ZWISCHEN LANDWIRTSCHAFT UND LANDLUST WARUM ZEICHNEN DIE MEDIEN

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ZWISCHEN LANDWIRTSCHAFT UND LANDLUST – WARUM ZEICHNEN DIE MEDIEN SO GERNE EIN KRITISCHES ODER

ZWISCHEN LANDWIRTSCHAFT UND LANDLUST – WARUM ZEICHNEN DIE MEDIEN SO GERNE EIN KRITISCHES ODER ROMANTISIERENDES BILD VON DER AGRARBRANCHE? Hohenheimer Landwirtschaftsdialog 19. April 2018 Dr. Ludger Schulze Pals Chefredakteur top agrar 05. 11. 2020

Die 2 Seiten der Medaille Sonnenseite Ø Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft enorm

Die 2 Seiten der Medaille Sonnenseite Ø Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft enorm gestiegen Ø Pflanzlichen Erträge und tierische Leistungen steigen Ø Selbstverorgungsgrad für wichtige Agrarerzeugnisse gestiegen Ø Deutsche Agrarexporte nehmen kontinuierlich zu Schattenseite Ø Ø Ø Biodiversität („Insektensterben”) Chemischer Pflanzenschutz in der Kritik („Glyphosat”, „Neonics”) Regionale Nährstoffüberschüsse („gefährdet Grundwasser”) Tierwohl („Landwirtschaft tut zu wenig”) Export („gefährdet Agrarmärkte in Entwicklungsländern”) Größe der Betriebe („ Massentierhaltung”) top agrar 05. 11. 2020 Seite 2

Selbstkritik WLV Konsequenz: Diskussion in Teilen des Berufsstandes Beispiel 1: WLV Wir müssen uns

Selbstkritik WLV Konsequenz: Diskussion in Teilen des Berufsstandes Beispiel 1: WLV Wir müssen uns verändern, Ø weil wir als Berufsstand durch unsere Art und Weise der landwirtschaftlichen Erzeugung dazu beitragen, dass Boden, Wasser, Luft und Tiere sowie Elemente der Kulturlandschaft geschädigt werden; Ø weil wir […] die Akzeptanz in Teilen der Gesellschaft für unsere moderne Landwirtschaft verloren haben. Quelle: „Offensive Nachhaltigkeit“ des WLV top agrar 05. 11. 2020 Seite 3

Selbstkritik DLG Beispiel 2: DLG Ø Wir arbeiten zum Teil im Grenzbereich! Ø Wir

Selbstkritik DLG Beispiel 2: DLG Ø Wir arbeiten zum Teil im Grenzbereich! Ø Wir müssen uns verändern, weil Ø Teile des Ackerbaus und der Nutztierhaltung nicht mehr nachhaltig und Ø einige Bereiche instabil sind. DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer top agrar-Interview 3/2017 Quelle: 10 Thesen des DLG für Landwirtschaft 2030 top agrar 05. 11. 2020 Seite 4

Einführung Zukunftsfragen: Ø Wie sieht eine Tierhaltung aus, die dem Tierschutz Rechnung trägt und

Einführung Zukunftsfragen: Ø Wie sieht eine Tierhaltung aus, die dem Tierschutz Rechnung trägt und zugleich wirtschaftlich erfolgreich ist? Ø Wie können wir im Ackerbau nachhaltig hohe Erträge erzielen, ohne die Biodiversität, Wasser und Klima zu gefährden? Ø Wie bedienen wir den schwankenden Weltmarkt und gleichzeitig die wachsenden Wünsche der heimischen Verbraucher? Ø Wie gewinnen wir das Vertrauen der Bürger in unsere Arbeit zurück? top agrar 05. 11. 2020 Seite 5

Einführung Weil die Landwirtschaft keine überzeugende Antwort auf die Zukunftsfragen hat, ist sie zum

Einführung Weil die Landwirtschaft keine überzeugende Antwort auf die Zukunftsfragen hat, ist sie zum gesellschaftlichen und politischen Blitzableiter geworden! Vier Thesen: 1. Die Landwirtschaft hat den Kontakt zu den Bürgern und Verbrauchern verloren. 2. In den Medien haben die Agrarkritiker die Oberhand. Deren Kritik bleibt hängen. 3. Die Politik bietet der Landwirtschaft keine zukunftsfähigen Rahmenbedingungen. Das müssen die Landwirte ausbaden. 4. Die Landwirtschaft hat keine überzeugende Strategie für die Zukunft. Deshalb wird sie die Kritik nicht los. top agrar 05. 11. 2020 Seite 6

These 1 Die Bürger und Verbraucher haben den Kontakt zur Landwirtschaft verloren oder besser

These 1 Die Bürger und Verbraucher haben den Kontakt zur Landwirtschaft verloren oder besser die Landwirtschaft hat den Kontakt zu den Bürgern und Verbrauchern verloren. top agrar 05. 11. 2020 Seite 7

Wenig Ahnung von Landwirtschaft. . . Wissen über Natur und Landwirtschaft nimmt ab Ø

Wenig Ahnung von Landwirtschaft. . . Wissen über Natur und Landwirtschaft nimmt ab Ø 4 von 10 Schülern haben keine Vorstellung, wie viele Zitzen eine Kuh hat. Ø Höchstens 2 von 10 Kindern wissen, wie viel Milch eine Kuh pro Tag gibt oder wie viele Eier ein Huhn pro Tag legt. Ø 4 von 10 Kindern können nicht sagen, in welcher Farbe Raps blüht. Ø Immerhin: Für 1 von 100 Schülern sind Kühe lila. Quelle: Universität Marburg, 3. 000 befragte Schüler Eltern können offenbar nur noch wenig über Landwirtschaft vermitteln! top agrar 05. 11. 2020 Seite 8

Gewünschtes versus tatsächliches Profil Verbraucher meinen, Landwirte tun Soll Ist zu wenig für Tierwohl

Gewünschtes versus tatsächliches Profil Verbraucher meinen, Landwirte tun Soll Ist zu wenig für Tierwohl verantwortungsvoller Umgang mit Tieren umweltbewusstes Wirtschaften * Produktion ohne Raubbau an Boden, Wasser und Luft Zu wenig für Umweltschutz Verzicht auf Gentechnik Pflege und Erhaltung der Landschaft Sicherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum Produktion von Nahrungsmitteln von hoher Qualität Sicherung der Nahrungsmittelversorgung auch in Krisenzeiten Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region Vertretung ihrer Interessen in der Öffentlichkeit * Bereitstellung erneuerbarer Energien * Orientierung am technischen Fortschritt unternehmerisches und marktorientiertes Verhalten Produktion preiswerter Nahrungsmittel Angaben in Prozent; dargestellt: Anteile „sehr wünschenswert“ bzw. Anteile „trifft eher zu“ 0 Fragen: 50 100 […] Sagen Sie mir bitte jeweils, welche Eigenschaften idealerweise auf die deutschen Landwirte zutreffen sollten. […]. Sagen Sie mir bitte jeweils, was Ihrer Meinung nach davon auf den typischen Landwirt eher zutrifft bzw. eher nicht zutrifft. […]… Emnid 2017

Wo beginnt für die Verbraucher die „Massentierhaltung“? Hier beginnt für 90 % der Befragten

Wo beginnt für die Verbraucher die „Massentierhaltung“? Hier beginnt für 90 % der Befragten die „Massentierhaltung“ (Verbraucherbefragung Uni Göttingen) top agrar 05. 11. 2020 Seite 10

Schweine und Geflügel problematisch Wo sehen die Deutschen „Massentierhaltung“ gegeben? Quelle: Universität Göttingen top

Schweine und Geflügel problematisch Wo sehen die Deutschen „Massentierhaltung“ gegeben? Quelle: Universität Göttingen top agrar 05. 11. 2020 Seite 11

Positive Aspekte Es gibt auch die andere Seite des Verbrauchers, die dem Landwirt Ø

Positive Aspekte Es gibt auch die andere Seite des Verbrauchers, die dem Landwirt Ø vertraut und ihn Ø wertschätzt top agrar 05. 11. 2020 Seite 12

Landwirte stehen hoch im Kurs 69 % der Bürger haben ein positives Bild von

Landwirte stehen hoch im Kurs 69 % der Bürger haben ein positives Bild von der Landwirtschaft! Emnid 2017 top agrar 05. 11. 2020 Seite 13

Zwischenergebnis Der Verbraucher hat ein zweigeteiltes Bild: Ø Wertschätzung für den Beruf Landwirt Ø

Zwischenergebnis Der Verbraucher hat ein zweigeteiltes Bild: Ø Wertschätzung für den Beruf Landwirt Ø misst diesem hohe gesellschaftliche Bedeutung zu Ø hat hohe emotionale Bindung zum Bauern Ø hat Respekt vor der harten Arbeit der Landwirte Ø Zweifel an der Arbeit des Landwirts Ø hält ihn für zu sorglos im Umgang mit Tier und Umwelt Ø träumt von der Bauernhofidylle top agrar 05. 11. 2020 Seite 14

Psychologische Spaltung Psychologen sprechen von „psychologischer Spaltung“, wenn Menschen gleichzeitig logisch unvereinbarte Standpunkte einnehmen.

Psychologische Spaltung Psychologen sprechen von „psychologischer Spaltung“, wenn Menschen gleichzeitig logisch unvereinbarte Standpunkte einnehmen. Beispiele Ø 80 % für Energiewende, wenn keine höheren Stromkosten Ø 60 % der Fleischkäufer bei Aldi, Lidl und Co. sind gegen Massentierhaltung, kaufen aber günstiges Fleisch beim Discounter Ø 61 % kaufen sorgenfrei ein, zugleich erwarten 84 % mehr Lebensmittelskandale Ursachen dieser „psychologischen Spaltung“ Ø Flucht vor Ängsten und Stress im Alltag Ø Macht romantische, idyllische Bullerbü-Landwirtschaft attraktiv Ø Trotzdem will niemand auf günstige Preise oder dauernd verfügbare Produkte verzichten top agrar 05. 11. 2020 Salon Seite 15 Quelle: Rheingold

Fazit These 1 Zwei Schlussfolgerungen: 1. Die idyllischen Bilder vom kleinstrukturierten Betrieb aus Omas

Fazit These 1 Zwei Schlussfolgerungen: 1. Die idyllischen Bilder vom kleinstrukturierten Betrieb aus Omas Zeiten werden sich weiter halten. Bürger und Verbraucher lieben sie und werden darauf auch in Zukunft nicht verzichten. 2. Die Landwirtschaft muss vor diesem Hintergrund überprüfen, ob sie noch richtig mit der Gesellschaft kommuniziert. top agrar 05. 11. 2020 Seite 16

These 2 In den Medien haben die Agrarkritiker die Oberhand. Diese Kritik bleibt hängen.

These 2 In den Medien haben die Agrarkritiker die Oberhand. Diese Kritik bleibt hängen. top agrar 05. 11. 2020 Seite 17

Zwei Blickwinkel Agrarkritische Öffentlichkeit § Stimmen und Stimmung der Agrarkritiker § Resonanz in den

Zwei Blickwinkel Agrarkritische Öffentlichkeit § Stimmen und Stimmung der Agrarkritiker § Resonanz in den Medien top agrar 05. 11. 2020 Seite 18

Grüne Woche Berlin 2018 „Wir haben es satt“ Ausrichtung 2018: Ø weniger Bauern-Bashing Ø

Grüne Woche Berlin 2018 „Wir haben es satt“ Ausrichtung 2018: Ø weniger Bauern-Bashing Ø kaum Angriffe auf Landwirte Ø Fokussierung auf Politik als Zielgruppe Teilnehmerzahlen rückläufig Ø 2018: 33. 000 (Polizei: mehrere 10. 000); Ø 2017: 18. 000 (Polizei: 10. 000); Ø 2016: 23. 000 (Polizei: 13. 500), Ø 2015: 50. 000 (Polizei: 25. 000) Ziele: Ø Tierwohlorientiertere und ökologischere Landwirtschaft Ø Weniger Fleischverzehr Ø Weniger Importe und Exporte von Agrargütern Ø Keine Freihandelsabkommen top agrar 05. 11. 2020 Seite 19

Gezielte Kampagnen: Glyphosat Gefühl: Das kann nicht gesund sein Wen schaudert es da nicht?

Gezielte Kampagnen: Glyphosat Gefühl: Das kann nicht gesund sein Wen schaudert es da nicht? top agrar 05. 11. 2020 Seite 20

Gezielte Kampagnen: Tierschutzbund top agrar 05. 11. 2020 Seite 21

Gezielte Kampagnen: Tierschutzbund top agrar 05. 11. 2020 Seite 21

Gezielte Kampagnen: Lokale Bürgerinitiativen top agrar 05. 11. 2020 Seite 22

Gezielte Kampagnen: Lokale Bürgerinitiativen top agrar 05. 11. 2020 Seite 22

Wer kritisiert? Die Kritik an der Landwirtschaft kommt v. a. von Ø Ø Ø

Wer kritisiert? Die Kritik an der Landwirtschaft kommt v. a. von Ø Ø Ø Umweltgruppen Tierschützern Verbraucherverbänden Entwicklungshilfegruppen Kirchen (z. B. Misereor, Brot für die Welt) Diese haben oft Ø Ø keinen Blick für die wirtschaftlichen Zwänge eine romantisierende Sicht auf frühere Verhältnisse eine diffuse Skepsis gegenüber neuen Technologien sind eher strukturkonservativ top agrar 05. 11. 2020 Seite 23

Warum erfolgreich? Die Agrarkritiker sind sehr erfolgreich, weil sie Ø Ø Ø Ø kampagnenfähig

Warum erfolgreich? Die Agrarkritiker sind sehr erfolgreich, weil sie Ø Ø Ø Ø kampagnenfähig sind strategisch vorgehen sehr schnell reagieren mit einer Stimme sprechen moralisch überspitzen und emotionalisieren Manchmal locker mit den Fakten umgehen viele Mitglieder mobilisieren finanzstark sind Wer betroffen macht, bekommt auch Spenden! top agrar 05. 11. 2020 Seite 24

Welche Resonanz? Agrarkritische Öffentlichkeit § Stimmen und Stimmung der Agrarkritiker § Resonanz in den

Welche Resonanz? Agrarkritische Öffentlichkeit § Stimmen und Stimmung der Agrarkritiker § Resonanz in den Medien top agrar 05. 11. 2020 Seite 25

ZEIT-Titel vom 19. 10. 2017 top agrar 05. 11. 2020 Seite 26

ZEIT-Titel vom 19. 10. 2017 top agrar 05. 11. 2020 Seite 26

ZEIT-Titel vom 20. 11. 2014 top agrar 05. 11. 2020 Seite 27

ZEIT-Titel vom 20. 11. 2014 top agrar 05. 11. 2020 Seite 27

ZDF 37 Grad 21. 11. 2017 top agrar 05. 11. 2020 Seite 28

ZDF 37 Grad 21. 11. 2017 top agrar 05. 11. 2020 Seite 28

SPIEGEL-Beitrag vom 7. 1. 2017 „Sie [die Bauern] fühlen sich wie die Herren über

SPIEGEL-Beitrag vom 7. 1. 2017 „Sie [die Bauern] fühlen sich wie die Herren über das Land. “ „Sie gehen mit dem Boden um, als sei er ihr privates Ausbeutungsgebiet. “ top agrar 05. 11. 2020 Seite 29

SPIEGEL-Titel vom 3. 11. 2014 top agrar 05. 11. 2020 Seite 30

SPIEGEL-Titel vom 3. 11. 2014 top agrar 05. 11. 2020 Seite 30

RTL „Bauer sucht Frau“ Ø Seit 2005 im Programm Ø Oft schräge Typen (Schäfer

RTL „Bauer sucht Frau“ Ø Seit 2005 im Programm Ø Oft schräge Typen (Schäfer Heinrich) top agrar 05. 11. 2020 Seite 31

Ergebnis Die Medien berichten kritisch über die heutige Landwirtschaft, weil 1. es z. T.

Ergebnis Die Medien berichten kritisch über die heutige Landwirtschaft, weil 1. es z. T. tatsächlich Probleme gibt, wenngleich die Beispiele nicht immer den Durchschnitt repräsentieren (Wahrheit) 2. negative Berichterstattung immer mehr Aufmerksamkeit und damit Auflage, Quote bekommt (auch in den Fachmedien) 3. seltener Wirtschaftsjournalisten berichten, sondern häufig Umwelt - und Verbraucherjournalisten (Blickwinkel) 4. sie für ihre Leser/Zuhörer/Zuschauer berichten (wichtig: trotzdem journalistische Distanz halten – wie gut gelingt das? ) 5. sie von den Agrarkritikern perfekt bedient werden (erleichtert die Arbeit) 6. in der Landwirtschaft gar nicht/falsch kommuniziert wird (zu spät, zu wenig emotional, zu wenig selbstkritisch) top agrar 05. 11. 2020 Seite 32

Was fehlt? Was zu kurz kommt: Ø wenig Berichte über die wirtschaftliche und soziale

Was fehlt? Was zu kurz kommt: Ø wenig Berichte über die wirtschaftliche und soziale Situation der Landwirte Ø selten auch Beiträge über den Druck des Handels und die Auswirkungen der Globalisierung top agrar 05. 11. 2020 Seite 33

Fazit These 2 Durch diese Berichterstattung entsteht der Eindruck: Ø Die heutige Landwirtschaft entwickelt

Fazit These 2 Durch diese Berichterstattung entsteht der Eindruck: Ø Die heutige Landwirtschaft entwickelt sich in eine falsche Richtung Ø Es gibt Umwelt-, Tierschutz- und Verbraucherschutzprobleme, die Agrar- und Ernährungsbranche zu wenig anpackt Ø Früher, als die „Landwirtschaft noch bäuerlich war“, gab es diese Probleme nicht Wie reagiert die Politik? top agrar 05. 11. 2020 Seite 34

These 3 Die Politik bietet der Landwirtschaft keine zukunftsfähigen Rahmenbedingungen. Das müssen die Landwirte

These 3 Die Politik bietet der Landwirtschaft keine zukunftsfähigen Rahmenbedingungen. Das müssen die Landwirte ausbaden! top agrar 05. 11. 2020 Seite 35

Defizite der Agrarpolitik Landwirtschaft wird zum gesellschaftlichen Thema, Ø weil die Agrarpolitik keine zukunftsfähigen

Defizite der Agrarpolitik Landwirtschaft wird zum gesellschaftlichen Thema, Ø weil die Agrarpolitik keine zukunftsfähigen Lösungen bietet Beispiele Ø Tierschutz- bzw. Tierwohlpolitik Ø EU-Agrarpolitik Ø Nitrat- und Biodiversitätspolitik top agrar 05. 11. 2020 Seite 36

Beispiel 1: Tierschutz- und Tierwohlpolitik Viele Aktivitäten Ø Tierschutzpläne und Programme der Länder Ø

Beispiel 1: Tierschutz- und Tierwohlpolitik Viele Aktivitäten Ø Tierschutzpläne und Programme der Länder Ø Modell- und Demonstrationsvorhaben des Bundes Ø Ordnungsrecht Ø ab 2019 Verbot der betäubungslosen Kastration Ø Verbot der bisherigen Kastenstände im Deckzentrum? Ø Diskussion über staatliches Tierwohllabel Es fehlt Ø Nationale Tierschutzstrategie, die klärt, wohin wir die Nutztierhaltung steuern wollen Konsequenz Ø Aktionismus führt zu Stückwerk Ø Unzufriedenheit, politischer Streit, ständige Basis für NGOs, Medien über Defizite berichten, mangelnde Planungssicherheit für Landwirte top agrar 05. 11. 2020 Seite 37

Beispiel 2: EU-Direktzahlungen in der Kritik: Ø Extern: ökologisch und strukturpolitisch wenig effizient, ungerecht

Beispiel 2: EU-Direktzahlungen in der Kritik: Ø Extern: ökologisch und strukturpolitisch wenig effizient, ungerecht Ø Intern: Bürokratie von Verwaltung/Landwirten kaum beherrschbar Ø Wissenschaft Ø Langfristig auslaufen lassen und umbauen: Mittel zielgerichtet für Umwelt, Klima, neue Ställe einsetzen Ø Berufsstand keine gemeinsame Strategie: Ø DLG: Langfristig kein Besitzstand Ø DBV: Unverzichtbar top agrar 05. 11. 2020 Seite 38

Beispiel 3: Nitrat- und Biodiversitätspolitik Status quo Ø EU hat D wegen mangelhafter Dünge-Verordnung

Beispiel 3: Nitrat- und Biodiversitätspolitik Status quo Ø EU hat D wegen mangelhafter Dünge-Verordnung verklagt Ø Wasserrahmenrichtlinie, NEC-Richtlinie und Umsetzung der Biodiversitätsziele hängen ebenfalls Ø Status quo: Düngegesetz, Düngeverordnung, Stoffstrombilanzverordnung novelliert bzw. neu erlassen Fazit Wissenschaft, Umweltverbände, Wasserwirtschaft Ø Das reicht nicht Ø Landwirtschaft hat sämtliche Umweltziele deutlich verfehlt Ø Beitrag der Landwirtschaft zu Umweltproblemen ist in den letzten 10 Jahren in nahezu allen Bereichen gestiegen Ø Krasses Politikversagen Ø Legislative: Politik schafft keine effizienten Regeln Ø Exekutive: Länder kontrollieren die Regelungen nicht wirksam top agrar 05. 11. 2020 Seite 39

Fazit These 3 Was ist das Ende vom Lied? Ø Die Landwirte stehen in

Fazit These 3 Was ist das Ende vom Lied? Ø Die Landwirte stehen in der Öffentlichkeit als Tierquäler dar. Ø Bauern werden zu Brunnenvergiftern abgestempelt. Ø Und zum Dank erhalten die Bauern in den Augen der Verbraucher und Bürger für diese beiden „Leistungen“ auch noch Subventionen. So einfach denkt die Gesellschaft. top agrar 05. 11. 2020 Seite 40

These 4 Die Landwirtschaft hat keine überzeugende Strategie für die Zukunft. Deshalb wird sie

These 4 Die Landwirtschaft hat keine überzeugende Strategie für die Zukunft. Deshalb wird sie die Kritik nicht los. top agrar 05. 11. 2020 Seite 41

Branche steckt im Dilemma Glaubwürdigkeitsfalle: Ø Noch zu häufig Wagenburg-Mentalität: Ø „Wir haben keine

Branche steckt im Dilemma Glaubwürdigkeitsfalle: Ø Noch zu häufig Wagenburg-Mentalität: Ø „Wir haben keine produktionstechnischen Probleme“ Ø „Bei uns ist alles gut“ Kommunikationsfalle: Ø „Wir müssen nur ein bisschen mehr Öffentlichkeitsarbeit machen. Dann wird wieder alles gut!“ Kernfragen: Ø Ist die Branche selbstkritisch genug? Benennt sie klar und deutlich die Probleme? Ø Ist sie noch glaubwürdig? Ø Wie geht sie mit „schwarzen Schafen“ um? top agrar 05. 11. 2020 Seite 42

Wie gewinnt die Landwirtschaft an Glaubwürdigkeit? Kernfrage 1: Ist die Branche selbstkritisch genug? Erkennt

Wie gewinnt die Landwirtschaft an Glaubwürdigkeit? Kernfrage 1: Ist die Branche selbstkritisch genug? Erkennt und benennt sie klar und deutlich die Probleme? Beispiele: Ø Gibt es regional ein Nährstoff-Überschussproblem? Ø Ist z. B. der Glyphosat-Einsatz übertrieben worden (z. B. im Vorernte -Einsatz)? Ø Fördert die Konzentration großer Stallanlagen möglicherweise den Widerstand der Bevölkerung? Ø Sind Stallsysteme, die ohne Eingriffe am Tier nicht auskommen, auf Dauer zukunftsfähig? Ø Sind Zuchtziele, die zu eingeschränkt bewegungsfähigen Puten oder Sauen führen, die mehr Ferkel bekommen, als sie aufziehen können, auf Dauer nachhaltig? top agrar 05. 11. 2020 Seite 43

Wie steht es um die Kommunikationsfähigkeit? Kernfrage 2: Ist die Branche aktiv genug? Ø

Wie steht es um die Kommunikationsfähigkeit? Kernfrage 2: Ist die Branche aktiv genug? Ø Nutzt sie die Chancen, den Kindern Landwirtschaft zu vermitteln? Ø Was tut sie für die Integration der Landwirtschaft in Dörfern und Städten? Ø Wie steht sie mit der Politik im Dialog? Ø Wie intensiv ist die Kommunikation und der Austausch mit Umwelt, Tier- und Verbraucherschutzverbänden? Ø Wie gut ist der Kontakt und die Pflege der Medien? Ø Wie groß ist die Bereitschaft, sich finanziell und zeitlich zu engagieren? top agrar 05. 11. 2020 Seite 44

Was tun wir gegen „schwarze Schafe“? Kernfrage 3: Wie gehen Sie mit „schwarzen Schafen“

Was tun wir gegen „schwarze Schafe“? Kernfrage 3: Wie gehen Sie mit „schwarzen Schafen“ um? Im Großen: Ø Wo ist die scharfe Abgrenzung des Berufsstandes gegenüber Tierhaltern, die schwere Tierschutzverstöße begangen haben (z. B. Tierhaltungsverbot gegen Straathof)? Im Kleinen: Ø Wer spricht mit den Berufskollegen, die am Wochenende mit dem Güllefass und der Pflanzenschutzspritze die Grillpartys versauen? Jedes „schwarze Schaf“ bringt die redlichen Bauern in die Bredouille! top agrar 05. 11. 2020 Seite 45

Der Anfang ist gemacht Früherer DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer Ø Wir arbeiten zum Teil im

Der Anfang ist gemacht Früherer DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer Ø Wir arbeiten zum Teil im Grenzbereich. Ø Ø Teile des Ackerbaus und der Nutztierhaltung sind instabil. Für „ehrbare Unternehmer“ ist das nicht akzeptabel. Branche muss sich verändern, sich ehrgeizige Ziele setzen. DLG hat 10 Thesen für die Landwirtschaft 2030 aufgestellt. WLV-Präsident Johannes Röring: Ø „Wir haben uns gefragt, ob nicht an mancher Kritik von außen mehr Substanz ist, als wir selbst wahrhaben wollen? “ Ø Die Landwirtschaft muss sich in manchen Punkten ändern. top agrar 05. 11. 2020 Seite 46

Wünsche differenzieren Auf die Gesellschaft zugehen heißt nicht, dass alle Wünsche und Forderungen der

Wünsche differenzieren Auf die Gesellschaft zugehen heißt nicht, dass alle Wünsche und Forderungen der Bürger und Verbraucher erfüllbar sind und erfüllt werden müssen: Ø Einige Punkte sind angesichts der Probleme zwingend zu lösen. Ø Einige Forderungen können nur umgesetzt werden, wenn die Landwirte dafür bezahlt werden. Ø Einige Wünsche sind schlicht nicht erfüllbar, weil sie das Ende für viele Betriebe bedeuten würden. top agrar 05. 11. 2020 Seite 47

Fazit Ø Landwirtschaft bleibt im kritischen Fokus der Medien und der Öffentlichkeit. Ø Bürger

Fazit Ø Landwirtschaft bleibt im kritischen Fokus der Medien und der Öffentlichkeit. Ø Bürger und Verbraucher wissen wenig über Landwirtschaft. Das macht sie anfällig für gezielte Fehlinformation. Ø Und sie lieben die idyllischen Bilder BullerbüLandwirtschaft. Ø Notwendig: Selbstkritik, Transparenz, Ehrlichkeit, aktive Kommunikation. Das schützt (zum Teil) vor Fehlinformation und ist die Basis für Dialog. Ø Mein Eindruck ist, dass die Landwirtschaft die kritischen Signale der Gesellschaft noch nicht hinreichend ernst nimmt. top agrar 05. 11. 2020 Seite 48

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Ansprechpartner Dr. Ludger Schulze Pals Chefredakteur 05. 11. 2020

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Ansprechpartner Dr. Ludger Schulze Pals Chefredakteur 05. 11. 2020 Hülsebrockstraße 2 – 8 48165 Münster Tel. : 02501/801 -6600 Fax: 02501/801 -654 Ludger. schulze-pals@topagrar. com www. topagrar. com