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» Nun zu deiner Frage über die Seele des Menschen und ihr Fortleben nach dem Tode. Wisse wahrlich, dass die Seele nach ihrer Trennung vom Leibe weiter fortschreitet, bis sie die Gegenwart Gottes erreicht, in einem Zustand und einer Beschaffenheit, die weder Lauf der Zeiten und Jahrhunderte noch der Wechsel und Wandel dieser Welt ändern können. Sie wird so lange bestehen, wie das Reich Gottes, Seine Allgewalt, Seine Herrschaft und Macht bestehen werden. « 1
Ein Freund fragte: Wie soll man dem Tod entgegensehen? Abdu´l-Baha antwortete: „Wie sieht man dem Ende einer Reise entgegen? Mit Hoffnung und Erwartung. So ist es auch mit dem Ende dieser Erdenreise. In der nächsten Welt wird der Mensch sich von vielen Unzulänglichkeiten, unter denen er jetzt leidet, befreit fühlen. Wer durch den Tod gegangen ist, lebt in einer eigenen Sphäre. Sie ist der unsrigen nicht entrückt: ihr Wirken im Königreich ist das unsrige. Aber sie ist geheiligt von dem, was wir Raum und Zeit nennen. Unsere Zeit wird nach der Sonne gemessen. Wenn es keinen Sonnenaufgang und keinen Sonnenuntergang mehr gibt, so gibt es für den Menschen auch nicht mehr diese Art von Zeit. Die Aufgestiegenen haben Merkmale, die sich von den Eigenschaften derer unterscheiden, die noch auf Erden sind. Doch besteht keine wirkliche Trennung zwischen ihnen. Im Gebet tritt eine Vermischung der Stufen und Zustände ein. Betet für sie, wie sie auch für euch beten. 2
O Sohn des Menschen! Du bist Mein Besitz, und Mein Besitz vergeht nicht. Warum fürchtest du deine Vergänglichkeit? Du bist Mein Licht, und Mein Licht verlöscht nie. Warum fürchtest du dein Verlöschen? Du bist Meine Herrlichkeit, und Meine Herrlichkeit schwindet nicht. Du bist Mein Gewand, und Mein Gewand veraltet nicht. So bleibe in deiner Liebe zu Mir, damit du Mich im Reiche der Herrlichkeit findest. Baha‘u‘llah 3
» Anzunehmen, dass der Geist nach dem Tod des Körpers zugrunde gehe, ist wie die Vorstellung, dass ein Vogel in einem Käfig umkäme, wenn der Käfig zerbrochen wird, obwohl ja der Vogel von der Zerstörung des Käfigs nichts zu fürchten hat. Unser Körper ist dem Käfig und der Geist dem Vogel zu vergleichen. Wir sehen, dass ohne den Käfig dieser Vogel in der Welt des Schlafes fliegt; wenn daher der Käfig zerbricht, wird der Vogel unversehrt weiterleben; seine Empfindungen werden sogar tiefer, seine Wahrnehmungen weiter und sein Glück größer sein. « 4
Dies sterbliche Leben wird gewiß vergehen, seine Freuden müssen dahinschwinden, und bald werdet ihr zu Gott zurückkehren, bedrängt von Gewissenspein, denn plötzlich werdet ihr aus eurem Schlummer aufgerüttelt, und ihr werdet euch sogleich in der Gegenwart Gottes finden und werdet nach eurem Tun gefragt. 5
Das Jenseits ist so verschieden vom Diesseits wie diese Welt von der des Kindes, das noch im Mutterleib ist. 6
Was benötigt der Mensch im Reich Gottes, das über das Leben und die Grenzen des sterblichen Erdballs hinausreicht? Die jenseitige Welt ist eine Welt strahlender Heiligkeit; deshalb tut es dem Menschen not, daß er in dieser Welt solche göttlichen Eigenschaften erwirbt. In jener Welt braucht man Geistigkeit, Glauben, Gewißheit, Erkenntnis Gottes, Liebe zu Gott. Das alles muß der Mensch in dieser Welt erlangen, damit er nach seinem Aufstieg aus dem irdischen in das himmlische Reich alles, was er für jenes ewige Leben benötigt, bereitet findet. 7
Zur Frage, ob die Seelen einander in der geistigen Welt wiedererkennen: Dies ist gewiß, denn das Gottesreich ist die Welt der Schau, wo alle verborgenen Wirklichkeiten erschlossen werden. Die Geheimnisse, die der Mensch in dieser irdischen Welt nicht beachtet, wird er in der himmlischen Welt entdecken, und dort wird ihm das Geheimnis der Wahrheit kund. Wieviel mehr noch wird er Personen, mit denen er zusammengewesen ist, wiedererkennen oder entdecken! 8
O mein Gott! Du Vergeber der Sünden, Verleiher der Gaben, Verbanner der Not! Wahrlich, ich flehe Dich an, vergib die Sünden derer, die das irdische Gewand abgelegt haben und zur geistigen Welt aufgestiegen sind. O mein Herr! Mache sie rein von Fehlern, vertreibe ihre Sorgen und wandle ihre Finsternis in Licht. Lass sie eintreten in den Garten der Glückseligkeit, wasche sie mit dem reinsten Wasser und gib, dass sie Deine Herrlichkeit auf dem erhabensten Berge schauen. ‘Abdu’l-Bahá 9
Alle Menschen kommen von Gott, und zu Ihm kehren sie zurück. 10
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