Fachdidaktische Reflexionsprozesse von Lehramtsstudierenden in Mathematik Primarstufe Lernchancen

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Fachdidaktische Reflexionsprozesse von Lehramtsstudierenden in Mathematik (Primarstufe) – Lernchancen einer digitalen videobasierten Lernplattform Verortung

Fachdidaktische Reflexionsprozesse von Lehramtsstudierenden in Mathematik (Primarstufe) – Lernchancen einer digitalen videobasierten Lernplattform Verortung im Projekt DEGREE 4. 0 Im Projekt DEGREE 4. 0 wird eine digitale videobasierte Lernplattform für die Lehrer*innenbildung entwickelt, erprobt und qualitativ beforscht (s. Abb. 1 und allgemeines Projektposter). Der zentrale Fokus liegt neben der Barrierefreiheit und Personalisierung auf vielfältigen fachdidaktisch spezifischen Aufgabenformaten, die sich vor allem durch Diskursivität und Reflexionsförderung auszeichnen. Ziel des Projekts ist es zum einen durch die entwickelten Aufgabenformate fachdidaktische Reflexionsprozesse bei den Lehramtsstudierenden anzuregen, zum anderen diese Reflexionsprozesse qualitativ zu beforschen. Idee und Ziel des Teilprojekts Im Teilprojekt Mathematik thematisieren die Aufgabenformate eigene und fremde Videoszenen von Diagnose- und Fördersituationen zwischen Lehramtsstudierenden und Kindern, die Schwierigkeiten beim Mathematiklernen zeigen. Sie sollen bei den Studierenden fachlich geprägte Reflexionsprozesse in Bezug auf ihre professionelle Unterrichtswahrnehmung (Seidel et al. 2010; s. a. Goodwin 1994; Seidel & Stürmer 2014; Sherin 2002; Sherin & van Es 2002, 2005) anregen. Empirisch rekonstruiert werden die fachlich gebundenen Reflexionsprozesse und deren Ausbildung im Zuge reflexiver Praktiken. Reflexion wird als Prozess kognitiver Strukturierung bzw. Umstrukturierung verstanden (Aeppli & Lötscher 2016). Im Vordergrund stehen geschlossene Reflexionen (Wyss 2008), die distanziert von der Situation (reflection-on-action (Schön 1983)) und als soziale Praxis (Abendroth. Timmer 2017) in der interaktiven Arbeit mit den videobasierten Aufgabenformaten stattfinden. Zentrale Fragestellungen • Wie können videobasierte Aufgabenformate gestaltet und eingesetzt werden, um bei Lehramtsstudierenden mathematikdidaktische Reflexionsprozesse im Bereich Diagnose und Förderung von mathematischen Basiskompetenzen anzuregen? • Welche „reflexiven Praktiken“ zeigen die Studierenden im Diskurs der Lernumgebung? Exemplarisches Aufgabenformat: Analytical Shortfilms in Anlehnung an die Methode des Analytical Shortfilms (Prantl & Wallbaum 2017) • 3 Phasen Ø Vorbereitung auf die Videoszene durch Codierung unter einem zugewiesenen Blickwinkel (Einzelarbeit, s. Abb. 2) Ø Erstellen eines Analytical Shortfilms (Gruppenarbeit, s. Abb. 3) Als Forschungszugang wurde der Design-Research-Ansatz der Fachdidaktischen Entwicklungsforschung gewählt, bei dem Entwicklung und Forschung eng miteinander verknüpft und iterativ mehrere Zyklen der (Weiter)Entwicklung und Auswertung durchlaufen werden (Hußmann et al. 2013). Erste Ergebnisse Fachbezogene Kernelemente für die Arbeit mit Videos • fachdidaktischer Gehalt der Videoszenen • gegenstandsbedeutsame Qualität der verwendeten Videos • Relevanz der fachdidaktischen Grundkenntnisse der Studierenden • Reflexionsförderung durch Forcierung einer Änderung des Blickwinkels der Studierenden Analysieren einer Fördersituation aus verschiedenen Blickwinkeln: • Abb. 1: Überblick über das Projekt DEGREE 4. 0 Rekonstruktion „reflexiver Praktiken“ In Anlehnung an das Konstrukt sozialer Praktiken (u. a. Herrle & Dinkelaker 2016; Reckwitz 2003) werden Praktiken rekonstruiert, die sich in den Reflexionsprozessen der Studierenden zeigen. Diese manifestieren sich im Diskurs der Aufgabenformate durch das Zusammenspiel mehrerer Aspekte: • unterschiedliche Reaktionsmuster beim Austausch von Blickwinkeln auf Diagnose- und Fördersituationen (s. Abb. 4) Abb. 2: Phase 1 – Codierung unter einem zugewiesenen Blickwinkel Ø Austausch über die erstellten Filme, zunächst in Gruppen mit gleichem Blickwinkel, dann in gemischten Gruppen • Rückgriff auf verschiedene Wissensarten (s. Abb. 5) • Fokussierung auf diverse Facetten der Diagnose- und Förderprozesse (s. Abb. 6) Abb. 3: Phase 2 – Erstellen eines Analytical Shortfilms Designprinzipien • Einnahme unterschiedlicher Blickwinkel • Kooperation und Austausch • Anregung zur Reflexion Abb. 4: Reaktionsmuster beim Austausch von Blickwinkeln Ausführende Stelle Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik Lehrstuhl IEEM Vogelpothsweg 87 44227 Dortmund Projektleitung Prof. Dr. Stephan Hußmann Telefon: +49 231 755 -3446 +49 231 755 -3745 (Sekretariat) E-Mail: stephan. hussmann@math. tu-dortmund. de Digitale reflexive Lehrer*innenbildung 4. 0: videobasiert, barrierefrei, personalisiert Internetadresse des Projekts: http: //degree. tu-dortmund. de Abb. 5: Rückgriff auf verschiedene Wissensarten Teilprojekt Mathematik (Primarstufe) Prof. Dr. Marcus Nührenbörger Mathematikdidaktik Susannah Unteregge Mathematikdidaktik marcus. nuehrenboerger@tudortmund. de susannah. unteregge@tudortmund. de Abb. 6 : Fokussierung auf diverse Facetten der Diagnose- und Förderprozesse Literatur • Abendroth-Timmer, D. (2017). Reflexive Lehrerbildung und Lehrerforschung in der Fremdsprachendidaktik. Ein Modell zur Definition und Rahmung von Reflexion. In Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 28(1), S. 101 -126. • Aeppli, J. ; Lötscher, H. (2016). EDAMA - Ein Rahmenmodell für Reflexion - In Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung 34(1), S. 78 -97. • Goodwin, C. (1994): Professional Vision. In American Anthropologist 96, H. 3, S. 606– 633. • Herrle, M. & Dinkelaker, J. (2016): Qualitative Analyseverfahren in der videobasierten Unterrichtsforschung. In: Rauin, U. /Herrle, M. /Engartner, T. (Hrsg. ): Videoanalysen in der Unterrichtsforschung. Methodische Vorgehensweisen und Anwendungsbeispiele. Weinheim: Beltz Juventa, S. 76 -129. • Hußmann, S. et al. (2013). Gegenstandsorientierte Unterrichtsdesigns entwickeln und erforschen. In M. Komorek & S. Prediger (Hrsg. ), Der lange Weg zum Unterrichtsdesign, 19 -36. • Prantl, D. , Wallbaum, Ch. (2017). Der Analytical Short Film in der Lehrerbildung. Darstellung einer Seminarmethode und Kurzbericht einer wissenschaftlichen Begleitforschung an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. In A. J. Cvetko & Ch. Rolle (Hrsg. ) Musikpädagogik und Kulturwissenschaft. 1. Aufl. Münster; New York: Waxmann, S. 289 -308. • Reckwitz, A. (2003): Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive. In: Zeitschrift für Soziologie, 32(4), S. 282 -301. • Schön, D. A. (1983). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. New York: Basic Books. • Seidel, T. , Blomberg, G. & Stürmer, K. (2010). „Observer“ – Validierung eines videobasierten Instruments zur Erfassung der professionellen Wahrnehmung von Unterricht. Zeitschrift für Pädagogik, 56. Beiheft, S. 296 -306. • Seidel, T. & Stürmer, K. (2014). Modeling the structure of professional vision in pre-service teachers. American Educational Research Journal, 51, S. 739 -771. • Sherin, M. G. (2002). When teaching becomes learning. In Cognition and Instruction 20, H. 2, S. 119– 150. • Sherin, M. G. & Van Es, E. A. (2005). Using Video to Support Teachers' Ability to Notice Classroom Interactions. In Jl. of Technology and Teacher Education 13(3), p. 475 -491. • Wyss, C. (2008). Zur Reflexionsfähigkeit und –praxis der Lehrperson. Bildungsforschung, 5(2).