Hans Jochen Schiewer Textualitt Der Casus Hartmann von

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Hans Jochen Schiewer Textualität Der Casus Hartmann von Aue I ‚Der arme Heinrich‘

Hans Jochen Schiewer Textualität Der Casus Hartmann von Aue I ‚Der arme Heinrich‘

Gesellschaftliche Identität: Ritter Stand: Ministeriale Bildungsgrad: litterat Adresse: Ministeriale zu Aue

Gesellschaftliche Identität: Ritter Stand: Ministeriale Bildungsgrad: litterat Adresse: Ministeriale zu Aue

Hartmanns Œuvre • • • ‚Erec’, Artusroman ‚Iwein’, Artusroman ‚Gregorius’, Höfisierung des Textsorte ‚Legende‘

Hartmanns Œuvre • • • ‚Erec’, Artusroman ‚Iwein’, Artusroman ‚Gregorius’, Höfisierung des Textsorte ‚Legende‘ in Romanform, ‚Armer Heinrich’, fromme Kurzerzählung ‚Klagebüchlein’, minnetheoretische Abhandlung Minnesang (18 Lieder).

Joachim Bumke: „Von Fassungen spreche ich, wenn 1. ein Epos im mehreren Versionen vorliegt,

Joachim Bumke: „Von Fassungen spreche ich, wenn 1. ein Epos im mehreren Versionen vorliegt, die in solchen Ausmaß wörtlich übereinstimmen, dass man von ein und demselben Werk sprechen kann, die sich jedoch im Textbestand und/oder in der Textfolge und/oder in den Formulierungen so stark unterscheiden, dass die Unterschiede nicht zufällig entstanden sein können, vielmehr in ihnen ein unterschiedlicher Formulierungs- und Gestaltungswille sichtbar wird; und wenn 2. das Verhältnis, in dem diese Versionen zueinander stehen, sich einer stemmato-logischen Bestimmung widersetzt, also kein Abhängigkeitsverhältnis im Sinne der klassischen Textkritik vorliegt, womit zugleich ausgeschlossen wird, dass die eine Version als Bearbeitung der anderen definiert werden kann; vielmehr muß aus dem Überlieferungsbefund zu erkennen sein, dass es sich um „gleichwertige Parallelversionen“ handelt. “ (Die vier Fassungen der Nibelungenklage, S. 32)

Bumkes Begriff der ‚Bearbeitung‘ Unter einer Bearbeitung verstehe ich eine Textfassung, die eine andere

Bumkes Begriff der ‚Bearbeitung‘ Unter einer Bearbeitung verstehe ich eine Textfassung, die eine andere Version desselben Textes voraussetzt und sich diesem gegenüber deutlich als sekundär zu erkennen gibt.

‚Nû swîc, lieber Hartman: Ob ich ez errâte? ‘ Erec, V. 7493 f. ‚geselle

‚Nû swîc, lieber Hartman: Ob ich ez errâte? ‘ Erec, V. 7493 f. ‚geselle Hartman, nû sage, Wie erwerte inz der lîp? ‘ Erec, V. 9169 f.

Die Handschriften des 'Armen Heinrich' • A Straßburg, Stadtbibliothek, Cod. A 94 (1870 verbrannt),

Die Handschriften des 'Armen Heinrich' • A Straßburg, Stadtbibliothek, Cod. A 94 (1870 verbrannt), 80 Bll. , Quart/Kleinfolio, zweispaltig, 1. H. des 14. Jhs. , 27 Texte, elsässisch. • Ba • Bb • C • D • E • F Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 341 (= H als Märenhandschrift), 374 Bll. , 30, 8 x 22, 5 cm, zweispaltig, 1. Viertel des 14. Jhs. , 215 Texte, südl. Ostmitteldeutsch mit bair. Spuren. Genf-Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 72 (früher Kálocsa, Erzbischöfliche Bibliothek, Ms. 1) (= K als Märenhandschrift), II + 333 Bll. , 34, 2 x 25, 5 cm, zweispaltig, 1. Viertel des 14. Jhs. , 200 Texte, südl. Ostmitteldeutsch mit bair. Spuren. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 923, 7 a, 2 Bll. frgm. , *11 -12 x 8 cm, einspaltig, Verse nicht abgesetzt, 1. H. des 13. Jhs. , textliche Umgebung unbekannt, alemannisch. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5249, 29 a/30 a, 2 Doppelbll. , 14, 5 x 10 cm, einspaltig, Verse nicht abgesetzt, 2. Hälfte des 14. Jhs. , Freidank, bairisch. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5249, 29 b, 3 Einzel- u. 1 Doppelbll. frgm. , *32 x 25 cm, dreispaltig, um 1300, 'Aristoteles und Phyllis', 'Die gute Frau', Cato, Freidank, westalemannisch. Freiburg i. Br. , Universitätsbibliothek, Hs. 381, Bl. 72 r, Exzerpt Vv. 199 -204.

Handschriften-Stemma für den ‚Armen Heinrich‘ (nach Mettke)

Handschriften-Stemma für den ‚Armen Heinrich‘ (nach Mettke)

Änderungen in B* • Alter der Meierstochter (V. 303) • Umstellungen, die ihre Opferbereitschaft

Änderungen in B* • Alter der Meierstochter (V. 303) • Umstellungen, die ihre Opferbereitschaft von der Familie abgrenzen und aufwerten (V. 267 ff. ) • systematische Veränderung der Quellenberufung (V. 301, 356) • Verstärkung der erotischen Komponente (V. 1002 ff. ) • Rücknahme der Standesdifferenz (V. 296; 1168 ff. , 1175 f. ) • zusätzlich betonte Eile ins Paradies (V. 1192 ff. ; 1204 ff. • Verschiebung ganzer Textblöcke über mehr als hundert Verse im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit den Eltern (V. 827 ff. )

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme er

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme er ê der werlte waere, er wart nû als unmaere, ze heuwe wart sîn grüenez gras, der ê der werlte venre was, daz in niemen gerne sach

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme er

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme er ê der werlte waere, er wart nû als unmaere, ze heuwe wart sîn grüenez gras, der ê der werlte venre was, daz in niemen gerne sach

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme ze

V. 126 a-b (E/B) mit Kontext (V. 124 -27): nû sehet wie genaeme ze heuwe wart sîn grüenez gras, der ê der werlte venre was, er ê der werlte waere, er wart nû als unmaere, daz in niemen gerne sach

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich gerne leben, daz ist durch dich. waz solde uns lîp unde guot, waz solde uns werltlîcher muot, swenne wir dîn enbaeren? dune sult uns niht beswaeren. jâ, soltû, liebe tohter mîn, unser beider vreude sîn, [. . . ]

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich gerne leben, daz ist durch dich. waz solde uns lîp unde guot, waz solde uns werltlîcher muot, swenne wir dîn enbaeren? dune sult uns niht beswaeren. jâ, soltû, liebe tohter mîn, unser beider vreude sîn, [. . . ]

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich

V. 652 a-d (C) mit Kontext (V. 651 -54): daz dîn vater unde ich gerne leben, daz ist durch dich. jâ, soltû, liebe tohter mîn, unser beider vreude sîn, [. . . ] waz solde uns lîp unde guot, waz solde uns werltlîcher muot, swenne wir dîn enbaeren? dune sult uns niht beswaeren.

V. 654 a-b (B) für C erschlossen Gierach 267 mit Kontext (V. 654 a-56)

V. 654 a-b (B) für C erschlossen Gierach 267 mit Kontext (V. 654 a-56) unser liebe âne leide, unser liehtiu ougenweide unsers lîbes wünne, ein bluome in dînem künne, [. . . ] unser liebe âne leide, unser liehtiu ougenweide

V. 662 a-d (BC) mit Kontext (V. 660 -63): dû muost von gotes hulden

V. 662 a-d (BC) mit Kontext (V. 660 -63): dû muost von gotes hulden iemer sîn gescheiden; dz koufest an uns beiden. wiltû uns, tohter, wesen guot, sô soltû rede und den muot durch unsers herren hulde lân, diu ich von dir vernomen hân. Muoter, ich getrûwe dir [. . . ]

V. 662 a-d (BC) mit Kontext (V. 660 -63): dû muost von gotes hulden

V. 662 a-d (BC) mit Kontext (V. 660 -63): dû muost von gotes hulden iemer sîn gescheiden; daz koufest an uns beiden. Muoter, ich getrûwe dir [. . . ] wiltû uns, tohter, wesen guot, sô soltû rede und den muot durch unsers herren hulde lân, diu ich von dir vernomen hân.

Der Schluß des 'Armen Heinrich' (A: ) Nû sprâchen si alle gelîche, beide arme

Der Schluß des 'Armen Heinrich' (A: ) Nû sprâchen si alle gelîche, beide arme unde rîche, ez waere ein michel vuoge. dâ wâren phaffen genuoge, die gaben si im ze wîbe. B-Schluß nach Ba: Die gaben sie im zv einer elichē kone. Nach wertlicher wone Wolden sie beide niht. Zweier engel zv versicht Schein an in beiden Do sie sich mvsten scheiden Er hette sie wol beslafen Nach wertlichem schafen Vor gote er sichez getroste Er tet sich in ein kloster Vnd bevalch sich der vrien Gotes mvter sente marien Da bi in einen tvm. Wie mocht er immer baz getvn

Der Schluß des 'Armen Heinrich' (A: ) B-Schluß nach Ba: do besâzen si gelîche

Der Schluß des 'Armen Heinrich' (A: ) B-Schluß nach Ba: do besâzen si gelîche daz ewige rîche. alsô müezez uns allen ze jungest gevallen! den lôn den si dâ nâmen, des helfe uns got! men. (Vv. 1511 -1520 nach Gärtner) Da ver dienten sie beide geliche Daz vrone himelriche Daz lon mvz vns allen Zv ivngest gevallen Daz sie da genamen Des helfe vns got amen Dvrch siner martir ere Nv en ist der rede niht mere. (Vv. 1512 -1520 einschließl. der Plusverse 1513 am u. 1520 a-b in B; Text nach Ba)

Der arme Heinrich, ATB-Ausg. , S. _XXI

Der arme Heinrich, ATB-Ausg. , S. _XXI