Palliativ Zug 20 Mrz 2017 Spiritual Care ber
Palliativ Zug, 20. März 2017 Spiritual Care Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Tobias Karcher SJ
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Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen • Einführung: Bronnie Ware • Spiritualität – ein Begriff mit Konjunktur • Abgrenzung Spiritualität und Religion • Spiritualität Care in den Gesundheitswissenschaften • Das Menschenbild von Spiritual Care • Spiritual Care– ein symbolischer Garant für Individualität • Beispiele Tobias Karcher SJ Lassalle Haus | 16. 03. 2016 Seite 5
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen I. Spiritualität – ein Begriff mit Konjunktur • Leitbegriff seit den 1990 er Jahren • Psychokultur, der Humanistischen Psychologie • In den Meditationsbewegung, im New Age, nicht religionsgebundene Formen von Spiritualität • „Mystische Gipfelerfahrungen“ (peak experiences) religiös/ a-religiös erfahren (Ken Wilber: integrale Theorie). • Gesellschaftliche Trends: - Auflösen der kulturellen und kirchlichen Milieus und Traditionen. Individualisierung, Enttraditionalisierung, Deinstitutionalisierung. - Entscheidendes Kriterium wird die subjektive Erfahrung. Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 6
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Abgrenzung Spiritualität – Religiosität – Spiritualität: Überschreiten der Grenzen der eigenen Selbstgegebenheit. Öffnung hin auf eine grössere Wirklichkeit, – innerweltlich oder weltübersteigend (immanent und transzendent) – Religiosität: Übernahme von Glaubensüberzeugungen einer organisierten Religionsgemeinschaft. Definition der Wiener interreligiösen Ärzteplattform (David B. Larson) – Religion: „ein organisiertes System von Glauben, Praxis, Symbolen, Riten“ – Spiritualität: „eine persönliche sinnstiftende Grundeinstellung, die eine überschreitende Selbstreflexion darstellt, welche religiöses Denken beinhalten kann, aber nicht muss“ Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 7
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Zentrale Elemente eines allgemeinen Begriffs von Spiritualität in religionspsychologischer Sicht: • Suche nach Sinn und Fähigkeit zur Selbsttranszendenz • Selbstakzeptanz und Selbstentfaltung, Vertrauen • Positive soziale Beziehungen • Intensives Erfahren der Natur (Schönheit/ Heiligkeit) • Allgemeines Verbunden- und Einssein (connectedness) mit Menschen, Natur und Kosmos • Haltung der Achtsamkeit und andere Meditationserfahrungen • Verbundenheit mit Gott (theistisch), dem absolut All-Einen (pantheistisch) und einer Gottheit (polytheistisch) Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 8
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Die Entwicklung Spiritual Care in den Gesundheitswissenschaften • sozialwissenschaftliche Lebensqualitätsforschung: neben den „objektiven Lebensbedingungen“ immer stärker das „subjektive“ Wohlbefinden. • In der Gesundheitspsychologie, Altersforschung und Psychotherapie wird eine Defizitorientierung durch eine Ressourcenorientierung ergänzt. • Personale Ressourcen wie Lebenszufriedenheit, Sinnerfüllung sowie säkular oder religiös motivierte Bewältigungsformen (copingstrategies) wesentlich für Prävention und Bewältigung von Erkrankungen • Insbesondere die amerikanische Gesundheitspsychologie spricht von „spirituellen Bedürfnissen und Ressourcen“ der Kranken. • Cicely Saunders, St. Christopher’s Hospice, Sydenham/ London • WHO Bangkok Konferenz 2005: Zur Genesung gehört Körper und Geist, die sozialen Beziehungen und die spirituelle Dimension • Spiritualität wird dabei als breiteres der Religiosität übergeordnetes Konzept aufgefasst. Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 9
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Spiritualität Care: Der Mensch als Person steht im Mittelpunkt Der Mensch und das Menschsein steht in der Spannung zwischen: • Verdanktheit und Eigenständigkeit (Autonomie) • Die Beziehungsfähigkeit des Menschen und gleichzeitig sein Angewiesen auf Andere • Der Mensch ist immer Individuum und Sozialwesen • Er ist fähig sich selbst zu überschreiten, gleichzeitig macht er die Grunderfahrung von Endlichkeit und Sterblichkeit • Schliesslich steht der Mensch zwischen verantwortlicher Freiheit und Fehlbarkeit bzw. Schuldfähigkeit. Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 10
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Spiritual Care als symbolischer Garant für Individualität • Auswirkungen von Krankheit, Therapie und Betreuung auf alle Bereiche des Menschen: seine Körperlichkeit, seine Psyche, seine soziale und spirituelle Dimension. • Die Zunahme des Interesses an Spiritualität folgt einer wachsenden Aufmerksamkeit in den Gesundheitswissenschaften, die den Patienten als Person in den Mittelpunkt des Handelns stellt. • Heilung heisst dann nicht einfach nur „Beseitigung von Krankheit“, sondern: die Ermöglichung eines als subjektiv sinnvoll erfahrenen Lebens. • Spiritualität wird damit zu einer prinzipiell individualistischen Kategorie • Je nachdem, ob Spiritualität in der individuellen Lebenswelt des Patienten bedeutsam ist, oder nicht, kommt der Berücksichtigung seiner spirituellen Bedürfnisse eine wichtige Funktion im gesamten Betreuungskonzept zu. • „Spiritualität ist genau – und ausschliesslich – das was, der Patient dafür hält“ (Traugott Roser) Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 11
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Beipiele (Eckhard Frick) SPIR – Halbstrukturiertes klinisches Interview zur Erhebung einer “spirituellen Anamnese” Das Akronym SPIR dient dazu, sich die vier Schritte bei der Erfassung spiritueller Bedürfnisse und Ressourcen zu vergegenwärtigen: • S pirituelle und Glaubens-Überzeugungen • P latz und Einfluss, den diese Überzeugungen im Leben des Patienten einnehmen • I ntegration in eine spirituelle, religiöse, kirchliche Gemeinschaft / Gruppe • R olle des Arztes: Wie soll der Arzt mit spirituellen Erwartungen und Problemen des Patienten umgehen? Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 12
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen S: Würden Sie sich im weitesten Sinne als gläubigen (religiösen/spirituellen) Menschen betrachten? P: Sind die Überzeugungen, von denen Sie gesprochen haben, wichtig für Ihr Leben und für Ihre gegenwärtige Situation? I: Gehören Sie zu einer spirituellen oder religiösen Gemeinschaft (Gemeinde, Kirche, spirituelle Gruppe)? R: Wie soll ich als Ihr Arzt / Seelsorger / Krankenschwester usw. mit diesen Fragen umgehen? Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 13
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Beispiele Abschlussarbeiten Lehrgang Spiritual Care 2012/ 2014 - Caroline Wackernagel: Spirituelle Aspekte beim Hausbesuch angesichts eines Todesfalls (Leichenschau). Chancen der Zeit zwischen Tod und Bestattung - Helmut Ziereis: Trost - Über eine existenzielle Grunderfahrung und Grundkompetenz und seine Bedeutung für die Arbeit auf der Palliativstation - Andrea Capone Mori: Spirituelle Anamnese. Implementierung im Klinikalltag. Potenzial von Spiritual Care anhand eines Fallbeispiels - Christian Frei: Spiritual Care in einem Alterszentrum. Mitarbeiterschulung, Einführung und Implementierung des Spirituellen Interviews auf der Demenzabteilung - Renate Falk/ Gaby Fischer: Unterwegs mit Hochbetagten. Eine Form biographischer Arbeit - Edith Haidacher: Spiritual Care in der Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsberufen. Idee und Umsetzung Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 14
Spiritual Care - Über die Frage nach dem Sinn des Erlebten und des Erlittenen Lehrgang Spiritual Care, Lassalle Haus 2016 - 2017 6 Module • Grundlagen von Spiritual Care • Wege der eigenen Spiritualität • Anthropologie – Spiritualität – Religionen • Ausgewählte Themen von Spiritual Care • Begegnungskompetenz im Feld Spiritualität • Spiritual Care in Organisationen und Systemen Vertiefungsmodule und Angebot der geistlichen Begleitung • Einführung in einen spirituellen Weg (wahlweise Kontemplation, Exerzitien, Zen oder Yoga) • Spiritualität in der Psychiatrie • Spiritual Care in der Notfallversorgung • Spiritual Care in der ambulanten Pflege • Spiritualität und Medizin (Eckhard Frick) Lassalle-Haus Titel/Angaben zur Präsentation | 30. 05. 2016 Seite 15
Vielen Dank Tobias Karcher SJ Lassalle-Haus Bad Schönbrunn CH-6313 Edlibach lassalle-haus. org
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