TRADITIONEN VORURTEILE BRUCHE Texte aus den Baha i
TRADITIONEN VORURTEILE BRÄUCHE Texte aus den Baha‘ i Schriften
Am Anfang stand der Baum in seiner ganzen Schönheit, bedeckt mit Blüten und Früchten; endlich aber wurde er alt, trug keine Früchte mehr und verdorrte und moderte. Darum pflanzt der wahre Gärtner wiederum einen unvergleichlichen jungen Baum derselben Gattung und Art, der Tag für Tag wächst und sich entfaltet, im göttlichen Garten weithin Schatten spendet und köstliche Früchte hervorbringt. Ebenso ist es mit den Religionen: Im Laufe der Zeiten verändern sich ihre ursprünglichen Grundsätze, die Wahrheit der Religion Gottes geht ganz verloren und ihr Geist entflieht; Irrlehren treten auf, und sie wird zu einem Körper ohne Seele. Dies ist der Grund für ihre Erneuerung. Damit soll gesagt sein, daß die buddhistischen und konfuzianischen Völker heute Bilder und Statuen verehren. Sie wissen nichts mehr von der Einheit Gottes, sondern glauben an Götter ihrer Einbildung wie die alten Griechen. Anfangs war es aber nicht so, sondern es herrschten ganz andere Prinzipien und Gebräuche. Bedenke noch einmal, wie sehr die Grundlagen der Religion Christi in Vergessenheit geraten und wie viele Irrlehren in sie eingedrungen sind. Zum Beispiel verbot Christus Gewalt und Rache; überdies gebot Er, Unrecht und Böses mit Güte und Verzeihung zu erwidern. Denke nun darüber nach, wie viele blutige Kriege die christlichen Völker unter sich geführt haben, und wieviel Unterdrückung, Grausamkeit, Rohheit und Blutgier sich ergeben hat! Viele dieser Kriege wurden auf Veranlassung der Päpste geführt. Somit ist es klar und offenkundig, daß die Religionen sich im Laufe der Zeit völlig ändern und wandeln. Deshalb werden sie erneuert. Abdu´l-Bahá 1
Der Begründer des Buddhismus war eine wunderbare Seele. Er führte die Lehre von der Einheit Gottes ein, aber später gingen die ursprünglichen Grundsätze Seiner Lehren allmählich verloren, und törichte Gebräuche und Zeremonien entstanden und wuchsen, bis sie schließlich in der Anbetung von Statuen und Bildern endeten. Denke daran, daß Christus immer wieder darauf hingewiesen hat, daß die zehn Gebote des Alten Testament befolgt werden sollen, und Er bestand darauf, daß an ihnen festgehalten werde. Eines unter den zehn Geboten heißt: "Du sollst kein Bildnis oder Gleichnis anbeten. " In vielen christlichen Kirchen gibt es aber heute zahlreiche Bilder und Statuen. Es ist also klar und offenkundig, daß die Religion Gottes unter den Völkern nicht bei ihren ursprünglichen Grundsätzen verbleibt, sondern daß sie allmählich geändert und umgewandelt wird, bis sie schließlich völlig zerrüttet und aufgehoben ist. Darum wird die Offenbarung erneuert und ein neues religiöses Gesetz begründet. Würden aber die Religionen nicht verändert und umgewandelt, gäbe es kein Bedürfnis für eine Erneuerung. Abdu´l-Bahá 2
Blicket um euch und erkennet, wie die heutige Welt in Aberglauben und äußeren Formen untergeht! Manche beten das Werk ihrer eigenen Einbildung an; sie machen sich einen selbsterdichteten Gott und verehren ihn, wenn das Erzeugnis ihres endlichen Verstandes nicht der unendliche, mächtige Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren sein kann. Andere beten die Sonne oder Bäume und Steine an. In früheren Zeiten gab es Menschen, die das Meer, die Wolken und selbst den Staub verehrten. Heute sind die Menschen in ihrer Verehrung derartig von äußeren Formen und Zeremonien abhängig geworden, daß sie so lange über einzelne kirchliche Bräuche oder besondere Übungen streiten, bis man allerseits über ermüdende Erörterungen und Unruhe klagen hört. Es gibt Menschen, die einen schwachen Intellekt besitzen, und ihre Verstandeskräfte sind nicht entwickelt; aber man darf nicht etwa die Kraft und Macht der Religion wegen der Begriffsunfähigkeit dieser Menschen in Zweifel ziehen. Abdu´l-Bahá, Ansprachen in Paris 3
O Heerschar des Lebens! Ost und West haben sich in der Anbetung verblichener Sterne vereinigt und sich im Gebet dunklen Horizonten zugewandt. Beide haben den weiten Grund der heiligen Gesetze Gottes völlig missachtet und die inneren Werte und Kräfte Seiner Religion in Vergessenheit geraten lassen. Sie haben bestimmte Gebräuche und Sitten als unverrückbare Grundlage der göttlichen Religion betrachtet und sich darauf versteift. Sie haben sich eingebildet, den strahlenden Gipfel der Errungenschaften und des Wohlstands erreicht zu haben, während sie in Wahrheit in den tiefsten Tiefen der Achtlosigkeit versunken sind und sich der göttlichen Gnadengaben gänzlich beraubten. Der Eckstein göttlicher Religion ist, göttliche Vollkommenheiten zu erlangen und Seine mannigfaltigen Gaben zu empfangen. Der wesentliche Zweck von Religion und Glaube ist, das innere Sein des Menschen durch die Ausgießungen himmlischer Gnade zu veredeln. Wird das nicht erreicht, so ist dies bitterer Verlust. Abdu´l-Bahá, aus: Göttliche Lebenskunst 4
Religion ist im übrigen keine Ansammlung von Glaubenssätzen oder Bräuchen; Religion ist die Lehre Gottes, des Herrn, eine Lehre, die das Leben der Menschheit begründet, dem Verstand erhabene Gedanken eingibt, den Charakter veredelt und den Grundstock legt für des Menschen ewige Ehre. Abdu´l-Bahá 5
Er (Bahá‘u‘lláh) sprach von den höchsten Tugenden des Menschen. Er machte die Kräfte des Geistes offenbar und zeigte, wie sich in der Welt, die Er vorfand, in die Praxis umsetzen lassen. Er legt großen Nachdruck auf das Suchen nach Wahrheit. Dies ist von höchster Bedeutung, denn die Menschen lassen sich nur zu leicht von Traditionen leiten. Allein aus diesem Grund entstehen oft Feindschaft und Streit. Das Offenbarwerden der Wahrheit jedoch macht das zuvor Dunkle plötzlich erkennbar und wird zur Ursache der Harmonie 6
Wenn jemand auf der Suche nach Wahrheit Erfolg haben möchte, muss er als erstes sein Auge gegenüber allem überkommenen Aberglauben der Vergangenheit schließen. … Wir sollten uns daher von den äußeren religiösen Formen und Bräuchen lösen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß diese Formen und Bräuche, wie schön sie auch immer seien, nur Gewändern gleichen, in die das warme Herz und die lebendigen Glieder göttlichen Wahrheit eingehüllt sind. Wir müssen die Vorurteile der Überlieferung fallen lassen, wenn wir die Wahrheit mit Erfolg im Kern von allen Religionen finden wollen. Wenn ein Zoroastrier glaubt, daß die Sonne Gott sei, wie vermag er sich dann mit anderen Religionen zu verbinden? Wie können die Götzendiener die Einheit Gottes fassen, wenn sie an ihre verschiedenen Götzen glauben? Es ist daher klar, daß wir, um irgend welche Fortschritte in der Suche nach Wahrheit zu erzielen, dem Aberglauben entsagen müssen. Würden alle Suchenden diesem Grundsatz folgen, so würden sie die Wahrheit klar zu schauen vermögen. Abdu´l-Bahá, Ansprachen in Paris 7
Der Anfang jeder großen Religion war rein. Aber die Priester bemächtigten sich der Gemüter der Menschen und füllten sie mit Dogmen und Aberglauben, so dass die Religion allmählich verfälscht wurde. Ich komme nicht, um eine neue Religion zu lehren. Mein einziger Wunsch ist, mit Gottes Hilfe und Gnade den Weg zum Großen Licht zu weisen. Abdu´l-Bahá 8
Religion und Wissenschaft sind eng miteinander verflochten und können nicht getrennt werden. Sie sind die beiden Flügel, mit denen die Menschheit fliegen muss. Ein Flügel genügt nicht. Jede Religion, die sich nicht mit Wissenschaft befasst, ist bloße Tradition und geht am Wesentlichen vorbei. Deshalb sind für ein erfülltes religiöses Leben Wissenschaft, Bildung und Kultur absolute Notwendigkeiten. Abdu´l-Bahá, Ansprachen in London 9
Bringt euren ganzen Glauben in Übereinstimmung mit der Wissenschaft. Es kann keinen Gegensatz geben, weil es nur eine Wahrheit gibt. Wenn die Religion, befreit von Aberglauben, Überlieferungen und unverständigen Dogmen, ihre Übereinstimmung mit der Wissenschaft dartut, so wird eine große einigende, reinigende Kraft in der Welt sein, die alle Kriege, Uneinigkeiten, Missklänge und Streitigkeiten vor sich herkehrt, und dann wird die Menschheit in der Macht der Gottesliebe vereinigt werden. 10
Ich bitte euch, einen und alle, dringend, eure Gebete mit den meinigen zu verbinden, auf daß Krieg und Blutvergießen ein Ende finden und Liebe, Freundschaft, Frieden und Eintracht die Welt beherrschen mögen! Durch alle Zeitalter hindurch sehen wir die Oberfläche der Erde von Blut befleckt. Doch nun ist ein Strahl eines größeren Lichtes erschienen, das menschliche Erkenntnisvermögen ist größer, die Geistigkeit hat zu wachsen begonnen, und es kommt gewiss eine Zeit, da die Religionen der Welt miteinander in Frieden sein werden. Lassen wir ab von dem misstönenden Streit um äußere Formen und schließen wir uns zusammen, um die göttliche Sache der Einheit voranzutreiben, bis die ganze Menschheit weiß, daß sie `eine in Liebe vereinte Familie` ist! Abdu´l-Bahá 11
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