B5 6 Frderschwerpunkt Lernen Fokus Lernen unter erschwerten
B-5 -6 Förderschwerpunkt Lernen Fokus: Lernen unter erschwerten Bedingungen Schulsystemische Aspekte Mag. Verena Gratzer, BED.
Organisatorisches Einheit Inhalt 1. Termin Historischer Rückblick auf den Behinderten Begriff, Integration vs. Inklusion Sonderschulwesen, SPF Vergabe, 2. Termin 3. Termin 4. Termin Basale Förderklasse, Umgang mit chronischen Krankheiten Grafomotorische Förderung – Störbilder, etc. Standorte der Sonderpädagogik 5. Termin
Organisatorisches § 80% Anwesenheit § 1 ECTS – 25 Stunden, 11, 25 Präsens, 13, 75 Selbststudium § Prüfungsimmanent- Kleine Aufgaben von Termin zu Termin § Arbeitsauftrag in der Gruppe: Standorte der Sonderpädagogik – Aufgabenbereiche, Ausbildung, Standorte, … 1. Heilstättenschule 2. FIDS 3. Schule für Sehbehinderte / blinde Kinder 4. Schule für gehörlose / Taube Kinder 5. Schule für Körperbehinderte
Literatur BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG (2016): Rundschreiben Nr. 23/2016: Richtlinien für Differenzierungs- und Steuerungsmaßnahmen im Zusammenhang der Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF). https: //www. bmbwf. gv. at/Themen/schule/schulsystem/sa/sp. html [17. 8. 2020] HEDDERICH, Ingeborg; BIEWER, Gottfried; HOLLENWEGER, Judith; MARKOWETZ, Reinhard (Hrsg. ) (2016): Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. Stuttgart: utb KISCH, Andrea; PAULI, Sabine (2014): Schreibstörungen bei Kindern erkennen und behandeln. Basel: verlag modernen lernen KISCH, Andrea; PAULI, Sabine (2017): Die Ravensburger Feinmotorikkiste. Basel: verlag modernen lernen STEINHAUSEN, Hans-Christoph (Hrsg. ) (2001): Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Kohlhammer VETTER, Martin u. a. (2010): G-FIPPS: Grafomotorische Förderung. Ein psychomotorisches Praxisbuch. Basel: Borgmann
Historische Entwicklung der Inklusionspädagogik
Historische Entwicklung • Stets widersprüchlicher Zugang der Gesellschaft zu Menschen mit besonderen Bedürfnissen Tötung, Ausgrenzung, Duldung und Unterstützung, Verehrung • Frühzeit prähistorische Skelettfunde zeigen natürliche Todesursachen generell niedrige Lebenserwartung, daher Überlebenschancen gering
Alte Hochkulturen • Sklavenhalterkulturen (Sumerer, Babylonier, Germanen) – Menschen mit Behinderungen ausgesetzt oder getötet Überlebende Bettler*innen, Prostituierte, Sklav*innen • Ägypten – Blinde unter besonderem Schutz, körperlich Beeinträchtigte rücksichtsvoll behandelt
Antike § Griechenland – Ziel war der gute und schöne Mensch, Entstellungen und Auffälligkeiten verabscheuungswürdig (Sparta keine Lebensberechtigung) § Antike: Behinderung = von Göttern gesandtes Unglück Aussetzung erkennbar behinderte Säuglinge - Vertreibung, Isolation Platon: „Ärzte sollten die Bürger, die an Leib und Seele wohlgeraten sind, betreuen, die anderen aber nicht. Wer siech am Körper ist, den sollen sie sterben lassen, wer an der Seele missraten und unheilbar ist, den sollen sie sogar töten. “
Historische Entwicklung § Frühes Christentum • Taufe als Grundlage menschlicher Gleichwertigkeit • Glaube an Jenseits gewisses Maß an Verantwortung, jedoch als Empfänger*innen christlicher Mildtätigkeit Menschen mit Behinderung bald auf unterster sozialer Stufe § Mittelalter • behinderte Menschen erhielten einerseits Almosen • wurden hingegen während Kriegen, Hungersnöten, Epidemien verjagt • Aberglauben und Verdächtigungen, Spaßmacher*innen auf Jahrmärkten
Historische Entwicklung § Renaissance und Humanismus • Erweiterung politischer Macht auf andere Kontinente, Handel und Bankwesen kam vor allem Fürsten, Großkaufleuten, Städten zugute • Luthers Forderung Mensch müsste sich durch Arbeit bewähren • Menschen mit Behinderung in Verwahrungsanstalten eingewiesen § Barock • Staatsverständnis mit straff geführter Verwaltung und gut ausgebildeten Untertanen • Entstehung verschiedener Schulformen mit bewusster Selektion
Historische Entwicklung § Pietismus und Aufklärung • sich wandelnder Bildungsbegriff weg von Standeserziehung • Erziehung soll der Natur des Menschen entsprechen, Berufsbefähigung, Entfaltung persönlicher Anlagen • vereinzelt wurde sinnesbehinderten Menschen Bildung zugesprochen erste Taubstummenschule in Paris 1770 erste Blindenanstalten in Madrid, Paris, Berlin, North-Leigh
18. / 19. Jahrhundert § Ideologie der Aufklärung § Gedanke der bürgerlichen Brauchbarkeit § medizinische Fortschritte § Zuerkennung der Bildbarkeit institutionalisierte Bildungsbemühungen 1779 Taubstummeninstitut 1810 Blindeninstitut
Historische Entwicklung § 19. Jahrhundert • Fortschrittsglaube an ständige Höherentwicklung des Menschen (Darwin, Nietzsche, . . . ) führte zu Verachtung schwächerer Menschen mündete letztlich in Vernichtung sogenannten unwerten Lebens in der NS-Zeit • parallel Ansätze der Reformpädagogik Maria Montessori – Selbständigkeit und Selbstkontrolle Petersen – Stammgruppen statt Jahrgangsklassen, Wochenarbeitspläne Rudolf Steiner – Waldorfschulen, Epochalunterricht und künstlerische Orientierung
19. / 20. Jahrhundert § 19. Jahrhundert • Fortschrittsglaube an ständige Höherentwicklung des Menschen (Darwin, Nietzsche, . . . ) führte zu Verachtung schwächerer Menschen mündete letztlich in Vernichtung sogenannten unwerten Lebens in der NS-Zeit • parallel Ansätze der Reformpädagogik Maria Montessori – Selbständigkeit und Selbstkontrolle Petersen – Stammgruppen statt Jahrgangsklassen, Wochenarbeitspläne Rudolf Steiner – Waldorfschulen, Epochalunterricht und künstlerische Orientierung
Unwertes Leben im Dritten Reich • Verhaltensweisen und Anschauungen in Politik und Wissenschaft mit verheerenden Auswirkungen Verantwortung wissenschaftlichen Denkens und Handelns gerade auch in heutiger Zeit ethische Debatte hinsichtlich Errungenschaften der Gentechnologie • Binding (Psychiater) und Hoche (Neurologe) – Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens „Erlösungsgedanke“, Ersparnis für Gesellschaft Legitimation von Tötungsanstalten • 1933: Erbgesundheitsgesetze
Unwertes Leben im Dritten Reich • Deutscher Verein für Psychische Hygiene Schrift „Leitsätze zur sozialen und degenerativen Hygiene“ Zwangssterilisierung zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, von Landstreicher*innen, Alkoholiker*innen, Verbrecher*innen und Prostituierten • Hilfsschulen, um Volksschulen zu entlasten drastische Kürzung der Ausgaben für sogenannte Minderwertige
Unwertes Leben im Dritten Reich • Euthanasie zum Schutz der Rasse neben Auslese durch Sterilisation auch Tötung durch Euthanasie • 1939 Erlass zur Erfassung behinderter Kinder ab diesem Zeitpunkt begannen Tötungsanstalten im gesamten Reich mit entsetzlicher Vernichtungsarbeit § Niemals vergessen und gleichzeitig Blick für Situation in heutiger Zeit schärfen! § Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt. (Gustav Heinemann)
Integrationspädagogik • Skandinavien, GB, Italien führend in Österreich beschwerlicher Weg über viele Jahre, erstmals 1984 Schüler*innen mit Behinderungen in Regelschulen integriert • 1990 Petition an Nationalrat – Integration als Recht, nicht als Gnade • Elterninitiativen, Elternverband „Integration Österreich“ § konsequente Gleichstellung als Chance § Vielfalt und Bereicherung für gesamte Gesellschaft
Integrationspädagogik • unterschiedliche Situation in Bundesländern Integrationsklassen mindestens fünf Schüler*innen mit Behinderung • Schulbesuch in Integrationsklassen maximal bis Ende der Schulpflicht • Sonderschulen dürfen 12 Jahre besucht werden
Integration versus Inklusion • Integration homogene Mehrheitsgruppe und kleine Außengruppe, die integriert werden muss Einzelne soll sich an Mehrheitssystem anpassen • Inklusion Abkehr von Zwei-Gruppen-Theorie alle Menschen sind Teil einer vielfältigen, heterogenen Gesellschaft gleichberechtigte Individuen, unabhängig von persönlichen Merkmalen/ Voraussetzungen flexible gesellschaftliche Rahmenbedingungen nötig, die sich Bedürfnissen anpassen
Integration versus Inklusion § Verschiedene Modelle • Kooperative Klasse gemeinsamer Unterricht in weniger leistungsorientierten Unterrichtsfächern, sonst verschiedene Lerngruppen führt zu Stigmatisierung und wird von Integrationsbefürwortern abgelehnt • Förderklasse durch äußere Differenzierung sollen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten überwunden werden Wiener Modell: 6 Schüler*innen, 2 Lehrer*innen, Realisierung heilpädagogischer Konzepte – Schüler*innen bleiben im Stand ihrer Stammklasse Gefahr irreversibler Abkoppelungsprozesse
Integration versus Inklusion § Verschiedene Modelle • Integrative/ Inklusive Klasse alle Schüler*innen haben besondere Erziehungs- und Bildungsbedürfnisse, die innerhalb heterogener Klassen abgedeckt werden können Ausgliederung soll vermieden werden, ohne auf sonderpädagogische Förderung zu verzichten, Voraussetzungen: Ø zwei Lehrer*innen, davon ein/e Sonderpädagog*in Ø individualisierender, schüler*innenzentrierter Unterricht Ø genügend Räumlichkeiten und geringere Schüler*innenanzahl
Artikel § Lesen Sie den Artikel: „Inklusion“ § Diskussion und Gedankenaustausch
Voraussetzungen für gemeinsamen Unterricht • Differenzierung der Lernziele - Berücksichtigung der individuellen Problemlage • Differenzierung der Unterrichtsmethoden und –mittel • bauliche Veränderungen • realisierbare Konzepte • angemessene Beurteilung – weg von Klassifizierungen hin zu akzeptablen Aussagen über Leistungsstand des Kindes • positive Haltung allen Schüler*innen gegenüber § Weiterhin bestehendes Problem: Wie geht es nach der Schulpflicht weiter?
Behindertenbegriff § Begriff erst nach dem 1. WK gebräuchlich § kommt aus dem Sozialrecht § Fehlen einer anerkannten Definition „Als behindert gelten Personen, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen Funktionen so weit beeinträchtigt sind, dass ihre unmittelbaren Lebensverrichtungen oder ihre Teilnahme am Leben der Gesellschaft erschwert werden. “ (Bleidick) defizitorientiert Ursache liegt im Individuum klassifizierbar Ende der 60 er Kritik am medizinisch-biologischen Ansatz geändertes Verständnis von „Behinderung Mehrdimensionalität beachten!
Klassifikation
Klassifikation
Klassifikation
Klassifikation WHO (2001): Behinderung ist ein Oberbegriff für Schädigungen auf der organischen Ebene (Körperfunktionen und Körperstrukturen), Beeinträchtigungen auf der individuellen Ebene (Aktivitäten) oder auf der gesellschaftlichen Ebene (Teilhabe). Systemisch – ganzheitliches System Nicht Defizite maßgeblich, sondern individuelle Möglichkeiten und soziale Teilhabe an der Gesellschaft. Diese stehen in Wechselwirkung mit Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren.
Arbeitsauftrag § Lesen Sie den Artikel: „Spätabtreibung“ § 2 Kommentare, 2 Antworten auf Kommentare
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