Fachkrftemangel in Deutschland Karl Brenke Deutsches Institut fr
Fachkräftemangel in Deutschland? Karl Brenke Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Vortrag Deutscher Gewerkschaftsbund Hannover, 14. Oktober 2011
Gliederung: 1. Die demografische Entwicklung 2. Gibt es derzeit einen Fachkräftemangel? 3. 3. Ein Blick auf dem Nachwuchs 4. 4. Fazit
1. Die demografische Entwicklung
Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft bereits stark…
… allerdings wächst die Zahl der Erwerbspersonen. 1) Am Jahresende; 2) Jahresdurchschnitt. Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.
Erwerbsverhalten bei Personen unter 55 Jahren: Bevölkerungsrückgang wird nur teilweise kompensiert
Erwerbspersonen ab 55 Jahren: starke Zunahme
Je höher der Bildungsabschluss, je höher die Erwerbsbeteiligung
Und die Qualifikation älterer Kohorten nimmt zu
Auch für die weitere Entwicklung ist das Erwerbsverhalten entscheidend Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesamt für Statistik (Schweiz); eigene Berechnungen.
2. Gibt es aktuell einen Fachkräftemangel?
Das Verfahren des IW Köln
Methodisch nur zulässig: die gesamtwirtschaftliche Perspektive
Niveau der Industriebeschäftigung noch deutlich geringer als vor der Krise Betriebe mit im Allgemeinen 50 und mehr Beschäftigten; saisonbereinigte Werte. Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.
Anstieg der Löhne auch bei Fachkräften eher schwach
Der viel beklagte Ingenieurmangel: bei den Löhnen nichts davon zu sehen
3. Ein Blick auf den Nachwuchs
Enorme Zuwächse bei der Zahl der Studenten
. . . vor allem in technischnaturwissenschaftlichen Fächern
Nachwuchs an akademischen Fachkräften: keine Knappheit in Sicht
Betriebliche Erstausbildung: pro-zyklisches Ausbildungsverhalten 1) Bis 1991 einschl. West-Berlin. Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.
Betriebliche Ausbildung: immer an passend zu den Arbeitsmarktchancen?
4. Fazit
Bestandsaufnahme • Der demografische Wandel ist schon längst im Gange. Allerdings ist die Bevölkerungsentwicklung nur ein Faktor; ebenfalls wichtig ist die Erwerbsbeteiligung. • Entscheidender Knappheitsindikator sind immer die Preise – auf dem Arbeitsmarkt die Löhne. Das gilt insbesondere für Fachkräfte. Die Lohnentwicklung zeigt indes keine Knappheit beim Angebot auf dem Arbeitsmarkt. • In manchen Regionen und bei speziellen Qualifikationen mag es ausgeprägtere Knappheiten geben. Das ist aber nicht ungewöhnlich. • Auch für die nächsten Jahre ist kein Fachkräftemangel zu erwarten. Das gilt insbesondere für akademisch ausgebildete Fachkräfte. • Die Reaktionsfähigkeit der Arbeitsmärkte darf nicht unterschätzt werden: Lohnsteigerungen zwingen zu Innovationen. Die Erwerbsbeteiligung verändert sich mit der Nachfrage nach Arbeitskräften.
Folgerungen • Nicht die Verantwortlichkeiten verschieben. Der Staat ist für die schulische und universitäre Ausbildung verantwortlich, die Unternehmen für die betriebliche Ausbildung. Weiterbildung ist ebenfalls Aufgabe der Unternehmen sowie der Arbeitnehmer bzw. der Tarifpartner. Die Unternehmen sind vielfach allerdings noch zu sehr an Subventionen ausgerichtet. • Betriebliche Strategien für Ältere: nicht nur Qualifizierung, sondern auch Motivierung. Betriebliche Gesundheitspolitik. Sowie für Frauen bzw. Eltern: Kinderbetreuung, Aufstiegsmöglichkeiten. • Problembereich betriebliche Erstausbildung: Fehlqualifikation durch verstärkte Ausbildung in „Zukunfts“berufen vermeiden. Konjunkturellen „Schweinezyklus“ in Grenzen halten. • Problembereich Leiharbeit: Leiharbeit kann Unternehmen dazu verführen, eigene Ausbildung zu unterlassen. • Zuwanderungen: Schon jetzt gibt es den großen offenen Arbeitsmarkt der EU. Problem: Abwanderung von gut qualifizierten Arbeitskräften aus Deutschland. _ Fachkräftemangel erst dann deutlich erkennbar, wenn die Löhne deutlich steigen und die Subventionen für die Ausbildung überflüssig werden.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
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