Gedichte interpretieren 1 2 2 1 1 2
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Gedichte interpretieren
1 2 2. 1. 1 2. 1. 2 2. 1. 3 2, 2 2. 2. 1 2. 2. 2. 3 2. 2. 4 2. 3. 1 2. 3. 2 2. 3. 3 2. 4. 1 2. 4. 2 2. 4. 3 2. 4. 4 2. 4. 5 2. 5. 1 2. 5. 2 2. 5. 3 2. 6. 1 2. 6. 2 2. 7. 1 2. 7. 2 2. 7. 3 2. 7. 4 2. 7. 5 3 4 Textwiedergabe: Ausgangssituation: das lyrische Ich und seine „Situation“; erster Eindruck erste Vermutungen zur Bedeutung; erstes Verstehen Textbeschreibung: Die Gestaltung des lyrischen Moments Aufbau Strophengliederung (damit Sinngliederung? ) Reimordnung (Funktion der Reimbindungen? ) Zusammenhang Zeile-Sinnschritt Rhythmische Form Metrische Form Zusammenhang Metrum - Rhythmus Rhythmischer Bogen. rhythmische Variationen. . . Rhythmus als Sinnträger (Lebensgefühl. Stimmung. . . ) Sprachform Sprachebene (Verhältnis Thema - Tonfall, Motiv - Darstellungsform) Wortwahl (Wortart -, besonderer Herkunftsbereich. . . ) Satzbau (Satzlänge: Vollständigkeit; Nominalstil, Satzreihung, Parallelismus. . . ) Klanggestalt Verlauf der „Tonkurve“ (Tonhöhe, ansteigen - abfallen. . . ) Vokalthemen (Klangwiederholung; Assonanz) Alliteration Die Wirkung von Reimen auf das Klangbild; Zusammenhang mit thematischer Gliederung Pausen, Zäsuren Bildaufbau, Bildbeziehungen Auflösung der Bilder Zusammenhänge zwischen Bildern bzw. Bildgruppen Besonderheiten im Bildaufbau (Synästhesie, Brüche im Bildaufbau usw. ) Bewegungsablauf „Innere“ Bewegung(srichtungen) Thematische Abfolgen und damit Veränderungen der „Blickrichtungen“ Struktur des Gedichts Struktur als inneres Gerüst, das die Bedeutung der einzelnen Elemente im Sinne des Ganzen regelt Leitmotiv (mit besonderer Wirkung) Thematische Sequenzen, Kernthemen und Variationen Kontraste, Gegensätze Zusammenwirken von Metrum, Rhythmus, Klang und Wortbedeutungen Die Deutung des Gedichts: Integration und Auswertung der Textbeschreibung; Entwurf einer Bedeutungsstruktur Texterörterung: Bewertung der Textaussage
Textbeschreibung - Teilbilder - Gesamtbild Um eine Gesamtdeutung anzustreben geht man am besten so vor: ØMan beschreibt, was im einzelnen Bild erkennbar ist. ØMan arbeitet die besonderen Merkmale des Bildes bzw. Teilbildes heraus. ØMan beschreibt die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bildteilen. ØMan sucht nach vergleichbaren Bildern bzw. Bildteilen. ØMan setzt die Bildteile zusammen und entwirft so ein Gesamtbild. ØMan fragt nach einer möglichen Bedeutung des Gesamtbildes.
Textbeschreibung - Bedeutung von Bildern Man kann die Bedeutung von Bildern erschließen, Øwenn man sie mit ähnlichen Bildern konfrontiert bzw. diese versuchsweise an ihre Stelle setzt und die Veränderungen, die so eintreten, beschreibt. ØIn einem zweiten Schritt arbeitet man nun das besondere Merkmal heraus, das zu untersuchende Bild von ähnlichen unterscheidet. So kommt man zu einer spezifischen Bedeutung, die das Besondere dieses Bildes ausmacht. ØSchließlich ordnet man das nun näher bestimmte Bild in den Kontext der übrigen Bilder ein Øund fragt nach der Wirkung, diese auf die Bedeutung ausüben bzw. nach der Bedeutungsveränderung, die sich durch die gegenseitige Beeinflussung ergibt. Bilder bzw. Bildteile lassen sich bisweilen unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenordnen. Eine solche Zuordnung kann sich ergeben Øaus der Thematik der Bilder (mehrere Bilder sprechen ein ähnliches Thema an) Øaus den Merkmalen der Bilder (mehrere Bilder haben ein oder mehrere Merkmale gemeinsam) Øaus „formalen“ Gegebenheiten (ein Lautthema bindet z. B. mehrere Bilder zusammen) Wenn man Bildern zu Gruppen zusammenordnet, sollte man nicht nur auf die Merkmale der Bilder selbst achten, sondern auch andere Gegebenheiten des Textes /Lautstruktur, grammatische Gegebenheiten usw. ) berücksichtigen.
Textbeschreibung - Bedeutung von Bildern Wenn man nach der Bedeutung von Bildern sucht, wird man Øzunächst nach der Bedeutung fragen, die verwendeten Wörter im dem Text vorausliegenden „Normalfall" haben. Beispiel: <Rose> = Bezeichnung einer Pflanze mit bestimmtem Aussehen. . ØDann aber empfiehlt es sich, nach der Bedeutung zu fragen, die das konkrete Wort im Laufe der Geschichte seiner (gattungsspezifischen) Verwendung angenommen hat (Motivgeschichte. . . ) Beispiel: <Rose>= in der Lyrik Bild für Liebe. . . ØSchließlich wird man nach der neu entstehenden Bedeutung innerhalb des aktuellen Kontextes fragen. Diese Bedeutung entsteht aus dem Zusammenwirken Øder bisher vorhandenen Bedeutungen, Øder „Bildumgebung“ im aktuellen Text Øder Vorstellungen und Assoziationen, die sich im Lesenden ergeben.
Textbeschreibung - syntaktische Ebene Wenn man auf grammatische Phänomene eines Textes eingeht, so empfehlen sich folgende Überlegungen: Ø Was leistet das Phänomen „im Normalfall“? (Bsp. : Verb bezeichnet Tätigkeit, Vorgang, Geschehen. . . ) Ø Was leistet es im konkreten Fall? (Bsp. : Das einzige Verb eines Textes benennt einen Zustand. ) Ø Handelt es sich beim beobachteten Phänomen um eine „reguläre Anwendung“ oder um eine Abweichung? (Bsp. : In einem Text fehlen die Verben. ) Ø Wie weit wirkt sich das Phänomen auf die „Gesamtstruktur“ eines Textes aus? (Bsp. : In einem Text werden verschiedene Tempora benutzt. So wird es möglich, die Textelemente verschiedenen Zeiten zuzuordnen und die Zeitperspektive als das strukturbestimmende Moment zu betrachten. )
Textbeschreibung - Gesamtstruktur Die Gesamtstruktur wird man am einfachsten von einem Leitthema, einem zentralen Motiv oder einer zentralen Strukturlinie her erfassen und beschreiben. Dabei ist zu beachten: ØAuch etwas „nicht Vorhandenes“ kann zum wichtigen Strukturelement werden, wenn es zwar angedeutet, aber dann doch ausgespart oder ganz offenkundig ausgelassen ist. ØEinzelne Stilmittel, formale Phänomene und semantische Teile werden von einem zentralen Gedanken her einer Deutung zugeführt. ØDabei kann man sich dann gelegentlich darauf beschränken, solche Einzelheiten einfach nur benennend aufzuzählen. In der Regel aber wird man sie, während man sie kurz anspricht, auch nach einer möglichen Be-Deutung befragen. ØEine Einordnung wichtiger Motive und Themen in den jeweiligen Epochenkontext kann das weitere Verstehen wesentlich erleichtern. ØEs besteht dabei aber auch die Gefahr, dass das weitere Verstehen durch eine Vorabbewertung zu stark gesteuert wird.
Gesamtdeutung Zu einer Gesamtdeutung kann man gelangen Ø wenn man vom Leitthema. vom zentralen Motiv oder zentralen Bildstruktur ausgeht, die man in der Textbeschreibung herausgearbeitet hat. Ø Wichtige Hinweise für die Richtung, in die man sich bei der Suche nach einer Gesamtdeutung bewegen sollte, kann man vor allem den besonders auffallenden Merkmalen entnehmen. (Die können der Bildebene entnommen sein. Aber gelegentlich gibt auch die Lautebene oder die grammatische Ebene Wichtiges zu erkennen!) Ø Darüber hinaus wird man dann bei den Bildern und ihrer Bedeutung einsetzen und nach der Richtung suchen, in diese Bilder, wenn man sie zusammenordnet, zeigen. Ø Auch der Aufbau kann Hinweise für den Ansatzpunkt einer Gesamtdeutung geben. Man sucht z. B. nach dem „zentralen Punkt“ (etwa: Symmetrieachse), um den alles angeordnet ist, oder man verfolgt die thematische Anordnung, um den „Höhepunkt“ zu identifizieren. Hier kann die Strophengliederung Auskünfte über Entwicklungen, Stufen, Schichten oder ähnliches geben. Ø Auch das lyrische Ich, seine Wahrnehmung. sein Verhalten zur fiktiven Wirklichkeit, sein Empfinden. seine Stimmung oder seine Erfahrungen im fiktiven Raum können wichtige Ansatzpunkte für eine Gesamtdeutung liefern. Ø Die Gesamtdeutung kann auch Zeithorizont, biographische Gesichtspunkte und Absichten des Autors, aber auch literaturgeschichtliche Zusammenhänge wie z. B. Gesichtspunkte der Motiv- oder Gattungs- und Formgeschichte einbeziehen.
Georg Heym Gott der Stadt
Georg Heym: Der Gott der Stadt Auf einem Häuserblocke sitzt er breit. Die Winde lagern schwarz um seine Stirn. Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit die letzten Häuser in das Land verirr'n. Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal, die grossen Städte knieen um ihn her. Der Kirchenglocken ungeheure Zahl wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer. Wie Koybanten-Tanz dröhnt die Musik der Millionen durch die Strassen laut. Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut. Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen. Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt. Die Stürme flattern, die wie Geier schauen von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt. Er streckt ins Dunkle seine Fleischerfaust. Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt durch eine Strasse. Und der Glutqualm braust und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt. Aus: Dichtungen und Schriften. Gesamtausgabe. Bd. 1 (hrsg. Von Karl Ludwig Schneider). Ellermann Verlag, München 1964, S. 192
Gerg Heym: Gott der Stadt
Georg Heym: Gott der Stadt g n u hr re e g/V n rfu e rw e t n U Stadt Unterdrückung/Willkür Unterordnung Steigerung Mensch
Georg Heym: Gott der Stadt Organisationsform „Stadt“ on ti k e roj P Gesellschaft ng u r ie uis b a +T Unterwerfung verabsolutiert
Marie Luise Kaschnitz Ostia antica
Marie Luise Kaschnitz: ostia antica Durch die Tore: niemand Treppen: fort ins Blau Auf dem Estrich: Thymian Auf den Tischen: Tau. Zwiegespräch aus Stille Tod aus Käferzug Abendrot im Teller Asche im Krug. Asphodeloswiese Fledermäusekreis: Diesseits oder drüben: Wer das weiß -
Marie Luise Kaschnitz: ostia antica Durch die Tore Treppen Auf dem Estrich Auf den Tischen Zwiegespräch Tod Abendrot Asche : : aus im im Asphodeloswiese Fledermäusekreis : Diesseits oder drüben : Wer das weiß - niemand fort ins Blau Thymian Tau Stille Käferzug Teller Krug
Marie Luise Kaschnitz: ostia antica Vom Menschen geschaffen; „kulturelle Schöpfungen“ Durch die Tore Treppen Auf dem Estrich Auf den Tischen Natur Verneinung, Aufhebung „Mensch“ Niemand (niemand) Aus Stille Tod Zwiegespräch (aus Stille) (Tod) fort ins Blau Thymian Tau aus Käferzug Abendrot Im Teller Im Krug Asche Asphodeloswiese Fledermäusekreis O (Asphodeloswiese) (Fledermäusekreis) ? Ä ? (Wer das weiß-) Ä
Marie Luise Kaschnitz: ostia antica Kulturelle Schöpfungen Menschliche Äußerung Infragestellung Aufhebung Stille Bestätigung Tod Kulturelle Schöpfungen Verneinung (Abwesenheit des Menschen) Natur Verneinung Tod unausweichlich (Kreis) „Diesseits“ nur noch „Zeichen“ für „Drüben“
Peter Huchel Der Garten des Theophrast - meinem Sohn -
Peter Huchel: Der Garten des Theophrast - meinem Sohn Wenn mittags das weiße Feuer der Verse über den Urnen tanzt, Gedenke, mein Sohn. Gedenke derer, die einst Gespräche wie Bäume gepflanzt. Tot ist der Garten, mein Atem wird schwerer, bewahre die Stunde, hier ging Theophrast, mit Eichenlohe zu düngen den Boden, die wunde Rinde zu binden mit Bast. Ein Ölbaum spaltet das mürbe Gemäuer und ist noch Stimme im heißen Staub. Sie gaben Befehl, die Wurzel zu roden. Es sinkt dein Licht, schutzloses Laub.
Tempora Präsens Imperativ (futurisch) Präteritum Wenn mittags das weiße Feuer der Verse über den Urnen tanzt, gedenke, mein Sohn. gedenke derer, die einst Gespräche wie Bäume gepflanzt. Tot ist der Garten, mein Atem wird schwerer, Bewahre die Stunde, hier ging Theophrast, Mit Eichenlohe zu düngen den Boden, Die wunde Rinde zu binden mit Bast. Ein Ölbaum spaltet das mürbe Gemäuer Und ist noch Stimme im heißen Staub. Sie gaben Befehl, die Wurzel zu roden. Es sinkt dein Licht, schutzloses Laub. Perfekt
Semantik der Elemente Bewahre die Stunde Gedenke, mein Sohn, gedenke derer über den Urnen Wenn mittags das weiße Feuer der Verse tanzt Ä hier ging Theophrast, Mit Eichenlohe zu düngen den Boden, Die wunde Rinde zu binden mit Bast. Ein Ölbaum spaltet das mürbe Gemäuer Ä Die einst Gespräche wie Bäume gepflanzt. Tot ist der Garten, mein Atem wird schwerer Und ist noch Stimme im heißen Staub. Sie gaben Befehl, die Wurzel zu roden O
Strukturierung: Tempora Die einst Gespräche wie Bäume gepflanzt. …. , hier ging Theophrast, mit Eichenlohe zu düngen den Boden, die wunde Rinde zu binden mit Bast. Sie gaben Befehl, Tot ist der Garten, mein Atem wird schwerer die Wurzel zu roden. Ein Ölbaum spaltet das mürbe Gemäuer Und ist noch Stimme im heißen Staub. Über den Urnen Wenn mittags das weiße Feuer Der Verse tanzt gedenke, mein Sohn. Gedenke derer, Bewahre die Stunde, Es sinkt dein Licht, schutzloses Laub. Vergangenheit Gegenwart Zukunft
Abstraktionsversuche ? Befehl Frühere Tätigkeit ‚Gespräche‘ als ‚humane‘ Diskurse, in denen nach Veränderung/ Verbesserung gesucht wird Gegenwärtige Situation Gewaltsame Unterbrechung Zerstörter Rahmen; Erinnerung an einstige Möglichkeiten Erinnerung Hoffnung Erinnerung Zukunft Hoffnung auf ein Fruchtbarwerden, falls das ‚Feuer der Verse‘ wahrgenommen und mit der Vergangenheit in Verbindung gebracht wird
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