Was sind Emotionen PD Dr Christoph Jger 1

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Was sind Emotionen? PD Dr. Christoph Jäger 1

Was sind Emotionen? PD Dr. Christoph Jäger 1

Gefühlstheorien/ Empfindungstheorien 1. Klassische Empfindungstheorien im Rationalismus und Empirismus: Descartes und Hume 2. Eine

Gefühlstheorien/ Empfindungstheorien 1. Klassische Empfindungstheorien im Rationalismus und Empirismus: Descartes und Hume 2. Eine moderne Variante: William James 3. Einwände gegen Empfindungstheorien 2

1. 1 Descartes Hauptwerk über Emotionen: Les Passions de l‘Ame, 1649 Beispiele: Freude, Zorn,

1. 1 Descartes Hauptwerk über Emotionen: Les Passions de l‘Ame, 1649 Beispiele: Freude, Zorn, Liebe, Hass, Traurigkeit, Begehren, Bewunderung und „ähnliche Empfindungen“ (sentimens) Für Descartes sind Emotionen innere Wahrnehmungen (perceptions), in denen sich die Seele ausschließlich auf sich selbst bezieht. Fehlrepräsentationen sollen dabei ausgeschlossen sein: 3

„(Selbst) wenn man schläft oder träumt, kann man sich nicht traurig fühlen oder von

„(Selbst) wenn man schläft oder träumt, kann man sich nicht traurig fühlen oder von einer anderen Leidenschaft erregt sein, ohne dass es wahr ist, dass die Seele diese Leidenschaft in sich hat. “ „Qu’on soit endormi & qu’on resve, on ne sçauroit se sentir triste, ou emeu de quelque autre passion, qu’il ne soit tresvray que l’ame a en soy cette passion. “ (Descartes, Passions, Artikel 26, AT 349) 4

Privilegierter Zugang (I) Hier proklamiert Descartes das folgende Prinzip eines epistemisch privilegierten „erstpersönlichen“ Zugangs

Privilegierter Zugang (I) Hier proklamiert Descartes das folgende Prinzip eines epistemisch privilegierten „erstpersönlichen“ Zugangs eines Subjekts zu seinen „Leidenschaften der Seele“: Wenn S glaubt, sich im emotionalen Zustand E zu befinden, befindest S sich auch in E. 5

Privilegierter Zugang (II) Wenn S sich im emotionalen Zustand E befindet, hat S auch

Privilegierter Zugang (II) Wenn S sich im emotionalen Zustand E befindet, hat S auch einen unfehlbaren Glauben, dass er/sie sich in E befindet. 6

These Hieraus ergibt sich, dass Descartes – trotz seiner häufigen Diskussion kausaler Entstehungsbedingungen von

These Hieraus ergibt sich, dass Descartes – trotz seiner häufigen Diskussion kausaler Entstehungsbedingungen von Emotionen – eine Empfindungstheorie vertritt. Denn eine Emotion, charakterisiert als Zustand, für den „äußere“ Erfüllungsbedingungen konstitutiv sind, wäre kein Gegenstand, zu dem das Subjekt einen epistemisch privilegierten Zugang hat. 7

Drei Merkmale der cartesischen Emotionstheorie 1. Emotionen sind private mentale Zustände oder Episoden. 2.

Drei Merkmale der cartesischen Emotionstheorie 1. Emotionen sind private mentale Zustände oder Episoden. 2. Sie sind nur kontingenterweise mit Verhalten verknüpft. 3. Sie sind nur kontingenterweise mit ihren kausalen Auslösern verknüpft. 8

Erläuterungen Ad 1: Nur zu den eigenen mentalen Zuständen hat man einen epistemisch privilegierten

Erläuterungen Ad 1: Nur zu den eigenen mentalen Zuständen hat man einen epistemisch privilegierten Zugang im oben erläuterten Sinne. Ad 2: Ich kann mich täuschen, ob ich einen Körper habe, nicht jedoch über meine Emotionen. Ad 3: Ich kann mich über die Ursachen meiner Emotionen, nicht jedoch über ihr Vorliegen täuschen. 9

1. 2 Hume “An original quality [of pride and humility] is their sensations, or

1. 2 Hume “An original quality [of pride and humility] is their sensations, or the peculiar emotions they excite in the soul, and which constitute their very being and essence. ” (Hume, Treatise, Buch II, Teil 1, 5; vgl. auch Teil 3, 9) 10

“When I am angry, I am actually possest with the passion, and in that

“When I am angry, I am actually possest with the passion, and in that emotion have no more a reference to any other object, than when I am thirsty, or sick, or more than five foot high. ’Tis impossible, therefore, that this passion can be oppos’d by, or be contradictory to truth and reason. ” (Hume, Treatise, Buch II, 3, 3). 11

2. Eine moderne Variante: William James‘ These: Wir fürchten uns, weil wir zittern. Emotionen

2. Eine moderne Variante: William James‘ These: Wir fürchten uns, weil wir zittern. Emotionen sind Empfindungen von Körperwahrnehmungen. 12

“Our feeling of the same changes as they occur IS the emotion. . .

“Our feeling of the same changes as they occur IS the emotion. . . If we fancy some strong emotion, and then try to abstract from our consciousness of it all the feelings of its characteristic bodily symptoms, we find that we have nothing left behind, no 'mindstuff' out of which the emotion can be constituted. ” (William James, What is an Emotion? 1884, 190 f. , 193) 13

3. Einwände gegen Empfindungstheorien Emotionen sind nicht nur kontingenterweise mit ihren Objekten und charakteristischem

3. Einwände gegen Empfindungstheorien Emotionen sind nicht nur kontingenterweise mit ihren Objekten und charakteristischem Verhalten verknüpft Es gibt mehr Emotionen als Körperempfindungen Emotionen können als unangemessen kritisiert werden 14