Soziale Arbeit Geschlechtsspezifische Werthaltungen und Delinquenz Vortrag an
Soziale Arbeit Geschlechtsspezifische Werthaltungen und Delinquenz Vortrag an der Jahrestagung der SVJ am 13. 09. 2019 Institut für Delinquenz und Kriminalprävention Prof. Dr. Melanie Wegel Zürcher Fachhochschule
Befunde • Frauen sind weniger häufig offiziell auffällig • Jedoch überrepräsentiert (im Vergleich zum Gesamtindex) in einzelnen Deliktsbereichen Auswahl TV – Geschlecht 2018 40000 24% 35000 30000 25000 21% 20000 15000 28% 10000 5000 0 25% 40% 48% Total Leib und Vermögen Ladendiebstahl Üble Nachrede Beschimpfung Falsche Leben Gesamtindex Anschuldigung Männer Frauen ca Anteil % Frauen
Veränderungen – grosse Trends?
Biologische Erklärungen für den Unterschied
Erklärungen am Beispiel Gewaltdelinquenz
Mainstream • Frauen sind weniger kriminell als Männer • Kriminalität ist männlich und (anderer Nationalität) • Frauen sind gemein! • ABER – zu Kriminalität fähig! • Fokussiert wird in theoretischen Diskursen UND der Forschung der Unterschied!!!
Werteforschung als Erklärung für Devianz Hypothesen Frauen haben andere Wertorientierungen als Männerr Weil Frauen andere Wertorientierungen haben – sind Frauen weniger delinquenz
Strukturgleichungsmodell: Konfession, Sozialisation und dominante Werte Lebensstile: Freizeitbereich Leistungsbereich Strukturmerkmale: Migration/Konfession christlich/ muslimisch Sozialisation: Erziehungsverhalten Kontrollverhalten Schulerlebnisse Hilfe bei Problemen Normen: Konstrukte zum Rechtsbewusstsein Abweichendes Verhalten: Delikte Drogen/Alkohol Gesundheitsbewusstsein Sexualverhalten Geschlecht Berufsgruppen Eltern Klassen nach Goldthrope/Weber Religion: Religiosität Positive und negative Erfahrungen mit Religion Dominante Werte: Es werden nur die Werte ausgewählt, in denen sich die Konfessionen unterscheiden 1)Religiöse, traditionelle moderne materialistische Werte, sozialintegrative Werte SDQ- nach Goodman (derzeit international größter existierender Test der Skala zur psychischen Befindlichkeiten (N=2648) Die stärke der Linien bezeichnen Pfade zwischen den jeweiligen Konstrukten
Werteforschung • Seit ca. 35 Jahren in der Kriminologie zunehmend bedeutsam • Basierend auf Inglehard oder Klages Werte werden nach Rokeach (1973), als „zentrale Ziel- und Wunschvorstellungen eines Individuums definiert, die sowohl bei der Auswahl von Handlungszielen als auch bei der Festlegung auf eine Handlung von Bedeutung sind“.
Zentrale Befunde aus 35 Jahren Werteforschung • Immer signifikante Unterschiede nach • Geschlecht • Nationalität • Religion
Einige Ergebnisse am Beispiel der Studierenden
Befunde Hermann (2009) Repräsentativ
SNF Projekt «Wertestudie» • • 744 Inhaftierte – 687 Männer/57 Frauen 1018 Vollzugspersonal – 692 Männer/326 Frauen 735 ZHAW Mitarbeitende – 283 Männer/452 Frauen 1585 Studierende – 521 Männer/1063 Frauen • Valide getestete Items zu Werten Ursachen Delinquenz Sinn/Zweck von Strafen (Straftheorien) Liberalität Sozialisation
Gültige Prozente de en hl te W er t lik de rs eh 11. 2 fe rk ve en ra ss ikt 10. 9 St el sd ng tu t 12. 0 Tö lik de al xu 6. 4 Se ng t lik uu re nt ru Ve g/ tru de fts ha g) tz un le rv er sc W irt pe (K ör ub Ra 10. 5 Be ikt el td al w Ge hl ta bs ikt el nd 18. 0 16. 0 14. 0 12. 0 10. 0 8. 0 6. 0 4. 0 2. 0 0. 0 Di e ge Dr o Deliktsbereich (N=717) 16. 5 12. 4 11. 4 6. 7 2. 1
Konfession Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft (N=681) 0. 0 10. 0 20. 0 30. 0 20. 4 muslimisch keiner 50. 0 49. 6 christlich andere 40. 0 10. 5 19. 4 in % 60. 0
Exemplarische Wertorientierungen Inhaftierte - Personal Mittelwertsvergleiche von 1=nicht zutreffend bis 5=eindeutig zutreffend mein Leben nach religiösen Regeln und Normen ausrichten stolz sein, auf die Geschichte meines Landes an Traditionen festhalten hoher Lebensstandard 1 Strafvollzugspersonal (N=1014) 1. 5 2 Schweizerische Inhaftierte (N=340) 2. 5 3 3. 5 Nicht-Schweizer Inhaftierte (N=348) 4
Religiosität Zentrale Wertorientierungen im Strafvollzug 1=sehr unwichtig bis 5=sehr wichtig, **p<0. 01 **an Gott/Allah glauben **schnell Erfolg haben **hart und zäh sein gutes Gewissen haben gute Freunde haben, denen man vertrauen kann ein gutes Familienleben führen eigenverantwortlich leben und handeln 1 1. 5 2 2. 5 3 3. 5 4 4. 5 5
Werte von Inhaftierten – Interessante Befunde – «Nationalität»
Akzeptanz von Strafe
Geschlecht
Berufsausbildung nach Geschlecht Männer N=663 Frauen N=57 120. 0 100. 0 47. 4 80. 0 60. 0 40. 0 20. 0 31. 6 21. 1 54. 8 20. 5 24. 7 0. 0 keine Berufsausbildung abgebrochen Berufsausbildung abgeschlossen
Werte von Inhaftierten Mànnern und Frauen
Exkurs Religion und Geschlecht - Schüler
Vorsichtige Interpretation • Nationalität, Konfession und Geschlecht haben immer einen Einfluss bei Einstellungen und Verhalten • Sondersample Inhaftierte Männer und Frauen haben die gleichen kriminogenen Werte -> im Gegensatz zur Normalbevölkerung
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