Pflanzenbau Meisterkurs 20162017 DIFH Thomas Zwischenberger Wer bin
Pflanzenbau Meisterkurs 2016/2017 DI(FH) Thomas Zwischenberger
Wer bin ich? • Ausbildung und bisherige Arbeitgeber • Matura am BORG in Lienz • Studium Landwirtschaft an der FH-Weihenstephan Bayern • Raiffeisengenossenschaft Osttirol – Mischfutterwerk und Saatbau • Agrarmarketing Tirol – Projektbetreuung • Landwirtschaftliche Lehranstalt Lienz – Lehrer und Betriebsleiter landw. Betrieb • Abschluss Studium Agrarpädagogik / Wien 2
Privat • Nebenerwerbsbetrieb mit Schafhaltung • Rund 120 Tiroler Steinschafe (Zucht) • 15 Berrichon du Cher Schafe (Fleischrasse) • ca. 250 Lämmermastplätze (Zukauf und Endmast bis ca. 50 kg) ca. 700 -800 Lämmer pro Jahr werden fertig gemästet • ca. 9 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (Grünland und Körnermaisanbau) davon 3, 5 ha Eigenfläche • Hobbies • Berge • (Musik)
Wer seid ihr? ?
Anforderungen • Tests • Teilnahme an der „Gräserführerscheinausbildung“ • Düngeberechnung für den eigenen Betrieb mittels LK-Düngerechner oder Alternative
Kalk – Basis für die Bodenfruchtbarkeit • Was bedeutet Bodenfruchtbarkeit? • Fähigkeit des Bodens, Früchte mit hoher Qualität zu tragen • Boden ist „Vermittler“ von Wasser, Luft und Nährstoffen für die Pflanzen • Natürliche Bodenfruchtbarkeit abhängig vom Ausgangsgestein • Erworbene Bodenfruchtbarkeit bodenverbessernde Maßnahmen (Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Düngung, …) • Kalk spielt wichtige Rolle
Bodenentwicklung und Fruchtbarkeit
Aufgaben der Kalkung
Aufgaben der Kalkung • Kalkung reguliert p. H-Wert neutralisiert Säuren (Bodenversauerung) • Wodurch versauert der Boden? • Atmung der Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen (Kohlendioxid und Kohlensäure) • Regenwasser (p. H-Wert von ca. 5, 5) und durch Auswaschung von basischen Bestandteilen des Bodens (Kalzium, Magnesium) • Organische Säuren, die von den Pflanzenwurzeln ausgeschieden werden und die bei der Humusbildung entstehen • Sauer wirkende Düngemittel (Ammoniumanteil) hoher Carbonatanteil (Ca, Mg) bewirkt, dass der p. H-Wert auf gleichbleibendem Niveau bleiben kann (Pufferung) p. H = potentia hydrogenium
Ammoniumanteil in organischen Düngemitteln
„Kalkmehrung“ bzw. „Kalkzehrung“ von Düngemitteln
Folgen der Bodenversauerung • Hemmung des Bodenlebens (Regenwürmer) sowie der Humusbildung • Verschlechterung der Krümelstabilität (Strukturschäden, Verschlämmung) • Verringerung des Porenvolumens (weniger Wasserspeicherung und Durchlüftung) • Eingeschränkte Nährstoffverfügbarkeit (Phosphor, Stickstoff, Magnesium, Selen) • Schlechtes Kleewachstum durch verringerte Aktivität der Knöllchenbakterien (Molybdän) • Verringertes Wurzelwachstum und damit schlechtere Wasserspeicherung / versorgung • Hemmung der Nitrifikation • Vernässung durch Zerfall der Ton-Humus-Komplexe (Staunässe!)
Aufgaben der Kalkung • Kalkung fördert das Bodenleben • 25 to Bodenlebewesen je ha (= 50 GVE) produzieren ca. 20 to CO 2 je ha und Jahr • Je höher die Temperatur und aktiver das Bodenleben, desto mehr Kohlendioxid wird gebildet • Kohlendioxid wichtig für die Photosynthese • Versauernde Wirkung von Kohlendioxid bzw. Kohlensäure muss durch Kalkung ausgeglichen werden, wenn nicht von Natur aus genug Kalk im Boden vorhanden ist • Krumenverkrustung behindert Luftausch CO 2 - Gehalt in der Bodenluft steigt an • Gehemmtes Bodenleben Abbau von organischem Dünger und Strohrotte gehemmt
Kalkung fördert das Bodenleben
Aufgaben der Kalkung • Kalkung fördert das Kleewachstum • Knöllchenbakterien benötigen Molybdän zur Luftstickstoffbindung Grund, warum Kalkung das Kleewachstum fördert • Unter p. H 5 ist das Kleewachstum deutlich eingeschränkt • Leguminosen wirken durch Luftstickstoffbindung in Form von Ammonium stärker bodenversauernd als Gräser • Leguminosen entziehen dem Boden wesentlich mehr Kalzium als Gräser und Kräuter
Klee benötigt Kalk
Aufgaben der Kalkung • Kalk verbessert Bodenstruktur und schützt vor Bodenverdichtung • Kalk ist wichtig für die Bildung des Ton-Humus Komplexes „Maurer des Bodens“ • Ebenso wichtig ist die Humusversorgung des Bodens • Auf schweren bzw. verdichteten Böden Kalkdüngung schützt vor Verschlämmung und Erosion • Zerfall der Ton-Humus Komplexe: • Ton wird bei Niederschlag in tiefere Schichten ausgeschwemmt Wasseraustausch gestört (Staunässe) • An der Oberfläche verschlämmt der Boden (Schluff) Luftausch gestört • Kalkung vermehrt luft- bzw. wasserführende Poren wichtig bei Starkregen (Wasser versickert schneller)
Bodenstruktur
Gestörter Luftausch
Aufgaben der Kalkung • Kalk verbessert Bodenstruktur und schützt vor Bodenverdichtung • Stabile Bodenstruktur erleichtert Bodenbearbeitung verbesserter Luft- und Wärmehaushalt führt zu schnellerer Abtrocknung bzw. Erwärmung im Frühjahr • Gekalkte Böden bleiben bei Trockenheit lockerer schrumpfen langsamer und weniger Risse
Welche Kalke gibt es? • Kalkprodukte stammen entweder aus natürlichen Lagerstätten, oder fallen als Nebenprodukte bei verschiedenen industriellen Prozessen an • Düngekalke unterliegen der Düngemittelverordnung Mindestanforderungen an die Produktqualität sind geregelt
Naturkalke • Aufbereitung erfolgt über Vermahlung von Kalkgestein bzw. magnesiumhaltigem Dolomitgestein • Nährstoffgehalt ist von der Zusammensetzung der natürlichen Lagerstätte abhängig • Kohlensaure Kalke: • • Jahrtausendealte Kalkablagerungen aus Muscheln, Korallen, etc. langsame und milde Wirkung für alle Böden (inkl. Wald) geeignet Mg-haltige Naturkalke können gesamten Bedarf von Boden und Pflanze abdecken • Kreidekalke: • junge, wenig verdichtete Kalkablagerungen im Meer • rasche Verfügbarkeit
Naturkalke • Branntkalk • entsteht durch Brennen von Kalkstein bzw. Dolomit 900 bis 1200°C • Branntkalke sind schnell wirksam; sehr gute Strukturwirkung • Achtung: Branntkalk nicht für Kopfkalkung bzw. auf feuchten Pflanzenbeständen anwenden ätzende Wirkung • Branntkalk soll nach dem Streuen leicht eingearbeitet werden • Mischkalk • Vermischung von Kohlensaurem Kalk und Branntkalk • schnelle und langsame Wirkung!!
Rückstandskalke und Gips • Entstehen bei unterschiedlichen Verarbeitungsprozessen(Zuckererzeugung, Papiererzeugung, …) • Carbokalk • • fällt bei der Reinigung des Rübenzuckersaftes an Carbokalk ist sehr feinkörnig sehr gute Wirksamkeit Neben Kalzium und Magnesium auch Stickstoff und Phosphat enthalten Einsatz: Nach der Ernte in Verbindung mit Strohdüngung • Gips • Gehört nicht zu den Kalken • Kann p. H-Wert nicht erhöhen, aber Bodenstruktur verbessern • Ist vorrangig ein Schwefeldünger (18% S)
Feuchtkalke • Feuchtkalke unterscheiden sich von den anderen Kalken durch ihren Feuchtigkeitsgehalt (3 -85%) • Naturfeuchtkalke (kohlensaure Kalke) haben einen Wassergehalt von 3 – 7% • Kalkwert ist abhängig vom Feuchtigkeitsgehalt (je höher der Wassergehalt, desto geringer der Kalkwert) • kann preisgünstig am Feld gelagert werden (eventuell abdecken) • zum genauen dosieren beim Ausbringen Zweischeibenstreuer nötig!
Algen- bzw. Meereskalk • Algenkalk • entsteht bei der pharmazeutischen Extraktion kalkhaltiger Rest wird zu Granulat verarbeitet • Kohlensaurer Kalk mit diversen Begleitstoffen, die im Meerwasser vorhanden sind (z. B. : Natrium, Magnesium) • Meerkalk • Granulierter Kreidekalk wird an der Ostsee abgebaut
Praxis der Kalk-Anwendung • Kalk ist sehr vielfältig einsetzbar
Praxis der Kalk-Anwendung • Kalk kann praktisch das ganze Jahr über ausgebracht werden • Kalk in der Fruchtfolge bevorzugt vor kalkliebenden Kulturen (Klee, Raps, Mais, …) ausbringen • Idealer Zeitpunkt für Erhaltungskalkung Stoppelkalkung nach der Getreide- bzw. Maisernte • Kalk nie unterpflügen, nur seicht einarbeiten • durch ihre größere Oberfläche können mehlfeine Kalke besseren Kontakt zu Bodenteilchen herstellen • Körnungen und Granulate sind bequemer und staubfreier im Handling --> durch punktuelle Ausbringung ca. 20 -30% weniger Wirkung!
Kalkung im Grünland • Grünland stellt geringere Ansprüche als Ackerland • höhere Aggregatstabilität im Oberboden durch höheren Humusgehalt • ständige Vegetation verhindert Verschlämmung und Erosion • im Grünland genügt Einsatz von kohlensauren Kalken • idealer Zeitpunkt: Herbst nach der letzten Nutzung bzw. im Frühjahr • p. H-Wert von mindestens 5, 5 notwendig Nährstoffverfügbarkeit, biologische Aktivität, Kleewachstum (Luzerne ca. p. H 6, 5) • Grundsatz für Erhaltungskalkung: ca. 1. 000 – 2000 kg kohlensaurer Kalk alle drei bis vier Jahre! (Kalkentzug ca. 50 -120 kg Ca. O je ha) • wertvolle Futtergräser bzw. Leguminosen gedeihen bei höheren p. H-Werten besser
• Grundsatz je schwerer der Boden, desto höher der p. H-Wert! • Fällt p. H-Wert unter Optimum Gesundungskalkung!
Zusammenhang Viehbesatz – p. H-Wert • Viehbesatz beeinflusst p. H-Wert im Grünland • eine GVE liefert über den Kot jährlich ca. 75 kg Ca. O in den Kreislauf zurück • 1 m³ Rindergülleenthält etwa 3 kg Ca. O und 1, 5 kg Mg. O • Folgen von Extensivierung bzw. geringere Bestoßung von Almen • • rasche Zunahme der Bodenversauerung Phosphor ist schwer verfügbar Pflanzenverfügbarkeit von Kalium, Magnesium und Molybdän nimmt ab wertvolle Futterpflanzen verschwinden Zeigerpflanzen beobachten!!
Zeigerpflanzen
Achtung • Kartoffelbau • Kalkung erst nach der Erdäpfelernte zu hohe p. H-Werte verursachen Schorf • Keine unnötige Kalkung • p. H-Wert von über 7 führt zu einer Verschlechterung der Nährstoffverfügbarkeit • Wachstumsstörungen bei Kulturpflanzen sind die Folge • Unnötige Kosten • Kalziumgehalt im Futter sagt nichts über den Kalkgehalt im Boden aus • Abhängig von botanischer Zusammensetzung Kräuter und Klee reichern wesentlich mehr Kalk an als Gräser
Achtung
Kalkung und Wirtschaftsdünger • Kohlensaure Kalke können gemeinsam mit Wirtschaftsdünger ausgebracht werden • Spezielle Güllekalke erhältlich werden in die Güllegrube eingeblasen Probleme? ? !! • Brannt- bzw. Mischkalke vorher einarbeiten bzw. Niederschläge abwarten Ammoniakverluste!!
Schnellbestimmung p. H-Wert Penameter
Weiterführende Informationen: • www. bodenkalk. at • Richtlinien der Sachgerechten Düngung: http: //oebg. boku. ac. at/files/rl_sgd. pdf • Kalkbroschüre LK Salzburg https: //ooe. lko. at/kalk-basis-f%C 3%BCr-bodenfruchtbarkeit+2500+2144641
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