Soziolinguistik Sondersprachen und Varietten Jugendsprache Feministische Linguistik Definitionen

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Soziolinguistik Sondersprachen und Varietäten Jugendsprache / Feministische Linguistik

Soziolinguistik Sondersprachen und Varietäten Jugendsprache / Feministische Linguistik

Definitionen Gesamtsprache – Gesamtheit aller sprachlicher Mittel einer Sprachgemeinschaft. Sprachliche Varietät – Sprachsystem eingebunden

Definitionen Gesamtsprache – Gesamtheit aller sprachlicher Mittel einer Sprachgemeinschaft. Sprachliche Varietät – Sprachsystem eingebunden in einen Komplex von Sprachsystemen. Fachsprachen – dienen der optimalen bzw. Fachspezifischen Kommunikation unter Fachleuten. Fachterminologie – genormte Fachlexik. Sondersprache – Sprachvarietäten, die dazu dienen, Gruppenmitglieder als solche auszuweisen (“Wir-Gefühl”). Jargon – situationsabhängige Sprachform mit gemeinsprachlicher Grammatik, saloppem Stil, emotionalen Wörtern und Wendungen.

Gesamtsprache und Subsysteme Das „Hypersystem” Gesamtsprache setzt sich aus einer Vielzahl von „Hypersystemen” zusammen,

Gesamtsprache und Subsysteme Das „Hypersystem” Gesamtsprache setzt sich aus einer Vielzahl von „Hypersystemen” zusammen, die auch Subsysteme genannt werden. • Deutsche Dialekte • Rotwelsch • Medizinischer Jargon • Genderlekte

Fachsprachen • Gebunden an Aktivitäten von Fachleuten und bezogen auf fachlich exklusiv benannte Objekte.

Fachsprachen • Gebunden an Aktivitäten von Fachleuten und bezogen auf fachlich exklusiv benannte Objekte. • Spezialwortschatz (Terminologie) – genormt und definiert • DIN – Deutsches Institut für Normung e. V. legt z. B. fest, was für den Bauingenieur Läufer (dužnjak, opeka koja je dužnom stranom paralelna sa pravcem pružanja zida) , Klinker (klinker, keramička cigla) oder Verblender (obloga) bedeuten. • Mittel einer fachspezifischen Verständigung über ein Fachgebiet unter Fachleuten.

Jugendsprache altersspezifische Varietät Szene- und Gruppensprachen geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede vorwiegend mündlich Jugendliche: zwischen

Jugendsprache altersspezifische Varietät Szene- und Gruppensprachen geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede vorwiegend mündlich Jugendliche: zwischen 11 und 14 Jahren bis zur Postadoleszenz Geheimsprache, sog. Code-Charakter Vorläufer: Studentensprache, Rotwelsch als ehemalige Gaunersprache (Kneipe ehemals ‚Diebesherberge‘) Rotwelsch: 13. Jh. (Rot = gaunersprachlich ‚Bettler‘ ; welsch = erst ‚romanisch‘ später ‚unverständliche Sprache‘) Wortschatz: 1. Sonderbedeutungen bekannter Wörter (Blech, Schotter, Linsen ‚Geld‘; Polyp ‚Polizist‘) 2. umgedeutete Anleihen aus dem Hebräischen (Torf, Kies, Moos ‚Geld‘, Mischpoke, Schmiere ‚Polizei‘; Kittchen, Knast ‚Gefängnis‘) und dem Romani (Zaster ‚Geld‘) • •

Jugendsprache Seit den 1970 er Jahren als internationales Phänomen, wegen vergleichbarer Aktionsräume (Musik, Freizeit,

Jugendsprache Seit den 1970 er Jahren als internationales Phänomen, wegen vergleichbarer Aktionsräume (Musik, Freizeit, Sozialkontakte), Medien, Werbung Kennzeichen der Jugendsprache • Elemente der Standardsprache werden zu einem subkulturspezifischen Stilmuster zusammengefügt - Bricolage - Die spielerische Bastelei mit verschiedenen Sprechstilen ) • Kurzwörter: Alko, Alki ‚Alkoholiker‘, Alk ‚Alkohol‘, Proll, Prolo ‚Prolet‘ • Reihenbildende Ableitungen: Chauvi, Hirni, Groupie, Schlaffi, Schleimi • Bedeutungsvariation durch Valenzänderung: auf etwas abfahren ‚etw. toll finden‘, • Bedeutungsveränderung/-erweiterung: Penner ‚Landstreicher‘ ‚unangenehmer Mensch‘; geil (Wuchern von Pflanzen; sexuelles Verlangen) ‚spitze, super‘; ätzend (Eigenschaft von Säuren) ‚schlecht‘ •

Jugendsprache • Bildliche Ausdrucksweisen: Biene, Mieze ‚schöne Frau‘; Flasche ‚ unfähiger Mensch’ • Witzige

Jugendsprache • Bildliche Ausdrucksweisen: Biene, Mieze ‚schöne Frau‘; Flasche ‚ unfähiger Mensch’ • Witzige Redensarten: Ich glaub, mein Hamster bohnert ‚ich bin aufs Höchste erstaunt, überrascht, empört, entrüstet‘ • Sprachspiele: Du hast keine Chance, also nutze sie • Anglizismen: gefrustet sein, Connections haben, Insider Schneller Wandel, enorme Produktivität Kaum adäquat lexikographisch erfassbar. Fragliche Aktualität der Wörterbücher zur Jugendsprache Destandardisierung / Restandardisierung – Wechselwirkung zwischen Standardsprache und Jugendsprache

Anglizismen in den Jugendszenen: Substantive in acht Sachgruppen (aus. Androutsopoulos 1998: 551)

Anglizismen in den Jugendszenen: Substantive in acht Sachgruppen (aus. Androutsopoulos 1998: 551)

Partikel „ey” • Junge Erscheinung • Signalcharakter zum Zeichen der Gruppenzugehörigkeit • Pragmatische Funktionen:

Partikel „ey” • Junge Erscheinung • Signalcharakter zum Zeichen der Gruppenzugehörigkeit • Pragmatische Funktionen: 1) Bekräftigung: gut ey 2) Erhaschen von Aufmerksamkeit: ey da sitz ich 3) Kommentierung: ich muss so lachen, ey, ich konnt nich mehr 4) Rückversicherung: is doch gar nicht so schlecht ey

Feministische Linguistik • seit den 1960 er Jahren, zunächst im angelsächsischen Sprachraum • Deutschland:

Feministische Linguistik • seit den 1960 er Jahren, zunächst im angelsächsischen Sprachraum • Deutschland: Luise F. Pusch (Das Deutsche als Männersprache, 1984) und Senta Trömel-Plötz (Frauensprache. Sprache der Veränderung, 1982) • Generisches Maskulinum: verallgemeinernde männliche Form eines Wortes, z. B. Lehrer – Lehrerinnen und Lehrer, männliche und weibliche Lehrer. Kritik der FL = es ist nicht klar, ob Frauen mit eingeschlossen sind. Androzentrischer Sprachgebrauch • Männliche Pronomina: man, jedermann (veraltet). Kritik der FL = wie bei generischem Maskulinum; Verbesserungsvorschlag: frau • Fräulein – diskriminierend, kein männliches Pendant; heute unüblich als Anrede, Frau auch bei ledigen weiblichen Personen • Stereotype Formulierungen, z. B. Beispielsätze in Schulbüchern und Grammatiken (Die Mutter kocht das Essen. Der Vater geht arbeiten. )

Feministische Linguistik • • • Genus (grammatisches Geschlecht) – der Tisch, die Tür, das

Feministische Linguistik • • • Genus (grammatisches Geschlecht) – der Tisch, die Tür, das Rohr Sexus (natürliches Geschlecht) – Stute, Rüde, Ferkel; Hebamme, Hexerich Movierung, Motion – explizite Ableitung weiblicher Personenbezeichnungen von männlichen Bezeichnungen mittels verschiedener Suffixe: am produktivsten –in; entlehnte Suffixe Stewardess, Politesse; umgekehrter Vorgang selten: Hexerich, Braut Bräutigam, Witwer, im Tierbereich: Gänserich, Kater LÖSUNGSVORSCHLÄGE: Neutralisation: Keine Geschlechtsspezifikation durch Mittel der Wortbildung *„Sie ist eine gute Student. Ihre Leistungen sind beachtlich und ihre Professor ist sehr zu frieden mit ihr. Früher war sie übrigens Sekretär bei einer Architekt. “ (L. F. Pusch, Das Deutsche als Männersprache) Nicht durchgesetzt haben sich: das Professor (Geschlechtsabstraktion) und der/die Professor (Geschlechtsabstraktion durch Differentialgenus)

Feministische Linguistik • Totale Feminisierung generisches Femininum: die Lehrerinnen – männliche und weibliche Lehrer

Feministische Linguistik • Totale Feminisierung generisches Femininum: die Lehrerinnen – männliche und weibliche Lehrer • Beidbenennung oder Doppelnennung: Politikerinnen und Politiker, Bürger und Bürgerinnen • Schrägstrich/Binnen -I (jede/-r Bürger/-in bzw. Bürger. In) • Neutrale Berufs- und Funktionsbezeichnungen: Studierende • „Neue“ Pronomina: frau, mensch (haben sich nicht allgemein durchgesetzt) • Vermeidungen von Formulierungen, welche Frauen über Männer definieren („Familie Hans Mayer“, „Frau Bezirksrat“ als Anrede für die Gattin eines Bezirksrates) • Frau Professor Müller oder Frau Professorin Müller

Literatur: Bussmann, Hadumod. Lexikon der Sprachwissenschaft mit 14 Tabellen. Stuttgart: Kröner, 2008. (ili neko

Literatur: Bussmann, Hadumod. Lexikon der Sprachwissenschaft mit 14 Tabellen. Stuttgart: Kröner, 2008. (ili neko drugo izdanje) Henne, Helmut. Jugend und ihre Sprache. Walter de Gruyter: Berlin [u. a. ] 1986. (ili neko drugo izdanje) Veith, Werner H. Soziolinguistik. Ein Arbeitsbuch. 2. Auflage. Tübingen: Narr, 2005.