Unsere Heimat ist der Himmel nach Phil 3

  • Slides: 37
Download presentation
„Unsere Heimat ist der Himmel“ (nach Phil 3. 20; Hebr 11, 13; 1 Petr

„Unsere Heimat ist der Himmel“ (nach Phil 3. 20; Hebr 11, 13; 1 Petr 2, 11) – und bis dahin? Praktisch-theologische Überlegungen zum Heimat-Begriff Regina Polak Institut für Praktische Theologie Katholisch-Theologische Fakultät Universität Wien

Gliederung § § Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff Geschichtliche Erblasten Migration als Botschaft

Gliederung § § Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff Geschichtliche Erblasten Migration als Botschaft und Chance Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet u Teil 1: Zeitgenössische Erfahrungen § Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet u Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen § Und bis dahin? u Kirche als Heimat in der Fremde u „Fremde Heimat Kirche“ (H. J. Höhn) Institut für Praktische Theologie

Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff Institut für Praktische Theologie

Annäherung: „Heimat“ – ein mehrdeutiger Begriff Institut für Praktische Theologie

Ilija Trojanow, Nach der Flucht „Heimat existiert nur als Plural, wird sprachlich aber meist

Ilija Trojanow, Nach der Flucht „Heimat existiert nur als Plural, wird sprachlich aber meist im Singular verwendet. “ „Der Versuch, eine allgemeingültige Heimat zu bestimmen, ist die Fortsetzung von Gewalt. “ „Heimkehr ist der größtmögliche Kulturschock. Es wäre für alle Beteiligten besser, die Rückreise würde Fremdkehr genannt werden. Nicht, dass Vorurteile auf Preziosen oder Unkenntnis auf Verwesung träfen, nein, der Türrahmen, durch den der Geflüchtete eintritt, ist niedriger als erwartet, die Beule am Kopf das erste Souvenir der Fremdkehr. Alles vermeintlich Bekannte erweist sich als Trug. Dem Vertrauten kann er nicht trauen. Als wachte er neben einem Nächsten auf, der sich über eine lange Nacht hinweg so sehr verwandelt hat, dass er vor Entsetzen aufschreit. “ § “Eingewurzelt ins Utopische. Endlich daheim. “ Institut für Praktische Theologie

Kroatische Gemeinde: Heimatlos in Wien? § Eine der ältesten Diaspora-Gemeinden der Erzdiözese Wien §

Kroatische Gemeinde: Heimatlos in Wien? § Eine der ältesten Diaspora-Gemeinden der Erzdiözese Wien § „Nehmen Sie uns nicht wie Indianer, wir sollen uns Trachten anziehen, ein bisschen spielen und dann gehen wir nach Hause. Wir haben etwas zu fragen, auch etwas zu sagen. “ § „Heimat“ – keine Idylle u Eine kollektiv-politische Erinnerung (Rolle der Kirche, insbes. im Kommunismus) u Individuelle Erinnerung u Gemeinde in Wien: Raum geteilter Erinnerung, Schicksals- und Leidensgemeinschaft; „religiöser Stützpunkt“, „Refugium“, „Schutzinsel“ u Gottesdienst: „Eine Stunde lang Heimat“ Institut für Praktische Theologie

Geschichte § Ein typisch deutsches Wort, unübersetzbar in andere Sprachen u Im Englischen übersetzt

Geschichte § Ein typisch deutsches Wort, unübersetzbar in andere Sprachen u Im Englischen übersetzt man mit „homeland“, „native country“, „mother country“, im Italien spricht man von „casa“ oder „patria“: im Zentrum stehen das Zuhause und die Herkunft. Das Französische kennt dafür die Begriffe „terre natale“, „pays d´origin, aber auch „refuge“: Heimat wird zum Ort der Zuflucht. u Das Hebräische spricht von „bajit“ (Haus), aber auch „moledet“: i. e. der Ort, an dem ich geboren bin; aber auch die wichtigsten persönlichen Beziehungen werden damit bezeichnet. Institut für Praktische Theologie

§ Kommt über Umwege ins Deutsche u „heim“, bis ins 16. Jahdt. Meint es

§ Kommt über Umwege ins Deutsche u „heim“, bis ins 16. Jahdt. Meint es „Gehöft“, „Landstrich“, verschwindet dann für 2 Jahrhunderte u Reimport im 18. Jhdt. : aus „home“ wird Heimat: meint Stammsitz einer Familie, Geburtsort eines Menschen, fester Wohnsitz, dauernde Bleibe, Ort des Ansässig Werdens u 19. Jahrhundert: im Zuge der deutschen Nationalbewegung wird es zum Synonym für Vaterland, wird romantisiert und ästhetisiert (Bilder im Wohnzimmer) Institut für Praktische Theologie

§ Funktionen im Deutschen: u Abwehr: Gegen die frz. Revolution und die napoleonischen Kriege

§ Funktionen im Deutschen: u Abwehr: Gegen die frz. Revolution und die napoleonischen Kriege soll ein deutsches Heimatbewusstsein entwickelt werden u Einigung: das in viele Kleinstaaten zerfallene Deutschland wird so geeint, Verbindung mit Nation, Kultur, Sprache, Staat …. u Gegenreaktion: deutsche Heimat-Romantik mit Verklärung von Natur und Tradition soll dem nüchtern-kalten Vernunftpathos der Aufklärung etwas entgegenhalten u Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung ideologische Heimattümelei: Heimat wird materialisiert, geographisch und kulturell definiert, führt notwendig zu Grenzziehung, Ausschluss, Konstruktion von „Fremden“, die „Heimat“ bedrohen, untrennbar verbunden mit Rassismus als politischem Ordnungskonzept: NS-Zeit Institut für Praktische Theologie

§ Renaissance in den 50 er-Jahren: Heimatfilme, Heimatvertriebene, Heimatgeschichte als Geschichte von unten Institut

§ Renaissance in den 50 er-Jahren: Heimatfilme, Heimatvertriebene, Heimatgeschichte als Geschichte von unten Institut für Praktische Theologie

Heimat und Religion § Geschichte und Funktionen des Heimatbegriffes zeigen viele Ähnlichkeiten mit „Religion“:

Heimat und Religion § Geschichte und Funktionen des Heimatbegriffes zeigen viele Ähnlichkeiten mit „Religion“: Religion als Heimat, insbes. für Seßhafte u Abwehr u Einigung: Verlust des „Katholischen“ u Gegenreaktion: Bastion gegen die Moderne, gegen Säkularisierung, …. u Abwertung, Ausgrenzung, Identitätsstiftung: der religiös und politisch Anderen u Verwurzelung § Demgegenüber: Erfahrung von Migranten u Heimat als etwas, das aussteht, das ersehnt wird, auf das man keinen Rechtsanspruch hat, in die man immer erst heimkehrt …. u Judentum, Christentum, Islam: Grundimpuls Aufbruch, Auszug und Exodus, … Heimat liegt in der Zukunft Institut für Praktische Theologie

Fragen …. § § § Gibt es Heimat nur einmal und nur im Singular?

Fragen …. § § § Gibt es Heimat nur einmal und nur im Singular? Ist Heimat eine ortsgebundene Größe? Ist Heimat an Herkunft oder an Zukunft gebunden? Kann man mehrfache Heimaten haben? Verliert man seine Heimat, wenn man sie verlässt? Ist dort, wo man zuhause ist, auch Heimat? Institut für Praktische Theologie

Dimensionen und Typen von Heimat (Höhn) § Heimat – ein Phänomen zwischen Distanz, Nähe

Dimensionen und Typen von Heimat (Höhn) § Heimat – ein Phänomen zwischen Distanz, Nähe und Ferne (Raumdimension) § Heimat – ein Phänomen zwischen Vergangenheit und Zukunmft (Zeitdimension) § Heimat als (konservative) Gegenwelt: Wir bleiben unter uns! (Parallelwelten, Soziale Brennpunkte, Segeregierte Gesellschaften, …. ) (Soziale und Politische Dimension) § Heimat als Andersort: Nichts bleibt, wie es war! Heimat kann man „machen“, „erfinden“ „gestalten“ … § Heimat als Funktion: Schutz, Sicherheit, Stabilität … aber eben auch Abgrenzung, Ausschluss, Ausgrenzung § Heimat – verbunden mit Emotionen (Sehnsucht, Geborgenheit, Zugehörigkeit; aber auch: schlechte Erfahrungen, Ambivalenz, Enge) § Heimat – Ausdruck und Verbindung mit Beziehungen Institut für Praktische Theologie

Geschichtliche Erblasten Institut für Praktische Theologie

Geschichtliche Erblasten Institut für Praktische Theologie

§ „Um entsetzt zu sein, muss man vorher sitzen“, Vilém Flusser, Von der Freiheit

§ „Um entsetzt zu sein, muss man vorher sitzen“, Vilém Flusser, Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalismus, 35. Institut für Praktische Theologie

§ Unsere Wahrnehmungen von „Heimat“ sind nicht psychologisch „natürlich“, sondern geschichtlich und politisch, sozial

§ Unsere Wahrnehmungen von „Heimat“ sind nicht psychologisch „natürlich“, sondern geschichtlich und politisch, sozial und kulturell geprägt § Auswirkungen auch in der Kirche: Kirche als „Heimat“ für Seßhafte, einseitige Verkündigung – Folgen? § Entscheidende Frage: Wahrnehmung von Unterschieden und Fremdheit: u Gibt es in der „Heimat“ Platz für Unterschiede und Fremdheit? (Alterität und Alienität) Institut für Praktische Theologie

Erblasten § Folgen der NS-Zeit: u Homogenität als Normalität u Unterschiede als Störung und

Erblasten § Folgen der NS-Zeit: u Homogenität als Normalität u Unterschiede als Störung und Auszumerzendes u Fremdheit als Bedrohung u Heimat als rassistischer Begriff § Aber auch Folgen des Kolonialismus bzw. der hegemonialen Lebensweise von wohlhabenden Sesshaften: u Spezifische Wahrnehmung und Umgang mit Fremdheit: Be-nützung – Ausschluss - Unterdrückung Institut für Praktische Theologie

§ Daher zeigen sozialwissenschaftliche Befunde bis heute: Menschen haben aufgrund sozialpsychologischer Dynamiken und deren

§ Daher zeigen sozialwissenschaftliche Befunde bis heute: Menschen haben aufgrund sozialpsychologischer Dynamiken und deren geschichtlich-politischer Prägung Schwierigkeiten, mit Unterschiede und Fremdheit als „Normalität“ zu leben u Daher sollte man im Alltag Unterschiede eher nicht thematisieren, weil sie als Ausschluss gehört werden (Ich bin keine Migrantin; Wie lange muss ich hier leben, um nicht mehr als Migrantin bezeichnet zu werden): „Heimat“ ist gebunden an Unsichtbarwerden von Unterschieden und Fremdheit (Integration) u Fragiler Zustand: Nachbarschaftliches Zusammenleben verschiedener ethnischer, religiöser Gruppen kann jederzeit kippen u Begegnung hilft NICHT automatisch, sondern kann Vor-Urteile verstärken Institut für Praktische Theologie

§ An diesen Gegebenheiten – Prägungen der Wahrnehmung, des Denkens und Verständnisses von „Heimat“

§ An diesen Gegebenheiten – Prägungen der Wahrnehmung, des Denkens und Verständnisses von „Heimat“ knüpfen politische Deutungen an u Europäische Wertestudie 2010: Ablehnung von Anderen und Fremden hängt am wesentlichsten von politischen Framings und Narrativen ab (Übernahme der rechtspopulistischen Diskurse durch die Mainstream-Volksparteien): „Heimat“ spielt dabei zentrale Rolle u „Heimat“ wird derzeit kulturell geframed: Kampf der Kulturen, Kulturkonflikte: demgenüber EVS 2018: Konfliktzonen verlaufen zwischen Generationen, Geschlechtern, verschieden intensiv Religiösen Institut für Praktische Theologie

Migration als Botschaft und Chance Institut für Praktische Theologie

Migration als Botschaft und Chance Institut für Praktische Theologie

§ Migration zwingt uns, dass wir uns mit dem Thema „Heimat“ neu beschäftigen ….

§ Migration zwingt uns, dass wir uns mit dem Thema „Heimat“ neu beschäftigen …. . Ein Risiko: u Heimat-Verlust: für Migranten, aber auch für Einheimische: Alle sind gezwungen, „Heimat“ neu zu definieren! Heimat-Verlust der Ankommenden macht Angst, weil Fragilität des Lebens sichtbar wird; „Heimat“ verändert sich tatsächlich; u Suche nach neuer Heimat: Die Migranten irritieren mit ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben („Wirtschaftsflüchtlinge“) die hoffnungsarmen Europäer. u Transnationale Identitäten: Mehrfach-Heimaten entstehen – „Ja, Dürfen´s denn des? “: Loyalitätskrisen durch Mehrfachheimaten für alle Beteiligten Institut für Praktische Theologie

§ … aber auch eine Chance! § Man könnte Migration als Botschaft, Migranten als

§ … aber auch eine Chance! § Man könnte Migration als Botschaft, Migranten als Botschafter*innen wahrnehmen u Botschaft für …. . Gute und Schlechte Nachrichten (Umweltkatastrophen, Wachstum der einen Menschheit) § Man könnte Migration als „Spiegel“ und „Fenster“ wahrnehmen u Spiegel als Seh-Hilfe und. Selbstkritik: eigene Stärken (Religionsfreiheit, Demokratie, Hegemonialbewusstsein. . ); Inklusionsprobleme wie Bildungsferne u Fenster in die Zukunft: Präsenz der neuen Welt schon heute: Schulklassen! Institut für Praktische Theologie

§ Man könnte Migration als Lernort wahrnehmen, um gemeinsam eine neue, inklusive Gesellschaft -

§ Man könnte Migration als Lernort wahrnehmen, um gemeinsam eine neue, inklusive Gesellschaft - „Heimat“ - zu entwickeln § All das ohne Idealisierung und Naivität, bitte! Denn dieses Entstehen einer neuen, inklusiven Heimat verlangt von allen Verlust, Aufbruch, Visionsentwicklung …. § Wer hat ein Interesse daran, dass sich solch Sichtweisen und Framings nicht durchsetzen? Institut für Praktische Theologie

Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil: zeitgenössische Erfahrungen Institut für Praktische Theologie

Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil: zeitgenössische Erfahrungen Institut für Praktische Theologie

„Der Anblick von Flüchtenden beunruhigt die Sesshaften. Menschen auf der Flucht schleppen ihr Eigentum

„Der Anblick von Flüchtenden beunruhigt die Sesshaften. Menschen auf der Flucht schleppen ihr Eigentum in einem Koffer, einem Rucksack, einer Plastiktasche, auf Schubkarren. Ihr ganzes Hab und Gut, wie der sesshafte Volksmund zu sagen pflegt. Aber es ist nicht ihr ganzes Hab und Gut, sondern eine eigentümliche Farce, das Wertvolle zusammengeschrumpft zu einer Einheit, die man auf dem eigenen Rücken tragen kann. Alles, womit der Sesshafte sich umgibt, wofür er sich ein Leben lang abschuftet, ist dahin und für immer verloren. Das Bild eines Flüchtlingstrecks offenbart das Überflüssige am Überfluss. “ Institut für Praktische Theologie

Ilija Trojanow, Lernerfahrungen …. „Flüchtende wecken schlafende Fragen. “ „Veränderung ist Bewegung. Der Geflüchtete

Ilija Trojanow, Lernerfahrungen …. „Flüchtende wecken schlafende Fragen. “ „Veränderung ist Bewegung. Der Geflüchtete verkörpert Bewegung. Er bringt Veränderung in die Gesellschaft. “ „Kulturelle Entfaltung ist Bewegung ohne Geländer. “ „Wer in Bewegung ist, kann besser mit Paradoxien umgehen. “ „Den Anderen nur als » Anderen « wahrzunehmen ist der Beginn von Gewalt. “ „Heimat ist das, was in einem nicht sterben kann. Eine Illusion, die auch dann nicht verschwindet, wenn man nicht mehr an sie glaubt. “ Institut für Praktische Theologie

Sennett: Die offene Stadt (201 § Der Ort, an dem „Heimat“ neu gelernt werden

Sennett: Die offene Stadt (201 § Der Ort, an dem „Heimat“ neu gelernt werden kann – vom Migranten – ist die Stadt! § „Der Migrant als Vorbild des Städters“ u Das in zweifacher Weise fremd werden: Man kann nicht zum Damals zurückkehren … der Migrant als Inbegriff des „Wurzellosen“ u Er kennt die Schmerzen und das Leid, das sich mit diesem Verlust verbinden u Er hat gelernt, dass man keine Wurzeln schlagen muss, nicht absolut zugehörig sein muss, …. um an einem Ort leben und Heimat finden zu können … u man muss nur mit der Abwesenheit zurechtkommen lernen …. u Er weiß um Komplexität, Differenz, Fremdheit, Perspektivität und Mehrdeutigkeit, … er kennt die Sehnsucht und das Exil Institut für Praktische Theologie

§ „Die offene Stadt“ als Laboratorium – Experiment – Projekt Gottes …. . §

§ „Die offene Stadt“ als Laboratorium – Experiment – Projekt Gottes …. . § Eine Lernerfahrung von Migranten …. . Institut für Praktische Theologie

Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen Institut für Praktische Theologie

Von Migrant*innen lernen, was „Heimat“ bedeutet, Teil 2: Bibeltheologische Erinnerungen Institut für Praktische Theologie

§ Von Migranten lernen ist nicht neu …. . Das machen Juden und Christen

§ Von Migranten lernen ist nicht neu …. . Das machen Juden und Christen (und Muslime) seit Jahrtausenden u Abraham, der aufbricht und Heimat verlässt: Sein Land, seine Verwandten, seine Kultur, seine Religion …. u Nomadische Patriarchengeschichten von Isaak bis Josef u Josef, der migrantische Aufsteiger u Leben in Ägypten als Minderheit u Exoduserfahrung: Flucht und Vertreibung (Manetho) u Grundmotiv Exil: Babylonisches Exil: Reflexion von Migrantenerfahrung u Islam: Flucht aus Mekka, Armutsbewegung Institut für Praktische Theologie

„Unsere Heimat ist der Himmel“ Hebr 11: Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf,

„Unsere Heimat ist der Himmel“ Hebr 11: Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind. Mit diesen Worten geben sie zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; nun aber streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat für sie eine Stadt vorbereitet. Institut für Praktische Theologie

u 1 Petr 2, 11: Liebe Brüder, da ihr Fremde und Gäste seid in

u 1 Petr 2, 11: Liebe Brüder, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen. Migrationsnarrativ ist also nicht neu – wurde auch von den Christ. Innen übernommen zur Deutung des Lebens. Die wesentliche Heimat ist in Gott. Aber nicht im Sinne des Glaubens an eine Vorstellung von Gott oder als Ermutigung zur Weltflucht, sondern als migrantische Lebens- und Lernform. Institut für Praktische Theologie

Migrantische Lebens- und Lernform § Ethischer Monotheismus als Resultat der Reflexion von Erfahrungen mit

Migrantische Lebens- und Lernform § Ethischer Monotheismus als Resultat der Reflexion von Erfahrungen mit Flucht, Deportation, Vertreibung, Aufbruch, Nomadentum, Diaspora und Exil u Selbstkritik und Reue (Dtn) u Exodus als Befreiungsprozess u Migration und Metanoia (Umkehr, Reue) u Ethos und Rechte (insbes. für Marginalisierte), um diese leidvollen Erfahrungen zu vermeiden u Erinnerung und Lernen § Gottes“Bild“ als spirituelle Folge dieser Erfahrungen u „Ich habe keinen Namen als der, der dich immer wieder aufbrechen lässt“ u „Fernnaher Gott“: Nah und fern, transzendent und immanent, Beziehung, …. . „Migranten-Merkmale“ Institut für Praktische Theologie

Und bis dahin? Institut für Praktische Theologie

Und bis dahin? Institut für Praktische Theologie

Hoffnung für „Ägypten“ und „Babylon“? § Was bedeutet biblischer Migrationsnarrativ für Sesshafte, insbes. für

Hoffnung für „Ägypten“ und „Babylon“? § Was bedeutet biblischer Migrationsnarrativ für Sesshafte, insbes. für Europa als technokratischpolitischer Machtblock? § Metanoia – Umkehr – Aufbruch – Veränderung § Vgl. Jesu Flucht aus Ägypten: Es gibt Hoffnung, wenn Ägypten den Sohn Gottes aufnimmt und rettet …. Ägypten kann zum Ort der Rettung werden! § Hat eine politische und eine religiöse Dimension. Institut für Praktische Theologie

Kirche: Heimat in der Fremde § „Heimat“begriff verändern! § Zum einen Zugehörigkeit, Vertrauen, Geborgenheit

Kirche: Heimat in der Fremde § „Heimat“begriff verändern! § Zum einen Zugehörigkeit, Vertrauen, Geborgenheit § Aber ergänzen um die verlorenen Dimensionen: u Gastfreundschaft u Leben mit Unterschieden und Fremdheit („katholisch“) u Aufbruch, Exodus, Exil und Diaspora u Erinnerung und Lernen u Gesellschaftordnung u „Andersort“ Institut für Praktische Theologie

Fremde Heimat Kirche § Jene, denen Gott, Glaube, Religion fremd geworden ist, können eine

Fremde Heimat Kirche § Jene, denen Gott, Glaube, Religion fremd geworden ist, können eine Zwischenstation, Raststation, Unterkunft finden § Jene, die von Gott, Glaube, Religion noch nie gehört haben, finden in der Kirche Fremdenführer, um Gott, Glaube, Religion kennen- und verstehen zu lernen § Jene, die Kirche vertrieben hat (WIGE, Missbrauchsopfer) erhalten besondere Aufmerksamkeit § Jene, die in der Gesellschaft unsichtbar sind, „Fremde“ sind, können Heimat finden Institut für Praktische Theologie

§ Vgl. Jesaja 19: Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie

§ Vgl. Jesaja 19: Der Herr wird die Ägypter zwar schlagen, er wird sie aber auch heilen: Wenn sie zum Herrn umkehren, lässt er sich durch ihre Bitte erweichen und heilt sie. An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen, sodass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assur ziehen können. Und Ägypten wird zusammen mit Assur (dem Herrn) dienen. An jenem Tag wird Israel als Drittes dem Bund von Ägypten und Assur beitreten, zum Segen für die ganze Erde. Denn der Herr der Heere wird sie segnen und sagen: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz. Institut für Praktische Theologie