Dies Academicus 2018 Sind die Preisniveaus der EuroMitgliedslnder

  • Slides: 27
Download presentation
Dies Academicus 2018 Sind die Preisniveaus der Euro-Mitgliedsländer Zufallsprozesse oder werden sie von Marktkräften

Dies Academicus 2018 Sind die Preisniveaus der Euro-Mitgliedsländer Zufallsprozesse oder werden sie von Marktkräften zusammengehalten? Rainer Maurer -1 - Prof. Dr. Rainer Maurer https: //volxwirtschaft. wordpress. com/ Prof. Dr. Rainer Maurer

1. Konvergenz der Inflationsraten ? ➤ Bei Konvergenz der Nominalzinsen und Divergenz der Inflationsraten

1. Konvergenz der Inflationsraten ? ➤ Bei Konvergenz der Nominalzinsen und Divergenz der Inflationsraten resultiert Divergenz der Realzinsen: Realzins = Nominalzins − Inflation => Länder mit hohen Inflationsraten haben niedrige Realzinsen! => Länder mit niedrigen Inflationsraten haben hohe Realzinsen! // => Verschuldungsspiralen, Eurokrise etc. -3 - Prof. Dr. Rainer Maurer

1. Konvergenz der Inflationsraten ? Standardabweichung der Inflationsraten (Berechnet auf Bais der BIP-Deflatoren) 0,

1. Konvergenz der Inflationsraten ? Standardabweichung der Inflationsraten (Berechnet auf Bais der BIP-Deflatoren) 0, 30 12 EWU Gründungsstaaten 0, 25 0, 20 0, 15 0, 10 0, 05 0, 00 1990 -4 - 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Source: EUMaurer AMECO Database (2017); US Bureau of Economic Analysis Prof. Dr. Rainer Maurer

1. Konvergenz der Inflationsraten ? Standardabweichung der Inflationsraten (Berechnet auf Bais der BIP-Deflatoren) 0,

1. Konvergenz der Inflationsraten ? Standardabweichung der Inflationsraten (Berechnet auf Bais der BIP-Deflatoren) 0, 30 51 US Bundesstaaten 12 EWU Gründungsstaaten 2000 2008 0, 25 0, 20 0, 15 0, 10 0, 05 0, 00 1990 -5 - 1992 1994 1996 1998 2002 2004 2006 2010 2012 2014 2016 Prof. Dr. Rainer Maurer Source: EU AMECO Database (2017); US Bureau of Economic Analysis (2017) Prof. Dr. Rainer Maurer

1. Konvergenz der Inflationsraten ? ■ Empirische Untersuchungen zeigen, dass es mehrere „Konvergenzclubs“ gibt,

1. Konvergenz der Inflationsraten ? ■ Empirische Untersuchungen zeigen, dass es mehrere „Konvergenzclubs“ gibt, mit „stationären Inflationsdifferenzen“: ■ Karanasos et al. (2016) ● Nach 1997 zwei Konvergenzclubs: ♦ Deutschland, Östereich, Belgien, Luxemburg ♦ Frankreich und Finland ● Übrige Länder Divergenz ■ Lopez and Papell (2012): ● Nach der Krise von 2008: Generell Konvergenz inklusive Irland und Spanien Ausnahme nur: Griechenland ● ■ Busetti et al. (2007) ● Nach 1997 zwei Konvergenzclubs: ♦ Niedriginflation-Club: Deutschland, Frankreich, Belgien Österreich, -6 - Finnland ♦ Hochinflation-Club: Spanien, Niederl. , Griechenland, Portugal, Irland Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ Problem: Konvergenz der Inflationsraten reicht nicht ! „Konvergenz

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ Problem: Konvergenz der Inflationsraten reicht nicht ! „Konvergenz der Inflationsraten“ im impliziert nur dann „Konvergenz der Preisniveaus“. . wenn Preisniveaus linearen Trends folgen, aber nicht. . wenn Preisniveaus Zufallspfaden folgen. Random Walks -7 - Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Preisniveauentwicklung bei linearen Trends und Konvergenz der Inflationsraten ∗+��

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Preisniveauentwicklung bei linearen Trends und Konvergenz der Inflationsraten ∗+�� mit �� ∗=2% ���� (�� +1) �� ~�� (0, 0. 5) ������ �� �� +1 )= (�� �� +1 �� 6, 00 5, 00 4, 00 3, 00 2, 00 1, 00 0 60 120 180 240 -1, 00 -2, 00 -8 - ln(CPI(1)) Prof. Dr. Rainer Maurer ln(CPI(2)) Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Preisniveauentwicklung bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten 25, 00

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Preisniveauentwicklung bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten 25, 00 20, 00 15, 00 10, 00 5, 00 0 60 120 180 240 -5, 00 -10, 00 -9 - ln(CPI(1)) Prof. Dr. Rainer Maurer ln(CPI(2)) Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Inflationsraten-Differenz bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten ∗ +

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Inflationsraten-Differenz bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten ∗ + �� ∗ = 2% ∆���� (�� mit �� ~�� (0, 0. 5) und �� i, �� +1 )= �� �� +1 �� 2 1, 5 1 0, 5 0 0 60 120 180 240 -0, 5 -1 -1, 5 -2 -2, 5 -10 - ∆ln(CPI(1)) - ln(∆CPI(2)) Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Inflationsraten-Differenz bei linearen Trends und Konvergenz der Inflationsraten ∗+��−��

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Inflationsraten-Differenz bei linearen Trends und Konvergenz der Inflationsraten ∗+��−�� mit �� ∗=2% ∆���� (�� ~�� (0, 0. 5) ������ �� �� , �� +1 )= �� �� , �� +1 �� , �� �� 4 3 2 1 0 0 60 120 180 240 -1 -2 -3 -11 - ∆ln(CPI(1)) - ln(∆CPI(2)) Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ Bei Divergenz der Preisniveaus resultiert für Hochinflationsländer Wahl

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ Bei Divergenz der Preisniveaus resultiert für Hochinflationsländer Wahl zwischen Pest oder Cholera: ● Pest: Sinkende Reallöhne und Lohnquoten => Einkommensumverteilung vom Produktionsfaktor Arbeit auf Kapital => Verstärkung von Ungleicheit ● Cholera: Steigende Lohnstückkosten: => Sinkende Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Niedriginflationsländern => Verlagerung der Produktion handelbarer Güter = Deindustrialisierung -12 - Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Þ Sind die Preisniveaus der Mitgliedsländer EWU Zufallspfade oder

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Þ Sind die Preisniveaus der Mitgliedsländer EWU Zufallspfade oder lineare Trends? -13 - Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ ln(Aktuelles Preisniveau)=ln(Vorperiodenniveau) + Zielinflationsrate + Fehler -14 -

2. Konvergenz der Preisniveaus ? ■ ln(Aktuelles Preisniveau)=ln(Vorperiodenniveau) + Zielinflationsrate + Fehler -14 - Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? => Aus theoretischer Sicht spricht alles dafür, dass die

2. Konvergenz der Preisniveaus ? => Aus theoretischer Sicht spricht alles dafür, dass die Preisniveaus bei Inflationssteuerung Zufallspfade sind ! => Was sagen die Daten ? ■ Im Folgenden Test der Nullhypothese, dass die Preisniveau. Zeitreihen Zufallspfaden folgen gegen die Alternativhypothese, dass die Preisniveau-Zeitreihen einem linearen Trend folgen: -16 - Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Paneldaten Tests über alle 12 Mitgliedsländer: => -17

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Paneldaten Tests über alle 12 Mitgliedsländer: => -17 - Hypothese, dass die Preisniveaus Zufallspfaden folgen kann nicht zu einem Signifikanzniveau von 5% abgelehnt werden. Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Einzelzeitreihen Tests über alle 12 Mitgliedsländer: Zeitraum Test

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Einzelzeitreihen Tests über alle 12 Mitgliedsländer: Zeitraum Test Ablehnung H 0 => -18 - Hypothese, dass die Preisniveaus Zufallspfaden folgen kann nicht zu einem Signifikanzniveau von 5% abgelehnt werden. Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse Preisniveauentwicklung bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten 25, 00 => Dieses

3. Empirische Ergebnisse Preisniveauentwicklung bei Zufallspfaden und Konvergenz der Inflationsraten 25, 00 => Dieses Szenario ist möglich ! 20, 00 15, 00 10, 00 5, 00 0 60 120 180 240 -5, 00 -10, 00 -19 - ln(CPI(1)) Prof. Dr. Rainer Maurer ln(CPI(2)) Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Gegen Divergenz der Preisniveaus spricht aus theoretischer Sicht aber die

3. Empirische Ergebnisse ■ Gegen Divergenz der Preisniveaus spricht aus theoretischer Sicht aber die Möglichkeit zu gewinnbringenden Arbitrage-Geschäften bei Divergenz: <=> => Es wäre lohnend Güter in Frankreich zu kaufen und sie in Deutschland zu verkaufen. => Dadurch würden die Preise in Frankreich steigen und in Deutschland sinken. => -20 - Konvergenz ! Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Dem stehen entgegen: ● Nicht-handelbare Güter (Dienstleistungen, Immobilien etc. )

3. Empirische Ergebnisse ■ Dem stehen entgegen: ● Nicht-handelbare Güter (Dienstleistungen, Immobilien etc. ) ● Transportkosten ● Unvollkommener Wettbewerb ● Vor der Währungsunion: ♦ Wechselkursrisiken ♦ Zölle => Empirische Überprüfung der Theorie notwendig ! -21 - Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Nullhypothese: Keine Konvergenz der Preisniveaus = Realer Wechselkurs folgt einem

3. Empirische Ergebnisse ■ Nullhypothese: Keine Konvergenz der Preisniveaus = Realer Wechselkurs folgt einem Zufallspfad! Realer Wechselkurs = -22 - Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Paneldaten Tests über alle 12 Mitgliedsländer: -24 -

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Paneldaten Tests über alle 12 Mitgliedsländer: -24 - Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Einzelzeitreihen Tests über alle 12 Mitgliedsländer: Zeitraum Test

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Einzelzeitreihen Tests über alle 12 Mitgliedsländer: Zeitraum Test Ablehnung H 0 => Hypothese, dass die Realen Wechselkurse Zufallspfaden folgen kann in der überwiegenden Mehrzahl der 66 Fälle nicht zu einem Signifikanzniveau von 5% abgelehnt werden. => Divergenz der Preisniveaus ! -25 - Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Möglicher Einwand: ● Definition des realen Wechselkurses zwingt die Koeffizienten

3. Empirische Ergebnisse ■ Möglicher Einwand: ● Definition des realen Wechselkurses zwingt die Koeffizienten der Komponenten auf Eins: Þ Der Test -26 - Prof. Dr. Rainer Maurer ist “zu streng” Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Alternativer Test: Kointegration der Komponenten des realen Wechselkurses Þ Koeffizienten

3. Empirische Ergebnisse ■ Alternativer Test: Kointegration der Komponenten des realen Wechselkurses Þ Koeffizienten können “individuelle Werte” annehmen 3 Unabhängige Zufallspfade 1 stationäre Beziehung 2 stationäre Beziehungen -27 - Prof. Dr. Rainer Maurer Alle 3 Variablen sind stationär Prof. Dr. Rainer Maurer

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Kointegrationstests über alle 12 Mitgliedsländer: => Vor dem

3. Empirische Ergebnisse ■ Ergebnis der Kointegrationstests über alle 12 Mitgliedsländer: => Vor dem Beginn der Europäischen Währungsunion finden sich mehr Kointegrationsbeziehungen zwischen den Komponenten des realen Wechselkurses als danach! => Der nominale Wechselkurs fehlt zur Absorption der Preisniveau-Divergenzen! -28 - Prof. Dr. Rainer Maurer

4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen ■ Zurück zur Ausgangsfrage: Sind die Preisniveaus der Euro-Mitgliedsländer Zufallsprozesse? Ja!

4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen ■ Zurück zur Ausgangsfrage: Sind die Preisniveaus der Euro-Mitgliedsländer Zufallsprozesse? Ja! Werden sie von Marktkräften zusammengehalten? Nein! ■ Was folgt daraus für die Wirtschaftspolitik? ● Wenn die Marktkräfte nicht ausreichen, muss die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik so gestalten, dass die Preisniveaus der Mitgliedsländer nicht dauerhaft divergieren. ● Das Prinzip der „einheitlichen Geldpolitik“ muss aufgegeben werden: ♦ Länder mit hoher Inflation brauchen restriktive Geldpolitik (z. B. hohe -34 - Mindestreservesätze oder Refinanzierungszinssätze. ) ♦ Länder mit niedriger Inflation brauchen expansive Geldpolitik (z. B. niedrige Mindestreservesätze oder Refinanzierungszinssätze. ) Prof. Dr. Rainer Maurer

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Standardabweichung der Konsumentenpreisniveaus der Gründungsmitglieder 10, 0 9, 0

2. Konvergenz der Preisniveaus ? Standardabweichung der Konsumentenpreisniveaus der Gründungsmitglieder 10, 0 9, 0 8, 0 7, 0 6, 0 5, 0 4, 0 3, 0 2, 0 1, 0 0, 0 янв-99 янв-00 янв-01 янв-02 янв-03 янв-04 янв-05 янв-06 янв-07 янв-08 янв-09 янв-10 янв-11 янв-12 янв-13 янв-14 янв-15 янв-16 янв-17 -35 - Prof. Dr. Rainer Maurer Standardabweichung ex IRL & GRC Prof. Dr. Rainer Maurer