Prfungsrecht HMMERICH BISCHOFF in Partnerschaft Christiane Wagner Rechtsanwltin
Prüfungsrecht HÜMMERICH & BISCHOFF in Partnerschaft Christiane Wagner Rechtsanwältin und Mediatorin Fachanwältin für Arbeitsrecht Fachanwältin für Verwaltungsrecht „Workshop zum Prüfungsrecht“ Rechtliche Grundlagen Erarbeitung und Anwendung von Prüfungsordnungen Die Beteiligten am Prüfungsverfahren Stand: März 2015 Hochschule für technik und Wirtschaft Dresden Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden 12. 03. 2015
T h e m e n : A. B. C. Die Rechtsgrundlagen im Prüfungsrecht I. Die Normenpyramide II. Grundgesetz und Sächsische Verfassung III. Das Sächsische Hochschulfreiheitsgesetz IV. Prüfungs- und Studienordnungen Die Beteiligten im Prüfungsverfahren I. Prüfer und Prüfling II. Die Bestellung des Prüfers III. Der Prüfungsausschuss IV. Die Prüfungskommission Erarbeitung und Anwendung von Prüfungsordnungen I. Die Anforderungen an Prüfungsordnungen 1. Formelle Anforderungen 2. Inhaltliche Anforderungen II. Gestaltungsmöglichkeiten – Rahmen und Spielraum im Vorfeld und nach Genehmigung der Prüfungsordnung III. 21. 02. 2021 Einzelne Prüfungsarten Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 2
„Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. “ Art. 12 Abs. 1 GG (Art. 28 Abs. 1 Sächs. Verf „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, „Alle Menschen sind vor dem soweit er nicht die Rechte anderer Gesetz gleich. “ verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. “ Prüfungen Art. 3 Ab. 1 GG, Art. 18 Abs. 1 Sächs. Verf Art. 2 Abs. 1 GG, Art. 15 Sächs. Verf 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 3
Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes Prüfungsrecht als Teil der Eingriffsverwaltung Gesetzmäßigkeitsprinzip: Die Verwaltung muss gesetzmäßig handeln. Sie ist durch Art. 20 Abs. 3 GG an Gesetz und Recht gebunden Vorrang des Gesetzes: Vorbehalt des Gesetzes = Vorrangprinzip = Vorbehaltsprinzip Behörden müssen den Gesetzen entsprechend handeln Die Verwaltung darf nur tätig werden, wenn sie hierzu durch und dürfen keine gegen die Gesetze verstoßenden Gesetz ermächtigt ist. Ohne gesetzliche Grundlage kein rechtmäßiges Handeln der Verwaltung maßnahmen treffen.
NORMENHIERARCHIE Rechtliche Grundlagen des Prüfungsrechts Grundgesetz Gesetzesvorbehalt Sächsische Verfassung Gesetzesvorbehalt Bundesgesetze: Hochschulrahmengesetz Landesgesetze: Hochschulfreiheitsgesetz Verordnungen: Staatsprüfungen Satzungen: Prüfungs- und Studienordnungen 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 5
• Leistungsbewertung als höchstpersönliche Einschätzung des Prüfers Prüfung • Bewertungsspielraum des Prüfers • Defizit an Grundrechtsschutz durch den Bewertungsspielraum der Prüfer Grundrechte • Verfahrensrechtliche Absicherung des Grundrechtsschutzes als Ausgleich • Wesentlichkeitstherorie: Die Grundentscheidungen zur Prüfung und zum Prüfungsverfahren in „ob“ und wie Grundrechtsschutz durch Verfahren 21. 02. 2021 muss der Gesetzgeber selbst treffen. “ • Deshalb: Die Mindestanforderungen an den Inhalt von Prüfungen- Prüfungs- und Studienordnungen müssen durch Parlamentsgesetze geregelt werden - §§ 34, 35, 36 und 37 Sächs. HSFG Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 6
Grundrechtsschutz durch Verfahren Beurteilungsspielraum des Prüfers Grundrechtsschutz durch Verfahren eingeschränkter Rechtsschutz für den Prüfling verfahrensrechtliche Absicherung durch ein engmaschiges Netz von Regelungen Grundrechtsschutz durch Verfahren Uneingeschränkte zwingende Geltung der Verfahrensregeln Grundrechtsschutz durch Verfahren heißt: Materieller Grundrechtsschutz im Prüfungsrecht durch das Prüfungsverfahren, das gerichtlich voll überprüfbar ist. 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 7
Grundrechtsschutz durch Verfahren erfordert: - Prüfungen auf der Basis einer förmlichen Prüfungsordnung - Prüfungsordnung basiert auf tragfähiger rechtlicher Grundlage - besondere Hinweis-, Aufklärungs- und Informationspflichten der Prüfungsbehörde gegenüber dem Prüfling - Wahrung von Fairness und Sachlichkeit durch die Prüfungsorgane - Kollegialprinzip als Ausgleich für die beschränkte Überprüfbarkeit von Prüfungsentscheidungen - Antwortspielraum des Prüflings - Kausalität bei Verfahrensfehlern wird unterstellt - „Überdenkungsverfahren“ 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 8
Anforderungen an Prüfungsordnungen: f o r m e l l • Erarbeitung der Prüfungsordnung durch die Fakultät 1. (im Rahmen des Sächs. HFG, der Musterordnung) • Beschluss der Prüfungsordnung durch den Fakultätsrat 2. 3. 4. 21. 02. 2021 (Beschlussfähigkeit, Beschluss mit der erforderlichen Mehrheit) • Genehmigung durch das Rektorrat • Veröffentlichung und Inkrafttreten Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 9
Anforderungen an Prüfungsordnungen: n o t w e n d i g e I n h a l t e Den notwendigen Inhalt der Prüfungsordnungen gibt bereits § 34 Abs. 1 Satz 2 Säch. HFG vor: Danach hat die Prüfungsordnung das Prüfungsverfahren und die Prüfungsgegenstände zu regeln. Es muss mindestens geregelt sein: 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 10
1. die allgemeinen Zulassungsvoraussetzungen für den Studiengang. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Sächs. HFG , § 7 Muster. PO HTW 2. die Regelstudienzeit § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Sächs. HFG, § 2 Muster. PO HTW 3. der Höchstumfang der insgesamt erforderlichen Lehrveranstaltungen in den einzelnen Studienabschnitten In Semesterwochenstunden, soweit keine Modularisierung erfolgt. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3, 1. Alt. Sächs. HFG 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 11
4. der Studienaufbau § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3, 2. Alt. Sächs. HFG 5. der Prüfungsaufbau § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3, 3. Alt. Sächs. HFG, § 4 Muster. PO HTW 6. die Dauer einer dem Studium dienende berufspraktische Tätigkeit (Praktikum) § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4, 1. Alt. Sächs. HFG 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 12
7. die Dauer einer im Ausland zu verbringenden Studienleistung § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4, 2. Alt. Sächs. HFG 8. die Anzahl der Leistungsnachweise für die Zulassung zu einer Prüfung und die Anzahl der Wiederholungsmöglichkeiten dazu. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 Sächs. HFG, § 9 Muster. PO HTW 9. Anzahl, Art, Gegenstand und Ausgestaltung der Fach- und Modulprüfungen, Zwischen- und Abschlussprüfungen. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Sächs. HFG, § 9 Muster. PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 13
10. Anzahl, Art, Gegenstand und Ausgestaltung von Prüfungsleistungen § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7, 1. Alt. Sächs. HFG, §§ 9, 13, 14 Muster. PO HTW 11. die Bearbeitungszeit für die Anfertigung der Abschlussarbeit § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7, 2. Alt. Sächs. HFG, § 14 Muster. PO HTW 12. die Fristen, die Voraussetzungen und das Verfahren für die Meldung und Zulassung zu den Fach- und Modulprüfungen und deren Wiederholungen. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 8, 1. Alt. Sächs. HFG, § 8 Muster. PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 14
13. die Modalitäten zur Bekanntgabe der Prüfungstermine und Ergebnisse Anzahl, Art, Gegenstand und Ausgestaltung von Prüfungsleistungen § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 8, 2. Alt. Sächs. HFG 14. die Anrechnung von Studienzeiten sowie Studien- und Prüfungsleistungen, die in anderen Studiengängen erbracht wurden § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 9 Sächs. HFG, §§ 23, 24 Muster. PO HTW 16. die Anrechnung von außerhalb des Studiums erworbenen Qualifikationen, soweit diese Teilen des Studiums nach Inhalt und Anforderung gleichwertig sind und diese damit ersetzen können. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 10 Sächs. HFG 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 15
17. die Form und das Verfahren der Fach- und Modulprüfungen. § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 11, 1. Alt. Sächs. HFG, §§ 10 bis 12 Muster. PO HTW 18. die Folgen von Versäumnissen, den Rücktritt, bei Täuschung und bei Verstößen gegen Prüfungsvorschriften § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 11 2. Alt. Sächs. HFG, § 17 Muster. PO HTW 19. Grundsätze der Bewertung und Benotung der einzelnen Prüfungsleistungen, die Ermittlung des Prüfungsgesamtergebnisses und das Bestehen der Fach- und Modulprüfungen § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 12 Sächs. HFG, §§ 15, 16, 18 Muster. PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 16
20. die Fristen für die Bewertung schriftlicher Prüfungsleistungen durch die Prüfer § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 13 Sächs. HFG 21. die Zusammensetzung, Zuständigkeiten und Aufgaben der Prüfungsorgane § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 14 Sächs. HFG, §§ 20 - 22 Muster. PO HTW 22. den aufgrund der bestandenen Bachelorprüfung zu verleihenden Hochschulgrad § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 15 Sächs. HFG, § 25 Muster. PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 17
23. Inhalt und Gestaltung der Zeugnisse und der Urkunde über die Verleihung des Hochschulgrades sowie die Ausgestalltung des Diploma Supplements § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 16 Sächs. HFG, § 25 Muster. PO 24. das Recht zur Einsicht in die § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 17 Sächs. HFG, § 27 Muster. PO HTW 25. das Widerspruchsverfahren der Hochschule § 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 18 Sächs. HFG, § 28 Muster. PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 18
Arten von Prüfungen mündlich (klassisch oder z. B. als Referat, Vortrag, Präsentation) als Multiple Choice mündlich praktisch (z. B. Entwurf mit Präsentation) Einzeloder schriftlich (z. B. Klausur, Hausarbeit) 21. 02. 2021 praktisch Prüfung Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B (z. B. Experimente, Entwürfe) G R U P P E N P R Ü F U N G 19
Gestaltungsmöglichkeiten Vor Genehmigung der Prüfungsordnung Aufnahme der gewünschten Prüfungsformen Ggfs. erhöhter Regelungsbedarf bei computergestützten Prüfungen, Multiple Choise (z. B. Datenschutz, Ausschluss von Manipulation, Zugriffsrechte, Kontrolle) im Rahmen der Prüfungsordnung Nach der Genehmigung der Prüfungsordnung • Auswahl des Lehrstoffes (im Gestaltung nur im Rahmen der Prüfungsordnung oder Änderung durch Änderungssatzung mit neuem Genehmigungsverfahren Rahmen der Vorgaben der Modulbeschreibung, Schwerpunktsetzung) • daraus Auswahl der Prüfungsthemen • Wahl der Prüfungsform (schriftlich, mündlich, alternativ, soweit nicht durch das Modulhandbuch vorgegeben) • Keine Computerprüfung 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B Achtung: Übergangsfristen/ Übergangsregelungen 20
Die Beteiligten am Prüfungsverfahren Prüfungsrechtsverhältnis: Prüfungsbehörde (für die Prüfungsorganisation zuständige Stelle – Prüfungsausschuss) Prüfer als Einzelprüfer 21. 02. 2021 - beginnt mit der Zulassung zur Prüfung - endet mit dem Bestehen/ dem endgültigen Nichtbestehen der Prüfung Prüfling als Teil eines Kollegialorgans (Prüfungskommission/ Prüfungsausschuss) Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 21
Der Prüfungsausschuss als für die Prüfungsorganisation zuständige Stelle Die Prüfungsordnung muss regeln: Das „Wie“ Das „OB“ 1 . Organisation des Prüfungswesens • Bestellung • § 20 Abs. 1 Satz 1 Muster. PO HTW § 22 Abs. 1 Nr. 1 Muster. PO HTW Behörde/ Widerspruchsbehörde weitere Aufgaben nach der PO 2. 3. • Zusammensetzung und Amtszeit • § 20 Abs. 1 Satz 2, 3 und 4 Muster. PO HTW • Beschlussfähigkeit und Mehrheitsverhältnis • § 20 Abs. 2 Muster. PO HTW § 22 Abs. 1 Nr. 4 i Muster. PO HTW Aufgaben Delegation von Aufgaben auf den Vorsitzenden Anrechnung von Leistungen § 22 Abs. 1 Nr. 4 b, f Muster. PO HTW Bestellung der Prüfer § 20 Abs. 3 Muster PO HTW § 22 Abs. 1 Nr. 3 Muster PO HTW 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 22
Rechtsfolgen falsche Prüfungsform falscher Prüfer/ keine bzw. unwirksame Bestellung falscher Prüfungsstoff Rechtsfehler im Verfahren zur Leistungsermittlung Rechtswidrigkeit der Prüfung und der Prüfungsentscheidung Wiederholung der Prüfung ! 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 23
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Ihnen noch einen schönen Tag und eine angenehme Heimfahrt! 21. 02. 2021 Hümmerich & Bischoff in Partnerschaft mb. B 24
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