AutonomieSelbstndigkeits und Abhngigkeitserleben in der Stationren Langzeitpflege und
Autonomie-/Selbständigkeits- und Abhängigkeitserleben in der Stationären Langzeitpflege - und der Bezug zum vorher gelebten Leben Vorschlag für eine biografische Rekonstruktion von Interviewdaten (in Anlehnung an H. Schneider 2019)
Zum Forschungsvorhaben Einführung
Methodologisches Design • Fragestellung: Wie erleben und verarbeiten zu pflegende Menschen im stationären Setting Abhängigkeit im Kontext von Autonomie und Identität? • Interviews und Sampling: Forschungsbiographische Rekonstruktion von 9 problemzentrierten narrativen Interviews aus dem stationären Altenpflegesetting
Theoretische Vorannahmen Sechs Anthropologische Grundannahmen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Menschen wollen ihr Leben nach eigenen Werten, Zielen, Neigungen und Bedürfnissen selbst gestalten – wird dieses Grundbedürfnis durch physische, finanzielle oder soziale Faktoren eingeengt, reagieren sie darauf durch Zorn, Anschuldigungen, Resignation oder Selbstzweifel. Entwicklungsprozesse werden immer und besonders im Alter sowohl durch vorhandene Potentiale als auch durch Verletzlichkeiten mitgeprägt. In allen Lebensphasen, auch im Alter, verändern sich Rollen, Tätigkeiten und soziale Netzwerke und wandeln sich die Daseinsthemen. Die eigene Endlichkeit gewinnt als Daseinsthema im Alter eine besondere Bedeutung und wird von den Einzelnen unterschiedlich interpretiert. Menschen sind auf andere Menschen bezogen – im Alter ist die Bezogenheit auf die nachfolgende Generation besonders bedeutsam („Generativität“). Der Begriff der Verantwortung – sowohl als Selbstverantwortung als auch als Mitverantwortung für andere Menschen und als Nachhaltigkeitsverantwortung gegenüber der Schöpfung (Natur und Gesellschaft) – ist für (ältere) Menschen bedeutungsvoll. (Schneider 2019, S. 50 ff - Bezug: Alterns- und Resilienzforschung vgl. Kruse 2014; Kruse et al 2014; Thomae 1981)
Einzelfallbearbeitungen Arbeitsauftrag
Untersuchen Sie die ausgewählte / vorliegende Lebensbeschreibung in Bezug auf den Zusammenhang von Autonomie-/Selbständigkeits- und Abhängigkeitserleben und gehen Sie dabei folgendermaßen vor: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Benennen Sie die zentralen Lebensereignisse auf einzelnen Karten mit wenigen Stichworten und legen Sie sie in chronologischer Reihenfolge aus. Kennzeichnen Sie die Entwicklung und Gegenwart prägenden Ereignisse durch die beiden folgenden Symbole: = verstärkender Einfluss auf die Autonomie/Selbstständigkeit = Erfahrung von Abhängigkeit Begründen Sie ihre so gebildeten Hypothesen zu einzelnen Lebensereignissen auf ergänzenden Karten und diskutieren Sie dabei alle Punkte, an denen Sie unterschiedlicher Meinung sind. Unterscheiden Sie zwischen Momenten von Kontinuität in der Entwicklung und Brüchen / Veränderungen / Gegensätzen. Betrachten Sie die momentane Lebenssituation der interviewten Personen in der stationären Langzeitpflege und ihren Umgang mit Autonomie-/Selbständigkeits- und Abhängigkeitserfahrungen und überlegen Sie, wie schlüssig diese Gegenwart vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte ist. Vergleichen Sie Ihre Analyse mit dem von H. Schneider (2019) entwickelten Strukturbild wenn mit den von Schneider erhobenen Biografien gearbeitet wurde. Bereiten Sie eine Präsentation Ihrer zentralen Erkenntnisse im Plenum vor – z. B. als Grafik auf einem Flip-Chart.
Thesen zur Diskussion Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Studie von Schneider (2019, S. 239 -251)
Ø Vor einer Generalisierung und Verallgemeinerung von Theorien zum Leben und Erleben im Alter wird gewarnt. Ø Erforderliche ist eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen Menschen mit seinen persönlichen Daseinsthemen. Ø Der Wunsch nach Selbstgestaltung besteht i. d. R. für alle Menschen bis zum Lebensende fort. Ø Einschränkungen durch physische, finanzielle oder soziale Faktoren rufen Reaktionen wie z. B. „Zorn, Anschuldigungen, Resignation und Selbstzweifel“ hervor. Ø Oft werden frühere physische, soziale und psychische Verletzlichkeiten berührt und treten wieder in den Vordergrund. Ø Verletzlichkeiten bilden aber auch „das Potential zur Entwicklung und Veränderung“. Ø Lebensgeschichtlich entwickelte Copingstrategien finden sich häufig in neuen Facetten im Alter wieder. Ø So zeigt sich auch im hohen Alter, dass neue Herausforderungen als Chancen für Entwicklung genutzt werden.
Eine unmittelbare, lineare Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen sozialem Umfeld, sozialen Rollen, Lebensqualität, Autonomie und (depressiven) Gefühlen kann nicht konstruiert werden. Die Zusammenhänge sind vielgestaltig und müssen für jeden Einzelfall rekonstruiert/gedeutet werden. Die Methoden und Wege der Deutung müssen nachvollziehbar sein und die Ergebnisse sollten – möglichst mit den Menschen, die sie betreffen – diskutiert werden
„Es geht um das tiefliegende Bedürfnis, das uns allen innewohnt: Als menschliches Individuum wahrgenommen und akzeptiert zu werden, mit allen noch so eigenen Facetten, die ein jeder von uns in sich trägt. “ (Schneider, 2019; S. 126)
Literatur
• Kruse, Andreas (2014): Grenzgänge im Alter. Die Gestaltung des Alters aus individueller, gesellschaftlicher und kultureller Sicht. In: Kruse, A. /Maio, G. /Althammer, J. (Hrsg. ): Humanität einer alternden Gesellschaft. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, S. 11 -47 • Kruse, Andreas; Schmitt, Eric; Ehret, Sonja (2014): Der Ältesten Rat. Generali Hochaltrigenstudie. Universität Heidelberg. https: //www. uniheidelberg. de/md/presse/news 2014/generali_hochaltrigenstudie. pdf • Schneider, Helen (2019): Autonomie und Abhängigkeit in der Altenpflege. Wiesbaden: Springer • Thomae, H. (1981): Persönlichkeit. Eine dynamische Interpretation. 6. Auflage 1981. Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn
- Slides: 12