Dr Wilhelm Adamy Aktueller Fachkrftemangel Mythos oder Realitt
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Dr. Wilhelm Adamy Aktueller Fachkräftemangel – Mythos oder Realität? Lausitzkonferenz 2011 der DGB Bezirke Berlin-Brandenburg und Sachsen am 23. November in Hoyerswerda Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
1. Wie hoch sind Schäden durch Fachkräftemangel? § IW und BMWi schätzen Wertschätzungsverluste auf mindestens 28, 5 Mrd. Euro pro Jahr § Prognos und Bayerische Metallindustrie befürchten Wohlstandsverluste von 3. 800 Mrd. Euro von 2010 bis 2030 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
2. Beschäftigte (ohne Auszubildende) 2010 Ost und West Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
3. Fachkräftemangel oder „nur“ Engpässe? Ü Engpässe, wenn Stellenbesetzung vorübergehend schwieriger wird Ü längere Laufzeit der Stellen Ü Kompromisse auch auf Arbeitgeberseite Ü Fachkräftemangel: Trotz finanzieller oder sonstiger Anreize keine adäquate Besetzung. Offene Stellen können dauerhaft nicht besetzt werden. Ü Unterauslastung der Produktion erst bei Fachkräftemangel und Ausschöpfung politischer und betrieblicher Reaktionen. Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
4. Nichtbesetzungsquote der Fachkräftestellen in Sachsen, Ost- und Westdeutschland 1996 bis 2010 (jeweils 1. Hj. ) Quelle: IAB-Betriebspanel Sachsen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
4. 1 Betriebliche Aktivitätshemmnisse - 2006 bis 2010, in Prozent aller Betriebe - Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
4. 2 Wo gibt es aktuelle Engpässe? Ü einzelne Indikatoren nur begrenzt aussagefähig Ü Gesamtbild muss mehrere Indikatoren berücksichtigen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
5. Abgeschlossene Vakanzzeit gemeldeter svpflichtiger Arbeitsstellen – in Tagen; 2011 gleitender Jahresdurchschnitt – Oktober 2011 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
6. Abgeschlossene Vakanzzeit für sv-pflichtige Arbeitsstellen und Relation zu Arbeitslosen nach Bundesländern, gleit. Jahresdurchschnitt, Oktober 2011 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
7. Engpassberufe Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
7. 1 Engpassberufe Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
8. Ursachen für aktuelle Engpässe 8. 1 Quelle: IAB-Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2010 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
8. 2 Hohe Anspruchshaltung von Unternehmen • neu gemeldete Stellen für Ingenieure 2010 • viele Arbeitskräfte klagen über abnehmende Anerkennung und Vielseitigkeit in der Arbeit hoher Anteil befristeter Einstellungen • Leiharbeit + 10. 100 Maschinenbau + 2. 000 Ü 52 % der befristet eingestellten Arbeitskräfte werden übernommen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
8. 3 Markt regelt nicht immer den Preis Vollzeitbeschäftigte im Niedriglohnsektor 1999 (1. 546 €) und 2010 (1. 802 €) Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
8. 4 Politik und Altenpflegebranche - Entwicklung verschlafen Schulische Ausbildung Fb. W insgesamt arbeitsmarktpol. Weiterbildung 2004 45. 638 6. 975 52. 613 2005 45. 001 2. 779 47. 780 2006 42. 503 2. 288 44. 791 2007 42. 407 3. 270 45. 677 2008 41. 104 3. 529 44. 633 2009 41. 533 6. 914 48. 447 Quelle: Statistisches Bundesamt; BA; eigene Berechnungen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. Langfristige Herausforderungen 9. 1 Bildungssystem gleicht Bildungsunterschiede nicht aus Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 2 Ausbildungsbeteiligung im Osten rückläufig Quelle: IAB-Betriebspanel Sachsen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 3 Entwicklung der Übernahmequote Quelle: IAB-Betriebspanel Sachsen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 4 Ausbildungssystem wenig zukunftsorientiert • betriebliche Ausbildungsplätze stagnieren in 2010 • hohe Ausbildungsquote bei Verkäufer/in, Friseur/in, Arzthelfer/in, Koch/Köchin oder Maler/in • 2010 immer noch 38 % Altbewerber (Bi. BB 210. 000) • jeder fünfte Ausbildungsvertrag immer noch vorzeitig gelöst • 320. 000 Jugendliche 2010 im Übergangssystem Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 5 Hochschulausbildung unzureichend Ø Anteil der Hochschulabsolventen (29 %) unter OECD-Durchschnitt (39 %) Ø auch bei Studienanfängern noch unter OECD-Durchschnitt Ø ein Fünftel der Studierenden bricht ab Ø Akademiker Gewinner am Arbeitsmarkt Ø aber: 28 % der Uni-Absolventen und 19 % der FH-Absolventen eindeutig unterqualifiziert beschäftigt Ø Bildungssystem weckt zu wenig Interesse für mathematisch/ naturwissenschaftliche Fächer Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 6 Betriebliche Weiterbildung unzureichend Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
zu 9. 6. Betriebliche Weiterbildung Sachsen, Ost- und Westdeutschland 1997 - 2010 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 7 Arbeitsmarktrisiken verhärten sich Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 8 BA und Politik setzen vorrangig auf kurzfristige Weiterbildung Eintritte in berufliche Weiterbildungsmaßnahmen, mit und ohne angestrebten Berufsabschluss Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
9. 9 Bildungsexpansion abgebremst Erwerbstätige nach Altersgruppen und beruflichem Abschluss in Sachsen 2009 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
10. Handlungsvorschläge zur Fachkräftesicherung 10. 1 Bildungsunterschiede an Schulen abbauen – – – bessere Unterstützung von Schülern aus bildungsfernen Familien Durchlässigkeit des Schulsystems verbessern Ausbau naturwissenschaftlichen Unterrichts wirksame Berufsorientierung – Pflichtangebot ab 7. Klasse verbindlicher Fahrplan zur Reduzierung von Schulabbrüchen Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
10. 2 Öffentliche Bildungsausgaben erhöhen Quelle: Eurostat. 2010 Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
10. 3 Berufliche Startchancen für junge Menschen verbessern • Abschaffung von Schulgeld und Prüfungsgebühren • Recht auf Ausbildung nach Bv. B • TV zu Aus- und Weiterbildung Benachteiligter 10. 4 Qualifizierungsinitiative „Zweite Chance“ (über 25 -Jährige) notwendig • 1, 5 Mio. jüngere Menschen ohne Berufsabschluss (15 %) • steuerfinanziertes Bildungsprogramm für Opfer der Ausbildungsmisere Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
10. 5 Arbeitsförderung sollte Aufstiegsmobilität fördern • Zwei-Klassen-Systerm bei Ausbildungsvermittlung beseitigen • stärkere Ausrichtung auf nachhaltige Integration und Förderung von Berufsabschlüssen • gesetzliches Ziel „unterwertiger Beschäftigung entgegenwirken“ mit Leben füllen • finanzielle Anreize wie Durchhalteprämie für Niedriglohnempfänger bei längerfristiger Weiterbildung • Ausbau der Qualifizierungsberatung für Arbeitsuchende und KMU Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
10. 6 Attraktivität im Osten erhöhen • leistungsstarke Hochschulen – bessere Rekrutierung Hochqualifizierter • hohen Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss reduzieren • verstärkte Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen • Auspendler zurückholen • Kooperation mit Hochschulen der Region verbessern • bessere Qualifizierung und Integration Langzeitarbeitsloser Ü niedrige Löhne sind Standortnachteil Ü Niedrigpreisstrategie = Hindernis für Innovation und qualitativen Wettbewerb Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
11. DGB-Initiativen in der BA • We. Geb. AU – 280 Mio. € in 2012 – für Geringqualifizierte und Ältere im Betrieb • Initiative zur Flankierung des Strukturwandels (400 Mio. € in 2012) – für Arbeitslose ohne Berufsabschluss • Ausbau der vertieften Berufsorientierung und außerbetrieblichen Ausbildung – 90 Mio. € in 2012 • Projektförderung (25 Mio. € ab 2012) für Qualifizierung auf Basis des Arbeitsmarktmonitors Ü 20 % der übernommenen Auszubildenden durch Tarifverträge (Westen 27 %) Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
12. Fazit Sparen in der Bildung ist teuer Ü 150. 000 Jugendliche ohne Ausbildung belasten öffentliche Haushalte mit 1, 5 Mrd. € pro Altersjahrgang Ü pro Jugendlichen ohne Ausbildung – Investitionen von 22. 000 € möglich, ohne öffentliche Haushalte zusätzlich zu belasten Ü Beitragssystem wendet jährlich rd. 3 Mrd. € für Jugendliche an 1. und 2. Schwelle auf Ü mehr Durchlässigkeit und Aufstiegsprozesse notwendig Ü sozialer Zusammenhalt und Aufstiegsmobilität stärker fördern Ü Fachkräftesicherung braucht langen Atem Ü Gute Arbeit ist Schlüsselfaktor für Fachkräftesicherung und Innovation Abteilung Arbeitsmarktpolitik 23. 11 Lausitzkonferenz Hoyerswerda
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