Methoden der Psychologie Teil 2 Weber Fechner und

Methoden der Psychologie Teil 2: Weber, Fechner, und die Folgen Psychologisches Institut der Johann Gutenberg Universität Mainz Uwe Mortensen So. Se 2016 1

Webers Gesetz Ernst Heinrich Weber (1795 - 1878), Anatom und Physiologe an der Universität Leipzig Anmerkung: Webers Gesetz ist kein Gesetz, die Beziehung stellt Nur eine Approximation dar! 2

Fechner: Psychophysische Funktion Gustav Theodor Fechner (1801 – 18887) Begründer Psychophysik, der Studie der Beziehungen zwischen externen Stimuli und den dadurch ausgelösten Empfindungen. Fechner-Problem: Kann man die Stärke einer Empfindung auf einer Skala repräsentieren? 3

Fechner: Psychophysische Funktion Konstruktion der Psychophysischen Funktion (Skala): Subjektive Empfindung: repräsentiert durch 4

Fechner: Psychophysische Funktion Lösung: die psychophysische Funktion ist durch die Logarithmus-Funktion definiert, - allerdings bis jetzt nur für diskrete Werte s 1, s 2, . . . 5

Fechner: Psychophysische Funktion 6

Fechner: Psychophysische Funktion 7

Fechner: Psychophysische Funktion „Fechnersche Maßformel“ Für beliebigen Wert s aus S kann der entsprechende Empfindungswert „vorausgesagt“ werden! 8

Fechner: Psychophysische Funktion Alternative Lösung: Funktionalgleichungen 9

Stevens: Psychophysische Funktion Stevens (1957) ließ Empfindungsstärken direkt Schätzen (magnitude estimation) und fand die Beziehungen: Folgerung: Stanley S. Stevens (1906 -1973) Stevens und Weber: Die JNDs sind proportional zu s! 10

Ekmans Gesetz Webers Gesetz: nur eine Approximation: Gösta Ekman: es gilt Webers Gesetz auf der subjektiven Skala: 11

Kommentar 12

Shunting inhibition Problem mit Fechner und Stevens: die psychophysischen Funktionen Wachsen unbegrenzt – aber die Physiologie läßt nur eine endliche maximale Aktivierung zu! Allgemeines Prinzip bei neuronaler Aktivierung: es findet gleichzeitig eine Hemmung (Inhibierung) statt, die Aktivierung begrenzt. Shunting inhibition: 13

Psychometrische Funktionen Bisher: Unterschiedsschwellen und psychophysische Funktionen wurden wie deterministische Größen behandelt. Tatsächlich sind Unterschiedsschwellen probabilistische Größen: für kleine Werte des Inkrements wird ein Unterschied nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wahrgenommen. Die Wahrscheinlichkeit des Entdeckens wächst monoton mit dem Wert des Inkrements: „Psychometrische Funktion“ 14

Psychometrische Funktionen Allgemein gilt: Die Fläche unter der Dichtefunktion Ist gleich dem Wert der Verteilungsfunktion. 15

Psychometrische Funktionen 16

Psychometrische Funktionen Psychometrische Funktion: Kriteriumswert xc = konstant Die Dichtefunktion f hängt vom Streuungsparameter sigma ab! 17

Psychometrische Funktionen 18

Psychometrische Funktionen 19

Psychometrische Funktionen Schätzung der Psychometrischen Funktion durch eine Regressionsgerade: 20

Psychometrische Funktionen und Item-Funktionen: Psychometrische Funktionen haben ihre Entsprechung in der Theorie psychometrischer Tests: gegeben sei ein ''Item'' (= Aufgabe, oder eine Ausage, der man zustimmen oder die man ablehnen kann, etc). Man möchte die Ausprägung eines Merkmals (Fähigkeit, Einstellung, etc) Messen. Je größer die Ausprägung des Merkmals, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, das Item ''positiv'' zu beantworten, d. h. die Aufgabe zu lösen, der im Item geäußerten Meinung zuzustimmen, etc 21

Rauschen und Signal plus Rauschen Die Wahrscheinlichkeit des Entdeckens hängt von xc ab! Reines Rauschen (noise) = blau, Signal + Rauschen = rot, Fixe Signalintensität, variabler Kriteriumswert xc 22

Rauschen und Signal plus Rauschen Die urteilende Person legt den Kriteriumswert xc implizit selbst fest, - nach Maßgabe der Bedingungen! x erlebte Aktivität, s Stimulus, n Noise Beispiel: Kind erkrankt an Encephalitis! 23