Politisches Framing Wie Sprache als antidemokratisches Kampfmittel eingesetzt

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Politisches Framing Wie Sprache als antidemokratisches Kampfmittel eingesetzt wird Wie wird Meinung hergestellt? Zu

Politisches Framing Wie Sprache als antidemokratisches Kampfmittel eingesetzt wird Wie wird Meinung hergestellt? Zu diesem für demokratische Gesellschaften so eminent wichtigen Sachverhalt legt die Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling neue Studien vor: Wörter bestehen aus mehreren Bedeutungsebenen. Dies muss berücksichtigen, wer politisch erfolgreich tätig sein will. Wir lernen Wehlings Thesen kennen, überprüfen sie an tagesaktuellen Beispielen und reflektieren Argumente für kommende Kampagnen. Christoph Hefel, Pädagoge; Susy Greuter, Sozialwissenschaftlerin und Redaktorin; Otto Georg Tschuor, Gernanist und Historiker; Helena Kangur, Kommunikation und Konfliktforschung. |Weitere Informationen: Elisabeth Wehling: „Politisches Framing – Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht“, 2016, 226 S. , 978 -3 -86962 -208 -8 | Samstag, 13: 15 h | Raum 104 1

Politisches Framing Wie Sprache als antidemokratisches Kampfmittel eingesetzt wird Ablauf Begrüssung und Einführung Christoph

Politisches Framing Wie Sprache als antidemokratisches Kampfmittel eingesetzt wird Ablauf Begrüssung und Einführung Christoph Hefel Sprachliches Framing – Was ist das? Susy Greuter Economic-Framing Otto Tschuor Die Nicht-Sager-Falle Helena Kangur Kampagnen und ihre Frames Christoph Hefel Workshop ‚Framing and Campaigning‘ lustvolles Kreieren von politischen Frames Und jetzt? – Eine Projektidee Otto Tschuor F: 2 F: 3 - 14 F: 15 – 30 F: 31 - 36 F: 37 - 43 F: 44 - 48 F: 49 2

Reclaim Democracy Workshop Sprachliches ‚Framing‘ Was ist das? Botschaften tragen durch die Wortwahl die

Reclaim Democracy Workshop Sprachliches ‚Framing‘ Was ist das? Botschaften tragen durch die Wortwahl die Wertung der Botschaft mit Wortwahl + Wertung = Botschaft = Wortwahl + Wertung 3

Bekanntes. . . Worte wecken Assoziationen + Bilder aus dem Gedächtnis Netze von Assoziationen

Bekanntes. . . Worte wecken Assoziationen + Bilder aus dem Gedächtnis Netze von Assoziationen = „Frames“ ‚Frames‘ = Deutungsrahmen 5

Tausende ‚Frames‘ in jedem Kopf • von aussen häufig verstärkt > prioritär assoziiert •

Tausende ‚Frames‘ in jedem Kopf • von aussen häufig verstärkt > prioritär assoziiert • kaum mehr verstärkt > überlagert, weggedrängt • + widersprüchlich! => „das innere Team“ ( (Schulz-von Thun) 6

‚Frames‘ = neuronale Verknüpfungen • passieren im frühen Lernen und durch Erfahrung …. und

‚Frames‘ = neuronale Verknüpfungen • passieren im frühen Lernen und durch Erfahrung …. und (später) Propaganda • Dinge, Eigenschaften, Umstände: werden in Verbindung gehört und erlebt • Neuronale Repräsentationen verknüpfen sich: zwischen den Neuronen bilden sich Synapsen 7

„Hebbian Learning“: Wiederholung der Verknüpfung verstetigen die synaptischen Verbindungen • Verstärken sich bei jeder

„Hebbian Learning“: Wiederholung der Verknüpfung verstetigen die synaptischen Verbindungen • Verstärken sich bei jeder Aktivierung • Aufnahme / Wertung späterer Einprägungen: ist bestimmt durch erste, in der Kindheit gebildete / häufig verstärkte Frames nnnnnn>>>> ‚Deep seated Frames‘ 8

‚deep seated frames‘ „tiefsitzende Deutungsrahmen“ • identitär: gehören zur Identität, daher doppelt emotional aufgeladen

‚deep seated frames‘ „tiefsitzende Deutungsrahmen“ • identitär: gehören zur Identität, daher doppelt emotional aufgeladen • schwierig zu dekonstruieren: - Identitäres angreifen >>>> Angst - „ bestätigen >>>> Wohlgefühl 9

‚Frames‘ Assoziationen abrufen? ! durch Bild(er), Worte, Sätze, die zu bestehendem ‚Frame‘ gehören Bewusst

‚Frames‘ Assoziationen abrufen? ! durch Bild(er), Worte, Sätze, die zu bestehendem ‚Frame‘ gehören Bewusst auf einen Zusammenhang hin gemachte Wortwahl => ‚framing‘ 10

Wird ein ‚Frame‘ aktiviert. . . • kommen historische Erfahrungen u. Überliefertes zu diesem

Wird ein ‚Frame‘ aktiviert. . . • kommen historische Erfahrungen u. Überliefertes zu diesem Zusammenhang dazu • zugeschriebene Eigenschaften sofort präsent • mentale und körperliche Repräsentation kommt mit: = > „Kognitive Simulation“: - - selbst zugehörige Bewegungen werden inerviert • zugehörige Bilder rascher erkannt • zugeordnete Stimmungen und Wertungen tauchen auf 11

Im Schnitt 2% • Nur 2% aufgenommener Fakten werden bewusst neu registriert (wissensch. erhärtet!)

Im Schnitt 2% • Nur 2% aufgenommener Fakten werden bewusst neu registriert (wissensch. erhärtet!) • „Rest“ wird durch Verknüpfung mit bestehenden ‚Frames‘ verstanden, also: > unüberwacht und bereits werthaltig • ‚Framing‘-Effekte bleiben unbewusst • Entscheide fallen zu 90% durch Rückgriffe auf ‚Frames‘ 12

Abstraktion • Fakten zusammenfassen durch abstrakte Begriffe ohne Assoziationsmöglichkeit ? > werden nicht verstanden

Abstraktion • Fakten zusammenfassen durch abstrakte Begriffe ohne Assoziationsmöglichkeit ? > werden nicht verstanden => HYPOKOGNITION • Abstraktes wird immer durch direkt erfahrene Fakten des Zusammenhangs , geframt‘ und dadurch denkbar gemacht (= verstanden) • Studieren = neue Begriffe bewusst mit Assoziationen (Auswirkungen, Herkunft, Geschichte) verknüpfen 13

Metaphern • Rhetorische Metaphern und Bilder verbalisieren Erfahrbares: „Nadel im Heuhaufen“ • Konzeptuelle Metapher,

Metaphern • Rhetorische Metaphern und Bilder verbalisieren Erfahrbares: „Nadel im Heuhaufen“ • Konzeptuelle Metapher, 1 Wort = stärker verschlüsselt Beispiele: „OBEN“ => [F: hinaufschauen, wie Kind zu Erwachsenen] in „Oberhand“, „Oberschicht“ „ÜBER“ => [F: unten stehen, -liegen] überwältigen, Überflieger, Überfremdung „Markt“ => [F: Markt => gleichgrosse Marktstände, gleichgestellte Anbieter ] 14

Economic-Framing ( Denkmuster in der Wirtschaftswelt) 15

Economic-Framing ( Denkmuster in der Wirtschaftswelt) 15

Aufgabe: • Sie erhalten eine Aussage einer Gewerkschafterin. • Formulieren Sie die folgenden Frames

Aufgabe: • Sie erhalten eine Aussage einer Gewerkschafterin. • Formulieren Sie die folgenden Frames um. • Wie würde der Arbeitgeberverband den folgenden Satz formulieren? 16

Die Arbeitgeber wollen die frei verfügbare Zeit der Arbeitnehmer einschränken. 17

Die Arbeitgeber wollen die frei verfügbare Zeit der Arbeitnehmer einschränken. 17

1. Frame: frei verfügbare Zeit • Freizeit • Zeit, die wir mit Familie und

1. Frame: frei verfügbare Zeit • Freizeit • Zeit, die wir mit Familie und Freunden, Kindern …. verbringen • chillen • Hobbies • Feierabend • eigene Projekte • … 18

2. Frame: einschränken • Schranke, Hürde • bändigen 19

2. Frame: einschränken • Schranke, Hürde • bändigen 19

Die UBS verspricht: Der Arbeitgeber entwickelt die Flexibilität der Arbeitnehmer in unserem Land weiter.

Die UBS verspricht: Der Arbeitgeber entwickelt die Flexibilität der Arbeitnehmer in unserem Land weiter. (Quelle: S. Ermotti, NZZ vom 7. 1. 17) Das heisst: Die Arbeit………. wollen die frei verfügbare Zeit der Arbeit………. einschränken. (Übersetzung frei nach O. Tschuor) 20

Flexibilität der Arbeitsleisterin weiterentwickeln Arbeitsleist Arbeitsnu tzer erin 21

Flexibilität der Arbeitsleisterin weiterentwickeln Arbeitsleist Arbeitsnu tzer erin 21

Deregulierung = Gesetze abschaffen! Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (Arbeitsgesetz,

Deregulierung = Gesetze abschaffen! Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (Arbeitsgesetz, Ar. G)1 vom 13. März 1964 (Stand am 1. Dezember 2013) (Quelle: https: //www. admin. ch/opc/de/classifiedcompilation/19640049/index. html, Zugriff am 18. 1. 2017) 22

Der Regulator = Personifikation des Bösen! Regeln gibt es im Spiel. Die Regeln dürfen

Der Regulator = Personifikation des Bösen! Regeln gibt es im Spiel. Die Regeln dürfen während des Spieles nicht geändert werden. Er hält sich nicht an die Regeln. Die Regeln selbst aufstellen. 23

Regulator • Personifikation der Gesetzgebung trennt und vereinfacht den Prozess der Gesetzgebung im parlamentarischen

Regulator • Personifikation der Gesetzgebung trennt und vereinfacht den Prozess der Gesetzgebung im parlamentarischen Geschäft. • Der Regulator als Zielscheibe für alle staatlichen Gesetze. • Die Komplexität des Prozesse wird vereinfacht. • Herauslösung aus der Gesetzgebung. • Die Lösung ist die Deregulierung. 24

Deregulierung Abschaffung von Gesetzen zum Schutz der Gesellschaft. Gesetze sind keine Regeln. Das Parlament

Deregulierung Abschaffung von Gesetzen zum Schutz der Gesellschaft. Gesetze sind keine Regeln. Das Parlament ist die Legislative und erlässt die Gesetze. Die Verfassung bestimmt die Kompetenzen. Deregulierung leugnet den demokratischen Prozess der Gesetzgebung. 25

Steuerstreit vs Strafanklage Redewendungen zu Streit: Redewendungen Anklage Im Streit liegen. Unter Anklage stehen.

Steuerstreit vs Strafanklage Redewendungen zu Streit: Redewendungen Anklage Im Streit liegen. Unter Anklage stehen. Streit um des Kaisers Bart. Jemanden unter Anklage stellen. Darüber streiten sich die Gelehrten. Auf der Anklagebank sitzen. Über Geschmack lässt sich streiten. Jemanden auf die Anklagebank setzen. 26

Was tun, wenn die Wohlfahrt stillsteht? 27

Was tun, wenn die Wohlfahrt stillsteht? 27

Abstimmungen vom 12. Februar 2017 zurecht-geframt Nein zum Unternehmenssteuer-abenteuer! Nein zum Unternehmenssteuer-umbruch! 28

Abstimmungen vom 12. Februar 2017 zurecht-geframt Nein zum Unternehmenssteuer-abenteuer! Nein zum Unternehmenssteuer-umbruch! 28

Vielen Dank fürs mitmachen! 29

Vielen Dank fürs mitmachen! 29

Aufruf zum Mitmachen • Eine Semantikgruppe entsteht • Ziele: 1. aufspüren, einordnen, neuformulieren von

Aufruf zum Mitmachen • Eine Semantikgruppe entsteht • Ziele: 1. aufspüren, einordnen, neuformulieren von Denkmustern in der politischen Debatte 2. Vorschläge diskutieren und festlegen 3. in die politische Diskussion einframen über Zeitungen, Radio, Fernsehen, neue kommunikative Kanäle durch …… Interessiert? Dann anmelden per Mail: o. tschuor@bluewin. ch 30

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In seinem Buch ‚Der Kampf um die Demokratie‘ zitiert Arno Gruen verschiedene sozialpsycholgische Studien,

In seinem Buch ‚Der Kampf um die Demokratie‘ zitiert Arno Gruen verschiedene sozialpsycholgische Studien, welche eine interessante Verteilung der ideologischen Orientierung in der Gesellschaft ergeben haben: etwa 30% der Bevölkerung sind aufgeschlossen und auf Ausgleich und Mitmenschlichkeit bedacht, wiederum etwa 30% der Bevölkerung auf der andern Seite des Spektrums stemmen sich gegen Ausgleich und Rücksichtnahme Schwächeren gegenüber und unterstützen klar autoritäre Gesellschaftakonzepte. Chancen für eine menschlichere Gesellschaft sieht A. Gruen darin, wenn sich die Mehrheit der mittleren 40% mit diesen Zielen identifizieren kann. Fürs politische Handeln heisst das, dass die fortschrittlichen Kräfte bei der Gestaltung von Kampagnen nicht nur ihre Leute ins Visier nehmen müssen, sondern viel mehr die Mitte der Gesellschaft. Und diese Absicht muss auch in den verwendeten Worten zum Ausdruck kommen. 38

Wenn das Verbot der weiteren Nutzung der Atomenergie mit dem Begriff Ausstieg‘ anschaulich und

Wenn das Verbot der weiteren Nutzung der Atomenergie mit dem Begriff Ausstieg‘ anschaulich und attraktiv gemacht werden will, beinhaltet der politische Frame natürlich die grosse Unsicherheit, wo man aussteigen will. Niemand verlässt gerne einen sicher fahrenden Zug und steigt dann im Nirgendwo, mitten im Abseits aus. Die Sicherheit, welche mit dem Ausstieg erzielt werden wollte, hat sich für zu viele Schweizer. Innen als Unsicherheit dargestellt. Und natürlich ist ein geordneter Ausstieg wichtig. Doch wenn der Frame schon Unsicherheit transportiert, wem bringt es dann etwas wenn dieser in geordneten Bahnen verläuft? Zur UST 3 -Abstimmung ist zu sagen, dass das Wort ‚Bschiss’ aus dem Vokabular der Kinder stammt. Und so erzeugt der Frame das Bild eines kleinen, leichten Vergehens. Das ist ja bei der UST 3 gerade nicht der Fall. Doch wenn der Begriff ‚Bschiss’ bewusst gewählt worden ist, dann hat er ja vielleicht gerade auch zum positiven Wahlausgang beigetragen, denn in der Mitte der Gesellschaft kommt ‚Bschiss’ besser an als ‚Raub’, ‚Abzocke’, ‚Betrug’, etc. 39

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Workshop ‚politisches Framing‘ kurze Präsentation von drei künftigen Volksinitiativen Aufgabe: Bilden Sie Kleinguppen, wählen

Workshop ‚politisches Framing‘ kurze Präsentation von drei künftigen Volksinitiativen Aufgabe: Bilden Sie Kleinguppen, wählen Sie eine der Initiativen aus und versuchen Sie, Frames herauszuarbeiten, welche auch in der Mitte der Gesellschaft gut ankommen. Anschliessend werden die verschiedenen Inputs im Plenum vorgestellt und diskutiert. 44

Eidgenössische Volksinitiativen 'Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie' ‚Transparenzinitiative -

Eidgenössische Volksinitiativen 'Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie' ‚Transparenzinitiative - für mehr Transparenz in der Politikfinanzierung‘ ‚Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide’ 45

'Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie' 46

'Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie' 46

TRANSPARENZINITIATIVE - für mehr Transparenz in der Politikfinanzierung Trägerschaft: Einzelpersonen, linke Parteien und Gruppierungen

TRANSPARENZINITIATIVE - für mehr Transparenz in der Politikfinanzierung Trägerschaft: Einzelpersonen, linke Parteien und Gruppierungen 47

 Trägerschaft: future 3. ch, eine kleine Vereinigung aus Cudrafin, . . . 48

Trägerschaft: future 3. ch, eine kleine Vereinigung aus Cudrafin, . . . 48

Aufruf zum Mitmachen • Eine Semantikgruppe entsteht • Ziele: 1. aufspüren, einordnen, neuformulieren von

Aufruf zum Mitmachen • Eine Semantikgruppe entsteht • Ziele: 1. aufspüren, einordnen, neuformulieren von Denkmustern in der politischen Debatte 2. Vorschläge diskutieren und festlegen 3. in die politische Diskussion einframen über Zeitungen, Radio, Fernsehen, neue kommunikative Kanäle durch …… Interessiert? Dann anmelden per Mail: o. tschuor@bluewin. ch 49