Welche pflegerischen Interventionen untersttzen eine erfolgreiche Versorgung in

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Welche pflegerischen Interventionen unterstützen eine erfolgreiche Versorgung in der Gemeinde? Maximilian Kiereck LVR-Klinik Bonn

Welche pflegerischen Interventionen unterstützen eine erfolgreiche Versorgung in der Gemeinde? Maximilian Kiereck LVR-Klinik Bonn und Bonner Verein für gemeindenahe Psychiatrie e. V. www. dfpp. de

Inhalte • • Ausgangslage Wie können Schnittstellen überwunden werden? Was kann die Psychiatrische Pflege

Inhalte • • Ausgangslage Wie können Schnittstellen überwunden werden? Was kann die Psychiatrische Pflege beisteuern? FACT: Forensic Assertive Community Treatment „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 2

Ausgangslage • Qualifizierte Maßregelvollzugsbehandlungen noch weitgehend im stationären Setting der forensischen Einrichtungen • Der

Ausgangslage • Qualifizierte Maßregelvollzugsbehandlungen noch weitgehend im stationären Setting der forensischen Einrichtungen • Der Übergang von der Forensik in die Gemeindepsychiatrie „sollte“ mit der Entlassplanung frühzeitig und ausreichend vorbereitet sein • Es zeigen sich Reibungsverluste und Schwierigkeiten an der Schnittstelle • Die (Re)Integration forensischer Patienten in die Gemeinde gestaltet sich schwierig • Chancen und Möglichkeiten fachlich qualifizierter Nachsorge werden noch vernachlässigt • Es gibt nicht ausreichend betreute Wohneinheiten für die entlassenen Patienten „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 3

Zu bedenken ist ergänzend auch…. …. dass dem Maßregelvollzug aktuell die Novellierung des St.

Zu bedenken ist ergänzend auch…. …. dass dem Maßregelvollzug aktuell die Novellierung des St. GB § 63 bevorsteht. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl der Untergebrachten die im Rahmen der Verhältnismäßigkeit frühzeitig entlassen werden weiter ansteigt. Hier kann die bislang praktizierte Entlassplanung nicht ausreichend greifen. Es stellt sich die Frage, ob die Entlassplanung früher einsetzen, und diese Umstände mit entsprechenden Maßnahmen einkalkulieren werden müssten. „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 4

„Die allgemeinpsychiatrische Aufnahmebereitschaft für forensische Patienten gilt als niedrig“! (Steinböck et al. , 2004,

„Die allgemeinpsychiatrische Aufnahmebereitschaft für forensische Patienten gilt als niedrig“! (Steinböck et al. , 2004, Schmidt-Quernheim, 2008) „Eine parallel durchgeführte Befragung niedergelassener ärztlicher Therapeuten zeigte, dass lediglich in 18 von 102 Angaben forensische Behandlungserfahrung und -bereitschaft bejaht wurde“. (Stübner & Nedopil, 2009) (Ambulante Sicherungsnachsorge – Begleituntersuchung eines forensischen Modellprojektes in Bayern; Stübner & Nedopil, Psych. Praxis 2009; 36) „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 5

Die Zusammenarbeit zwischen den forensischen Kliniken und der Gemeindepsychiatrie lässt qualitativ und quantitativ noch

Die Zusammenarbeit zwischen den forensischen Kliniken und der Gemeindepsychiatrie lässt qualitativ und quantitativ noch zu wünschen übrig. Es bestehen Ängste, Vorbehalte und Stigmatisierung! Die Entlassvorbereitung und die Nachsorge müssen sowohl zu Gunsten der Patienten wie auch der Bevölkerung optimiert und aufeinander abgestimmt werden. Dies ist Aufgabe beider Bereiche: Der forensischen Klinik wie auch der Gemeindepsychiatrie! Auch die Angehörigen werden noch nicht ausreichend in den Prozess einbezogen. Von Verbesserungen könnten alle Beteiligten profitieren! „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 6

Brainstorming • Gegenseitige Hospitationen der multiprofessionellen Teams zum „Kennenlernen“ von Unbekanntem Abbau von Ängsten

Brainstorming • Gegenseitige Hospitationen der multiprofessionellen Teams zum „Kennenlernen“ von Unbekanntem Abbau von Ängsten und Vorbehalten Haltungsänderung • Fortbildungen zum Thema forensische Arbeit als selbstverständliches Procedere Kompetenz- und Wissenserweiterung psychiatrisch Pflegender in der Gemeindepsychiatrie • Gemeinsam gestaltete Workshops und Fortbildungen Vernetzung und Abbau von Schnittstellenproblemen • Förderung von Antistigma-Kompetenz „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 7

 • Einbezug und Vorstellung forensischer Patienten in Stadtplankonferenzen/ Hilfeplankonferenzen • Rechtzeitiger Kontaktaufbau zu

• Einbezug und Vorstellung forensischer Patienten in Stadtplankonferenzen/ Hilfeplankonferenzen • Rechtzeitiger Kontaktaufbau zu örtlichen Vereinen etc. gemeinsame Projekte wären förderlich und wünschenswert Abbau von Ängsten innerhalb der Gemeinden • Stärkerer Einbezug der Angehörigen „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 8

FACT Forensic Assertiv Community Treatment „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit

FACT Forensic Assertiv Community Treatment „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 9 9

Was ist ACT? ACT-Teams arbeiten in multidisziplinären Teams (bestehend aus zehn bis zwölf Mitarbeitern)

Was ist ACT? ACT-Teams arbeiten in multidisziplinären Teams (bestehend aus zehn bis zwölf Mitarbeitern) in dem Pflegende, Sozialarbeiter, Psychologen, Suchthelfer, Ärzte und Peers vertreten sind. Sie suchen die Klienten regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche in Form von Hausbesuchen oder in vereinbarten Visiten an anderen Orten im Lebensumfeld der Erkrankten auf. Ziele der Intervention: • Die Betroffenen im Kontakt zum Versorgungssystem halten • Stationäre Aufenthalte vermeiden • Krankheitsverläufe, insbesondere in Hinsicht auf soziale Funktionen & Lebensqualität, verbessern • Die Patientenverantwortung wird gemeinsam im Team übernommen „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 10

FACT: Forensic Assertive Community Treatment (Achtung: nicht zu verwechseln mit FACT: Flexible ACT aus

FACT: Forensic Assertive Community Treatment (Achtung: nicht zu verwechseln mit FACT: Flexible ACT aus den Niederlanden) „Forensic Assertive Community Treatment (FACT) is an adaption of the traditional Asssertive Community Treatment (ACT) model for people with serious mental illness who are involved with the criminal justice system“ (Lamberti et al. , 2004) FACT ist ein US-amerikanisches Modell welches entwickelt wurde, um psychiatrische Patienten aus dem Vollzug „fernzuhalten“. Die Prävalenz psychischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung der USA liegt bei Ø 2, 8 %. Der Anteil psychisch erkrankter Menschen in den Gefängnissen liegt aber bei 6 - 16 % ! „Yet, as a group, persons with servere mental illness are jailed more often than they are hospitalized“ (Morrissey et al. , 2007) „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 11

1. Warum benötigt es ein spezielles ACT-Programm für forensische Patienten? 2. Welche Add-ons sind

1. Warum benötigt es ein spezielles ACT-Programm für forensische Patienten? 2. Welche Add-ons sind von Nöten? Worin liegen die Unterschiede? „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 12

1. Warum benötigt es ein spezielles ACT-Programm für forensische Patienten? In Follow-up Studien konnte

1. Warum benötigt es ein spezielles ACT-Programm für forensische Patienten? In Follow-up Studien konnte bewiesen werden, dass ACT im ersten Jahr • …… einen positiven und signifikanten Einfluss auf die Verbesserung der globalen Funktionsfähigkeit (GAF) hatte • …… sich die Lebensqualität bei den Teilnehmern signifikant verbessert hatte • …… sich die Krankheitssymptome deutlich verringert hatten • …… die Chancen für eine berufliche Wiedereingliederung wesentlich höher lagen • …… die Medikamenten-Adherence wesentlich verbessert wurde • …… und signifikant mehr Teilnehmer ein unabhängiges Leben führten „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 13

ABER: Interessanterweise konnte ACT nicht Strafrückfälligkeit und erneute Inhaftierungen verringern oder verhindern (Forensic and

ABER: Interessanterweise konnte ACT nicht Strafrückfälligkeit und erneute Inhaftierungen verringern oder verhindern (Forensic and nonforensic clients in ACT: A longtudinal study, Beach et al. , 2013) „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 14

2. Welche Add-ons sind von Nöten? Worin liegen die Unterschiede? • Ergänzung der Zielsetzung

2. Welche Add-ons sind von Nöten? Worin liegen die Unterschiede? • Ergänzung der Zielsetzung um die Vermeidung von erneuter Straffälligkeit und Inhaftierung • Eingliederung von Bewährungshelfern in die ACT-Teams • Betreute Wohnformen mit zusätzlichen Suchtpräventionsangeboten und –maßnahmen • Enge Zusammenarbeit mit den Strafjustizbehörden (Polizei u. a. ) • Mitarbeiter mit zusätzlicher Ausbildung zum zertifizierten Suchtberater • Multikulturelles und multiethnisches Team „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 15

 • Einsatz von Arbeitstherapeuten • Erweitertes Assessment z. B. „Psychopathy Checklist-Revised“ (PCL-R) und

• Einsatz von Arbeitstherapeuten • Erweitertes Assessment z. B. „Psychopathy Checklist-Revised“ (PCL-R) und die „Lifestyle Criminality Screening Form“ (LCSF) • Interventionen die sozialen Fertigkeiten, Fähigkeiten und das soziale Verhalten stärken • kognitive Verhaltenstherapie die auf die Umstrukturierung „kriminellen Denkens“ abzielt • Höhere Besuchsfrequenz (Lamberti et al. , 2004) „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 16

Danke für die Aufmerksamkeit | www. dfpp. de | Folie 17

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Literatur (Auswahl) Beach, C. , Dykema, L. -R. , Appelbaum, P. S. , Deng,

Literatur (Auswahl) Beach, C. , Dykema, L. -R. , Appelbaum, P. S. , Deng, L. , Leckman-Westin, E. , Manuel, J. I. , … Finnerty, M. T. (2013). Forensic and Nonforensic Clients in Assertive Community Treatment: A Longitudinal Study. Psychiatric Services, 64(5), 437– 444. Lamberti, J. S. , Weisman, R. , & Faden, D. I. (2004). Forensic Assertive Community Treatment: Preventing Incarceration of Adults With Severe Mental Illness. Psychiatric Services, 55(11), 1285– 1293. https: //doi. org/10. 1176/appi. ps. 55. 11. 1285 Lamberti, J. S. , Deem, A. , Weisman, R. L. , & La. Duke, C. (2011). The Role of Probation in Forensic Assertive Community Treatment. Psychiatric Services, 62(4), 418– 421. https: //doi. org/10. 1176/appi. ps. 62. 4. 418 Morrissey, J. P. , Cuddeback, G. S. , Cuellar, A. E. , & Steadman, H. J. (2007). The role of Medicaid enrollment and outpatient service use in jail recidivism among persons with severe mental illness. Psychiatric Services (Washington, D. C. ), 58(6), 794– 801. https: //doi. org/10. 1176/ps. 2007. 58. 6. 794 Schmidt-Quernheim, F. , & Hax-Schoppenhorst, T. (2008). Professionelle forensische Psychiatrie: Behandlung und Rehabilitation im Maßregelvollzug (2. , vollst. überarb. und erw. Aufl). Bern: Huber Steinböck, H. , Groß, G. , Nedopil, N. , Stübner, S. , Tiltscher, E. , Vopelius, G. V. , & Werner, M. (2004). Ambulante Betreuung forensischer Patienten–vom Modell zur Institution, (4). Stübner, S. , & Nedopil, N. (2009). Ambulante Sicherungsnachsorge – Begleituntersuchung eines forensischen Modellprojektes in Bayern. „DGPPN 2016: Symposium Entlassungen wegen nicht mehr gegebener Verhältnismäßigkeit – eine Herausforderung für die forensische Pschiatrie und die Gemeindepsychiarie “ | www. dfpp. de | Folie 18