Rahmenkonzept zur Umsetzung der UNKonvention ber die Rechte
Rahmenkonzept zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Beispiele aus dem LVR-HPH-Netz Niederrhein Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen Köln, 16. 03. 2012 Hans Lotgerink, Regionalleiter Region Goch - Weeze Ute Bremm, Regionalleiterin Region Kreis Wesel Doris Friedrich-Brockhoff, Personalentwicklung Thomas Ströbele, Fachlicher Direktor Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
• Ausnahmslose Handlungsgrundlagen für alle unsere Leistungen: UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung und Strategisches LVR-Ziel: Inklusive Sozialraumorientierung • Zentrale Zielsetzung: Inklusive Lebensbedingungen und gleichberechtigte Teilhabe auf Augenhöhe • Wirkungsentfaltung aller Dienstleistungen im Sozialraum • Personenzentrierte Steuerung unserer Leistungen Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 2
Unser grundsätzliches Vorgehen: • Aufbau tragfähiger sozialer Netzwerke • Sozialraumbezogene Aktivitäten und Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderung • Etablierung inklusiver Strukturen auf lokaler Ebene • Bewusstseinsbildung Unser praktisches Bezugssystem: „Rahmenkonzept der LVR-HPH-Netze zur Umsetzung „der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung“ Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 3
Drei Alltagsbeispiele für unsere Bestrebungen zur Schaffung inklusiver Lebensbedingungen: • Im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens: Unterstützung einer Familie auf Wohnungssuche (Hans Lotgerink, Regionalleiter Region Goch - Weeze) • Hilfen im Rahmen des stationären Wohnens: Zusammenleben mit Nachbarn (Ute Bremm, Regionalleiterin Region Kreis Wesel) • Bewusstseinsbildung durch Aufklärung: Zusammenarbeit im Sozialraum mit Schülerinnen und Schülern einer Gymnasialklasse (Doris Friedrich-Brockhoff, Personalentwicklung im LVR-HPH-Netz Niederrhein) Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 4
Bezug zu Handlungsfeldern und Umsetzungsmaßnahmen unseres Rahmenkonzeptes: • Wohnen – Betreuung • Leben in der Gemeinde – Sozialraumorientierung • Soziale Beziehungen Bezug zu Artikeln der UN-Konvention: • Artikel 5: Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung • Artikel 8: Bewusstseinsbildung • Artikel 9: Zugänglichkeit • Artikel 19: Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft • Artikel 23: Achtung der Wohnung und der Familie • Artikel 28: Angemessener Lebensstandard und sozialer Schutz Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 5
Köln, 16. 03. 2012 Hans Lotgerink, Regionalleiter Region Goch - Weeze Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Oktober 2007: Eltern mit geistiger Behinderung: Unterstützung der Familie R. im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens • • Heiner R. , 39 Jahre Erika R. , 41 Jahre Heiko R. , 10 Jahre und Dennis R. , 3 Jahre Ziele und Themen der ambulanten Unterstützung: • Familie soll zusammenbleiben können • Akzeptanz bei Behörden, Unterstützerinnen und Unterstützern schaffen • Schulischen Werdegang der Kinder ermöglichen • Unterstützung bei der Teilhabe am Leben in der Gemeinde • Unterstützung im Alltag • Ein weiteres Thema: Adäquater Wohnraum in der Gemeinde – Voraussetzung für Teilhabe, Entwicklungschancen und das Leben als Familie Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 7
Ausgangssituation • Großflächiger, schwierig zugeschnittener Wohnraum, völlig abgelegen • Keine Einkaufsmöglichkeiten • Keine Kontaktmöglichkeiten außerhalb der Schulzeiten mit Gleichaltrigen • Keine wesentlichen Angebote der Gemeinde fußläufig erreichbar • Unsere Aufgabe: Vermittlung von Wohnraum in geeignetem Sozialraum und bedarfsentsprechender Infrastruktur Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 8
Initiativen und Hilfen • Zeitungsannoncen • Zusammenarbeit mit Immobilienfirmen (5) • 23 Wohnungsbesichtigungen • Zeitungsaufrufe in den lokalen Medien • Suchzettel in Supermärkten und Geschäften • Mai 2008: Wohnung gefunden, aber letztendlich wegen Schimmel abgesagt Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 9
Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 10
Frühjahr 2009: Rundfunkinterview -> Umzug in eine Wohnung mitten im Zentrum von Goch Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 11
Positive Folgen • Dennis R. besucht die Schule zu Fuß • Beide Kinder haben Freundschaften aufgebaut • Schulfreunde kommen zu Besuch • Erika und Heiner R. haben beide, unabhängig voneinander Freundschaften aufgebaut • Erika R. arbeitet wieder in der Wfb. M • Freunde und Bekannte kommen zu Besuch • Sozialverhalten und Sprache von Dennis haben sich stark entwickelt Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 12
Aktuelle Aufgaben • Weitere Unterstützung bei der Alltagsbewältigung • Hilfen für die Eltern in Erziehungs- und Bildungsfragen Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 13
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Familie R. – eine ganz normale Familie Köln, 16. 03. 2012 Hans Lotgerink, Regionalleiter Region Goch - Weeze Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Inklusive Lebensbedingungen schaffen für Menschen mit geistiger Behinderung und hohem sozialen Integrationsbedarf am Beispiel des LVR-Wohnverbundes Friedrichstraße, Kamp-Lintfort Köln, 16. 03. 2012 Ute Bremm, Regionalleiterin Kreis Wesel Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Bewohnerinnen und Bewohner mit hohem sozialen Integrationsbedarf Junge Erwachsene mit geistiger Behinderung und stark herausforderndem Verhalten Sehr schwierige Sozialisation mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen: • Gestörte Impulskontrolle • Massives Aggressionsverhalten • Fehlende Sozialkompetenz • Alkohol-/Drogenmissbrauch • Diverse Straftaten • Gestörter Tag-/Nachtrhythmus Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 16
Problematische Folgen im Wohnverbund (Wv) • Bei Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern: - Verunsicherung - Ängste - Rückzug • Im Team, bei Angehörigen, gesetzlichen Betreuerinnen und Betreuern: - Hilflosigkeit Ohnmachtserleben Ängste Überforderung Große Herausforderungen Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 17
Probleme im Sozialraum außerhalb des Wv • Lärmbelästigung der Nachbarn, teilweise rund um die Uhr • Sachbeschädigungen außerhalb des Wohnverbundes • Bedrohung von Mitbürgerinnen und Mitbürgern • Gewalttätige Auseinandersetzungen im Ort • Etablierung von Szenetreff im Wohnverbund • Polizeieinsätze Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 18
Folgen • Nachbarschaft organisiert sich zu Widerstand (drohende Anzeige) • Vorfälle werden in der Öffentlichkeit bekannt (Geschäfte / Schulen / Jugendamt etc. ) • Mitbewohnerinnen und Mitbewohner transportieren Informationen in Fachöffentlichkeit (Wfb. M, Ärzte etc. ) • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Ma) transportieren Informationen in interne Öffentlichkeit (andere Wohnverbünde, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etc. ) • Fazit: Wohnverbund gerät pauschal in Verruf Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 19
Maßnahmen zur Ermöglichung von Teilhabe und Akzeptanz Konzeptionell • Neuausrichtung der Konzeption • Umstrukturierung des Wv und des Teams: Differenzierte Schwerpunkte und Bereichsteams • Bezugspersonen • Einzelbegleitungskonzept • Einrichtung eines gesicherten Wohnbereichs • Nutzung technischer Hilfsmittel Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 20
Maßnahmen zur Ermöglichung von Teilhabe und Akzeptanz Personell und organisatorisch • Wechsel der Teamleitung • Neuaufstellung des Teams: Ma-Auswahl nach besonderer Neigung und Eignung • Intensive Mitarbeiterqualifizierung (Team- und Einzelfortbildungen) • Externe Beratung (Einbezug von Kompass) • Team- und Fachsupervision für alle Bereichsteams • Coaching der Teamleitung • Einrichtung Doppelnachtwache • Einrichtung einer Rufbereitschaft • Ausstattung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Alarmsystemen • Einbeziehung der Leitungsbereitschaft Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 21
Maßnahmen zur Ermöglichung von Teilhabe und Akzeptanz Sozialraumbezogen • • Einzelgespräche mit allen Nachbarn Runder Tisch mit den Nachbarn Gemeinsame Feste Kontaktaufnahme und Kooperationen: - Jugendgerichtshilfe - Jugendcafé Stadt Kamp-Lintfort - Integrativer Treffpunkt der Caritas „Caritreff“ - Integrative Sportgruppe / Sportverein - Schwimmverein - Tierheim - Kirchengemeinde - Schulen Zusammenarbeit mit der Presse Kontinuierliche Nachbarschaftsarbeit Einbindung von Nachbarn in freiwillige Mitarbeit Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 22
Erste positive Ergebnisse • Reduzierung von Gewalt und Auffälligkeiten • Weniger Konflikte mit Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern • Aufnahme von Arbeits- oder Beschäftigungstätigkeit • Weniger Ängste und Aufwand bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern • Bewährung in der Öffentlichkeit • Größere Akzeptanz in Nachbarschaft und Öffentlichkeit • Verbessertes öffentliches und internes Image • Positive und auch tragfähige Alltags- und Sozialkontakte • Interne und externe Akzeptanz des hohen Engagements des Teams Aber auch Sorge wegen möglicher Rückschritte! Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 23
Berichterstattung NRZ, Oktober 2010 Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 24
Berichterstattung NRZ, Januar 2012 Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 25
Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 26
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Inklusive Lebensbedingungen schaffen für Menschen mit geistiger Behinderung und hohem sozialen Integrationsbedarf am Beispiel des LVR-Wohnverbundes Friedrichstraße, Kamp-Lintfort Köln, 16. 03. 2012 Ute Bremm, Regionalleiterin Kreis Wesel Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Angeleitetes Sozialpraktikum im LVR-HPH-Netz Niederrhein Beitrag zur Bewusstseinsbildung – eine Grundvoraussetzung für inklusive Lebensbedingungen Köln, 16. 03. 2012 Doris Friedrich-Brockhoff, Personalentwicklung Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Ziele eines Sozialpraktikums • Soziales Lernen außerhalb des Klassenzimmers • In unbekannten Räumen mitmenschliche und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen • Lernen, mit Menschen aus anderen sozialen Schichten, in anderen Lebenslagen und in anderem Alter zu kommunizieren • Herausforderungen und Begegnungen erleben, die zur Persönlichkeitsbildung beitragen Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 29
Sozialpraktikum im LVR-HPH-Netz Niederrhein Kooperation mit dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Kleve • Soziales lernen steht im Gymnasium nicht im Vordergrund • Idee zum Sozialpraktikum einzelnen Lehrkräften vorgestellt • Einwöchiges Sozialpraktikum in der Jahrgangsstufe 9 wird von den Schulgremien befürwortet • Vor- und Nachbereitung in den Fächern Religion und Praktische Philosophie • Kontroverse Diskussion mit Eltern Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 30
Sozialpraktikum im LVR-HPH-Netz Niederrhein Zielsetzung des Gymnasiums • Kennenlernen, bewusstes Wahrnehmen einer Lebensrealität, die heute in der Regel eher außerhalb des Wahrnehmungs- und Erfahrungsbereichs der Schülerinnen und Schüler liegt • Schülerinnen und Schüler, die sich im Schulalltag vor allem mit intellektuellem Wissen beschäftigen, sollen ihre eigene Wahrnehmung schärfen, um eigene Vorurteile und Klischees zu hinterfragen und ihnen konsequent zu begegnen. • Hemmschwellen, Berührungsängste und Vorurteile abbauen • Möglichkeit, existentielle Erfahrungen zu machen; auch: existentielle Betroffenheit herzustellen • Förderung der Fähigkeit, die Befindlichkeit anderer zu erkennen und ihre Gefühle zu verstehen Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 31
Sozialpraktikum im LVR-HPH-Netz Niederrhein • Wohnverbünde als Lernorte für die Schülerinnen und Schüler • 12 Schülerinnen und Schüler in Wohnhäusern und Heilpädagogischen Zentren • Schriftliche Bewerbung und Vorstellungsgespräch zum Kennenlernen der Schülerinnen und Schüler • Informationen über den Praktikumsort • Praxisanleitung vor Ort zur Begleitung und Anleitung • Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler im Sozialpraktikum Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 32
Beispiel zur Berichterstattung: Rheinische Post Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 33
Anmerkungen einer Schülerin: Ute Brackmann, 14 Jahre Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012 Folie 34
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Angeleitetes Sozialpraktikum im LVR-HPH-Netz Niederrhein Beitrag zur Bewusstseinsbildung – eine Grundvoraussetzung für inklusive Lebensbedingungen Köln, 16. 03. 2012 Doris Friedrich-Brockhoff, Personalentwicklung Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
Herzlichen Dank! Rahmenkonzept zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Beispiele aus dem LVR-HPH-Netz Niederrhein Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen Köln, 16. 03. 2012 Hans Lotgerink, Regionalleiter Region Goch - Weeze Ute Bremm, Regionalleiterin Region Kreis Wesel Doris Friedrich-Brockhoff, Personalentwicklung Thomas Ströbele, Fachlicher Direktor Ausschuss für den LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, Köln, 16. 03. 2012
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