Zellschdigung und Adaptation Internetversion Vorlesung Pathologie I 4

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Zellschädigung und Adaptation Internetversion Vorlesung Pathologie I (4)

Zellschädigung und Adaptation Internetversion Vorlesung Pathologie I (4)

Basis aller Krankheiten ist die Schädigung der kleinsten lebenden Einheit der Körpers, der Zelle

Basis aller Krankheiten ist die Schädigung der kleinsten lebenden Einheit der Körpers, der Zelle Rudolf Virchow (1821 -1902)

Was kann alles eine Zelle schädigen?

Was kann alles eine Zelle schädigen?

Die Schädigung von Zellen kann als „Stress“, der auf die Zellen wirkt, verstanden werden.

Die Schädigung von Zellen kann als „Stress“, der auf die Zellen wirkt, verstanden werden. • Traumen • Hypoxie und Ischämie • endogene und exogene chemische Stoffe, wie - Harnsäure - Alkohol • physikalische Noxen, wie - Hitze, Kälte - ionisierende Strahlen • belebte Ursachen, wie - Bakterien - Viren • immunologische Prozesse

Was passiert mit einer geschädigten Zelle?

Was passiert mit einer geschädigten Zelle?

Mechanismen der Zellschädigung Störung des intrazellulären Energiehaushaltes Trauma Immunologische Schädigung Nekrose irreversibel kurzzeitig/ gering

Mechanismen der Zellschädigung Störung des intrazellulären Energiehaushaltes Trauma Immunologische Schädigung Nekrose irreversibel kurzzeitig/ gering länger/ stärker ATP-Mangel Elektrolytverschiebungen Hydropische Schwellung Zellverfettung reversibel

Was kann die betroffene Zelle/Gewebe/ Organismus zu ihrem Schutz tun?

Was kann die betroffene Zelle/Gewebe/ Organismus zu ihrem Schutz tun?

Die Zellen besitzen ein limitiertes Repertoire von Antworten auf Stress • Funktionelle Anpassung an

Die Zellen besitzen ein limitiertes Repertoire von Antworten auf Stress • Funktionelle Anpassung an Stress - Hitzeschockproteine - Proteine der „Phase der akuten Antwort“ • Zytologische Adaptation - Hydropische Schwellung - Sub- und intrazelluläre Ablagerungen - Atrophie - Hyperplasie • Histologische Adaptation - Metaplasie - Dysplasie

Funktionelle Anpassung an Stress 1. Hitzeschockproteine (HSP 70, Ubiquitin) • Werden permanent von allen

Funktionelle Anpassung an Stress 1. Hitzeschockproteine (HSP 70, Ubiquitin) • Werden permanent von allen Zellen synthetisiert, aber normalerweise nicht sezerniert • Verstärkte Synthese bei erhöhter Temperatur (Fieber), Ischämie, akuter Entzündung und durch Alkohol • Die Wirkung von HSPs soll das Überleben einzelner Zellen gewährleisten

Funktionelle Anpassung an Stress 2. Proteine der „Phase der akuten Antwort“ • PPAA werden

Funktionelle Anpassung an Stress 2. Proteine der „Phase der akuten Antwort“ • PPAA werden permanent von Hepatozyten sezerniert • Relativ langsamer Anstieg, aber längere Reaktion bei Infekten, Traumen, Verbrennungen, körperliche Anstrengungen, Geburt (!) • PPAAs sollen das Überleben des Gesamtorganismus durch Verteidigung oder Adaptation sichern

Proteine der „Phase der akuten Antwort“ • C-reaktives Protein (CRP) - chronische Entzündungen -

Proteine der „Phase der akuten Antwort“ • C-reaktives Protein (CRP) - chronische Entzündungen - Tumoren • Serumamyloid A (SAA) - Bindung an HDL • Haptoglobin • Hämopexin • a 1 -Proteaseinhibitor (a 1 -Antitrypsin) • a 1 -Antichymotrypsin • Fibrinogen • Transthyretin • Interleukin-4 (IL-4)

Zytologische Adaptation 1. Die mildeste Form der Zellschädigung wird als hydropische Schwellung (akutes Zellödem)

Zytologische Adaptation 1. Die mildeste Form der Zellschädigung wird als hydropische Schwellung (akutes Zellödem) bezeichnet und ist reversibel • Das Zellvolumen wird durch einen energieabhängigen Austausch von K+- und Na+-Ionen sowie durch Enzyme der Zellmembran konstant gehalten • Die normal höhere intrazelluläre K+-Konzentration wird durch Ionen-Pumpen gewährleistet • Ionen-Pumpen benötigen ATP • Bei ATP-Mangel kommt es zum Wassereinstrom in das Zytoplama und die Mitochondrien

Zytologische Adaptation 2. Sub- und intrazelluläre Ablagerungen • „Stress“ kann zu abnormen Ablagerungen in

Zytologische Adaptation 2. Sub- und intrazelluläre Ablagerungen • „Stress“ kann zu abnormen Ablagerungen in der Zelle führen - Lipide, Proteoglykane, Sphingolipide, Glykogen - Pigmente • Ablagerungen können aber auch Ausdruck eines direkten subzellulären Defekts sein - lysosomale Speicherkrankheiten - alpha-1 -Antitrypsinmangel • Bei funktioneller Überlastung - z. B. Hämochromatose

Fettleber (Steatose der Leber) • Alkohol • andere Gifte • nicht-alkoholisch (NASH) Fibrose um

Fettleber (Steatose der Leber) • Alkohol • andere Gifte • nicht-alkoholisch (NASH) Fibrose um die Zentralvenen Maschendrahtfibrose Leberzirrhose Portaler Hochdruck Vollständiger Parenchymumbau Erhöhung des intrasinusoidalen Drucks

Hämosiderin • Lokal, z. B. als „blaues Auge“ • Hämolytische Anämien • Exogene Eisenzufuhr

Hämosiderin • Lokal, z. B. als „blaues Auge“ • Hämolytische Anämien • Exogene Eisenzufuhr Medikamente, Transfusion • Zerstörung der intestinalen Eisenschranke • Primäre Hämochromatose („Bronzediabetes“) Autosomal-rezessives Erbleiden mit ungehemmter Eisenaufnahme in fast alle Organe Leberfibrose Zirrhose Pankreasfibrose Inselzerstörung mit Diabetes m. Herzmuskel

Zytologische Adaptation 3. Atrophie • Eine Atrophie eines Organes kann durch Verlust und/oder Verkleinerung

Zytologische Adaptation 3. Atrophie • Eine Atrophie eines Organes kann durch Verlust und/oder Verkleinerung einzelner Zellen zustande kommen • Eine Zellschrumpfung geschieht bei Beschleunigung der normalen katabolen Prozesse der Zelle • Die Atrophie kann physiologisch, funktionsangepasst oder pathologisch sein Beispiel Skelettmuskulatur bei - physiologischem Alterungsprozess - Gipsverband - Mangelernährung

Zytologische Adapation 4. Hypertrophie • Der Begriff der zellulären Hypertrophie beschreibt eine volumenmäßige Vergrößerung

Zytologische Adapation 4. Hypertrophie • Der Begriff der zellulären Hypertrophie beschreibt eine volumenmäßige Vergrößerung von Zellen • Zellen, die sich vergrößern, synthetisieren vermehrt Proteine. Dies erkennt man im Mikroskop durch - ein basophiles Zytoplasma (mehr Ribosomen) - vergrößerte Nukleolen (mehr m. RNA) - vergrößerte Zellkerne und aufgelockertes Chromatin (vermehrte Transkription der DNS; Polyploidisierung)

Zytologische Adaptation 5. Hyperplasie • Zahlenmäßige Vermehrung von Zellen aus verschiedenen Gründen • Durch

Zytologische Adaptation 5. Hyperplasie • Zahlenmäßige Vermehrung von Zellen aus verschiedenen Gründen • Durch vermehrte mitotische Zellteilung entwickelt sich eine Organvergrößerung • Daher können auch nur in Geweben mit teilungsfähigen Zellen eine Hyperplasie entstehen • Von besonderer klinischer Wichtigkeit sind folgende Hyperplasieformen - Struma (Kropf) - (adenomyomatöse) Prostatahyperplasie

Histologische Adaptation 1. Metaplasie • Umwandlung eines differenzierten Gewebes in ein anderes differenziertes Gewebe

Histologische Adaptation 1. Metaplasie • Umwandlung eines differenzierten Gewebes in ein anderes differenziertes Gewebe • Sinn der Metaplasie ist die Anpassung eines Gewebes an eine chronische Schädigung • Die Metaplasie birgt aber auch Gefahren - reduzierte/fehlende Funktion des metaplastischen Gewebes - Gangobstruktionen - Übergang in ein dysplastisches Epithel

Metaplasie-Beispiele Bronchus Pankreas Cervix uteri Ösophagus Harnblase Magen Arterien Knochen nach Fraktur Herzklappen Zylinderepithel

Metaplasie-Beispiele Bronchus Pankreas Cervix uteri Ösophagus Harnblase Magen Arterien Knochen nach Fraktur Herzklappen Zylinderepithel mit Zilien Kubisches Epithel der Ausführungsgänge Nicht-verhornendes Plattenepithel Urothel Sekretorisches Epithel Bindegewebe Plattenepithel parakeratotisch verhorntes Plattenepithel Drüsenepithel (Barrett-Epithel) Drüsenepithel Dünndarm. Epithel Knochengewebe Knorpelgewebe myxoides Bindegewebe

Histologische Adapation 2. Dysplasie von Zellen • Dysplastische Zellen sind transformierte epitheliale oder mesenchymale

Histologische Adapation 2. Dysplasie von Zellen • Dysplastische Zellen sind transformierte epitheliale oder mesenchymale Zellen mit - abnormer Wachstumstendenz - Potenz zur malignen Entartung • Folgende zytologische Veränderungen sind für dysplastische Zellen charakteristisch - Vergrößerung der Zellkerne - eine Dyskaryose - Deformierung/Polymorphie der Zellkerne - Zunahme der Kern/Plasma-Relation

Histologische Kriterien der Dysplasie • Die Kerne dysplastischer Zellen liegen näher als bei normalen

Histologische Kriterien der Dysplasie • Die Kerne dysplastischer Zellen liegen näher als bei normalen Zellen • Mitosen kommen auch oberhalb der Basalzellschicht vor • Die Polarisation des Epithels ist gestört oder aufgehoben • In der Regel ist dysplastisches Epithel auch hyperplastisch

CIN I

CIN I

CIN II

CIN II

CIN III

CIN III

Zytologie der Cervix Einteilung nach Papanicolaou Pap II W oder K Pap III D

Zytologie der Cervix Einteilung nach Papanicolaou Pap II W oder K Pap III D Pap IVA Pap IV B Pap V Normale Epithelien Normale Endozervixzellen Normale Epithelien Entzündungszellen Normale Endozervixzellen Kontrolle erforderlich Reaktiv-abnorme Zellen Entzündungszellen Zellen mit geringen/mittelgradiger Dysplasie Virusveränderungen Zellen mit schwergradiger Dysplasie Virusveränderungen Verdacht auf invasives Karzinom Zellen eines invasiven Karzinoms

Zytologie der Cervix Einteilung nach Papanicolaou Pap II W oder K Pap III D

Zytologie der Cervix Einteilung nach Papanicolaou Pap II W oder K Pap III D Pap IVA Pap IV B Pap V Normale Epithelien Normale Endozervixzellen Normale Epithelien Entzündungszellen Normale Endozervixzellen Kontrolle erforderlich Reaktiv-abnorme Zellen Entzündungszellen 3 Mon. Zellen mit geringen/mittelgradiger Dysplasie Virusveränderungen 6 Mon. Zellen mit schwergradiger Dysplasie Virusveränderungen Verdacht auf invasives Karzinom Konisation Zellen eines invasiven Karzinoms

Take-Home-Message I • Eine Schädigung von Zellen kann als „Stress“ aufgefasst werden • Die

Take-Home-Message I • Eine Schädigung von Zellen kann als „Stress“ aufgefasst werden • Die wichtigsten „Stressfaktoren“ sind Sauerstoffmangel, Strahlen, chemische Stoffe, Viren, Bakterien und immunologische Prozesse • Die Zellschädigung geschieht über freie Radikale, die Zellmembranen schädigen

Take-Home-Message II • Die erste Reaktion der geschädigten Zellen ist eine Reduktion ihrer physiologische

Take-Home-Message II • Die erste Reaktion der geschädigten Zellen ist eine Reduktion ihrer physiologische Proteine und eine vermehrte Synthese selektiver Proteine („Stressproteine“) • Bei anhaltendem Stress erfolgt eine strukturelle Anpassung (Adaptation), wie hydropische Schwellung, Atrophie, Hypertrophie und Hyperplasie • Diese Adaptation geht vielfach auch mit abnormen intrazellulären Ablagerungen einher • Phenotypische Veränderungen bei „Stress“ sind Metaplasie und Dysplasie