Warum wird jemand Psychiater und nicht Chirurg Beate

Warum wird jemand Psychiater und nicht Chirurg? Beate Schrank

Warum ist das wichtig? • Bedarfsorientierte Interessensbildung schon im Studium • Gezielte Rekrutierung • Karriereförderung

Was weiß man? • Vielfältige Einflussfaktoren auf Karriereentscheidungen • Beliebtheit einzelner Fächer

Was beeinflusst Karriereentscheidungen? • Interesse am Fachgebiet • Persönliche Charakteristika: Alter, Geschlecht, Familiensituation, frühere Ausbildungen, Persönlichkeit, persönliche Erfahrungen • Fachspezifische Charakteristika: Umfang des Tätigkeitsfeldes, medizinischer Lebensstil, Krankenhaus- oder Gemeindeorientierung, Technologie, erwartetes Einkommen • Gesellschaftliche Faktoren: Prestige, sozialer Status • Rollenmodelle: in Familie, persönlichem Umfeld, Ausbildung

Beliebtheit von Fächern als Karriereziel Immer beliebt • Innere Medizin Wechselnde Ratings • Chirurgie: am beliebtesten und am unbeliebtesten • Kinderheilkunde, praktische/r Arzt/Ärztin: sehr verschieden in verschiedenen Ländern • Psychiatrie: konsistent schlechte Karriereoption

Welche Einflüsse sind wie wichtig?

Querschnittstudie in Wien Vorgehen • Student. Innen aller Jahrgänge (2013) • Online Fragebogen an alle Studierenden • Papierbogen in Lehrveranstaltungen quer durch die Jahrgänge • Doppelte Teilnahme ausgeschlossen durch individuellen Code

Erhobene Variablen Primäres Karriereziel (Spezialisierung nach dem Studium) Determinanten • Demographische Faktoren: Alter, Geschlecht, Einkommen…. . • Institutionelle Faktoren: Mentoring im Fachgebiet, positive und negative institutionlle Rollenmodelle und deren Fachgebiet • Familiäre Faktoren: Ärzt. Innen in der Familie und deren Fachgebiet • Erfahrung mit medizinischen Gebieten: privat, praktisch • Semester (Gebiet schon im Lehrplan abgedeckt)

Definitionen Positive und negative institutionlle Rollenmodelle: Vortragende und klinisch Lehrende die einen besonderen (positive bzw negative) Eindruck hinterließen Private Erfahrung: eigene Krankheit oder Krankheit im engeren Familien-/Freundeskreis Praktische Erfahrung: Mitarbeit z. B in Famulatur, Praktikum, Ferienjob

Analyse 4406 Student. Innen teilnahmeberechtigt 1316 (29. 9%) nahmen teil und füllten Fragebogen suffizient aus Separate univariate und multivariable logistische Regressionsmodelle für die drei populärsten Fächer und Psychiatrie. PEV (proportion of variation explained) für 4 Gruppen von Determinanten (demographisch, institutionell, familiär, Erfahrung).

Ergebnisse: Population Variable Geschlecht Geburtsort Lebenssituation n (%) Männlich Österreich Deutschland EU Ausland Nicht-EU Ausland Mit Eltern Unabhängig 692 (51. 5) 989 (73. 6) 229 (17. 0) 51 (3. 8) 60 (4. 5) 283 (21. 1) 1032 (76. 8)

Beliebtheit der Fächer Erste Karrierewahl 1. Chirurgie 2. Innere Medizin 3. Pädiatrie 4. Gynaekologie und Geburtshilfe 5. Anästhesie und Intensivmedizin 6. Neurologie 6. Allgemeinmedizin 7. Psychiatrie and Psychotherapie 10 7 % 23. 6 21. 1 9. 7 6. 3 6. 2 5. 4 4. 2 …………… 18. Pathologie 19. Urologie N 311 278 128 83 82 71 55 55 . 8. 5

Prädiktoren: Fachzusammenhang univariat Prädiktor Variablen Chirurgie Gechlecht (F) Fach im Lehrplan Mentoring Pos. inst. Rollenmodell Neg. inst. Rollenmodell Arzt in der Familie Arzt gleichen Fachs in der Familie Praktische Erfahrung Private Erfahrung - sig. neg Zusammenhang + sig. pos Zusammenhang + ++ ++ (-) ++ ++ ++ -- hoch sig. neg. Zusammenhang ++ hoch sig. pos. Zusammenhang Innere Medizin - ++ (-) ++ ++ ++ Pädiatrie Psychiatrie ++ + ++ (-) ++ ++ ++ + + ++ (-) ++

Prädiktoren: Fachzusammenhang multivariat Prädiktor Variablen Chirurgie Gechlecht (F) - Fach im Lehrplan Mentoring Pos. inst. Rollenmodell ++ Arzt in der Familie Arzt gleichen Fachs in der Familie Praktische Erfahrung Private Erfahrung mit Korrektur nach Firth Innere Medizin -- Pädiatrie Psychiatrie ++ ++ + ++

PEV Partielle PEV Prediktoren Karriereziel Chirurgie Demographische Variablen: Alter, Geschlecht 1. 37% Innere Medizin 1. 65% Pädiatrie Institutionelle Faktoren: Mentoren, positive institutionelle Rollenmodelle Familiärer Hintergrund: Arzt, Arzt der gleichen Spezialisierung Erfahrung: praktisch, privat 3. 44% 1. 31% 3. 58% 0. 48% 1. 22% 0. 00% 8. 06% 4. 46% 5. 80% PEV gesamt 18. 02% 10. 48% 15. 52% 2. 36%

Was ist mit „negative“ Prädiktoren Negative Rollenmodelle: Motivation es besser zu machen? Angenommener Ruf eines Fachs in der Gesellschaft Frage: Welches Fach hat den besten Ruf? Welches Fach hat den schlechtesten Ruf? Fach Chirurgie Psychiatrie Bester Ruf 25. 7 % 0 Schlechtester Ruf 7. 7 % 18, 2 % Zusammenhang mit Fachwahl Beides ++ ++

DISKUSSION - Familiärer Einfluss in „kleinen“ Disziplinen weniger wichtig. - Praktische Erfahrung ist wichtig aber reicht allein nicht für einen Budd et al 2011, Adebowale et al 2012 switch zu Psychiatrie - Starke positive Rollenmodelle als wichtigster Faktor für Entwicklung Byszewski et al 2012, Galevon Professionalität und Karrierewahl Grant et al 2013 - Student. Innen differenzieren klar zwischen positiven und negativen Jochemsen-van der Leeuw et al Rollenmodellen 2013, Essers et al 2012 - Modellverhalten von Lehrenden kann verbessert werden Jochemsen-van der Leeuw 2015

Take home…. Perspektive sozialer Identität: viele Arten sozialer Interaktion formen die professionelle Identität und beeinflussen die Karrierewahl junger Ärzt. Innen. Einflüsse sind komplex und unterscheiden sich für verschiedene Disziplinen: Viel muss noch besser verstanden werden. Wir können viel tun um Student. Innen für Psychiatrie zu begeistern! - Positive institutionelle Rollenmodelle zur Verfügung stellen - praktische Erfahrung ermöglichen Los geht‘s.

Kontakt OA Priv. Doz. Dr. Beate Schrank, MSc, Ph. D Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems an der Donau Mail: beate. schrank@kl. ac. at