Textualittskriterien 22 10 2009 Textlinguistik 20902010 Maja Mati

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Textualitätskriterien 22. 10. 2009 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 1

Textualitätskriterien 22. 10. 2009 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 1

de Beaugrande, Robert-Alain / Dressler, Wolfgang Ulrich: Einführung in die Textlinguistik. Tübingen 1981. •

de Beaugrande, Robert-Alain / Dressler, Wolfgang Ulrich: Einführung in die Textlinguistik. Tübingen 1981. • Text als „kommunikative Okkurrenz (. . . ), die sieben Kriterien der Textualität erfüllt. Wenn irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt betrachtet wird, so gilt der Text als nicht kommunikativ. Daher werden nicht-kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt. “ (DE BEAUGRANDE / DRESSLER, 1981, S. 3. ) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Textkohäsion Textkohärenz Intentionalität Akzeptabilität Informativität Situationalität Intertextualität Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 2

1. Kohäsion • Art, wie die Komponenten des OBERFLÄCHENTEXTES miteinander verbunden sind … grammatische

1. Kohäsion • Art, wie die Komponenten des OBERFLÄCHENTEXTES miteinander verbunden sind … grammatische Formen und Konventionen . . . K. beruht also auf GRAMMATISCHEN ABHÄNGIGKEITEN (ebd. ) • HEINZ VATER (21994: 32): K. ist die grammatische Relation zwischen Einheiten des Textes. Sie tritt satzübergreifend auf. Verweis durch Pronomina – Koreferenz (? ) a. Paul hat mit Fritz gesprochen. Er kommt morgen. b. Paul hat einen neuen Roman geschrieben. Er ist wirklich spannend. c. Paul ist mit Flocki zum Tierarzt gegangen. Er hat ihm eine Spritze gegeben. Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 3

1. Kohäsion Rekurrenz d. Paul hat angerufen. Paul kommt morgen. e. Die Katze hier

1. Kohäsion Rekurrenz d. Paul hat angerufen. Paul kommt morgen. e. Die Katze hier gefällt mir besser als die Katze da. f. Zwei und zwei ist vier. g. Und läuft und läuft. (VW-Werbung) h. Grenzen Ein Bein Graben / Ein Bein. (Kurt Schwitters, Beingrenzen) partielle R. – Graben – grub – Gräbergrab; - Wortbildung: Brüderchen und Schwesterchen; Gockel, Hinkel und Gackeleia - Parallelismus: Blatt am Zweig, Zweig am Ast, Ast am Baum Rekurrenz als künstlerisches Mittel Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 4

1. Kohäsion Ellipse i. „Ich liebe dich!“ – „Ich dich auch!“ j. Asbest in

1. Kohäsion Ellipse i. „Ich liebe dich!“ – „Ich dich auch!“ j. Asbest in Zollstocker Gesamtschule gefunden (Kölner Stadtanzeiger, 6. 7. 90: 1) – Telegrammstil von Zeitungsüberschriften k. Franz bestellte zwei und der Kellner brachte vier Eier. - oft strukturell bestimmbar, aber nicht immer - ≠ Aufschwellung k. Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht. (Brecht, Haifischsong) l. Veni, vidi, vici. [Ausspruch Caesars über seinen Sieg bei Zela, 47 v. Chr. ] (bildungsspr. ): das war ein überaus rascher Erfolg; kaum angekommen, schon erfolgreich. m. Ich kam, sah und siegte. n. Mach auf! o. Gib her! Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 5

1. Kohäsion Wortfolge p. LANGSAM SPIELENDE KINDER LANGSAM SPIELENDE KINDER Junktion (Konnektor, Konnektiv) q.

1. Kohäsion Wortfolge p. LANGSAM SPIELENDE KINDER LANGSAM SPIELENDE KINDER Junktion (Konnektor, Konnektiv) q. Kahn kritisierte seinen Chef. Er wurde entlassen. temporal, kausal etc. Tempora Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 6

2. Kohärenz Viele Autoren machen keinen Unterschied zwischen Kohäsion und Kohärenz. semantisch-kognitive Aspekte Pragmatische

2. Kohärenz Viele Autoren machen keinen Unterschied zwischen Kohäsion und Kohärenz. semantisch-kognitive Aspekte Pragmatische Zusammenhänge zwischen Sprechakten Inhaltliche (d. h. kognitive) Zusammenhänge Sinnkontinuität Textwelt ist etwas „Kognitives“: Konzepte (Einheiten des Wissens) und Relationen • Diskrepanz zwischen Konzept und Wissen, dann gibt es keine Sinnkontinuität. Der betreffende Text ist für den Rezipienten sinnlos. • Relationen von Konzepten („Eigenschaft/Besitzer von. . . “) r. Kochanweisung für Pilzsupppe • • • Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 7

3. Intentionalität • gezieltes Handeln; Textrezipient unterstellt dem Texproduzenten, dass dieser einen kohäsiven und

3. Intentionalität • gezieltes Handeln; Textrezipient unterstellt dem Texproduzenten, dass dieser einen kohäsiven und kohärenten Text produzieren will bezieht sich auf Vorgänge der Textproduktion und Textrezeption verwenderzentriert - wird häufig (z. B. H. Vater) als Textualitätskriterium kritisiert; I. Ist nicht textspezifisch, sondern Voraussetzung jeglicher Kommunikation Textproduktion setzt als sprachliches Handeln Planung zwecks Situationslenkung voraus, Intentionalität v o r B e g i n n der Textproduktion und w ä h r e n d der Realisierung, z. B. auch durch Korrekturen. "In einem weiteren Sinn des Wortes bezeichnet Intentionalität alle Mittel, die Textproduzenten verwenden, um ihre Intentionen im Text zu verfolgen und zu realisieren. " (Beaugrande/ Dressler 1981: 122) Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 8

4. Akzeptabilität und 5. Informativität Akzeptabilität • auch verwenderzentriert • wie 3. aus der

4. Akzeptabilität und 5. Informativität Akzeptabilität • auch verwenderzentriert • wie 3. aus der Sprechakttheorie • wird auch kritisiert, eher Voraussetzung als Kriterium • Angemessenheit, Stil Informativität • Ausmaß der Erwartetheit / Unerwartetheit oder Bekanntheit / Unbekanntheit / Ungewissheit sowie Wahrscheinlichkeit bzw. Unwahrscheinlichkeit der dargebotenen Textelemente s. Rufen Sie uns an, bevor Sie graben. Später kommen Sie vielleicht nicht mehr dazu. Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 9

6. Situationalität und 7. Intertextualität Situationalität Faktoren, die einen Text für eine Kommunikationssituation relevant

6. Situationalität und 7. Intertextualität Situationalität Faktoren, die einen Text für eine Kommunikationssituation relevant machen. Zeit, Ort, Vorwissen, Weltwissen. . . t. Morphologie-Vorlesung Intertextualität – Texte stehen mit anderen Texten in Verbindung o Bezug auf die Textsorte - Texte mit typischen Mustern o Bezug auf andere Texte - Literatur, Werbung, Zeitungsüberschriften - Anspielungen Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 10

 Textinterne Kriterien: Kohäsion und Kohärenz Kommunikativ-pragmatische Prinzipien: Situationalität, Intentionalität, (adressatenbezogene) Informativität, (senderbezogene) Akzeptabiliät

Textinterne Kriterien: Kohäsion und Kohärenz Kommunikativ-pragmatische Prinzipien: Situationalität, Intentionalität, (adressatenbezogene) Informativität, (senderbezogene) Akzeptabiliät Textkonventionen: Textmuster, Textregularitäten, Textklassen • hängen nicht vom Sender ab „Man hat davon auszugehen, dass Texte immer von jemandem für jemanden mit einer bestimmten Intention gemacht werden und dass das ‚Leben‘ der Texte davon abhängt, ob jemand sie als eine intentional und auf eine bestimmte Wirkung hin verfasste Mitteilung rezipiert und ihnen Sinn gibt. Andernfalls bleiben sie unabgeschlossene Entitäten. “ (FIX, ULLA: Text und Textlinguistik, in: JANICH 2008, 25) Kulturalität als neues Kriterium? Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 11

Beispieltexte I. Kochanweisung für eine Pilzsuppe Inhalt der Packung in ¾ Liter kochendes Wasser

Beispieltexte I. Kochanweisung für eine Pilzsuppe Inhalt der Packung in ¾ Liter kochendes Wasser einrühren und aufwallen lassen. Bei geringer Wärmezufuhr 5 Minuten kochen und dabei gelegentlich umrühren. Bitte beachten: Reste der Pilzsuppe nicht wieder aufwärmen. Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 12

Beispieltexte aus: H. Vater 21994: 46 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 13

Beispieltexte aus: H. Vater 21994: 46 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 13

Beispieltexte II. Bericht eines Gastarbeiters Klein, nicht viel Schule 1; heute hundert Prozent besser

Beispieltexte II. Bericht eines Gastarbeiters Klein, nicht viel Schule 1; heute hundert Prozent besser Spanien; mein Sohn, zehn Jahre, immer Schule 2, alle Schule 3 … heute vier Schule 4 neu, mein Dorf, eine Schule 5 vielleicht hundert Kinder. Analysieren Sie den Text unter den folgenden Gesichtspunkten: q Pronominalisierung q Ellipse q Koreferenz von ‚Schule‘? q Zeitverhältnisse Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 14

Beispieltexte aus: H. Vater 21994: 48 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 15

Beispieltexte aus: H. Vater 21994: 48 Textlinguistik 2090/2010, Maja Matić 15