beim Spielen verdrehen Kinder den Wegweiser Richtung Wald. Laut Wegweiser ist das Schloss jetzt Richtung … Wald / See? "Falsches" Photo (PH): Der See ums Schloss wird zugeschüttet und ein Wald gepflanzt. Peter machte vorher noch ein Photo vom Schloss mit See. In Peters Urlaubsphoto liegt das Schloss im … Wald / See? Saxe, R. , & Kanwisher, N. (2003). People thinking about thinking people: The role of the temporo-parietal junction in "theory of mind". Neuro. Image, 19, 18351842. Aichhorn, M. , Perner, J. , Weiss, B. , Kronbichler, M. , Staffen, W. , & Ladurner, G. (2009). Temporo-Parietal Junction Activity in Theory-of-Mind Tasks: Falseness, Beliefs, or Attention? Journal of Cognitive Neuroscience, 21, 1179 -1192. Perner, J. , Aichhorn, M. , Kronbichler, M. , Staffen. W. , & Ladurner, G. (2006). Thinking of mental and other representations: The roles of left and right temporoparietal junction. Social Neuroscience, 1, 245 -258.

Meta-analytic effect-size (z-score) Matthias Schurz False Belief > Photo, n = 16 Stories with

Meta-analytic effect-size (z-score) Matthias Schurz False Belief > Photo, n = 16 Stories with False Belief > Physical Stories, n =11 Personality Traits of Others> Control task, n = 16 Competitive Games: Human > Computer, n = 12 Mind in the Eyes: Mental State > Gender, n = 9 Moving Shapes: Interacting > Random, n = 15

IDENTITÄT: Vignetten Benjamin Weiss Satz 2 (6 s) Satz 1 (5 s) Im Hotel

IDENTITÄT: Vignetten Benjamin Weiss Satz 2 (6 s) Satz 1 (5 s) Im Hotel Stein verdient der Koch soviel wie der Kellner. ID Der Koch ist der Kellner K Der Koch arbeitet auch so lange wie der Kellner.

false belief > photo visual perspective false signs > photo meta-analysis identity (Weiss) identity

false belief > photo visual perspective false signs > photo meta-analysis identity (Weiss) identity (Arora) pilot

Antwort auf Frage • Aufgaben, die Verankerungsbewusstsein erfordern – aktivieren im linken ventralen Parietallappen

Antwort auf Frage • Aufgaben, die Verankerungsbewusstsein erfordern – aktivieren im linken ventralen Parietallappen • Verankerungsbewusstsein – spiegelt sich auch in unserer Gehirnstruktur wider.

Konsequenzen für Struktur und Entwicklung des Denkens

Konsequenzen für Struktur und Entwicklung des Denkens

3 Theorien • Denkstruktur – einheitlich (gebietsübergreifend) • Faktensammlung (Lernen) – gebietsspezifisch • Entwicklungsmuster

3 Theorien • Denkstruktur – einheitlich (gebietsübergreifend) • Faktensammlung (Lernen) – gebietsspezifisch • Entwicklungsmuster – inhaltsexterne architektonische Beschränkungen • Arbeitsgedächtniskapazität • Modularität – Piaget • logische Strukturverwandtschaft von Wissensgebieten – logische Verwandtschaft

Verankerungsbewusstsein • grundlegende Fähigkeit – für jedes denkende / sprechende Wesen • metakognitives Element

Verankerungsbewusstsein • grundlegende Fähigkeit – für jedes denkende / sprechende Wesen • metakognitives Element – Reflexion wie Denken mit der Welt zusammenhängt • beeinflusst die Organisation des Gehirns • strukturiert die Denkentwicklung – durch Begriffsverwandtschaft • macht verschiedene Begriffe möglich („glauben“, „identisch sein“), die gebietsübergreifend Anwendung finden. • Affinität zu Susan Carey (1985) • ähnlich zu Piaget, aber nicht durch Logik charakterisiert.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Bibliographie • • • Aichhorn, M. , Perner, J. , Weiss, B. , Kronbichler,

Bibliographie • • • Aichhorn, M. , Perner, J. , Weiss, B. , Kronbichler, M. , Staffen, W. , & Ladurner, G. (2009). Temporo-Parietal Junction Activity in Theory-of-Mind Tasks: Falseness, Beliefs, or Attention? Journal of Cognitive Neuroscience, 21, 11791192. Carey, S. (1985). Conceptual change in childhood. Cambridge, MA: MIT Press. A Bradford book. Cabeza, R. , Ciaramelli, E. , & Moscovitch, M. (2012). Cognitive contributions of the ventral parietal cortex: An integrative theoretical account. Trends in Cognitive Sciences, 16, 338 -352. Gallagher, H. L. , Happé, F. , Brunswick, N. , Fletcher, P. C. , Frith, U. , & Frith, C. D. (2000). Reading the mind in cartoons and stories: An f. MRI study of 'theory of mind' in verbal and nonverbal tasks. Neuropsychologia, 38, 11 -21. Kamp, H. (1990). Prolegomena to a structural account of belief and other attitudes. In C. A. Anderson (Ed. ), Propositional attitudes: The role of content in logic, language and mind (pp. 27 -90). Stanford, CA: Center for study of language and information, Lecture Notes Series. Perner, J. , Aichhorn, M. , Kronbichler, M. , Staffen. W. , & Ladurner, G. (2006). Thinking of mental and other representations: The roles of left and right temporo-parietal junction. Social Neuroscience, 1, 245 -258. Perner, J. , Mauer, M. C. , & Hildenbrand, M. (2011). Identity: Key to children's understanding of belief. Science, 333, 474 -477. Saxe, R. , & Kanwisher, N. (2003). People thinking about thinking people: The role of the temporo-parietal junction in "theory of mind". Neuro. Image, 19, 1835 -1842. Schurz, M. et al (in progress). Fractionating Theory of Mind: A meta-analysis of brain imaging studies. Unpublished draft, Centre for Neurocognitive Research, University of Salzburg. Weiss, B. (2010). Brain imaging of perspective differences: Identity reasoning in the temporo-parietal junction. Unpublished Diploma Thesis, Centre for Neurocognitive Research, University of Salzburg. Wimmer, H. , & Perner, J. (1983). Beliefs about beliefs: Representation and constraining function of wrong beliefs in young children's understanding of deception. Cognition, 13, 103 -128.