Wenn die Sehkraft schwindet Tipps und Hinweise zur
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Wenn die Sehkraft schwindet – Tipps und Hinweise zur besseren Alltagbewältigung 1 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Gliederung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 2 Zahlen und Fakten Definitionen Augenerkrankungen Seelische Auswirkungen Hinweise zur Überwindung von Barrieren Tipps für das Umfeld Angebote des EBSW Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Zahlen Baden-Württemberg • 7. 500 blinde Menschen • 29. 500 sehbehinderte Menschen • 37. 000 Menschen insgesamt • 27. 000 Betroffene über 60 Jahre alt auf 10. 000 Einwohnern: 7 blinde und 27 sehbehinderte Menschen aber: nur die Spitze des Eisberges, nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis sind erfasst! + Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 14. 10. 2010 3 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Altersverteilung älter als 60: 85 % 31 – 60: 10 % 19 – 30: 2, 5 % 0 – 18: 2, 5 % 2. 5 10 älter als 60 31 - 60 19 - 30 0 - 18 85 Quelle: visus, Ausgabe 3/2007 4 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Blind durch. . . 50 % Altersabhängige Makuladegeneration 18 % Glaukom/Grüner Star 17 % Diabetische Retinopathie 5 % Katarakt/Grauer Star 10 % weitere Krankheiten Quelle: WHO 5 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Definitionen • sehbehindert: weniger als 30 % Sehrest z. B. erst im Abstand von 3 statt auf 10 Metern ist etwas erkennbar • hochgradig sehbehindert: weniger als 5 % Sehrest, 95 % sehe ich nicht! • blind: weniger als 2 % Sehrest wie der Blick durch ein stopfnadelgroßes Loch im Papierblatt 6 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) Wahrnehmung ohne Sehbehinderung Wahrnehmung mit Sehbehinderung Fotos: privat 7 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Häufigkeit der Krankheit • häufigste „Erblindungs“-Ursache älterer Menschen in Industrieländern • ca. 1/3 der 75 -jährigen Menschen haben AMD-Vorstadien, ca. 8 % haben schwere AMD-Sehbehinderungen 8 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Beschreibung der Krankheit zwei Formen der AMD: a) feuchte AMD (schnellerer Verlauf) b) trockene AMD (häufigere Form, 85 %, langsamer Verlauf) Kennzeichen der feuchten AMD • Flüssigkeitsansammlungen unter Netzhaut • Verzerrt-Sehen durch Netzhautabhebung 9 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Beschreibung der Krankheit Kennzeichen der trockenen AMD • Sehausfälle an Stelle des schärfsten Sehens 10 • genaues Sehen wie Lesen, Hand- und Feinarbeiten nicht möglich, • Gesichter nicht erkennbar – räumliche Orientierung teils über „Ränder“ möglich Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Diabetische Retinopathie Wahrnehmung ohne Sehbehinderung Wahrnehmung mit Sehbehinderung Quelle: Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin 11 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Beschreibung der Krankheit Spätfolge des Diabetes mellitus: - Verschluss der feinen Blutgefäße, - Veränderungen am Netzhaut-Rand, oft lange unbemerkt, - Sehbeeinträchtigungen: Gesichtsfeldausfälle, ganze Bildteile verdeckt - unbehandelt: Netzhautablösung, Erblindung 12 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Vorbeugende Massnahmen • regelmäßige augenärztliche Untersuchungen äußerst wichtig! • optimale Einstellung des Blutzuckerwertes bzw. des Blutzuckergedächtnis Hb. A 1 c • Blutdruckwerte von 85/130 mm/Hg • Gewichtsnormalisierung • nicht rauchen 13 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
„Grüner Star“ – Glaukom Wahrnehmung ohne Sehbehinderung Wahrnehmung mit Sehbehinderung Quelle: Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin 14 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Beschreibung der Krankheit • Verschiedene Formen • hoher Augeninnendruck verminderte Durchblutung Sehnerv-Schäden unbehandelt Erblindung • Gesichtsfeldausfälle, beginnt am Gesichtsfeldrand, deshalb oft lange unbemerkt • regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ab 40 wichtig: Augeninnendruck, Sehnervenkopf und Hornhautdickenmessung, bes. bei familiärem Vorkommen 15 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
„Grauer Star“ – Katarakt Wahrnehmung ohne Sehbehinderung Wahrnehmung mit Sehbehinderung Quelle: Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin 16 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Beschreibung der Krankheit • häufigste alterbedingte Augenerkrankung, ab 75 Jahren jeder Zweite, meist Routine-OP • mit steigendem Alter nimmt Linse an Volumen zu, oft schleichend Trübung der Augenlinse • unscharfe, matte, verschleierte und verzerrte Bilder wie durch Milchglas, Farben verlieren an Leuchtkraft, bei Sonne sehr blendempfindlich • Vorbeugung: Schutz der Augen vor UV-Licht 17 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Problem im Alter • Kombination von Augenerkrankungen Komplikationen im Krankheitsverlauf Beispiel: Grauer Star und Makuladegeneration 18 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Seelische Auswirkungen Sehkraftverluste werfen existenzielle Fragen auf! Ca. 80 % unserer Wahrnehmung erfolgt über das Sehen. • Trauer über den Verlust von geliebten Tätigkeiten, z. B. Haushalt, Beruf, Garten, Fahrrad, Auto, lesen, Sport, Hobbies, Kino, Theater, Ausstellungen, … • Angst vor Abhängigkeit: „Ständig muss ich andere um etwas bitten. “ • Angst vor weiteren gesundheitlichen Einschränkungen: „Was ist, wenn das Hören oder mein Gedächtnis schlechter werden …“ • Zukunftsängste, z. B. Beruf? Haushalt? Finanziell ? 19 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Folgen der Ängste und Sorgen • Viele Neu-Betroffene stellen resignierend fest: „Ich war früher so aktiv, nun bin ich zu nichts mehr nütze, ich habe gar keine Freude mehr. “ • Meist ziehen sie sich aus ihrem Umfeld zurück, um niemanden zur Last zu fallen. • Oft ziehen sich auch „alte“ Bezugspersonen aus Unsicherheit zurück. 20 • Häufig sind Neu-Betroffene sehr verzweifelt, nicht selten entstehen Depressionen, bei einigen kommt es zur Glaubenskrise. Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Wege aus der Krise • Trauer braucht Zeit ! Erst nach Monaten wächst die Kraft und der Wunsch, sich mit der Situation auseinander zu setzen und neue Schritte zu wagen. • Wichtig: Der Betroffene sollte die veränderte Situation im Umfeld thematisieren, Stärkung und Stützung erbitten, praktisch und seelisch. • Ermutigend: Kontakt mit Gleichbetroffenen, Feststellung: ich bin nicht allein, hören, wie andere den Alltag bewältigen • Der Erfahrungsaustausch und die Information über Hilfen bzw. Hilfsmittel und spezielle Angebote für sehbehinderte Menschen sind für die weiteren Schritte wichtig. 21 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Überwinden von Barrieren zuhause • sehr gutes, blendfreies Licht • vergrößernde Sehhilfen, Lupen, Bildschirmlesegerät • Geräte mit Großdisplay/ -tasten, z. B. Telefon • Sprechende Hilfsmittel, z. B. Uhr, Waage, Blutdruckmessgerät, Fieberthermometer … Quelle: http: //www. baum. de/cms/de-de/visio/ 22 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Überwinden von Barrieren zuhause • Sockensortierringe • Markierungspunkte für Herd, Spül- und Waschmaschine, … • Überkochschutz, klappbares Schneidbrett • praktische Tipps und Kniffe, z. B. Quelle: beides Tchibo - dunkles Set bei weißem Geschirr, - Vorratsdosen mit festen Klebestreifen kennzeichnen, - Tuben mit Nagelfeile verschieden einkerben, - zusammenpassender Rock und Bluse, inwendig mit den gleichen Knöpfe kennzeichnen …. 23 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Überwinden von Barrieren zuhause • Notizen machen: extra dickes Papier (z. B. DIN A 4 Karteikarten) und Edding 30 (drückt nicht durch) oder Sprachnotiz mit Diktiergerät • Adress- und Telefonverzeichnis in Maxi-Großdruck erstellen • Tisch- oder Taschenkalender in Maxi-Großdruck • Unterschriftsschablone aus dickem Karton oder Metall • Kenntlichmachen unterwegs: - Brosche mit Emblem - weißer Stock oder Blindenstock - Armbinde - beim Schwimmen: gelbe Bademütze schwarzen Punkten 24 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Wichtige Erleichterungen • Schwerbehindertenausweis beantragen – viele Vorteile, z. B. mit „B“ Begleitperson meist frei • weniger als 2 % Sehrest: Blindengeld beantragen • Reha-Maßnahme nutzen: „Orientierung und Mobilität“ (= Erlernen von Wegen zu wichtigen Orten, sichere Bewegung im Straßenverkehr und Benutzung von Öffentlichen Verkehrsmitteln) 25 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Überwinden von Barrieren – Kultur • Hörbüchereien: sehr viele Titel, kostenlos • Hörzeitungen: z. B. Bild der Wissenschaft, Geo akustisch, Spiegel, Die ZEIT, „Zeitzeichen“, das Wartezimmer … • Filme mit Audiodeskription, vereinfachte Großtastenfernbedienung, spezielle Brillen • spezielle blindengerechte Museums- und andere Freizeitangebote, z. B. beim EBSW Quelle: www. aktivwelt. de/Alltagshilfen 26 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Tipps für das „Umfeld“ • Nehmen Sie als Sehender zu Betroffenen Kontakt auf! Jede/r freut sich über ein freundliches Wort. • Bieten Sie Hilfe an, bei Bedarf wird sie gern angenommen. • Sofern der Betroffene mit Begleitperson unterwegs ist, sprechen Sie ihn selbst an. Er kann nur nicht sehen …. • Beschreiben Sie Sachverhalte, wie wenn Sie telefonieren. 27 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Tipps für das „Umfeld“ • Wenn Sie eine blinde Person begleiten, lassen Sie ihr die Wahl, wie sie geführt werden möchte. Niemals schieben, als Sehender vorangehen! • Treppen, Absätze und Randsteine ankündigen, wichtig: geht es auf- oder abwärts ? • Wenn sie einem blinden Menschen einen Sitzplatz anbieten, führen Sie ihn dorthin und legen sie ihm die Hand auf die Rückenlehne. Weitere Tipps: Flyer „Miteinander unterwegs“ 28 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Tipps für das „Umfeld“ - im öffentlichen Raum • generell gute Ausleuchtung, keine Richtungsstrahler • Markierung der ersten und letzten Treppenstufe / Farbkontrastierung, ab 3 Stufen: Geländer • Hinweisschilder/Anzeigetafeln ausreichend große Schrift, Farbkontrastierung • markierte Glastüren • gute Akustik/Lautsprecher bei Vorträgen • keine Hindernisse/Ständer/Poller auf Wegen • keine Nullabsenkung bei Bordsteinen – wo fängt die Straße an? • taktile Leitstreifen, Aufmerksamkeitsfeld an markanten Stellen im öffentlichen Verkehrsraum 29 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
EBSW • • gemeinnützig landeskirchlich-diakonischer Dienst Kontakt zu 2000 Menschen 4 Mitarbeiterinnen: 1 Vollzeit- und 3 Teilzeitbeschäftigte • beauftragte Pfarrer/innen • 80 Ehrenamtliche 30 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Angebote • Beratung • seelsorgerliche Begleitung, bes. in Krisen • blindengerechte Freizeitangebote, auch um Kontakte und Erfahrungsaustausch untereinander zu fördern • bei Bedarf Organisation von Begleitungen • Interessenvertretung, z. B. bei Umgestaltungen • Öffentlichkeitsarbeit 31 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Man trifft sich beim EBSW • • 32 Bei der Gruppe BLICKwechsel wöchentlich beim (Projekt-)Chor bei regionalen Bezirkstreffen bei der Gruppe „Miteinander unterwegs“ bei der EBSW-Seniorengruppe beim Jahresfest bei Freizeiten Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Modelle bringen die „alten Römer“ in greifbare Nähe – Besuch eines Römermuseums 33 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Besuch der ehemaligen Synagoge in Georgensgmünd 34 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Schifffahrt auf dem Altmühlsee 35 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Paris – Galerie „tactile“ im Louvre-Museum 36 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Tandembegeisterung beim EBSW 37 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Ausflug - Botanischer Garten 38 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Unser Chor 39 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Rundbrief des EBSW • Unser „Gemeindebrief“: Andacht, Infos/ Berichte zu Treffen und Freizeiten, praktische Tipps, Geburtstage. . • 3 x jährlich • kostenlos • in Schwarzschrift, Maxi-Großdruck, Blindenschrift, auf CD und per E-Mail 40 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Hör-CDs, Maxi-Großdruck und Braille-Angebote • Angebote des EBSW zum Hören: Evang. Gemeindeblatt für Württemberg, Rundbrief, Freizeitprogramm, Jahresfest • Vermittlung von Hör-CDs: Losungen, Neukirchner Kalender, Lutherbibel, Basisbibel, „Zeitzeichen“, Evang. Gesangbuch, Hörbücher. . . • Maxi-Großdruck-Gesangbuch (18 pt fett) • In Braille: Losungen, Bibel, Gesangbuch, Bücher … 41 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Evangelisches Gemeindeblatt 42 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Wenn die Sehkraft schwindet … Bitte, geben Sie unsere Angebote weiter und ermutigen Sie Betroffene zur Kontaktaufnahme! Tel. 07191 - 60 000 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Unterstützung! 43 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Bibeln als Hör-CD, Bibelteile in Braille und in Großdruck Die Braille-Bibel besteht aus 37 Bänden. In Großdruck gibt es nur das Neue Testament und die Psalmen. 0 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Evang. Gesangbuch in Maxi-Großdruck und zum Hören Das Evang. Gesangbuch gibt es auch in Braille, es umfasst 9 DIN A 4 Bände. 0 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
Seelische Auswirkungen Sehkraftverluste werfen existenzielle Fragen auf! Ca. 80 % unserer Wahrnehmung erfolgt über das Sehen. Dies fällt plötzlich immer mehr oder schlagartig ganz weg … • Trauer über den Verlust von geliebten Tätigkeiten, z. B. Haushalt, Beruf, Garten, Fahrrad- und Autofahren, lesen, Sport, handwerkliche Hobbies, Kino, Theater, Ausstellungen, … • Angst vor Abhängigkeit: „Ständig muss ich andere um etwas bitten. “ „Wird meine Partnerschaft das verkraften? “ „Was ist, wenn er auch nicht mehr kann? “ • Angst vor weiteren gesundheitlichen Einschränkungen: „Was ist, wenn das Hören oder mein das Gedächtnis schlechter werden …“ • Zukunftsängste, z. B. Kann ich überhaupt noch meinen Beruf ausüben? Wie schaffe ich den Haushalt? Wie wird es finanziell? 0 Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg
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