Zusammenhnge und Unterscheidungen von Rassismus und Antisemitismus Antisemitismus

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Zusammenhänge und Unterscheidungen von Rassismus und Antisemitismus • • Antisemitismus und Rassismus als analytische

Zusammenhänge und Unterscheidungen von Rassismus und Antisemitismus • • Antisemitismus und Rassismus als analytische Begriffe Sekundärer Antisemitismus Feindbild Israel als antisemitische Projektionsfläche Rassismus und Antisemitismus als postnationalsozialistische Phänomene • Antisemitismuskritische Bildung • Rassismuskritische Bildung • Öffentlicher Umgang mit Antisemitismus und Rassismus Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Antisemitismus als analytischer Begriff • Gegenbild der Überlegenheit, Selbstbild des moralisch Richtigen • Antisemitismus

Antisemitismus als analytischer Begriff • Gegenbild der Überlegenheit, Selbstbild des moralisch Richtigen • Antisemitismus äußert sich als „fixe Idee“, als „Paranoia“, als „Verfolgungswahn“ (Horkheimer/Adorno [1947] 1994) • Problematisierung einer fremd gemachten Gruppe: Distanzgewinnung, Objektivierung • Sekundärer Antisemitismus: Abwehr von Erinnerung an die Shoah und Täter-Opfer-Umkehr • Antiintellektualismus als Element des Antisemitismus • Antisemitismus als Weltbild (Bildungsstätte Anne Frank 2013) Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Rassismus als analytischer Begriff • Rassismusbegriff: gesellschaftliches Ordnungsmuster, das nationale bzw. regionale Herkunft oder

Rassismus als analytischer Begriff • Rassismusbegriff: gesellschaftliches Ordnungsmuster, das nationale bzw. regionale Herkunft oder kulturelle Zuschreibungen hierarchisch anordnet und fremd gemachten Gruppen zuordnet • Legitimation der Ausbeutung nichteuropäischer Bevölkerungen in den kolonisierten Gebieten des Südens im Kontext der Aufklärung – Bildungsidee verbündet sich mit kolonialer Logik • Erfindung eines Beweises für die Minderwertigkeit nichteuropäischer Personen und Gruppen Legitimation für die Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes (Hund 2006) • Nationaler Rassismus im 19. /20. Jahrhundert – Nation als Raum abstammungsbezogener Gemeinschaft – Konzept des Blutes (Bauman 1995) Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Sekundärer Antisemitismus • Antisemitismus nach Auschwitz • Relativierung des Holocaust und Abwehrverhältnis zum NS

Sekundärer Antisemitismus • Antisemitismus nach Auschwitz • Relativierung des Holocaust und Abwehrverhältnis zum NS • Schuldprojektion auf die Juden (Opfer-Täter-Umkehr) • Unbehagen an der Erinnerung (Frölich/Schneider 2010) • Schuldabwehr und Schuldanerkennung – Suche nach Entlastung (Quindeau 2007) • Transgenerationales Festhalten an dem „Wunsch, unschuldig zu sein“ (Schneider 2010) • „Wunsch, die Verbrechen des NS zu vergessen und sich auch all der damit verbundenen Gefühle zu entledigen“ (Rommelspacher 1995) • Postnationalsozialistische Resonanz (Messerschmidt Prof. 2016) Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Feindbild Israel als antisemitische Projektionsfläche • Israel ist zur Projektionsfläche für das Unbehagen an

Feindbild Israel als antisemitische Projektionsfläche • Israel ist zur Projektionsfläche für das Unbehagen an der Globalisierung und an eigener Mittäterschaft in einer ungerechten Welt geworden. • „Feindbild Israel“ besteht unter Marginalisierten wie unter Etablierten • Unterscheidung zwischen konkreter Kritik an israelischen politischen Maßnahmen und Akteuren einerseits und einer pauschalen sog. „Israel-Kritik“ andererseits. • Instrumentalisierung des Nahostkonflikts „im Spannungsfeld von Ausgrenzung und Identitätssuche“ (KIg. A 2010) • Antisemitismuskritische Thematisierung der Nahostkonflikts: kein simples Freund-Feind-Schema anwenden, über konkrete politische Akteure sprechen statt über den Staat Israel • „sich dem Streben nach Eindeutigkeit widersetzen (Goldenbogen 2013) – Komplexität annehmen Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Rassismus und Antisemitismus als postnationalsozialistische Phänomene – Bildungsaspekte • Vermittlung von Wissen und Bewusstsein

Rassismus und Antisemitismus als postnationalsozialistische Phänomene – Bildungsaspekte • Vermittlung von Wissen und Bewusstsein über die kolonialen Grundlagen des Rassismus und die völkisch-nationalistischen Grundlagen des Antisemitismus • Gleichsetzungen von Rassismus und Antisemitismus vermeiden, Unterschiede und Ähnlichkeiten herausarbeiten • unterschiedliche Machtparadigmen in den jeweiligen Gegenbildern • Gegenbild im Antisemitismus: Überlegenheit, Bedrohlichkeit • Gegenbild im Rassismus: Unterlegenheit, Defizit-Annahmen • Selbstbild im antisemitischen Denkmuster: Unschuld, moralische Reinheit • Selbstbild im rassistischen Denkmuster: Fortschrittlichkeit; moralische Überlegenheit Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Antisemitismuskritik in einer globalisierten Gesellschaft • Ein nationalistisches Weltbild ist die primäre „Leitideologie des

Antisemitismuskritik in einer globalisierten Gesellschaft • Ein nationalistisches Weltbild ist die primäre „Leitideologie des Antisemitismus“. (Holz 2001) • Vereinfachung komplexer Problemlagen • Antimoderne Ressentiments und Abwehr von Komplexität • Personifikationen von Täterschaft im Kontext struktureller Gewalt • Das Gerücht bietet ein Medium sozialer Unzufriedenheiten. (Adorno [1962] 1977) • Flexibilität des Antisemitismus für rechtspopulistische und islamistische Positionen; Anti-Amerikanismus • Ähnlichkeiten zu antimuslimischem Rassismus: Täterfigur, Migrationsfeindlichkeit, Diffamierung einer Religion Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Kontextualisierung von Postkolonialität in einer postnationalsozialistischen Gesellschaft • Unabgeschlossenheit der Geschichte – Eingedenken in

Kontextualisierung von Postkolonialität in einer postnationalsozialistischen Gesellschaft • Unabgeschlossenheit der Geschichte – Eingedenken in der Gegenwart (Walter Benjamin [1941] 1974) • Nachwirkungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus in der Gegenwart – ideologische Muster und die jeweiligen Selbstbilder angesichts von Verdrängung und Aufarbeitung • doppelte Perspektive: Postkolonialität in einer postnationalsozialistischen Gesellschaft (Messerschmidt 2008) • Dekolonisierung des Denkens (Dhawan/Castro Varela 2015) • Rezeption der Orientalismus-Theorie (Mendel/Uhlig 2017); Prof. Dr. Astrid Messerschmidt für Human- und Sozialwissenschaften • Fakultät Verständnis von Postkolonialität: Welterklärung Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität oder Aufarbeitung von Kolonialgeschichte?

Rassismuskritische Bildung • Unterscheidung von doktrinärem Verfolgungsrassismus und demokratischem Alltagsrassismus • Alltagsrassismus im demokratischen

Rassismuskritische Bildung • Unterscheidung von doktrinärem Verfolgungsrassismus und demokratischem Alltagsrassismus • Alltagsrassismus im demokratischen Gemeinwesen wahrnehmen und Rassismuserfahrungen anerkennen • Rassismus in staatlichen Institutionen als Institutionellen Rassismus thematisieren • Auseinandersetzung mit der eigenen Sozialisation im Kontext von Bildern und Erzählungen, die Rassismus reproduzieren • Kritik üben innerhalb rassistischer und antisemitischer Hegemonien • Dr. Selbstreflexion statt Entlarvung; involvierte kritische Prof. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft Bildung mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität

Antisemitismuskritische Bildung • Subjektorientierung: Fragen nach der Wirkung von Antisemitismus auf antisemitisch Diffamierte (Klein

Antisemitismuskritische Bildung • Subjektorientierung: Fragen nach der Wirkung von Antisemitismus auf antisemitisch Diffamierte (Klein 2012) • die gesellschaftliche Normalisierung jüdischer Nichtpräsenz hinterfragen und verändern (Ensinger 2013) • Radikale Antisemitismuskritik gegen jede gruppenkonstituierende Identifizierung, die „das Prinzip der Gleichheit verletzt“ (Adorno [1962] 1977) • Flexibilität des Antisemitismus für rechtspopulistische und fundamentalistisch-islamistische Positionen erkennen; Anti-Amerikanismus thematisieren • Ähnlichkeiten zu antimuslimischem Rassismus: Täterfigur, Migrationsfeindlichkeit, Diffamierung einer Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Religion mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität Erziehungswissenschaft

 • • • Sichtweisen auf den öffentlichen Umgang mit Rassismus und Antisemitismus Staatstragende

• • • Sichtweisen auf den öffentlichen Umgang mit Rassismus und Antisemitismus Staatstragende Ablehnung des Antisemitismus – etablierte Aufmerksamkeit? Stabiler Konsens? Solidarität mit Israel als Staatsraison – in Verantwortung für die Verbrechen der Shoah Gelegenheiten der Verlagerung von AS-Phänomenen auf fremd gemachte Gruppen: Islamismus Gelegenheiten der Verlagerung von Rassismus und Antisemitismus an Ränder: Rechtsextremismus Verleugnungen beider Muster als relevante gesellschaftliche Probleme in der Gegenwart Notwendigkeit neuer Bündnisse von Rassismus- und Antisemitismuskritik (Dean 2017) Prof. Dr. Astrid Messerschmidt Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität