Wissenschaftliches Arbeiten IPE Studentenkolloquium 30 04 2008 HansJrg
Wissenschaftliches Arbeiten IPE Studentenkolloquium; 30. 04. 2008 Hans-Jörg Happel, FZI Forschungszentrum Informatik Frei zur nicht-kommerziellen Nutzung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen http: //creativecommons. org/licenses/by-nc-sa/2. 0/de/ v 1. 0 30. 04. 2008 © 2008 Hans-Jörg Happel, FZI Karlsruhe / http: //sse 08. pbwiki. com/Wissenschaftliches+Arbeiten 1 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Ziele des Vortrags § Erläuterung wesentlicher wissenschaftlicher Arbeitstechniken § Praktische Tipps zur erfolgreichen Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit (Recherche, Schreiben, usw. ) § "Wissenschaftliches Arbeiten" verstehen wir nicht nur als reine Anleitung für eine erfolgreiche Diplom- oder Studienarbeit, sondern als eine Schlüsselkompetenz zur strukturierten Problemlösung, die auch für den späteren Berufsalltag sehr nützlich ist § Der Vortrag beantwortet nicht: § § 2 „Wie muss ich die Arbeit gestalten“? „Wo genau finde ich passende Literatur für meine Arbeit“? „Welchen Zitierstil soll ich verwenden“? „Wie muss ich meine Arbeit konkret aufbauen“? KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Agenda § § § 3 Was ist Wissenschaft(liches Arbeiten)? Recherchieren Schreiben Präsentieren Management & Qualitätssicherung Fazit KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Einführung – Was ist Wissenschaft(liches Arbeiten)? 4 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Disclaimer § Die Inhalte dieser Präsentation orientieren sich in manchen Details an den Gebieten der angewandten Informatik/Wirtschaftsinformatik § Praxis und Situation in anderen Wissenschaftsgebieten, aber auch in anderen Teilgebieten der Informatik, Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften kann sich im Detail unterscheiden! 5 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Was ist das Ziel einer studentischen Arbeit? § Erlernen wesentlicher Arbeitsmethoden § Kritikfähigkeit steigern § Mit Komplexität umgehen und Frustrationstoleranz entwickeln! § Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt leisten 6 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Wissenschaft produziert Erkenntnis § Wissenschaft = Erkenntnis über ein Untersuchungsobjekt gewinnen § Bedingungen § Verlässlichkeit: Wiederholung unter gleichen Bedingungen liefert dieselben Ergebnisse § Objektivität: Von anderen Forschern unter den gleichen Bedingungen überprüfbar § Validität: Das Ergebnis misst, was es zu messen vorgibt § Wissenschaftstheorie = Wissenschaft, die sich mit Wissenschaft selbst und ihren Erkenntnisprozessen befasst 7 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Wissenschaft bedeutet Kommunikation § Eine gute Wissenschaftliche Arbeit sollte folgende Fragen beantworten: § § 8 Was war die untersuchte Fragestellung/das Problem? Was ist der konkrete neue Beitrag/Ergebnis der Arbeit? Wie wurde dieses Ergebnis erreicht? Warum soll der Leser daran glauben? KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Stufen wissenschaftlicher Erkenntnis § Wissenschaft bedient sich (Forschungs-)Methoden, um ihre Erkenntnisse zu belegen § Konkrete Methode hängt von der Forschungsfrage und dem Forschungsobjekt ab § Beispiele § § 9 Recherche, Einordnung und Bewertung (State-of-the-Art) Proof-of-concept (z. B. Implementierung) Formaler Beweise (z. B. Mathematischer Satz) Empirischer Beleg – Quantitativ (z. B. Laufzeitauswertung, Umfrage…) – Qualitativ (z. B. Interview, Case study…) KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Zur Organisation von Wissenschaft und Forschung § Ähnlich den Fakultäten einer Universität sind Wissenschaftler in „Communities“ und Fachgesellschaften organisiert § Konkrete Forschungsarbeit ist häufig in Projektform organisiert § In der Informatik häufig Laufzeiten von 2 -5 Jahren § Gefördert/finanziert von Land/Stiftungen/Bund/EU/Wirtschaft § Wissenschaftlicher Austausch findet primär durch Konferenzen und Veröffentlichungen statt § Wissenschaftliche Konferenzen zu verschiedenen Themen – In der Regel 100 -500 Teilnehmer aus DE/Europa/Welt – Finden meist jährlich statt – Beiträge werden ausgewählt (Gutachten, „Review“) und veröffentlicht (Internet/Print) 10 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Anatomie einer Wissenschaftlichen Arbeit 11 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Fazit: Gute wissenschaftliche Arbeit… § …adressiert eine klar umrissene Fragstellung § …wendet etablierte Methoden und Werkzeuge zur Beantwortung der Fragestellungen an § …macht diese Fragestellung, die Methodik ihrer Bearbeitung, die Auswahlentscheidung usw. transparent und damit nachvollziehbar § …lebt von guter Dokumentation und Kommunikation § …fängt niemals bei Null an – “We are all standing on the shoulders of giants“ (Isaac Newton) 12 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Recherchieren 13 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Übersicht § § § § § 14 Allgemeines Top-Down-Prinzip Qualitäts-Prinzip Personen-Prinzip Verknüpfungs-Prinzip Community-Prinzip Systematik-Prinzip Fokus-Prinzip FAQ KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Allgemeines § Internetrecherche und die klassische Bibliothek ergänzen sich § Es lohnt sich, über Struktur, Angebot und Möglichkeiten der (Universitäts)bibliothek informiert zu sein § Bekannte, allgemeine wissenschaftliche Suchmaschinen sind Citeseer, Google Scholar und das klassische Google § Spezielle Quellen sind für die Informatik IEEE Xplore, ACM Portal; für Wirtschaftsinformatik/ Betriebswirtschaftliche Quellen EZB/EBSCO (via UB) 15 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Citeseer / Google Scholar 16 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Top-Down-Prinzip § Beginne bei "reifen" Werken § § § § Englischsprachige Veröffentlichungen sind deutschsprachigen tendenziell vorzuziehen (hängt aber auch vom Thema/Gebiet ab – Gegenbeispiel Rechtswissenschaft) Es gibt Journals/Konferenzen/Workshops mit klarem Fokus auf ein Thema (z. B. Information Retrieval) und eher "breite" Konferenzen (z. B. HICCS) § § 17 Bibliographien "Standardwerke" (e. g. „Datenbanksysteme“, „Modern Information Retrieval“) Vorlesungen und ihre Begleitbücher "State-of-the-Art" Übersichten (z. B. bei EU-Projekten häufig zu finden) Wissenschaftliche Journale ("Journals"; auch „[ACM] Transactions on. . . ") "Magazine" - insb. Spezialausgaben („[IEEE Software] Special Issue on. . . ") Konferenzbände mit regulären Beiträgen ("Proceedings") „Workshops“ auf Konferenzen (ebenfalls „Proceedings“) Technische Berichte ("Technical Reports") - häufig detaillierte Versionen (30 -50 Seiten) von Journal-Beiträgen Dissertationen, Diplom- und Studienarbeiten u. ä. Weitere "graue Literatur" (Webseiten, c‘t, Wikipedia) Meist sind fokussierte Quellen interessanter Ein Papier sollte zur Quelle passen (nicht off-topic sein) Häufig entwickeln sich Themen - d. h. man findet zu einem Workshop-Beitrag ein späteres Konferenz- oder Journal-Paper Primärliteratur vs. Sekundärliteratur KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Qualitäts-Prinzip § § § § § 18 Auch in der Wissenschaft gibt es Arbeiten von minderer Qualität Bevorzuge (besonders zu Beginn) hochqualitative Quellen Neben der "reife" des Themas sollten weitere Indikatoren für die Qualität einer Quelle herangezogen werden Z. B. der Herausgeber (ACM, IEEE, LNCS) bzw. Verlag (Springer vs. Data Becker) Bei Konferenzen kann die Laufzeit ein Indikator sein ("27 th Annual Conference. . ") Ist aber abhängig vom "Alter" eines Themengebiets; Gegenbeispiel ISWC ("erst" 5. Konferenz, nicht bei ACM/IEEE), trotzdem Referenzkonferenz für die Semantic Web Community Für Journals gibt es in manchen Communities A-B-C Qualitätsbewertungen Im Wissenschaftlichen Bereich findet häufig ein (teilanonymes) Peer-Review zur Bewertung von Beiträgen statt. Dieser Prozess, sowie die Prozentzahl der abgelehnten Beiträge (Acceptance/Reject rate) können Indikatoren sein Qualitäts-Indikatoren für konkrete Papiere vgl. Personen-Prinzip KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Personen-Prinzip § Forschung ist sehr Personen- bzw. Gruppen-gebunden § Bei Recherchen zu einem bestimmten Thema "trifft" man früher oder später immer wieder auf dieselben Leute § Autoren sind ein wichtiger Qualitätsindikator § Wie lange sind sie im Geschäft (Professor vs. Ph. D-Student) - z. B. Publikationshistorie auf DBLP § Worüber forschen sie sonst noch (Ist die Arbeit auf wenige Themen fokussiert oder nicht) § Wie und wo veröffentlicht der Autor (vgl. Qualitäts-Prinzip) § Wo arbeitet der Autor (An einer renommierten Uni oder eher nicht)? § Die Homepage eines Autors, Äußerungen auf Mailinglisten etc. geben häufig interessante Hinweise auf Arbeitsstil und Denkweise 19 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Verknüpfungs-Prinzip § Die in einem interessanten Papier zitierten Papiere sind häufig auch interessant (X zitiert Y) § So gelangt man eher von speziellen, neueren, zu Grundlagenwerken § Darüber hinaus bieten viele Internetdienste den umgekehrten Weg an (Y wurde zitiert von X) § Dies ist meist noch interessanter, da man von Grundlagenwerken zu neueren, darauf aufbauenden Arbeiten gelangt § Social Bookmarking-Dienste wie Cite. ULike oder Bibsonomy liefern manchmal über die "Tags" anderer Nutzer interessante Querverweise zu anderen Papieren § Oft gelangt man auch durch „Weiterhangeln“ über weitere Publikationen eines Autors zu interessanten Projekten und Texten 20 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Community-Prinzip § Wissenschaftlicher sind häufig in formelle oder informelle „Communities“ (verwandt: „Schulen“) organisiert § Bsp. : die „Datenbank-Community“ § Communities entwickeln sich häufig um bestimmte Themen, können sub- und super-communities haben und sich langfristig zu eigenen Wissenschaftszweigen entwickeln (Bsp. : „Informatik“, „Betriebsinformatik“) § Communities sind eng an Personen gebunden und erkennbar § Interessante Informationsquellen von Communities sind Workshops, (Dagstuhl-)Seminare, Mailinglisten, Themen. Portale (e. g. opensource. mit. edu) 21 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Systematik-Prinzip § Für Kerngebiete einer Arbeit sollte man die relevante Literatur systematisch durchgehen § Dies betrifft Lehrbücher sowie die Proceedings der relevante(n) Konferenzen/Workshops für ein Gebiet für einen gewissen Zeitraum (z. B. letzte 3 -5 Jahre) § Generell hilft es, sich ein „Bild“ bzw. eine Struktur der Domäne zu machen § Wer sind wesentlich Akteure (Personen/Forschungsgruppen) § Was sind die wesentlichen Themen und Probleme? § Was sind die wesentlichen Konferenzen/wiss. Publikationsorgane? 22 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Fokus-Prinzip § Gerade Verknüpfungen zu ähnlichen Arbeiten verleiten häufig zum „browsen“ durch die endlosen Weiten wissenschaftlicher Literatur § Dilemma: verwandte Arbeiten sind häufig auch interessant für den recherchierenden Wissenschaftlicher § Herausforderungen: § Schnelle Einschätzung von Relevanz § Fokus auf die aktuelle Fragestellung 23 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
FAQ zur Recherche § Wie komme ich an Paper/Buch XY? § Google, Uni-VPN, Uni-Bib, Andere Bibliotheken (BLB), Fernleihe, Lieferdienst, Autor anschreiben § Andere Leute fragen § Wann ist die Recherche beendet? § vgl. Systematik-Prinzip/“Bild“ der Domäne machen § vgl. Satisficing 24 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Schreiben 25 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Übersicht § § § § § 26 Allgemeines Struktur-Prinzip Top-Down-Prinzip Fokus-Prinzip Wiederholungs-Prinzip Symmetrie-Prinzip Konsistenz-Prinzip Beleg-Prinzip FAQ KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Allgemeines § Schreiben dient nicht allein der Dokumentation der Ergebnisse! Schrittweise Verfeinerung der Gliederung § Wissenschaftliches Schreiben hat mehr mit „Mathematik“ gemeinsam als mit „Deutsch“ § Trotzdem sollte man eine gute Ausdrucksweise nicht unterschätzen… 27 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Struktur-Prinzip § Wissenschaftliches Schreiben ist „Mathe“ näher als „Deutsch“ (Schulfachtechnisch) § Wissenschaftliche Arbeiten weisen standardisierte Strukturen auf, von denen man nur im Ausnahmefall abweichen sollte § § § Zusammenfassung („Abstract“, „Executive Summary“) Einleitung und Motivation Grundlagen Hauptteil/eigene Arbeit Verwandte Arbeiten Zusammenfassung und Ausblick § Textuelle Strukturelemente sollten so oft wie sinnvoll genutzt werden (Tabellen, Grafiken, „Bullet Points“) § Zentrale Begriffe der Arbeit sollten rechtzeitig eingeführt werden („Grundlagen-Kapitel“) 28 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Top-Down-Prinzip § Makrostruktur § Ausgehend von einem aussagekräftigen Titel die Unterkapitel bestimmen § In den Unterkapiteln entsprechend weiter untergliedern § Der rote Faden der Arbeit lässt sich vom Titel bis herunter zum Abschnittsebene schön prüfen § Mikrostruktur § Für jeden Abschnitt eine (für den Leser unsichtbare) Aussage formulieren (ähnlich Quellcode-Kommentaren) § Innerhalb des Abschnitts dann genau diese Aussage herleiten und begründen § Pro Abschnitt sollte nur eine klare Idee formuliert werden § Statt der einzelnen Abschnitte sollte man auch die "unsichtbaren Aussagen" lesen können § Der „rote Faden“ ist alles! 29 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Fokus-Prinzip § Eine einzelne Wissenschaftliche Arbeit sollte möglichst nur eine, maximal zwei unterschiedliche Fragestellungen/“Ideen“ behandeln § Im Falle von zwei Ideen sollte dies klar aus der Struktur hervorgehen § Abgrenzung (was wird behandelt/was ausgeblendet) sollte klar begründet werden § Ebenso sollten pro Unterkapitel/Absatz usw. nur eine klare Grundidee bearbeitet werden (nicht zu viele Aspekte vermischen) § Kurze, präzise Sätze und sachlicher Stil; keine Umgangssprache 30 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Wiederholungs-Prinzip § Einleitung und Schluss sollten den Text wie eine Klammer umschließen § Abstract, Einleitung und Schluss einer Arbeit werden am häufigsten gelesen (vgl. Recherchieren) § Die Einleitung darf und soll die Ergebnisse schon verraten. § Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Krimi, bei dem man erst am Ende erfährt, wer der Mörder ist § Nie den Leser überraschen § Zu Beginn eines Kapitels sollte die Struktur und die Zusammenhänge der Unterabschnitt kurz erläutert werden § Leser sollten sich dadurch an jeder Stelle des Papiers schnell orientieren können, da häufig sehr selektiv gelesen wird § Querreferenzen zur besseren Orientierung einbauen („vgl. Kapitel 2“) 31 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Konsistenz-Prinzip § Begriffe sollten klar definiert und ggf. voneinander abgegrenzt sein § Falls in der Literatur keine einheitliche Definition vorliegt, sollte eine Arbeitsdefinition festgelegt werden § Begriffe und Abkürzungen bei der ersten Nennung erklären/einführen § Den Leser nicht durch die Verwendung von Synonymen im Text verwirren § Auch wenn das manchmal sprachlich unelegant ist – eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Roman… § Zur Selbstkontrolle (und ggf. als „Service für den Leser“) empfiehlt sich ein Glossar zu pflegen 32 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Symmetrie-Prinzip § Überschriften sollten sich aus dem Titel der Arbeit/der Kapitel ergeben § Überschriften und Texte sollten möglichst synchron sein § Lieber langweilige und prägnante als literarische/kreative/ mehrdeutige Überschriften § Einleitung und Schluss sollten den Text wie eine Klammer umschließen ( vgl. auch Wiederholungsprinzip) § Die Länge von Kapiteln/Abschnitten sollte harmonisch sein § Themen auf derselben Gliederungs-“Ebene“ sollten in vergleichbarem Umfang abgehandelt werden – sonst evtl. Gliederung überdenken 33 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Beleg-Prinzip § Alle faktischen Aussagen sollten entweder klar durch Literatur, oder durch eigene Argumentation/Beweisführung belegt sein § „Die Qualität existierender Suchmaschinen ist schlecht“ § Ausnahme „Common Sense“ (z. B. „Das Internet besteht aus vielen Webseiten“) § Im Zweifel lieber auf unnötige faktische Aussage verzichten § Möglichst direkt zitieren (Primärquellen), nicht indirekt § Nicht zuviel zitieren ("Die Erde ist eine Kugel" [Galilei, 1615]) 34 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
FAQ zum Thema Schreiben… § „Wer muss meine Arbeit verstehen können“? § Betreuer? Kommilitonen? Oma? § Kurze Antwort: „Die primäre Zielgruppe/Community“ § Faustregeln – Problem/Vorgehen/Beitrag sollte im Idealfall klar und allgemein Verständlich formuliert sein (auch wenn man mit der Domäne wenig anfangen kann) – Forscher/Studenten ähnlicher Fachrichtungen sollten den detaillierten Inhalt der Arbeit nachvollziehen können und ggf. durch Rückgriff auf die zitierten Quellen komplett verstehen § Darf ich aus der Wikipedia zitieren? 35 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Präsentieren 36 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Vorbemerkung § „Powerpoint“ ist nur eine mögliche Form der Präsentation § N. B. : Powerpoint ist nur eine unter vielen Programmen zur Erstellung von Präsentationen ; -) § „Powerpoint“ garantiert keine gute Präsentation § Übung macht den Meister § Ruhig mal einen Kurs über Präsentationstechniken belegen (am besten mit Videofeedback) 37 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Folien § Best practices § Niemals mehr als n (=Vortragszeit/2) Folien vorbereiten § Ggf. Backup-Folien für Rückfragen bereithalten § Zeit-Marker auf den Folien anbringen (5/10 Folien) § Struktur § Viele der „Schreiben“-Prinzipien gelten auch hier; z. B. – Klare Struktur: Agenda, Motivation/Einführung, Hauptteil, Zusammenfassung/Ausblick – Quellen von Grafiken/Zitaten benennen § Folien nicht überladen § § § 38 Schriftgröße 20 sollte nicht unterschritten werden Nicht mehr als 10 Textzeilen pro Folie Stichpunkte, keine ganzen Sätze Saubere, einheitliche Gestaltung (z. B. Schrifttyp, klare Kontraste) Sparsam mit Animationen und komplexen Grafiken umgehen KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Vortrag § Gut vorbereiten § Mit Ort und Technik vertraut machen § ggf. Hand-outs vorbereiten § Übung ist alles § Wenn möglich frei reden – nicht ablesen – Nie komplett den Text vorlesen § Präsentation mindestens einmal vorher komplett durchspielen (inkl. Zeit-Test) – Auch vor anderen Leuten (auch wenn‘s weh tut) § Verständnis ist alles § Klar und deutlich sprechen § Publikum im Auge haben – Verständnisprobleme antizipieren und ggf. lösen § Rückfragen aus dem Publikum ggf. wiederholen § Zeit einhalten § ggf. Diskussion/Rückfragen entsprechend managen § Material straffen/auslassen 39 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Management & Qualitätssicherung 40 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Über sich selbst § Wissenschaftliche Arbeiten sind extrem unsichere und schwer planbare Unterfangen § „Lösungen“ sind selten in klar definierten Schritten erreichbar/erkennbar § Disziplin, Selbstreflexion und Selbstmanagement sind wichtig § Es gibt immer was zu tun… § Viele Menschen neigen zum Aufschieben („Prokrastination“) § Deadlines und „sozialer Druck“ können helfen 41 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Über Betreuer § Haben immer was zu tun… § Bewegen sich häufig in verschiedenen Kontexten (Projekte, Themen, Termine, Deadlines…) 42 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Best practices § Selbst § Wochen & Tage planen und Tätigkeiten grob protokollieren – „Planung ohne Kontrolle ist sinnlos und Kontrolle ohne Planung ist unmöglich“ § Aufbrechen in kleine, handhabbare Tasks kann helfen (Erfolgserlebnis) § Der gezielte Aufbau von sozialem Druck kann helfen (z. B. regelmäßig mit anderen Diplomanden treffen) § Wöchentliche Scrum-Mail an den Betreuer § Inhalt – Was habe ich gemacht? – Was hat mich blockiert? – Was habe ich nächste Woche vor? § Praktisch insbesondere für die Eigenkontrolle – Aber auch gut um Awareness beim Betreuer zu schaffen 43 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Über Perfektion § Wissenschaftliche Arbeiten sind nicht (oder nur sehr schwer) objektiv bewertbar § Wichtiges Lernziel: Satisficing § „Satisficing bei der Entscheidungsfindung bedeutet, sich in einer Entscheidungssituation für die erstbeste Möglichkeit zu entscheiden, die den angestrebten Zweck erfüllt. “ § Satisficing ist das Gegenteil von Optimierung 44 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Über Feedback § Gerade bei schwer objektivierbaren, unsicheren Problemstellungen ist Feedback sehr wichtig § Für sich selbst und für den Betreuer § Hilft Probleme frühzeitig zu erkennen und Dinge in Zukunft in bessere Bahnen zu lenken § Grundsätzliche Regeln § Erfordert offene Kommunikation § Sollte möglichst konstruktiv sein § Sollte ausgewogen sein (positive und negative Aspekte) § Wissenschaft lebt von Kritik… 45 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Über Werkzeuge § “The power of the unaided mind is greatly exaggerated. It is "things" that make us smart, the cognitive artifacts that allow human beings to overcome the limitations of human memory and conscious reasoning” [Don Norman] § Aber auch: „A fool with a tool is still a fool“ 46 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Werkzeuge für Wissensarbeiter 47 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
La. Te. X § Nachteile § Kein „WYSIWYG“ (~HTML) / Editieren/Kompilieren § Spezifische Layout. Anpassungen sind nicht vorgesehen § Umgang mit Grafiken kann umständlich sein 48 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH) § Vorteile § Problemloser Umgang mit großen Dokumenten § Direkte Kontrolle über Formatierungen § Professioneller Satz (e. g. Ligaturen) § Gute Unterstützung von Formeln u. ä. § Leichte Pflege von Metadaten/Kommentaren § Gutes Handling von Referenzen § Kostenfrei
Minimales La. Te. X Dokument 1. Einfache Text-Datei schreiben documentclass{article} begin{document} title{Meine Arbeit} author{Ich} institute{FZI Karlsruhe} maketitle{} section{Einleitung} Hello World! end{document} 2. „Kompilieren“ § § 49 Programm besorgen (Linux-Paket bzw. Mi. KTe. X für Windows) – latex dateiname. tex – dvips dateiname. tex – ps 2 pdf dateiname. ps Machen viele Editoren automatisch KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Do‘s, don‘ts und Bewertung § Typische Mängel § § § § Gern gesehen § § § 50 Problem, Vorgehen und Beitrag sind nicht klar herausgearbeitet und kommuniziert Keine klare Struktur/roter Faden erkennbar; Inkonsistenzen Literaturrecherche ist nicht ausreichend/wird zu spät begonnen Grundlagenteil ist zu ausführlich; eigentliche Thematik kommt zu kurz Aussagen werden unkritisch übernommen Zeit- bzw. Seitenumfang werden unter- bzw. überschritten Schlampige/unprofessionelle Darstellung Student versucht kleinere Probleme zunächst selbständig zu lösen Student fragt bei Problemen/Unklarheiten nach Student gibt regelmäßige, kurze Statusmeldungen ab KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Fazit 51 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Fazit § Nutzt die Chance methodisches Know-How zu erlernen und zu üben § Von Selbstmanagement bis Präsentationstechnik § Wissenschaftliches Arbeiten ist mehr als die Bearbeitung eines fachlichen Themas § "Wissenschaftliches Arbeiten" verstehen wir nicht nur als reine Anleitung für eine erfolgreiche Diplom- oder Studienarbeit, sondern als eine Schlüsselkompetenz zur strukturierten Problemlösung, die auch für den späteren Berufsalltag sehr nützlich ist – Spannungsfeld „Wissenschaft vs. Praxis“ § Nutzt die Angebote und Materialien zur methodischen Arbeit § Dieses Seminar ; -) § Präsentationstraining § Literatur und Guides zum Thema wiss. Arbeiten/Schreiben usw. § Nutzt die Chance zur Selbstreflexion § Kritikfähigkeit steigern § Wissenschaft kritisch hinterfragen § Mit Komplexität umgehen und Frustrationstoleranz entwickeln (inkrementelle Fortschritte) § 52 …und natürlich Spaß an der Arbeit entwickeln ; -) KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Ende § Danke für eure Aufmerksamkeit! § Folien sind später im Netz § http: //studiwiki. fzi. de/index. php/Seminar_Wissenschaftliches_Arbeiten_2008 -04 -30 § http: //sse 08. pbwiki. com/Wissenschaftliches+Arbeiten § Siehe auch (teilweise komplementäre) Folien von Marco Mevius im Studi. Wiki § Feedback ist willkommen ; -) § Gerne auf offline § Fragen? 53 53 KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
Literatur Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens - Eine praktische Anleitung Norbert Franck, Joachim Stary UTB, Stuttgart, 13. Auflage, ISBN-10: 3825207242 Wissenschaftlich mit Word arbeiten. Von Word 2000 bis Word 2003 Tobias Ravens Pearson Studium, 2. Auflage, ISBN-10: 3827371317 § § 54 Wissenschaftliches Arbeiten. Technik, Methodik, Form Manuel R. Theisen Vahlen, 12. Auflage, ISBN-10: 3800631288 Wissenschaftlich mit La. Te. X arbeiten. Petra Schlager, Manfred Thibud Pearson Studium, 1. Auflage, ISBN-10: 3827370787 Studien-Arbeiten. Ein Leitfaden zur Vorbereitung, Durchführung und Betreuung von Studien-, Diplomund Doktorarbeiten am Beispiel Informatik (Deininger/Lichter/Ludewig) Writing for Computer Science (Zobel) State-of-the-Art des State-of-the-Art - Eine Untersuchung der Forschungsmethode "Review" innerhalb der Wirtschaftsinformatik. WIRTSCHAFTSINFORMATIK 48 (2006) 4, S. 257 -266. (und referenzierte Quellen) uvm… KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe Gmb. H und Universität Karlsruhe (TH)
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