Vorsicht Falle Fake journals predatory publishing Februar 2020
Vorsicht, Falle! Fake journals & predatory publishing Februar 2020 Bild: Pixabay. com MMag. Karin Lackner UB Graz | Publikationsservices Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4. 0 International Lizenz. Ausgenommen davon sind Bilder.
Übersicht § Was ist „predatory publishing“? § Predatory Journals: Beispiele § Predatory Journals: Checkliste § Unseriöse (Dissertations-)Verlage Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 2
Was ist „predatory publishing“? Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 3
Was ist „predatory publishing“? Predatory Publishing („räuberisches Publizieren“): Verlage, Zeitschriften oder Veranstaltungen bzw. Tagungen, die Geld für Leistungen berechnen, die sie nicht oder nur in minderer Qualität erbringen. Seriöse Verlage/Journals: Geld (APCs, Subskriptionsgebühren) gegen Leistung: redaktionelle Abläufe, Layout, Marketing, Qualitätskontrolle durch Auswahlverfahren wie Peer Review Unseriöse Verlage/Journals: Geld gegen mangelhafte oder nicht vorhandene Leistung; nutzen Open-Access. Bewegung aus und schaden dieser massiv Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 4
Unethische Geschäftspraktiken Eine Zeitschrift ist nicht „predatory“, weil sie Open Access ist oder die Qualität der Artikel schlecht ist, sondern weil unethische Geschäftspraktiken verfolgt werden. Beispiele unethischer Geschäftspraktiken: § § § Vorrangiges Ziel: Geldverdienen, z. T. mit dubiosen Verrechnungsmodellen Qualität egal Fehlende Leistungen Falsche Aussagen (z. B. falscher Impact Factor) Standards und Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis werden nicht beachtet. Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 5
Risiken beim Publizieren in einem predatory journal (fake journal) Risiken: § Schlechtes oder nicht vorhandenes Peer Review § Keine langfristige Verfügbarkeit der Artikel gewährleistet § Geringe Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der Artikel § Wissenschaftliche Reputation leidet § Eingereichte Artikel können i. d. R. nicht zurückgezogen werden! § Gefahr für die Wissenschaft Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 6
Randerscheinung oder echtes Problem? Untersuchung 2015: Quelle: Cenyu Shen, Bo-Christer Björk, ‘Predatory’ open access: a longitudinal study of article volumes and market characteristics. BMC Medicine (2015) 13: 230, DOI 10. 1186/s 12916 -015 -0469 -2 Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 7
Fake Science in Fake Journals § Fake Journals akzeptieren praktisch jede Einreichung, sofern gezahlt wird § auch qualitativ minderwertige, spekulative bis schlichtweg falsche Forschungsergebnisse werden publiziert § daher zunehmend beliebt für das Publizieren von Fake Science Beispiel 1: Guardian-Artikel über Papers von Klimawandelleugnern in Fake Journals: Graham Readfearn, Murky world of 'science' journals a new frontier for climate deniers. The Guardian, 24. 01. 2018 (Link) Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 8
Fake Science in Fake Journals Beispiel 2: In dem Buch “Pseudoscience: the Conspiracy against Science” (Allison B. Kaufman, MIT Press, Cambridge 2018) wurden Predatory Publishers untersucht. Exemplarisch wurden auch einige Artikel herausgegriffen, die Fake Science sind, z. B. : § eine Korrektur von Einsteins berühmter Gleichung E= mc² zu E =1/22 mc² (in der Wissenschaft gilt nach wie vor E= mc², was in seriösen Papers bislang auch nicht angezweifelt wird) § eine neue Heilmethode für Krebs, veröffentlicht von einem Mitarbeiter eines Instituts für Elektrotechnik (!) Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 9
Publizieren in predatory journals: Gründe „Sind die Leute alle zu dumm, um predatory journals zu erkennen? !“ -> Nein! Gründe: § Publikationen für den Lebenslauf notwendig § Artikel wurde bei den renommierten Fachzeitschriften abgelehnt, man möchte ihn aber dennoch publizieren § V. a. Forschende aus afrikanischen und asiatischen Staaten kommen in „westliche“ Journals schwer hinein (Quelle: Omobowale A, Akanle A, Adeniran I, Olayinka K. Peripheral scholarship and the context of foreign paid publishing in Nigeria. Current Sociol. 2014; 62: 666 – 84. doi: 10. 1177/0011392113508127 ) § win-win: Unternehmer bekommen die APCs, Autor. Innen die Publikationen Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 10
Fake Journals vs. ‚poor standard‘ journals Nicht jedes Journal, das einige Kritikpunkte aufweist, ist „fake“ / „predatory“: Unerfahrenheit, schlechte Organisation, geringer Qualitätsanspruch… Ähnlichkeiten z. B. : § Schlechtes Englisch auf Journal-HP und/oder im Call for papers § Auch inhaltlich minder qualitative Beiträge werden akzeptiert § Unprofessionelles Layout der HP und/oder Artikel Unterschiede z. B. : § Poor standard journals liefern manche Leistungen wie z. B. Peer Review nicht, geben aber im Gegensatz zu predatory journals auch nicht vor, diese Leistung zu erbringen und dafür Geld zu kassieren § Poor standard journals geben keine falschen/dubiosen Impact Factors an Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 11
Beispiel: OMICS Group Seit 2008. Sitz: Hyderabad, Indien. Schwerpunkte: Nawi, Technik, Medizin. - 2015: bereits über 700 Journals, rund die Hälfte davon inaktiv - 2016: Federal Trade Commission (USA) reicht Klage ein - Sept. 2017: einstweilige Verfügung des Nevada District Court gegen OMICS - April 2019: Verurteilung zu einer Strafe von 50 Mio US-Dollar § § § Geheimhaltung der hohen Publikationskosten, kein Peer-Review Mitglieder des editorial boards haben dem Beitritt nicht zugestimmt angepriesener „hoher Impact Factor“ ist eigene Berechnung 2011 aus Pub. Med Central genommen, 2017 viele Journals aus Scopus 2016: Jahresgewinn etwa 1, 2 Mio US-Dollar Quellen: Hagar Cohen (2015) Predatory publishers criticised for 'unethical, unprincipled' tactics. Australian Broadcasting Corporation. 11 November 2015. Federal Trade Commission (2016) FTC Charges Academic Journal Publisher OMICS Group Deceived Researchers. Press Release August 26, 2016 Esmé E Deprez, Caroline Chen (2017) Medical Journals have a fake news problem. Bloomberg Businessweek 29. August 2017 Federal Trade Commission (2017) FTC Halts the Deceptive Practices of Academic Journal Publishers. Press Release November 22, 2017 Federal Trade Commission (2018) FTC’S motion for summary judgement Federal Trade Commission (2019) Court Rules in FTC’s Favor Against Predatory Academic Publisher OMICS Group. Press Release April 3, 2019 Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 12
Fake Journals: Checklisten & Tools Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 13
Fake journals: Checkliste Liste erstellt von: Clara Ginther, Karin Lackner Quellen: Jeffrey Beall (2015), Criteria for Determining Predatory Open-Access Publishers, 3 rd edition: archivierte Version Cabells Scholarly Analytics, Cabell's Blacklist Violations (Abgerufen: 17. 11. 2017); Think. Check. Submit. http: //thinkchecksubmit. org/ Anschreiben per Mail / Einladung zum Publizieren: § Persönliche Anrede oder allgemeine Floskel (z. B. „Dear esteemed author“)? § Passt das Journal zum eigenen Fachgebiet? Zeitschrift selbst: § Titel ist einem bekannten Journal sehr ähnlich § ISSN existiert nicht (https: //portal. issn. org/) § Impact Factor gefälscht/erfunden (predatoryjournals. com/metrics) § Sehr breit gefächertes Themenspektrum von A-Z § Artikel haben minderwertiges Layout Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 14
Fake journals: Checkliste Liste erstellt von: Clara Ginther, Karin Lackner Quellen: Jeffrey Beall (2015), Criteria for Determining Predatory Open-Access Publishers, 3 rd edition: archivierte Version Cabells Scholarly Analytics, Cabell's Blacklist Violations (Abgerufen: 17. 11. 2017); Think. Check. Submit. http: //thinkchecksubmit. org/ Website: § Grammatik und Layout der Seite sind schlecht § Website spricht die Autor. Innen an, nicht Leser. Innen § Verdächtige Kontaktdaten (Postadresse; gmail, yahoo; „virtuelles Büro“) § Texte und downloadbares Material u. U. von seriösen Journals kopiert Manuskripteinreichung: § Einreichung per Mail statt Online-System § Zeit von der Einreichung bis zur Publikation ist sehr kurz § Keine genauen Angaben zu Peer Review und APCs Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 15
Think – Check - Submit Tool zum Erkennen von predatory journals: https: //thinkchecksubmit. org/ Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 16
Cabells Blacklist § Lizenzpflichtige Datenbank § Über 60 Kriterien (Liste frei zugänglich): https: //blog. cabells. com/2019/03/20/predatoryjournalsblacklist-criteria-v 1 -1/ § Über 13. 000 Predatory Journals gelistet (Stand Febr. 2020) § Transparenz: Die Kritikpunkte sind bei jedem Journal aufgelistet. Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 17
Unseriöse (Dissertations-)Verlage Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 18
Unseriöse (Dissertations-)Verlage Erbringen ähnlich predatory journals nicht die Leistung, die man von einem Verlag erwarten kann und die versprochen wurde (und für die ggf. sogar bezahlt wurde). Kennzeichen: § Keine Qualitätssicherung § Vertrieb und Marketing spielen keine große Rolle § Schreiben (Massen-)Mails an Dissertant. Innen § Meist sehr viele Titel pro Jahr § Oft hohe Ladenpreise § Werben oft mit hohem Autor. Innenhonorar und/oder kostenloser Veröffentlichung § Lagern typische Verlagsarbeiten wie Covergestaltung an Autor. In aus Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 19
Beispiel § Internationale Verlagsgruppe mit verschiedenen Verlagen und Gesellschaften § Publiziert laut eigenen Angaben über 25. 000 Titel im Jahr § Akademische Verlage der Verlagsgruppe: Publikation wissenschaftlicher Abschlussarbeiten § Akquise im Internet und an Universitäten -> Publikationsangebot per Mail § Buchcover, Klappentext etc. muss Autor. In selbst gestalten und hochladen § Kein Korrektorat oder Lektorat Quellen: Lena Greiner, Fette Fehler? Schlechte Note? Egal! In: Spiegel Online, 13. 04. 2015 (Abgerufen: 14. 11. 2019) Julian Kirchherr, Die akademische Müllhalde. In: Zeit Online, 15. 11. 2012 (Abgerufen: 14. 11. 2019) Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 20
Unseriöse (Dissertations-)Verlage: Checkliste: § Veröffentlicht der Verlag zu viele Titel pro Jahr? § Sind die Ladenpreise des Verlags zu hoch? § Wirbt der Verlag mit einem hohen Autorenhonorar? § Wirbt der Verlag mit einer angeblich kostenlosen Veröffentlichung? § Kümmert sich der Verlag um den Vertrieb (Marketing)? § Veröffentlicht der Verlag auch Seminararbeiten? § Können Sie Einfluss auf die Covergestaltung nehmen? § Versendet der Verlag Rezensionsexemplare? § Handelt es sich um einen Print. On. Demand-Verlag? § Wird mit der Ausschüttung von Tantiemen der Verwertungsgesellschaft (Ö: Literar Mechana, D: VG Wort) geworben? Quellen: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg, Die häufigsten Fehler bei der Veröffentlichung einer Dissertation: www. doktorarbeit-veroeffentlichen. de (Abgerufen: 17. 11. 2017); Maria Männig (2016), Vorsicht: Publikationsfalle! Gastartikel auf: www. schreibwerkstatt. co. at (Abgerufen: 17. 11. 2017) Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner 21
Publikationsservices Ihr Ansprechpartner zum Thema Publizieren Kontakt: ub. uni-graz. at/publikationsservices ub. publikationsservices@uni-graz. at
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