Pogledi Senahida Halilovia na odnose izmeu bosanskogbonjakog hrvatskog
Pogledi Senahida Halilovića na odnose između bosanskog/bošnjačkog, hrvatskog i srpskog jezika Staudacher Stefanie Sprachwissenschaftliches SE (BKS) 515. 056: Die nationale Sichtweise des Verhältnisses zwischen dem Bosnischen/Bosniakischen, Kroatischen und Serbischen (WS 2011/12) LV-Leiter: Branko Tošović 17. 1. 2012 1
Inhalt Senahid Halilović: „Das Bosnische“ Senahid Halilović: „Osobenosti pravopisne norme bosanskoga, hrvatskog, crnogorskog isrpskog jezika“ 2
Inhalt Senahid Halilović Sprachbezeichnung ʽBosnischʼ Unterschiede und Gemeinsamkeiten der momentan gültigen orthographischen Normen - Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. - Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen - Ergänzungen und Korrekturen in den gegenwärtigen Rechtschreibungen Zusammenfassung 3
Senahid Halilović 4
Senahid Halilović geboren 1958 in Tuholj, in der Gemeinde Kladanj (Bi. H) bosniakischer Linguist, Dialektologe, Professor an der Philosophischen Fakultät in Sarajevo Studium an der Philosophischen Fakultät in Belgrad 5
Senahid Halilović Erlangung des Doktortitels 1990 verantwortlicher Redakteur der Bosnischherzegowinischen dialektologischen Jahresschrift aktueller Präsident des Slawistischen Komitees in Bi. H 6
Wichtigste Werke Bosanski jezik (1991) Pravopis bosanskoga jezika (1996) Gramatika bosanskoga jezika (2000) – mit Dževad Jahić und Ismail Pahić Rječnik bosanskoga jezika (2010) – mit Ismail Palić und Amela Šehović 7
Sprachbezeichnung ʽBosnischʼ Die Bezeichnung ʽbosnische Spracheʼ wurde in Bosnien vom Mittelalter bis heute kontinuierlich gebraucht. Welche Sprachsituation findet man in Bi. H zur Zeit Österreich-Ungarns vor? 8
Sprachsituation in Bosnien zur Zeit Österreich-Ungarns Die Bezeichnung ʽbosnische Spracheʼ wurde ab 1. Januar 1879 offiziell gebraucht, wurde aber bald zunehmend auch von der Bezeichnung ʽserbokroatische Spracheʼ verdrängt. 9
Sprachsituation in Bosnien zur Zeit Österreich-Ungarns Die „Gramatika bosanskoga jezika za srednje škole“ (1889) war ein Versuch der Landesregierung ein multiethnisches Schulwesen einzuführen. 10
Verbreitung der Sprachbezeichnung ʽBosnischʼ Die Bezeichnung ʽbosnische Spracheʼ wird nicht nur von Bosniaken in Bosnien verwendet, sondern auch von anderen, die sich als Bosniaken/Bosnier fühlen (im Sandžak, Kosovo, Montenegro, Makedonien, Türkei). 11
Bedeutung der Sprachpolitik für das Bosnische Kritik von Halilović: „In Bezug auf die allgemeine Lage innerhalb des bisherigen Sprachstandards können wir sagen, daß hier die Hauptschuldigen die Bosniaken selbst waren, denn sie ignorierten sich selbst, ʽwichenʼ ihrer Sprache aus und verdrängten diese. […] Zu hören ist auch die Ansicht, daß der aktuelle Zustand unserer Sprache deswegen so ist, weil es immer einen natürlichen Druck der sprachlichen Dominanz gegeben hat, gepaart mit einer gewissen Sorglosigkeit der Bosniaken selbst über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und über die zukünftigen Perspektiven“ (Halilović 1999: 422). 12
Standardisierung des Bosnischen Halilović: Wichtigkeit der Standardisierung der bosnischen Sprache „Eine stabilisierte Normierung der bosnischen Sprache, die von allen Bosniaken als etwas Eigenes akzeptiert werden könnte, wird unserer geistigen Wiedervereinigung dienen und ein bedeutendes Bollwerk darstellen gegen die jahrhundertewährenden Spaltungsund Assimilierungsprozesse von links wie von rechts. Dies alles belegt die eminente Bedeutung der Standardsprache für das historische Schicksal einer Nation sowie die Wichtigkeit der normativen Handbücher (Orthographie, Lexika, Grammatiken)“ (Halilović 1999: 424). 13
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der momentan gültigen orthographischen Normen des Bosnischen, Kroatischen, Serbischen und Montenegrinischen 14
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. Jugoslawien I: Pravopis hrvatskog ili srpskog jezika (1921– 1951) – Dragutin Boranić Pravopis srpskohrvatskog književnog jezika (1923– 1950) – Aleksandar Belić 15
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. Jugoslawien II: Pravopis hrvatskosrpskoga književnog jezika s pravopisnim rječnikom (1960) Damit wurde eine gemeinsame orthographische Norm für die Serben, Kroaten, Bosniaken und Montenegriner geschaffen. 16
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. Jugoslawien II: In der Rechtschreibung von 1960 sind einige Schwächen der damaligen Norm ausgemerzt worden, z. B. : - die Auslassung von j in zmiski, aziski usw. - die formale grammatische Interpunktion 17
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. Jugoslawien II: Anfang der 70 er-Jahre beginnt die Arbeit an separaten normativen Handbüchern in Kroatien: Hrvatski pravopis (1971) – Babić/ Finka/ Moguš 18
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. Jugoslawien II: Pravopisni priručnik hrvatskoga ili srpskoga jezika (1986) – Vladimir Anić/Josip Silić 19
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. „njegova je zadaća […] da, u skladu s načelima zajedničkog pravopisa hrvatskoga ili srpskoga jezika, opiše stanje pravopisa u okviru književnojezičnog izraza kakav je u upotrebi u SR Hrvatskoj. “ (7– 8) 20
Wichtige orthographische Handbücher im 20. Jh. auf serbischer Seite: Prilozi pravopisu (1989) – Matica srpska Pravopis srpskog jezika (1993) – Mitar Pešikan/ Jovan Jerković/ Mate Pišurica Pravopis srpskoga jezika sa rečnikom (1993) – Radoje Simić (u. a. ) 21
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Senahid Halilović führte einen Vergleich der momentan gültigen Rechtschreibwerke des Bosnischen, Kroatischen, Serbischen und Montenegrinischen durch: Pravopis bosanskoga jezika – Senahid Halilović (1966) 22
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Pravopis crnogorskog jezika – Vojislav Nikčević (1977) Hrvatski pravopis – Babić/ Finka/ Moguš (1995; (treće izdanje) Pravopis srpskog jezika – Mitar Pešikan/ Jovan Jerković/ Mate Pižurica (1993) 23
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen in Bezug auf: orthographisches Erbe Glottonyme Schrift etymologische vs. phonetische Rechtschreibung Dubletten Fremdwörter 24
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Verhältnis zum orthographischen Erbe Basis der aktuellen Rechtschreibungen: a) die gemeinsame Rechtschreibung von 1960 als gemeinsames orthographisches Erbe 25
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen b) ihre eigene Tradition, ihr eigenes orthographisches Erbe - in der kroatischen Rechtschreibung: I. Broz und D. Boranić - in der serbischen Rechtschreibung: Vuk und A. Belić 26
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Sprachbezeichnungen Die neuen Rechtschreibungen verwenden nationale Sprachbezeichnungen. 27
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Die Titel Hrvatski pravopis und Crnogorski pravopis sind doppeldeutig. Die neuen Rechtschreibungen vermeiden die Vorigen Titel serbokroatisch bzw. kroatoserbisch. 28
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Verhältnis zur Schrift Die serbische Rechtschreibung führt beide Schriften an, ist in der Kyrillica veröffentlicht. Die kroatische Rechtschreibung führt die Latinica als Schrift an, ist in der Latinica gedruckt. 29
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Die bosnische Rechtschreibung führt die Kyrillica und Latinica als Schriften an, ist in der Latinica gedruckt. Die montenegrinische Latinica hat drei spezifische Zeichen, u. z. ś, ź und 3. 30
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Verhältnis zur etymologischen und phonetischen Schreibung Alle folgen im Grunde dem Prinzip der phonologischen Schreibung. 31
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Aber es finden sich noch Elemente der etymologischen Schreibung, z. B. in der kroatischen Rechtschreibung: predak, Npl. preci/ predci, DILpl. precima/predcima. 32
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Gebrauch des Phonems h: Ist in den einzelnen Rechtschreibungen unterschiedlich, v. a. in der serbischen Rechtschreibung findet man anstelle von h oft Substituenten oder eine phonetische Null: kujna, snaja, asura. 33
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Verhältnis zu Dubletten In den neuen Rechtschreibungen gibt es weniger Dubletten als in jener von 1960. Neben stilistisch markierten Formen steht das Zeichen > oder die Abkürzung v. 34
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Kroatische Rechtschreibung: minđuša > naušnica, patriot > rodoljub Bosnische Rechtschreibung: bezbjednost v. sigurnost, čuvstvo v. osjećaj Serbische Rechtschreibung : janje v. jagnje 35
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen In der bosnischen Rechtschreibung gibt es am wenigsten stilistische Markierungen, dafür aber zahlreiche Dubletten: demokracija/demokratija, gledalac/gledatelj, milion/milijun. 36
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen Verhältnis zu Wörtern fremder Herkunft Es gibt zwei unterschiedliche Haltungen zu Wörtern fremder Herkunft: Toleranz und Purismus. Jede der Rechtschreibungen enthält eine spezifische Gruppe von Wörtern aus den benachbarten Sprachen: 37
Allgemeine Kennzeichen der aktuellen Rechtschreibungen in den vier Sprachen a) Entweder sie sind nicht integriert. Dann können sie als nicht-integrierte Bosnizismen, Serbismen, Kroatismen, Montenegrismen bezeichnet werden. b) Oder sie werden zur Erweiterung des Repertoires aufgenommen, sind aber stilistisch markiert. 38
Ergänzungen und Korrekturen in den neuen Rechtschreibungen In allen neuen Rechtschreibungen findet man Ergänzungen und Korrekturen der vorigen Rechtschreibnorm. Die Anzahl der neu vorgeschlagenen Lösungen ist unterschiedlich, daher gibt es auch unterschiedliche Reaktionen auf die Innovationen. 39
Ergänzungen und Korrekturen in den neuen Rechtschreibungen Die Praxis ist ein entscheidendes Kriterium. Einstellung von Halilović: „Naš je stav, da nije uputno pošto-poto težiti razlikama; naprotiv: u najmanju je ruku uputno voditi računa o razvoju normi u susjedstvu“ (Halilović 2003: 38). 40
Ergänzungen und Korrekturen in den neuen Rechtschreibungen Position von Halilović „Jedno od rješenja koje bi vodilo boljem razumijevanju i sporazumijevanju pripadnika četiriju jednojezičkih južnoslavenskih naroda […], bilo bi: označiti u svome nacionalnom standardnom jeziku ono 'svoje' i tako ga zaštititi od preslojavanja i potiranja, a dopustiti […] 'tuđe' – kao stilističku rezervu“ (Halilović 2003: 38). 41
Zusammenfassung Die Bezeichnung ʽbosnische Spracheʼ hat eine jahrhundertelange Tradition. Die Bezeichnung existierte schon in der vorosmanischen Periode. 42
Zusammenfassung In der osmanischen Periode bezieht sie sich auf alle drei konfesionellen Gruppen in Bosnien, erst am Ende dieser Periode wurde sie auf den muslimischen Kreis beschränkt. Die Bezeichnung umfasst ein viel größeres Gebiet als das heutige Bi. H. 43
Zusammenfassung Die gemeinsame Rechtschreibung von 1960 war für alle vier einsprachigen Republiken des ehemaligen Jugoslawiens maßgebend. Nach der Aufgabe der gemeinsamen Norm von 1960 folgten ca. 10 orthographische Deklarationen. 44
Zusammenfassung Die neu erschienenen Rechtschreibungen haben zwar einen gemeinsamen Ausgangspunkt, aber sie weisen viele Besonderheiten auf und entwickeln unterschiedliche Normen. Die Besonderheiten der Rechtschreibungen zeigen sich sowohl in den Rechtschreibregel als auch im Wörterbuchteil. 45
Zusammenfassung Gegenüber der übernationalen Rechtschreibung von 1960 sind die neu erschienenen Handbücher ausgefeilter und vorwiegend national ausgerichtet. 46
Literaturverzeichnis Halilović, Senahid (2009): „Osobenosti pravopisne norme bosanskoga, hrvatskog, crnogorskog i srpskog jezika“. In: Tošović, Branko; Wonisch, Arno (eds. ): Bošnjački pogledi na odnose između bosanskog, hrvatskog i srpskog jezika. Graz: Institut für Slawistik der KFU Graz. 169– 179. Halilović, Senahid (1999): „Das Bosnische“. In: Hinrichs, Uwe; Büttner, Uwe (eds. ): Handbuch der Südosteuropa-Linguistik. Wiesbaden: Harrassowitz. 413– 428. http: //bs. wikipedia. org/wiki/Senahid_Halilović (Stand 11. 1. 2012) 47
Danke für die Aufmerksamkeit! 48
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