Wissensarten Unterscheidung zwischen Domnenwissen und strategischem Wissen strukturelles

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Wissensarten: Unterscheidung zwischen Domänenwissen und strategischem Wissen • – strukturelles Wissen: Entitäten des Anwendungsgebiets

Wissensarten: Unterscheidung zwischen Domänenwissen und strategischem Wissen • – strukturelles Wissen: Entitäten des Anwendungsgebiets und strukturelle Beziehungen zwischen ihnen. Die wichtigsten strukturellen Beziehungen sind: • Klassifikation (instance-of): Objekt A ist vom Typ bzw. der Klasse KA • Subsumtion (isa): Klasse KA ist allgemeiner als Klasse KB • Aggregation (part-of): Objekt A besteht aus den Teilen A 1, A 2, . . . – relationales Wissen: nicht-strukturelle Beziehungen und Eigenschaften Wissen Domänenwissen strukturelles Wissen Domänenwissen: Wissen über das Anwendungsgebiet strategisches Wissen relationales Wissen • strategisches Wissen: Wissen darüber, wie man Anwendungswissen einsetzt, um ein Problem zu lösen Für die verschiedene Typen von Wissen gibt es unterschiedlich geeignete Repräsentationsformalismen Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Darstellungsform: deklarativ vs. prozedural • Die prozedurale Position besagt, daß menschliches Wissen primär “Wissen

Darstellungsform: deklarativ vs. prozedural • Die prozedurale Position besagt, daß menschliches Wissen primär “Wissen wie” (Know How) ist: – Ein Computerprogramm muß – um dieses Wissen zu erfassen – aus einer Menge von Prozeduren bestehen. – Die Prozeduren sind sehr speziell und von der Anwendung abhängig. • Die deklarative Position geht davon aus, daß menschliches Wissen primär “Wissen daß” entspricht: – Menschen wissen Fakten über die Welt, die explizit in deklarativer Form repräsentiert werden sollte, statt sie in Prozeduren einzubetten. – Die zweifelos notwendigen Prozeduren – z. B. um neues Wissen abzuleiten – sind sehr allgemein und für viele Anwendungen verwendbar. Sie können daher als Inferenzkomponente implementiert werden. Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Deklarative Wissensrepräsentation • Beispiel: Blockswelt a • • • b d c e Objekte:

Deklarative Wissensrepräsentation • Beispiel: Blockswelt a • • • b d c e Objekte: {a, b, c, d, e, red, blue} Funktionen: color: {<a, red>, <b, red >, <c, red >, <d, blue>, <e, blue>} Relationen: on: {<a, b>, <b, c>, <d, e>} ontable: {c, e} clear: {a, d} Die Formalisierung von Wissen in deklarativer Form beginnt mit einer Konzeptualisierung: – Universe of discourse: Objekte, die in der Welt existieren – Beziehungen zwischen den Objekten (Funktionen und Relationen) • Formal ist eine Konzeptualisierung ein Tripel aus Objekten, Funktionen und Relationen • Die klassische Sprache zur deklarativen Wissensrepräsentation ist die Prädikatenlogik Konzeptualisierung: <{a, b, c, d, e, red, blue}, {color}, {on, ontable, clear}> Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Logik-basierte Wissensrepräsentation • Logik ist die Studie korrekter Inferenz • Was ist eine korrekte

Logik-basierte Wissensrepräsentation • Logik ist die Studie korrekter Inferenz • Was ist eine korrekte Inferenz? – Eine Bedingung für eine korrekte Inferenz ist, daß sie wahrheitserhaltend ist, d. h. wenn die Prämissen einer Aussage wahr sind, dann ist auch die Konklusion wahr • Ein logisches System formalisiert korrekte Inferenzen. • Die Konstruktion eines logischen Systems erfolgt in drei Schritten: Syntax: Definition einer formalen Sprache Semantik: präzise Spezifikation der Bedeutung der wohlgeformten Ausdrücke der Sprache Inferenzregeln zur Herleitung neuer Aussagen aus Axiomen Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Prädikatenlogik 1. Stufe: Syntax Dr. Knut Hinkelmann • Die Syntax der Prädikatenlogik legt die

Prädikatenlogik 1. Stufe: Syntax Dr. Knut Hinkelmann • Die Syntax der Prädikatenlogik legt die Datenobjekte fest und definiert damit die Sprache, in der Aussagen formuliert werden • In der Prädikatenlogik erster Stufe sind folgende Datenobjekte verfügbar: K: Menge der Konstantensymbole z. B. {a, b, c, . . . } V: Menge der Variablensymbole z. B. {x, y, z, x 1, . . . } F: Menge der Funktionssymbole z. B. {f, g, h, f 1, . . . } jedem Funktionssymbol ist eine Stelligkeit zugeordnet P: Menge der Prädikatensymbole z. B. {p, q, r, p 1, . . . } jedem Prädikatensymbol ist eine Stelligkeit zugeordnet O: Menge der Operatoren (Junktoren und Quantoren) • Beispiele für Junktoren: ¬ & (und) v (oder) ® (impliziert) « (äquivalent) • • Beispiele für Quantoren: $ (existiert) " (nicht) (für alle) Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Prädikatenlogik 1. Stufe: Syntax • Die Menge der Terme ist wie folgt definiert: 1.

Prädikatenlogik 1. Stufe: Syntax • Die Menge der Terme ist wie folgt definiert: 1. alle Variablen- und Konstantensymbole sind ein Terme 2. sei fn ein n-stelliges Funktionssymbol und seien t 1, . . . , tn Terme, dann ist fn(t 1, . . . , tn) ein Term 3. Alle Terme entstehen aus 1. mittels Iteration von 2. • Die Menge der Formeln ist wie folgt definiert: : 1. Sei pn ein n-stelliges Prädikatensymbol und seien t 1, . . . , tn Terme, dann ist pn(t 1, . . . , tn) eine Formel (atomare Formel oder Atom). 2. Seien A und B Formeln und sei die Menge der Junktoren gegeben durch {¬, &, v, ®, «}, dann sind (A), ¬A, A & B, A v B, A ® B, A « B ebenfalls Formeln. 3. Sei x eine Variable, A eine Formel und sei die Menge der Junktoren gegeben durch {", $}, dann sind "x A und $x A ebenfalls Formeln. 4. Alle Formeln entstehen aus 1. mittels Iteration von 2. und 3. Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Semantik der Prädikatenlogik 1. Stufe (I) Modell-theoretische Semantik (Tarski-Semantik): • Eine Interpretation I ist

Semantik der Prädikatenlogik 1. Stufe (I) Modell-theoretische Semantik (Tarski-Semantik): • Eine Interpretation I ist ein Paar <U, f>. – U ist eine nichtleere Menge von Individuen, das Universum – Die Abbildung f ordnet jedem syntaktischen Objekt ein semantisches Objekt zu: • jedem Konstantensymbol wird ein Element aus U zugeordnet, • jedem Funktionssymbol eine Abbildung über U, • jedem Prädikatensymbol eine Relation über U mit entsprechender Stelligkeit. • Unter einer Interpretation läßt sich jeder variablenfreie Term zu einem Element des Universums und jede Formel zu einem Wahrheitswert auswerten: – Eine atomare Formel p(t 1, . . . , tn) kann zu einem Wahrheitswert ausgewertet werden, indem man die dem Prädikat p zugeordnete Relation für die den Termen t 1, . . . , tn zugeordneten Elemente prüft. – Aus den Wahrheitswerten atomarer Formeln kann man den Wahrheitswert zusammengesetzter Formeln bestimmen. • • Eine Interpretation, die eine Formel F erfüllt, heißt ein Modell für F. Ein ausgezeichnetes Universum für die Untersuchung von Eigenschaften logischer Formeln ist das Herbranduniversum, das aus der Menge der Grundterme besteht. Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Semantik der Prädikatenlogik 1. Stufe (II) • Sei I = <U, f> eine Interpretation,

Semantik der Prädikatenlogik 1. Stufe (II) • Sei I = <U, f> eine Interpretation, sei f ein Ausdruck, dann ist die Wahrheit von f in I (symbolisch I |= f) wie folgt definiert 1. Falls f die Form p(t 1, . . . tn) hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn <f(t 1), . . . f(tn)> Î f(p) 2. Falls f die Form ¬y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn es nicht der Fall ist daß I |= y 3. Falls f die Form c & y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn I |= c und I |= y 4. Falls f die Form c v y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn I |= c oder I |= y oder beides 5. Falls f die Form c ® y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn I |¹ c oder I |= y oder beides Sei a eine Konstante die nicht in f vorkommt. 6. Falls f die Form "x y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn gilt I‘ |= y [x/a] für alle Interpretationen I‘, die mit I mit Ausnahme der Abbildung für a übereinstimmen. 7. Falls f die Form $ x y hat, dann gilt I |= f, genau dann wenn es eine Interpretation I‘ gibt, die mit I mit Ausnahme der Abbildung für a übereinstimmen, gilt I‘ |= y [x/a] Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Logische Konsequenz und Herleitbarkeit • Eine Aussage f ist eine gültige Konsequenz aus einer

Logische Konsequenz und Herleitbarkeit • Eine Aussage f ist eine gültige Konsequenz aus einer Menge von Aussagen S (symbolisch S |= f) genau dann wenn für alle Interpretationen I gilt: falls I |= y für alle y Î S, dann gilt auch I |= f. • Eine Aussage f kann aus einer Menge von Aussagen S hergeleitet werden (symbolisch S |— f) falls es einen Beweis für f aus S gibt. • Eine Herleitung wird durch Inferenzregeln berechnet, die Steuerung zur Auswahl und Anwendung der Inferenzregeln heißt Inferenzprozedur. • Korrektheit und Vollständigkeit von Inferenzprozeduren: – Korrektheit: Wenn S |— f dann S |= f (d. h. wenn f aus S herleitbar ist, dann ist f eine Konsequenz aus S) – Vollständigkeit: Wenn S |= f dann S |— f (d. h. wenn f eine Konsequenz aus S ist, dann ist der Beweis auch herleitbar) Ziel: Finde eine Inferenzprozedur, die korrekt und vollständig ist Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beispiele für Inferenzregeln der Prädikatenlogik 1. Stufe Instantiierung: Modus Ponens: Instantiierung und Modus Ponens:

Beispiele für Inferenzregeln der Prädikatenlogik 1. Stufe Instantiierung: Modus Ponens: Instantiierung und Modus Ponens: "x P P {x/a} f, f ® y y P {a) , " x P{x) ® Q(x) Q {a} • Die modelltheoretische Semantik der Prädikatenlogik ist unabhängig von operationaler Semantik, so daß unterschiedliche Inferenzregeln Modus Tollens: ¬ y, f®y ¬f anwendbar sind Problem: Finde eine Inferenzprozedur, die einfach automatisierbar ist. Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Eine logik-basierte Inferenzprozedur: Resolution [Robinson, 1965] • Resolution basiert auf dem Widerlegungsprizip (refutation) –

Eine logik-basierte Inferenzprozedur: Resolution [Robinson, 1965] • Resolution basiert auf dem Widerlegungsprizip (refutation) – Um einen Satz f aus einer Menge von Aussagen S zu beweisen, nehme an daß ¬f gilt und versuche einen Widerspruch herzuleiten. • Sei S eine Menge von Klauseln (die Theorie) und f eine Anfrage, die man beweisen will, dann gilt: S |= f • gdw S È {¬ f} widersprüchlich Das Resolutionsverfahren besteht aus drei Prozessen: – Umwandlung der Aussagen in Klauselform (durch Eliminierung von Implikation und Quantoren) – Unifikation: Vereinheitlichung von Formeln durch Substitution von Variablen – Resolution: Anwendung der Inferenzregeln Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Klauselform • • Eine Menge S von Formeln der Prädikatenlogik kann transformiert werden in

Klauselform • • Eine Menge S von Formeln der Prädikatenlogik kann transformiert werden in eine Menge von Klauseln (Klauseln sind implizit UND-verknüpft) Klauseln sind Mengen von Literalen (Literale in Klauseln sind implizit ODERverknüpft) Literale sind atomare Formeln oder negierte atomare Formeln Alle Variablen in Klauseln sind allquantifiziert Dr. Knut Hinkelmann Beispiel: Sei S gegeben durch die beiden Formeln ¬($ x) [p(X)] " z [$ y)[q. Q(z, y) v r(z)] ® p(Z)] S ist äquivalent zu: (¬p(x)) & (¬q(z, y) v p(z)) & (¬r(z 1) v p(z 1)) geschrieben in Klauselform ergibt: {¬p(x)} {¬q(z, y), p(z)} {¬r(z 1), p(z 1)} Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Umwandlung in Klauselform: Erläuterung 1. Eliminiere ® : f ® y wird ersetzt durch

Umwandlung in Klauselform: Erläuterung 1. Eliminiere ® : f ® y wird ersetzt durch ¬f v y f « y wird ersetzt durch (¬f v y) & (f v ¬y) 2. Schränke den Bereich von ¬ ein: ¬(¬ f) wird ersetzt durch f ¬(f & y) wird ersetzt durch ¬f v ¬y (de Morgan Regel) ¬(f v y) wird ersetzt durch ¬f & ¬y (de Morgan Regel) ¬"x f wird ersetzt durch $x ¬f ¬$x f wird ersetzt durch "x ¬f 3. Benenne Variablen um, so daß keine zwei Quantoren die gleiche Variable binden Beispiel: ("x (p(x, x)) & ($x q(x)) wird zu ("x (p(x, x)) & ($y q(y)) 4. Ziehe alle Quantoren nach links unter Beibehaltung der Reihenfolge. Eliminiere Existenzquantoren: Skolemisierung (siehe Extrafolie) 5. Lasse die Allquantoren weg (alle Variablen sind nun implizit allquantifiziert) 6. Wandle die Formel um in eine Konjunktion von Disjunkten (konjunktive Normalform) durch Anwendung der Regel (f & y) v c = (f v c) & (y v c) 7. Jedes Konjunkt heißt Klausel. Eine Klausel ist eine Disjunktion von Literalen, die man als Menge schreiben kann, Literale sind atomare Formeln oder negierte atomare Formeln Beispiel: P & (Q v ¬R) wird zu {P}, {Q, ¬R} 8. Benenne die Variablen um, so daß keine zwei Klauseln die gleichen Variablennamen haben Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Skolemisierung: Eliminierung von Existenzquantoren • Ein Existenzquantor besagt, daß es für die durch ihn

Skolemisierung: Eliminierung von Existenzquantoren • Ein Existenzquantor besagt, daß es für die durch ihn quantifizierte Variable ein Individuum gibt, der für ihn substitutiert werden kann, so daß die Aussage wahr wird • Man kann den Existenzquantor eliminieren, indem man das Individuum benennt: – Falls der Existenzquantor nicht im Bereich eines Allquantors vorkommt, ersetze die existentiell quantifizierte Variable durch eine neue Konstante (Skolemkonstante) $x president(x) wird zu president(a) – Steht der Existenzquantor im Bereich eines Allquantors, ersetze die existentiell quantifizierte Variable durch eine Funktion, deren Argumente die Variablen des umgebenden Allquantors sind "x $y mother(x, y) wird zu "x mother(x, f(x)) Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Unifikation [Robinson, 1965] • • Ein Unifikationsalgorithmus bestimmt, ob zwei Literale gleichgemacht werden können.

Unifikation [Robinson, 1965] • • Ein Unifikationsalgorithmus bestimmt, ob zwei Literale gleichgemacht werden können. Der Unifikationsalgorithmus berechnet eine Substitution. Eine Substitution s ist eine Liste von Bindungen, d. h. Paare von Variablen und ihren Werten (Terme). Wird in einer Subsitution s eine Variable an eine Konstante oder eine variablenfreien Funktionsausdruck gebunden, dann darf es keine Bindung an einen anderen Wert geben. Ist s eine Subsitution und f eine Formel, dann ist fs die Anwendung der Substitution s auf f. Dabei werden die Variablen in f durch ihren in s angegebenen Wert ersetzt. Unifikation: Gegeben zwei Literale oder Terme t 1 und t 2, finde eine Substitution s, so daß t 1 s = t 2 s Eine Substitution s ist ein Unifikator zweier Formeln f und y genau dann wenn ps = ys Ein Unifikator s heißt allgemeinster Unifikator, wenn sich alle anderen Unifikatoren durch Instantiierung aus s ergeben, d. h. wenn es einen weiteren Unifikator t gibt, dann gibt es eine Substitution r, so daß t = sr Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beispiele für Unifikatoren f y p(x, x) p(x, y) p(f(x), b) p(x, f(x)) Dr.

Beispiele für Unifikatoren f y p(x, x) p(x, y) p(f(x), b) p(x, f(x)) Dr. Knut Hinkelmann Unifikator s p(a, a) p(a, b) p(a, a) p(f(c), z) p(y, y) {x/a} fail (keine Unifikation möglich) {x/a, y/b} {x/a, y/a} {x/c, z/b} {x/y, z/f(y)} fail Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Inferenzregel der Resolution Sei S eine Menge von Klauseln; Seien R = {f 1,

Inferenzregel der Resolution Sei S eine Menge von Klauseln; Seien R = {f 1, . . . , fi, . . . , fn} und Q = {y 1, . . . , ¬yj, . . . , ym} Klauseln in S; Seien fi und yj unifizierbar mit Unifikator s; resolve(R, Q) = {f 1 s, . . . , fi-1 s, fi+1 s, . . . , fns, y 1 s, . . . yj-1 s, yj+1 s, . . . , yms} ist eine neue Klausel (resolve(R, Q) heißt eine Resolvente von R und Q) Füge resolve(R, Q) zu S hinzu Beachte: • Es wird mit einem positiven und einem negativen Literal resolviert • Die Resolvente enthät die Literale der beiden Ausgangsklauseln ohne die Literale, mit denen resolviert wurde • Der Unifikator wird auf alle Literale der Resolvente angewandt Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beweis durch Resolution • Sei S eine Menge von Klauseln (die Theorie) und f

Beweis durch Resolution • Sei S eine Menge von Klauseln (die Theorie) und f eine Anfrage, die man beweisen will, dann gilt: S |— f gdw S È {¬ f} widersprüchlich gdw S È {¬ f} |— � � ist die leere Klausel, die als false, falsch Widerspruch) ( interpretiert wird • Um zu beweisen, daß eine Formel f aus einer Menge S von Formeln folgt, gehe wie folgt vor: – Füge die Negation von f zu der Menge S hinzu: S‘ : = S È {¬f} – Wandle S‘ um in Klauselform: SK : = convert(S‘) – Wende die Inferenzregel der Resolution so lange auf SK an, bis die leere Klausel hergeleitet wird • Resolution ist korrekt und vollständig Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Problem der Steuerung bei der Resolution • 4 Entscheidungspunkte beim Resolutionsbeweis: – Auswahl der

Problem der Steuerung bei der Resolution • 4 Entscheidungspunkte beim Resolutionsbeweis: – Auswahl der beiden Klauseln für die Resolution – Auswahl der Literale der ausgewählten Klauseln für die Unifikation • Jede noch so gute Steuerung kann Entscheidungen treffen, die nicht zum Ziel führen. • Ein Weg, das Problem der Steuerung zu behandeln, ist – die Wahl einer weniger ausdrucksmächtigen Sprache – die Festlegung einer Strategie, die Entscheidungsfreiheiten reduziert Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Einschränkung der Syntax: Hornklauseln • Hornklauseln sind Klauseln mit höchstens einem positiven Literal •

Einschränkung der Syntax: Hornklauseln • Hornklauseln sind Klauseln mit höchstens einem positiven Literal • Es gibt drei Arten von Hornklauseln: – Regel: P ¬ P 1 & P 2 &. . . & Pn ist äquivalent zu {P, ¬ P 1, ¬P 2, . . . , ¬Pn} – Fakt: P ist äquivalent zu {P} – Anfrage: ¬ P 1 & P 2 &. . . & Pn ist äquivalent zu {¬ P 1, ¬P 2, . . . , ¬Pn} (Das positive Literal einer Hornklausel bezeichnet man auch als Konklusion ; die negativen Literale heißen auch Prämissen, Hornklauseln werden so notiert, daß das positive Literal vorne steht) • Eine Hornklausel-Wissensbasis besteht aus einer Menge von Regeln und Fakten • Für Hornklausel-Wissensbasen gilt die Closed-World Assumption (CWA), d. h. es wird nur das als wahr angenommen, was in der Wissensbasis steht Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beispiel für eine Hornklausel-Wissensbasis man(X) ¬ human(X) & male(X) woman(X) ¬ human(X) & female(X)

Beispiel für eine Hornklausel-Wissensbasis man(X) ¬ human(X) & male(X) woman(X) ¬ human(X) & female(X) parent(X, Y) ¬ mother(X, Y) parent(X, Y) ¬ father(X, Y) ancestor(X, Y) ¬ parent(X, Z) & ancestor(Z, Y) human(john) human(paul) human(mary) male(john) male(paul) Beispiele für Anfragen: ¬ ¬ ¬ human(john) human(X) man(john) man(X) parent(mary, X) ancestor(X, Y) & male(X) female(mary) father(john, mary) mother(mary, paul) Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Entscheidungspunkte bei OLD-Resolution und Hornklauseln • C 0 S 0 C 1 S 1

Entscheidungspunkte bei OLD-Resolution und Hornklauseln • C 0 S 0 C 1 S 1 C 2 . . . Cn � Ci: Center Clauses (Zentrumsklauseln) Si: Side Clauses (Seitenklauseln) Dr. Knut Hinkelmann – Welche Klauseln wählt man für die Resolution? – Welche beiden Literale innerhalb der Klauseln werden unifiziert? • OLD-Resolution – starte mit der Anfrage als einer Klausel – Linear Resolution: nimm die Resolvente als eine Klausel im nächsten Resolutionsschritt – Ordered Linear Resolution: Literale einer Klausel sind geordnet, resolviere mit dem ersten Literal Sn-1 Sn 4 Entscheidungspunkte bei Resolution: • Es bleibt nur noch eine Entscheidungsfreiheit: die Wahl der Seitenklausel – – Ci : C 0 = Anfrage / Ci = Resolvente Literal in Ci: erstes Literal a Si : Klausel aus Wissensbasis Literal in Si: erstes Literal (Kopf) a ? a Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Inferenz mit Hornklauseln • Inferenzregel ¬ H 1 & H 2 &. . .

Inferenz mit Hornklauseln • Inferenzregel ¬ H 1 & H 2 &. . . & Hm H ¬ B 1 & B 2 &. . . & Bn ¬ B 1 s & B 2 s &. . . & Bns & H 2 s &. . . & Hms • H 1 s = Hs Die Inferenzregel leitet sich aus dem Modus Tollens ab: H¬B ¬H ¬B • Rückwärtsverkettung entspricht SLD/OLD-Resolution {¬H 1, ¬H 2, . . . , ¬Hm, } {H, ¬B 1, ¬B 2, . . . , ¬Bn} {¬B 1, ¬B 2, . . . , ¬Bn, ¬H 2, . . . , ¬Hm}s Dr. Knut Hinkelmann H 1 s = Hs Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Rückwärtsverkettung: Beantwortung von Fragen • Die OLD-Resolution nennt man auch Rückwärtsverkettung, da die Regeln

Rückwärtsverkettung: Beantwortung von Fragen • Die OLD-Resolution nennt man auch Rückwärtsverkettung, da die Regeln rückwärts angewendet werden: Eine Regel ist anwendbar, wenn die Konklusion der Regel mit der Anfrage unifiziert werden kann: – Variablen werden mit Konstanten belegt – eine Variable muß bei jedem Vorkommen den gleichen Wert haben • Rückwärtsverkettung beantwortet Anfragen an eine Regelbasis: Enthält die Anfrage Variablen, so werden gültige Werte der Variablen berechnet • Durch Anwendung der Inferenzregel werden neue Anfragen generiert (die Bedingungen der Regel werden zur Anfrage hinzugefügt) • Ein Literal der Anfrage wird beantwortet (bewiesen), wenn ein Fakt in der Datenbasis existiert, der mit der Anfrage unifiziert werden kann • Falls für ein Literal der Anfrage keine anwendbare Regel oder Fakt gefunden wird, ist das Literal nicht beweisbar (vgl. Closed-World Assumption) à Backtracking (siehe unten) • Die Rückwärtsverkettung ist abgeschlossen, wenn die Liste der Anfragen leer ist. Das Ergebnis ist die Menge der Variablen mit ihren Werten (die Substitution). Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beispiele für Anfragen an eine Hornklausel-Wissensbasis Beispiele für Anfragen: man(X) ¬ human(X) & male(X)

Beispiele für Anfragen an eine Hornklausel-Wissensbasis Beispiele für Anfragen: man(X) ¬ human(X) & male(X) woman(X) ¬ human(X) & female(X) parent(X, Y) ¬ mother(X, Y) parent(X, Y) ¬ father(X, Y) ancestor(X, Y) ¬ parent(X, Z) & ancestor(Z, Y) human(john) human(paul) human(mary) male(john) male(paul) female(mary) father(john, mary) mother(mary, paul) ¬ human(john) Resultat: yes ¬ female(john) Resultat: no ¬ female(peter) Resultat: no ¬ human(X) Resultat: ¬ man(john) Resultat: ¬ man(X) Resultat: X = john X = paul X = mary oder yes X = john X = paul oder ¬ parent(mary, X) Resultat: X = paul ¬ ancestor(X, Y) & male(X) Resultat: X = john, Y = mary oder X = john, Y = paul Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Algorithmus für die Rückwärtsverkettung: Prinzip • • • Suchstrategie: Tiefensuche Die Regeln werden in

Algorithmus für die Rückwärtsverkettung: Prinzip • • • Suchstrategie: Tiefensuche Die Regeln werden in der Reihenfolge ihres Auftretens in der Wissensbasis auf Anwendbarkeit getestet Falls eine Entscheidung nicht zum Erfolg führt, muß man eine alternative Klausel wählen: à Backtracking Für die Wahl der Alternative muß man zu dem Zustand des letzten Entscheidungspunkts zurücksetzen Die Entscheidungspunkte sind definiert durch: – – • die aktuelle Anfrage L, die mit der Konklusion der Regel unifiziert hat, die Liste der restlichen Literale der Anfrageliste, die aktuelle Substitution (Variablenbelegungen), die Klauseln, die für die aktuelle Anfrage noch nicht angewendet wurden Der Algorithmus für Rückwärtsverkettung benötigt zwei Stacks: – GOALLIST: Liste der aktuellen Literale der Anfrage – CHOICEPOINTS: Entscheidungspunkte für Backtracking Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Algorithmus für die Rückwärtsverkettung Sei P eine Wissensbasis bestehend als Regeln und Fakten, sei

Algorithmus für die Rückwärtsverkettung Sei P eine Wissensbasis bestehend als Regeln und Fakten, sei G eine Anfrage, dann berechnet der folgende Algorithmus eine Variablenbelegung s, falls G aus P herleitbar ist 1. Initialisierung: GOALLIST : = G; CHOICEPOINTS : = Ø, s : = Ø; 2. falls dann 3. L : = top(GOALLIST ), GOALLIST : = pop(GOALLIST ), CLAUSES : = P; 4. falls dann 5. S: = top(CLAUSES ), CLAUSES : = pop(CLAUSES ), H : = Konklusion(S), L' : = Ls, H' : = Hs; 6. falls dann GOALLIST = Ø stop, SUCCESS = (true, s); CLAUSES = Ø falls CHOICEPOINTS : = Ø dann SUCCESS = (false, Ø) sonst (L, GOALLIST , s, CLAUSES ) : = top(CHOICEPOINTS); L't = H't für eine Substitution t s : = st, GOALLIST : = Prämissen(S) È GOALLIST , STATE : = (L, GOALLIST , s, CLAUSES ), CHOICEPOINTS : = push(STATE, CHOICEPOINTS), gehe zu 2 sonst gehe zu 4; Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Problem: Eingeschränkte Aussagemächtigkeit von Hornklauseln • Mit Hornklauseln kann keine Disjunktion (ODER) und Negation

Problem: Eingeschränkte Aussagemächtigkeit von Hornklauseln • Mit Hornklauseln kann keine Disjunktion (ODER) und Negation (NICHT) repräsentiert werden – Die Hauptstadt von Australien ist Sydney oder Canberra – Die Hauptstadt von Australien ist nicht Sydney • Hornklauseln können negierte Prämissen haben. Sie heißen dann normale Klauseln und haben die Form: p 0(X 0) ¬ p 1(X 1), p 2(X 2), . . . , pn(Xn), not(pn+1(Xn+1)), . . . , not(pn+m(Xn+m)) • • Für Hornklauseln mit Negation gibt es verschiedene Interpretationen, die bekannteste ist die Negation-as-Failure Regel (NAF), die CWA voraussetzt. Umgangssprachlich bedeutet die NAF: “not(G) folgt aus einer Wissensbasis WB, wenn der Beweis von G in endlicher Zeit scheitert. ” (not steht für „nicht beweisbar“) Beispiel: Wissensbasis: loves(john, X) ¬ girl(X), not(likes(X, wine)) girl(mary) girl(susan) likes(susan, wine) Anfrage: ¬ loves(john, Y) Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Prolog • Auf der Hornklausellogik basieren die logische Programmierung (insbesondere die Programmiersprache Prolog) und

Prolog • Auf der Hornklausellogik basieren die logische Programmierung (insbesondere die Programmiersprache Prolog) und deduktive Datenbanken • Prolog. . . … verwendet eine andere Syntax, z. B. Variable beginnen mit Großbuchstaben & wird zu , ¬ wird zu : - jede Klausel wird mit einem. beendet … stellt Funktionen und Prozeduren zur Verfügung, z. B. • Arithmetik • Prozeduren zum Drucken, Lesen … bietet die Möglichkeit, die Bearbeitung zu beeinflussen, um prozedurale Konstrukte wie Schleifen zu implementieren Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Wissensrepräsentation durch Logik: Diskussion • Die Logik ist eine sehr allgemeine Sprache zur Repräsentation

Wissensrepräsentation durch Logik: Diskussion • Die Logik ist eine sehr allgemeine Sprache zur Repräsentation von Wissen • Auf der epistemologischen Ebene stehen nur Prädikate, Konstanten und Funktionen für die Wissensrepräsentaiton zur Verfügung • Klassen, strukturelle Beziehungen (is-a, instance-of, part-of) und Eigenschaften müssen durch Prädikate repräsentiert werden (kognitiv adäquat? ) • Die Ausdrucksmächtigkeit der Sprache und die Allgemeinheit der Inferenzen erfordert Einschränkungen der Inferenzstrategien und der Ausdrucksmächtigkeit, um effiziente Verarbeitung zu ermöglichen Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99

Beispiele für Prüfungsfragen • Beweisen Sie mit Hilfe des Resolutionsverfahrens, daß die Klausel {.

Beispiele für Prüfungsfragen • Beweisen Sie mit Hilfe des Resolutionsverfahrens, daß die Klausel {. . . } aus der Klauselmenge {{. . . }. . . {. . . }} herleitbar ist • Geben Sie alle möglichen Resolventen der beiden folgenden Klauseln an • Geben Sie je einen Unifikator für die folgenden Paare von Formeln an bzw. fail, falls die Formeln nicht unifizierbar sind. • Welche der folgenden Formeln entspricht nicht der Syntax der Prädikatenlogik 1. Stufe • Gegen ist folgende Hornklausel-Wissensbasis. Geben Sie zu den Anfragen jeweils alle möglichen Antworten an. Dr. Knut Hinkelmann Grundlagen der Künstlichen Intelligenz, SS 99