Masterstudium und Berufseinstieg Zum Belastungsempfinden von Lehramtsstudierenden der
Masterstudium und Berufseinstieg: Zum Belastungsempfinden von Lehramtsstudierenden der Primarstufe – Empirische Befunde. Gabriele Beer – Astrid Ebenberger – Sylvia Potzmader – Rudolf Beer
Der Berufseinstieg ü ein kritisches Lebensereignis, entscheidender Faktor im Prozess der beruflichen Sozialisation (Keller-Schneider, 2010) ü ambivalent: Herausforderung/persönliche und berufliche Extremsituation aber auch Freude am Arbeiten im angestrebten Beruf (Herzog, Brunner & Müller, 2007) ü Lehrberuf generell belastend (Ksienzyk & Schaarschmidt, 2005; Rothland, 2013; Schaarschmidt, 2005; Stähling 1998) ü hohen psychischen Beanspruchung (Hasselhorn, 2009; Lehr, 2011; Schönwälder, Berndt & Ströver, 2003) ► subjektives Erleben der Berufseinsteigenden? ► Auswirkungen diese Doppelbelastung (Berufseinstieg u. Masterstudium)?
Das SAR-Modell (4) allg. Anforderungen/ Belastungen (14) Belastungsaspekt: Kolleg/innen (15) Belastungsaspekt: Schulleitung (16) Belastungsaspekt: Eltern (17) Belastungsaspekt: Kinder (18) Belastungsaspekt: Klassenarbeit Umwelt des Individuums Externe Anforderungen Externe Ressourcen Verhalten und Erleben des Individuums Psychophysische Merkmale des Individuums Interne Anforderungen Bewältigungsverhalten Emotionales Erleben Interne Ressourcen (11) Erleben sozialer Unterstützung (3) Einnahme aufputschender Mittel Gesundheitliches Empfinden des Individuums (1) Psychische Erschöpfung (6) Arbeitsüberforderung (19) Qualitative Abstriche der Praxis (8) Perfektionsstreben (13) Gewissenhaftigkeit (5) neg. Auswirkungen auf das Privatleben (. . ) Häufigkeit der Erkrankungen (9) Distanzierungsfähigkeit (10) Lebenszufriedenheit (12) Extraversion (2) Anstrengungserhöhung (7) Verausgabungsbereitschaft Abbildung 1: Erweitertes Anforderungs-Ressourcen-Modells (SAR-Modell) der Gesundheit (nach Becker, 2006)
Wie erleben und bewältigen die in den Beruf einsteigenden Lehrpersonen, die gleichzeitig innerhalb von fünf Jahren ein Forschungsinteresse der Studie Masterstudium abzuschließen haben den Berufseinstieg, welche Auswirkungen hat diese Doppelbelastung (Berufseinstieg und Masterstudium) auf weitere berufsrelevante Persönlichkeitsmerkmale* der Berufseinsteigenden? * psychische Erschöpfung, Bewältigungsstrategien, allgemeine Anforderungen/Belastungen, negative Auswirkungen auf das Privatleben, Überforderung, Berufseinstiegsbelastung, Studienbelastung, subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit im persönlichen Leben, beruflicher Ehrgeiz, Verausgabungsbereitschaft, Perfektionsstreben, Distanzierungsfähigkeit, Lebenszufriedenheit, Erleben sozialer Unterstützung, Extraversion, Genauigkeit, schulische Belastungsaspekten
Die empirisch quantitative und qualitative Studie o o o o quantitative Fragebogenerhebung* (N = 195) leitfadengestützten Interviews (N = 26) explorativ und explanativ ersten Erhebungswelle im November/Dezember 2019 Klumpenstichprobe an einer PH deskriptive wie auch inferenzstatistische Auswertungen qualitative Auswertungen der Interviews Studie in Durchführung * Skalen: Copenhagen Psychological Questionnaire (COPSOQ) (Nübling, Stößel, Hasselhorn, Michaelis & Hofmann, 2005); Arbeitsbezogenen Arbeits- und Erlebensmuster (AVEM) (Schaarschmidt & Fischer, 2008); eigene Entwicklungen
Subjektives Erleben des Berufseinstiegs Abbildung 2: Subjektives Erleben des Berufseinstiegs (absolute Häufigkeiten)
Belastungsempfinden Abbildung 3: Belastungsempfinden: Beruf und Studium (geordnet n. arithm. Mittel)
Gesundheitszustand Abbildung 4: Subjektiv eingeschätzter aktueller Gesundheitszustand (absolute Häufigkeiten)
Indizes Abbildung 5: Mittelwerte der gebildeten Skalen
Unterschiede zwischen Masterstudierenden mit bzw. ohne gleichzeitigem Berufseinstieg 5, 0 4, 5 4, 0 3, 34 3, 5 2, 83 3, 0 2, 55 3, 04 2, 77 2, 92 2, 61 2, 5 2, 0 1, 5 1, 0 (1) Psychische Erschöpfung (p = 0, 023) (4) allg. Anforderungen/ Belastungen (p = 0, 014) kein Berufseinstieg (5) neg. Auswirkungen auf (6) Arbeitsüberforderung (p das Privatleben (p = 0, 000) = 0, 033) Berufseinstieg (1. DJ) Abbildung 6: Aspekte der Belastung: Masterstudierende mit bzw. ohne Berufseinstieg (MW, p)
Profile (nicht) vulnerabler Personen Gesundheitszustand Abbildung 7: Profile vulnerabler bzw. nicht vulnerabler Personen (Fallbeispiele) nach quantitativ erhobenen Indizes
Belastungen und Belastungsreaktionen Fragestellung: Wie werden Belastungen individuell empfunden? o o o Vergesslichkeit Unkonzentriertheit die Qualität des Schlafes leidet „unausgerastet in die Schule kommen“ „Kopfweh, das nicht mehr weggeht“ Eine Befragte resümiert: o „Dinge (…), die ich von mir gar nicht kenne“ (IP_10) Abbildung 8: Belastungsempfinden
Ressourcen Fragestellung: Über welche Ressourcen verfügen Sie, um den Anforderungen von außen und an sich selbst zu entsprechen? o o o ein unterstützendes soziales Umfeld intrapersonale Ressourcen wie Selbstbewusstsein, Zielorientiertheit, Strukturiertheit Wissen und Können zur Unterstützung der Handlungsfähigkeit und Abbildung 9: -sicherheit Ressourcen
Gabriele Beer, BEd Dr. Astrid Ebenberger, MEd Dr. Sylvia Potzmader, MA, MEd, BEd Priv. -Doz. Mag. Dr. Rudolf Beer, BEd Mag. Dr. Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems 2021 gabriele. beer@kphvie. ac. at https: //www. kphvie. ac. at
Anhang: Zusammenhänge: Persönlichkeitsmerkmale & Belastung Abbildung 10: ‚Belastungs. Index‘ und ‚psychischen Erschöpfung‘ (r = , 643; p ≈ 0, 000) Abbildung 11: ‚Belastungs. Index‘ und ‚negative Auswirkungen auf das Privatleben‘ (r = , 632; p ≈ 0, 000). Abbildung 12: ‚Belastungs. Index‘ und ‚qualitative Abstriche in der Praxis‘ (r = , 700; p ≈ 0, 000) Abbildung 13: ‚gesundheitliche Status‘ und ‚Belastungs-Index‘ (r = -, 461; p ≈ 0, 000) Abbildung 14: ‚Engagement‘ und ‚Belastungs-Index‘ (r = , 441; p ≈ 0, 000) Tabelle 1: Belastungs-Index als Prädiktor (Spearman. Rho-Korrelationen)
Zur Diskussion 1. Wie können die vorliegenden Evidenzen zu Belastungen und Belastungsreaktionen für die Entwicklung von (Lehr-)Angeboten vor, zum und nach erfolgtem Berufseinstieg genutzt werden? 2. Ernüchternde Befunde belegten einen starken signifikanten Zusammenhang zwischen ‚Belastungen‘ und der Tendenz ‚qualitative Abstriche in der Praxis‘ zu machen (r =. 700/ siehe Abb. 12). Welche Effekte entstehen dadurch langfristig für Schule und Unterricht?
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