Neue Mobilitt und emobility Perspektiven aus Sicht der
Neue Mobilität und e-mobility: Perspektiven aus Sicht der Kommunen Vortrag beim Gd. W-Workshop „Digitale Stadt-neue Mobilität-Wohnquartier“ 23. Mai 2017 in Berlin Dr. Kirstin Lindloff Deutsches Institut für Urbanistik Arbeitsbereich Mobilität difu. de lindloff@difu. de
2 Agenda I. Einleitung II. Zielsetzungen der Städte und Gemeinden III. Die Rolle der Kommunen in der Diffusion Neuer Mobilität IV. Fazit V. Diskussion
3 I. Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) – „Denkfabrik“ für die deutschen Städte § größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum § Gründung (1973) auf Initiative von 60 Städten § Fünf forschende Bereiche: Stadtentwickl- ung, Recht und Soziales § Infrastruktur und Finanzen Mobilität Umwelt Querschnittskompetenzen: Ø Anwendungsbezogene und Grundlagenforschung Ø Gemeinnützige Gutachten und Beratung Ø Primärerhebungen, sekundärstatistische Analysen, Indikatoren und Monitoring Ø Begleitforschung und Evaluationen; Benchmarking Ø Szenarien, Planspiele, Wettbewerbe Ø Moderation und Mediation Wirtschaft und Innovation
4 I. Forschung im Arbeitsbereich Mobilität des Difu Projekte (Auswahl): n City 2 Share - sozial - urban – mobil (2016 -2020) n PROSPERITY- Prosperity through innovation and promotion of Sustainable Urban Mobility Plans (2016 -2019) n PUSH&PULL - Parking management and incentives as successful and proven strategies for energy-efficient urban transport (2014 -2017) n Umsetzung Nationaler Radverkehrsplan, Fahrradakademie (2015 -2017, 2017 -2019) n AKTIVE MOBILITÄT, Eckpunkte Nationale Fußverkehrsstrategie 2016 -19 (UBA)
5 I. Neue Mobilität und E-Mobilität n Mengenwachstum im Personen- und Güterverkehr, steigende Pendlermobilität n Verkehrs(-folgen)probleme in den Kommunen (Stau, Lärm, Luftqualität etc. ) n Formen neuer Mobilität (z. B. Bike-, Carund Ridesharing) verbreiten sich seit mehr als zehn Jahren, aber: Anteil am Modal Split kommunal und bundesweit noch gering (Bsp. Carsharing: 1. 260. 000 Fahrtberechtigte insges. 2015 in D (BCS 2016), UBA 2015: 0, 5 Prozent) Ø Innovationsökonomisches und -politisches Handlungsfeld Quelle: UBA 2015, Inno. Z 2017
6 I. Neue Mobilität: Instrument für die nationale und kommunale Verkehrswende? § Klimaschutzplan der Bundesregierung (14. November 2016) als Umsetzung des Weltklimaabkommens von Paris Ø Abkehr von fossilen Energieträgern in den unterschiedlichen Sektoren (Wohnen, Energie, Verkehr) § § Städtetag (Präsidiumsbeschluss v. 30. 11. 16): Unterstützung des Klimaschutzplans, aber: Priorisierung von Maßnahmen, Finanzierung eines städtischen Klimaschutzprogramms BM‘in Hendricks: „Kommunen sind Schlüsselakteure für erfolgreichen Klimaschutz“, DSt. GB-Präsident Schäfer: „kommunale Querschnittsaufgabe“ (14. März 2017) Dennoch: Die Kommunen stehen vor vielfältigen Herausforderungen Ø Ø Ø Luftschadstoffe Flächen (Verkehr, Siedlung) Erneuerbare Energien Lebensqualität …
7 I. Bundesregierung initiiert Maßnahmen zur Neuen Mobilität, jedoch zum Teil inkrementell n 2009: Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität (ausschließlich: Pkw, leichte NFZ, Zweiräder, Leichtfahrzeuge) n 2015: Elektromobilitätsgesetz (Emo. G) Park- und Halteregelungen Nutzung von Busspuren Aufhebung von Zufahrtsverboten n 2016: Ladesäulenverordnung (LSV) Umsetzung der RL 2014/94/EU (Infrastruktur für alternative Kraftstoffe) in nationales Recht Regelungen zu Ladesteckerstandards und Mindestanforderungen zum Aufbau und Betrieb von öffentlich zugänglichen Ladepunkten für Elektromobile n n 2017: Gesetz zur Bevorrechtigung des Carsharing (Carsharinggesetz - Csg. G) 2017: Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (Regelungen zum Fahren von Autos mit hoch- und vollautomatisierter Fahrfunktion)
8 II. Elektro- und Neue Mobilität im Quartier als Lösung für das Diffusionsproblem?
9 II. Neue Mobilität in Quartieren ist eine Chance für Stadtentwicklung und Verkehr. § Kommunale Zielsetzungen (z. B. Klimaschutz): Kollektivgutproblematik § Überwindung der Handlungsdilemmata durch Neue Mobilität im Quartier? räumlicher Zugang, monetärer Nutzen (Lindloff et al. 2014) - habituelle Faktoren (Schneidewind/Scheck 2013) - … - aber: § kommunaler Steuerungsbedarf im öffentlichen und privaten Raum (übergeordnete Konzepte, Stellplätze, Ladesäulen, etc. ) besteht fort § Frage der Infrastruktur, aber auch der Konstellationen und Kooperationen § Aktivitäten in den Quartieren (Wohnen) beginnen
10 II. Kommunale Ziele in der E-Mobilität reichen von Klimaschutz bis Wirtschaftsförderung. Quelle: Difu 2015
11 III. Die Kommunen können und müssen vielfältig aktiv werden. Quelle: Difu 2015 a
12 III. Kommunale Handlungsstrategien sind Basis für eine effektive und legitime Politik. n Prozedural: Verwaltungsinterne Koordination, Einbindung der Privatwirtschaft, privater und öffentlicher Forschungseinrichtungen, interkommunale Kooperationen, Einbindung der Bürger n Integration in übergeordnete Konzepte: Stadtentwicklungskonzept, Klimaschutzkonzept, VEP, Nahverkehrsplan, Luftreinhalteplan, Lärmminderungsplan/Lärmaktionsplan n Spezielle Konzepte zur Förderung der E-Mobilität: Masterplan Elektromobilität, Ladeinfrastruktur-Konzept, E-Parkraummanagement, Parkgebührensatzung/-verordnung n Umsetzung in Ortsrecht: Bauleitplanung, Stellplatzsatzung/-verordnung, Sondernutzungsatzung
13 III. Je aktiver eine Kommune, desto größer auch der politische Stellenwert des Themas vor Ort. Quelle: Difu 2015 b
14 III. Angebots- und nutzerseitige Bedingungen als ein Faktor für kommunale Aktivität in der Breite. Quelle: Difu 2015 b
15 III. Die Bedeutung privater Ladevorgänge zeigt Potenziale der Stadt-/Quartiersentwicklung. Quelle: www. nationale-plattform-elektromobilitaet. de/ themen/ladeinfrastruktur/ - Stand März 2017
16 III. Beispiele aus den Kommunen Frankfurt: „Neue Stellplatzsatzung erleichtert Wohnungsbau“ (Frankfurter Neue Presse, 13. 7. 2016) Quelle: Ausschnitt plan. AS, Stellplatzsatzung, © Stadtplanungsamt Frankfurt am Main
17 III. Beispiele aus den Kommunen „Blue City“ Mannheim: integrierte Strategie für Konversionsflächen n Leitideen für eine integrierte, flächenbezogene Gesamtstrategie, Marke: „Blue City Mannheim“ n Masterplan blue_village_franklin Quelle: Stadt Mannheim, Fachbereich Presse und Kommunikation; Bild: Markus Proßwitz n SQUARE (smart quarter and urban area reducing emissions): Modellprojekt für klima- und energieoptimiertes Wohnen und Leben Ø Quartiergaragenkonzept, E-Mobilität, integrierter Mobilpunkt inklusive Bushaltestelle für E-Busse (induktive Ladung) Ø Sharing-Angebote
18 III. Beispiele aus den Kommunen Darmstadt: Lincoln-Siedlung Bausteine des Mobilitätskonzepts n n n Fuß-/Radverkehr (2, 4 Radstellplätze/WE) Fahrradabstellanlagen/-vermietstationen ÖPNV: bestehende Straßenbahn + neue Haltestelle Straße: T-30 -Regelung, „Spielstraßen“ Parken: Reduzierung des Stellplatzschlüssels (0, 65 Stellplätze/WE), Sammelgaragen, wohnungsnahe Stellplätze für gemeinschaftliche Fzg. Umfassendes Mobilitätsmanagement (u. a. Beratung, Stellplatzvergabe) (Bilder: http: //www. lincoln-siedlung. de/)
19 III. Zwischenfazit Ø Ø Großstädte: Vielzahl und Intensität der verkehrlichen und urbanen Herausforderungen aber auch: große Handlungskapazitäten, strategische Ansatzpunkte und Ressourcen Mobilitätsmärkte (+) Kleinere Städte: Best-Practise-Beispiele vorhanden weniger administrative, finanzielle und andere Ressourcen Bundes-/Landesförderung elementar Übergreifend: Planungsansatz „Stellplatzäquivalent“ in der Quartiers- und Stadtentwicklung: differenzierte Analyse der verkehrlichen Erschließung für alle Verkehrsträger standortspezifische Mobilitätskonzepte, Mobilitätsmanagement Sharing-Systeme (Fahrrad, Lastenrad, Pkw) als effektives Instrument - Ø
20 IV. Fazit: Neue Mobilität im Quartier und in der Stadt n Die Förderkulisse für E-Mobilität hat sich (positiv) verändert: z. B. Konzeptausschreibungen Ladeinfrastruktur n n Prozesse in den Quartieren beginnen (erst): verschiedene öffentlich-private Akteurskonstellationen (Wohnungsunternehmen, Mobilitätsdienstleister, EVU, Stadtwerke, Verkehrsunternehmen, Mieter/innen, Genossenschaften, etc. ) Ø oft Bundes-/Landesförderung als notwendiger Katalysator Ø aber auch: städtische Eigeninitiative (Bsp. FHH) Übergeordnete kommunale Konzepte notwendig zur Integration und Zielerreichung in der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung
21 IV. Fazit: Nachhaltige(s) Wohnen und Mobilität Mehr Mobilität mit weniger Verkehr, Reduzierung v. Wohn-/Verbrauchskosten Quelle: VCÖ 2017 § Kommunen: anspruchsvolle Rolle als Gestalter und Behörde vor Ort § Insgesamt: „level playing field“ für Unternehmen aus den Sektoren Wohnen, Energie, Verkehr bzw. Mobilitätsdienstleistungen
22 V. Diskussion n Elektro- und Neue Mobilität im Bestand? n Neue Mobilität und Wohnen in schrumpfenden und/oder wirtschaftsschwachen Kommunen? n Integration von Quartiers- und Stadtentwicklungszielen im Rahmen von nachhaltigen städtischen Mobilitätsplänen (SUMP)? n Potenziale von Sharing-Angeboten/-Systemen und des autonomen Fahrens (etwa Parken)? n Rebound-Effekte?
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. rer. soc. Kirstin Lindloff Deutsches Institut für Urbanistik g. Gmb. H Zimmerstraße 13 -15 10969 Berlin Tel: 030 – 39001 204 E-Mail: lindloff@difu. de
24 Literatur (Auszug) n BMW AG (2016). Wirkung von E-Car Sharing Systemen auf Mobilität und Umwelt in urbanen Räumen (Wi. Mobil). Laufzeit: 01. 09. 2012 – 31. 10. 2015. Wi. Mobil Ergebnisbericht – April 2016. n Bundesverband Carsharing (BCS) e. V. (2016). Platz für Menschen – wie Car. Sharing Städte entlastet. Jahresbericht 2015/2016. Berlin, Juli 2016. Deutsches Institut für Urbanistik (2015 a). Elektromobilität in der kommunalen Umsetzung. Kommunale Strategien und planerische Instrumente. Berlin, Januar 2015. Deutsches Institut für Urbanistik (2015 b). Elektromobilität in den Kommunen – Ein Stimmungsbild. Ergebnisse der Difu-Städtebefragung 2014. Berlin, Mai 2015. Inno. Z (2017). Mobilitätsmonitor Nr. 4 – April 2017. Internationales Verkehrswesen (69) 2 | 2017, S. 5861. Lindloff, K. /Pieper, N. /Bandelow, N. /Woisetschläger, D. (2014). Drivers of carsharing diffusion in Germany: an actor-centred approach. In: International Journal of Automotive Technology and Management, Vol. 14, Nos. 3/4, S. 217 -245. e-Mobil BW Gmb. H/Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (2011). Neue Wege für Kommunen. Elektromobilität als Baustein zukunftsfähiger kommunaler Entwicklung in Baden-Württemberg. Tübingen/Stuttgart. n n n n n Schneidewind, U. /Scheck, H. (2013) Die Stadt als "Reallabor" für Systeminnovationen. In: Soziale Innovation und Nachhaltigkeit, Rückert-John, J. (Hrsg. ), Springer VS, Wiesbaden 2013, S. 229 -248. VCÖ (2015). Wohnbau, Wohnumfeld und Mobilität mit Zukunft 3/2015. Wien. Verband kommunaler Unternehmen (VKU) (2010). Stadtwerk der Zukunft. Elektromobilität. Kommunale Unternehmen machen nachhaltig mobil. Berlin, August 2010. Umweltbundesamt (2015). Marktdaten: Bereich Mobilität. Verfügbar unter: http: //www. umweltbundesamt. de/daten/private-haushalte-konsum/gruene-produktemarktzahlen/marktdaten-bereich-mobilitaet [Zugang 11. 5. 17].
25 Difu-Städtebefragung Elektromobilität in Kommunen (2014) - Aktivitätsindex Quelle: Difu 2015 b
26 Die nicht-aktiven Kommunen nennen verschiedene Gründe. Quelle: Difu 2015 b
27 Neue Stadtquartiere n BBSR-Untersuchung Nach 1990 gebaut Größe: ≥ 500 Wohnungen, ≥ 1000 EW, ≥ 10 ha Räumliche Schwerpunkte n „C“+Berlin Mittelfranken Mitteldeutschland (Quelle: BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2012, S. 7)
28 Stadtentwicklung im Kontext des Ziels 2000 -Watt -Gesellschaft - das Projekt Kalkbreite, Zürich n n n Innenentwicklung an einem verkehrsgünstig gelegenen Standort Genossenschaftliches Projekt Autofreie Mobilität Bewohner müssen auf das Halten eines Privatwagens verzichten Beschäftigte müssen auf das Auto für den Arbeitsweg verzichten n Umgang mit Platz Für die Wohnungen gelten Belegungsvorschriften: Anzahl Zimmer minus 1 = Anzahl Personen neue Wohnformen: Kleinwohnungen sind zu Clustern mit großem Gemeinschaftsraum und Küche gruppiert Roomsharing Bild: J. Gies
- Slides: 28