Laute Phonetik und Phonologie Phon Laut als Sprechereignis

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Laute: Phonetik und Phonologie Phon: Laut als Sprechereignis im konkreten Sprechakt >Tag< [tha: k]

Laute: Phonetik und Phonologie Phon: Laut als Sprechereignis im konkreten Sprechakt >Tag< [tha: k] Phonem: Laut als Zeichen im System /ta: k/ Allophon: Laut als Aussprachevariante - umgebungsbedingt: Transkribieren (Tansskription) >Ruhr< /ru: e/, >Ruder< /ru: de/ mit den Zeichen der - regional oder individuell: IPA (International Phonetic Association) zum Beispiel Zäpfchen-r oder Zungen-r API (Assocoation Phonétique International) Wissenschaften von den Sprech- und Sprachlauten Phonetik (Laute als Sprechereignisse) - artikulatorische Phonetik: Erzeugung der Laute im Sprechereignis - akustische Phonetik: Laute als Wellen im Raum - auditive Phonetik (Ohrenphonetik): Laute im Hörvorgang Phonologie/Phonematik (Laute im Sprachsystem) • Eigenschaften: - ein Laut hat einen spezifischen Klang und unterscheidet sich von anderen • Funktionen: - Sprache hörbar machen - Bedeutungen unterscheiden Psycholinguistik und Neurophysiologie: sprachliche Steuerungsprozesse im Gehirn Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 1

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsvorgang und Artikulationsmerkmale Artikulationsvorgang • • • Luft wird aus

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsvorgang und Artikulationsmerkmale Artikulationsvorgang • • • Luft wird aus der Lunge durch das Ansatzrohr zum Kehlkopf gedrückt. Die Stimmbänder schwingen: Die Laute werden stimmhaft. Die Stimmbänder bleiben schlaff: Die Laute werden stimmlos (man flüstert) Die Mund-Rachenraum wird in spezifischer Weise geformt Die Artikulationsstellen bauen einen Hindernisparcours für die Luft auf. Die Luft wird auf unterschiedliche und Weise nach außen gedrückt (Artikulationsweise). • Dabei wird der Nasenraum geschlossen oder geöffnet (nasale Laute) Stimmhafte Laute: • alle Vokale (Selbstlaute) • alle Diphthonge (Zwielaute) • stimmhafte Konsonanten (Mitlaute) Artikulationsmerkmale: • Sonorität (Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit) • die spezifische Artikulationsstelle • die Artikulationsweise Stimmlose Laute: • die stimmlosen Konsonanten Im Gehirn werden die sprechmotorischen Abläufe und das Hören koordiniert (Hördiskriminierung). Man nimmt zudem Knochenschwingungen im Kopfbereich wahr; niemand hört sich selbst so wie alle anderen; man hat eine andere Stimme, als man selbst glaubt. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 2

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale und Diphthonge im Mund-Rachenraum Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale und Diphthonge im Mund-Rachenraum Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 3

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (1) Kurze einfache Vokale Laute Buchstaben Beispiele [a] a ab, Alter, warm, Bilanz [E], [e] e enorm, Endung, helfen, fett, penetrant, Prozent [e] e Atem, Ballade, gering, nobel [I], [i] i immer, Iltis, List, indiskret, Pilot [O], [o] o ob, Ort, folgen, Konzern, Logis, Obelisk, Organ [Ø], [ø] ö öfter, Öffnung, wölben, Ökonomie [U], [u] u unten, Ulme, bunt, Museum [Y], [y] ü Küste, wünschen, Püree Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 4

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (2) Lange einfache Vokale Laute Buchstaben Beispiele [a: ] a artig, Abend, Basis [e: ] e edel, Efeu, Weg, Planet [E: ] ä äsen, Ära, Sekretär [i: ] ie (in einheimischen Wörtern: ) Liebe, Dieb i (in Fremdwörtern: ) Diva, Iris, Krise, Ventil [o: ] o oben, Ofen, vor, Chor [Œ: ] ö öde, Öfen, schön [u: ] u Ufer, Bluse, Muse, Natur [y: ] ü üben, Übel, fügen, Menü, Molekül Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 5

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die den Unterschied deutlich machen. Wir werden einige der Beispielpaare später Oppositionspaare bzw. Minimalpaare nennen. [a: ] [e: ] [i: ] [o: ] [Œ: ] [u: ] [y: ] - [a] [e] [i] [o] [ø] [u] [y] Aal - alt, fahl - Fall, Rasen - Rassen Beet - Bett, Weg - weg Gebete lieben - Lippen, ihm - im, Igel - Iltis Ofen - offen, Tor - Torte, Fohlen - vollen Höhle - Hölle, Möhre - Mörtel Fuder - Futter, Busen - Bus Fühler - Füller, Wüste - wünschen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 6

Laute: Phonetik und Phonologie Diphthonge (Zwielaute) gelten im Sinne der Rechtschreibung immer als lange

Laute: Phonetik und Phonologie Diphthonge (Zwielaute) gelten im Sinne der Rechtschreibung immer als lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (3) Diphthonge Laute Buchstaben Beispiele [a. I] ei eigen, Eile, beiseite, Kaleidoskop [a. U] au auf, Auge, Haus, Audienz [OY] eu euch, Eule, Zeuge, Euphorie Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 7

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Beispiele, aus den

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Beispiele, aus den amtlichen Regeln Laute Buchstaben Beispiele [a] u Butler, Cup, Make-up, Slum [a: ] at Eklat, Etat [E] a Action, Camping, Fan, Gag [E: ] ai Airbus, Chaiselongue, fair, Flair, Saison [e: ] é Abbé, Attaché, Lamé er Atelier, Bankier, Premier et Budget, Couplet, Filet ai Cocktail, Container [Œ: ] eu [u], [u: ] oo adieu, Milieu; häufig in den Suffixen -eur, -euse: Ingenieur, Souffleuse Boom, Swimmingpool ou Journalist, Rouge, Route, souverän [y], [y: ] y Analyse, Hymne, Physik, System, Typ; auch in den Präfixen dys-, hyper‑, hypo‑, syl, sym‑, syn-: dysfunktional, hyperkorrekt, Hypozentrum, Syllogismus, Symbiose, synchron [i], [i: ] y ea Team ee Baby, City, Lady, sexy Beat, Dealer, Hearing, Jeans, [ã] an Branche, Chance, Orange, [o] [o: ] Chaussee, Chauvinismus Niveau, Plateau, Tableau Depot, Trikot au eau ot Evergreen, Spleen, Teenager Renaissance, Revanche ant Avantgarde, Pendant, Restaurant en engagiert, Ensemble, Entree, Pendant, Rendezvous ent Abonnement, Engagement Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 8

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Laute Buchstaben Beispiele

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Laute Buchstaben Beispiele [æñ] ain Refrain, Souterrain, Terrain eint Teint [õ] [øñ] in on um Bulletin, Dessin, Mannequin Annonce, Chanson, Pardon Parfum [a. U] ou Couch, Countdown, Foul, Sound ow Clown, Countdown, Cowboy, Power(play) i igh Lifetime, Pipeline Copyright, high, Starfighter [OY] y oy Nylon, Recycling Boy, Boykott [oa] oi Memoiren, Repertoire, Reservoir, Toilette [a. I] Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 9

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 10

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 10

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 11

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 11

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten Artikulationsweise stimmhaft stimmlos Plosiv h, p A Bilabial b

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten Artikulationsweise stimmhaft stimmlos Plosiv h, p A Bilabial b p r t i Lab. -dent. k u Dent. /Alv. d th , t l a t Palatal i o n Velar g kh , k s s t Uvular e l l e Knacklaut Glottal h Frikativ Lateral Nasal gerollt geschlagen Zungen-r m v f z, g s, S j ç, l n Zäpfchen-r h = im Anlaut behaucht: >Pappe< [phape], >tat< [tha: t], >Keck< [khek] Spiegel’ei Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 12

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in deutschen Wörtern Laute [b] [ç] [x] [d] [f]

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in deutschen Wörtern Laute [b] [ç] [x] [d] [f] [g] [h] [j] [k] [l] [m] [ng] [p] [r], [R] [s] [z] [š] [t] [v] Buchstaben b ch ch d f g h j k l m n ng p r s s sch t w Beispiele backen, Baum, Obolus, Parabel ich, Bücher, lynchen ach, Rauch danken, Druck, leiden, Mansarde fertig, Falke, Hafen, Fusion gehen, Gas, sägen, Organ, Eleganz hinterher, Haus, Hektik, Ahorn, vehement ja, Jagd, Boje, Objekt Kiste, Haken, Flanke, Majuskel, Konkurs laufen, Laut, Schale, lamentieren machen, Mund, Lampe, Maximum nur, Nagel, Ton, Natur, nuklear Gang, Länge, singen, Zange packen, Paste, Raupe, Problem rauben, Rampe, hören, Zitrone skurril, Skandal, Hast, hopsen sagen, Seife, lesen, Laser scharf, Schaufel, rauschen tragen, Tür, fort, Optimum wann, Wagen, Möwe Die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 13

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen Beispiele für Konsonanten in deutschen Wörtern, die Beispielwörter sind

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen Beispiele für Konsonanten in deutschen Wörtern, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (2) Konsonantenverbindungen (innerhalb des Stammes) Laute [kv] [ks] [ts] Buchstaben qu x z Beispiele quälen, Quelle, liquid, Qualität xylographisch, Xenophobie, boxen, toxisch zart, Zaum, tanzen, speziell, Zenit Schreiben Sie mit und füllen Sie die Lücken Se___ H___en aus Sa___en flogen über den Blo___berg flu__ nach __anten, brieten dort einen O___en, aßen danach Ke___e und machten viele Kle___e. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 14

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1. 1) Einfache

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1. 1) Einfache Konsonanten Laute Buchstaben Beispiele [f] ph Atmosphäre, Metapher, Philosophie, Physik [k] c Clown, Container, Crew ch Chaos, Charakter, Chlor, christlich qu Mannequin, Queue [r] rh Rhapsodie, Rhesusfaktor rt Dessert, Kuvert, Ressort [ç ] c, ce Annonce, Chance, City, Renaissance, Service [š] [ ] ch sh g [t] j th Champignon, Chance, charmant, Chef Geisha, Sheriff, Shop, Shorts Genie, Ingenieur, Loge, Passagier, Regime; auch im Suffix -age: Blamage, Garage Jalousie, Jargon, jonglieren, Journalist Ethos, Mathematik, Theater, These [v] v Virus, zivil Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 15

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1. 2) Konsonantenverbindungen

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1. 2) Konsonantenverbindungen Laute Buchstaben Beispiele [d ] g Gentleman, Gin, Manager, Teenager [lj] / [j] j ll Jazz, Jeans, Jeep, Job, Pyjama Billard, Bouillon, brillant, Guerilla, Medaille, Pavillon, Taille [nj] gn Champagner, Kampagne, Lasagne [ts] c Aceton, Celsius, Cellophan t (vor [i] sehr häufig im Suffix ‑tion; + Vokal) außerdem häufig in Fällen wie -tie, -tiell, -tiös: Funktion, Nation, Produktion; Aktie, partiell, infektiös c Cello, Cembalo ch Chip, Coach, Ranch ge, dge College, Bridge [tš] Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 16

Laute: Phonetik und Phonologie / Phonematik Phoneme: Laute im System und ihre Funktionen •

Laute: Phonetik und Phonologie / Phonematik Phoneme: Laute im System und ihre Funktionen • Sprache hörbar machen Minimalpaare • Bedeutungen unterscheiden Oppositionspaare Minimalpaar • Begriff des amerikanischen Distributionalismus • nur an der lautlichen Seite orientiert • Artikulationsmerkmale als distinktive Merkmale (distinctive features) haben lagen ragen heben legen regen hieben liegen Riege(n) Oppositionspaar • Begriff der europäischen Phonologie • am ganzen Zeichen als Einheit von Laut und Bedeutung orientiert • bedeutungsunterscheidene Funktion ausschlaggebend hoben huben höben Hauben loben Leib logen lugen lügen laugen Rogen Rügen Reigen Aal Kehle Ofen Höhle All Kelle offen Hölle Bilden Sie zu den folgenden Wörtern Mimimal- / Oppositionspaare. Beet - , Wahl/Wal - , wagen - , Borke - , Zier - , Brücken - , Hebel - , Ring - , an -, Dach - , Krug - , Bier - , Kasten - , Waage - , Stirne - , winken - , dein - , Meile Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 17

Laute: Phonetik und Phonologie Phoneminventar und Phonemsystem Phoneminventar einer Sprache • Anzahl der Phoneme

Laute: Phonetik und Phonologie Phoneminventar und Phonemsystem Phoneminventar einer Sprache • Anzahl der Phoneme einer Sprache • Im Deutschen gibt es ca. 42 Phoneme, je nachdem, ob man /ç/ ich-Laut und / / ach-Laut, /e: / Seele und / : / Säle sowie das gemurmelte /e/ in wie in Gebete als eigene Phoneme zählt oder zu Archi-Phonemen zusammenfasst. • Besonderheit des Deutschen: Lange, geschlossene und kurze, offene Vokale : Stahl-Stall, zehren - zerren, Stiel - still, Hof - hoffen, Köhler - Köln, Fluse - Fluss, fühlen - Füllen Kombinationsregeln für Phoneme • Nicht alle Kombinationen sind möglich: /o: /, /o/, /r/, /t/ Tor, rot, Tro(g), (b)ohrt, Ort, Trott, nicht rto. . . • Sprachen haben Harmonie-Regeln: Wechsel / / - /ç/ je nach Vokaltyp hell oder dunkel: Dach - Dächer, Koch - Köche, Buch - Bücher, . . . • Im Türkischen Vokalharmonien Kleine Vokyalharmonie araba-lar-dan – aus den Autos Große Vokalharmonie Yürü-dü-nüz mü? – Seid ihr gelaufen ? Phonemsystem einer Sprache Das dem Phoneminventar zu Grunde liegende System von: • distinktiven Merkmalen der einzelnen Phoneme • Oppositionen zwischen den Phonemen • Kombinationsregeln und Harmonieregeln für die Phonemkombinationen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 18

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung Silben: 1 Vokal bzw. Diphthong und angelagerte

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung Silben: 1 Vokal bzw. Diphthong und angelagerte Konsonanten Im Deutschen viele Möglichkeiten: • nur Vokal oder Diphthong a-ber, E-sel, I-gel, o-der, U-fer, Au-e, Ei, eu-er. . . • V+K (+K) an, es, in, Ast, Ort, eins, . . . • K (+K) + V da, wo, treu, blau, . . . • K (+K) + V + K (+K) + (K) rot, Blatt, blind, Trost, Pflug, Stumpf, Strumpf, . . . Schreiben Sie die folgenden Wörter ab und trennen Sie wie im Beispiel: • Silben: Um/lei/tungs/emp/feh/lung • Wortbausteine (Morpheme): Um-leit-ung-s-emp-fehl-ung Wagenstandsanzeiger Wasserstandsmeldung Wettervorhersage Weihnachtsabend Lebkuchenbäckerei Streichholzschächtelchen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 19

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Betonung: Bei mehrsilbigen Wörtern

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Betonung: Bei mehrsilbigen Wörtern wird eine Silbe stärker betont. So entsteht Rhythmus, in Gedichten über ein Versmaß das Metrum: • steigend: ta tam ta ta tam • fallend: tam ta ta Von drauß von Walde komm ich her. . . Übers Jahr, übers Jahr, wenn die Kornblumen blühn. . . Abend wird es wieder. . . Hab ich den Markt und die Straßen doch nie noch so einsam gesehen…. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 20

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Jambus: ta tam, ta

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Jambus: ta tam, ta tam. . . Anapäst: ta ta tam, ta ta tam. . . Friedrich von Logau Volksweise Ehstand des Herzens und der Zunge. Kommt ein Vogel geflogen, Setzt sich nieder auf mein Fuß. Hat ein Briefchen im Schnabel von der Liebsten ein‘ Gruß. Das Herz und Zung ist wie vermählt, die zeugen Kinder ungezählt. Wann beide sie nicht eines sind, Wir jedes Wort ein Hurenkind. Daktylus: tam ta ta, tam ta ta. . . Trochäus: tam ta, tam ta. . . Johann Gottfried Herder Friedrich von Logau Das Beste der Welt Weißt du, was in dieser Welt Mir am meisten wohl gefällt? Dass die Zeit sich selbst verzehret Und die Welt nicht ewig währet. Annchen von Tharau ist‘s die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz auf mich gerichtet in Lieb‘ und in Schmerz. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 21

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Simon Dach 1605 -1695 Prof. der Poesie

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Simon Dach 1605 -1695 Prof. der Poesie an der Úniv. Königsberg Unbekannter Verfasser (Simon Dach? ) Anke van Tharaw öß, de my geföllt, Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt. Anke van Tharaw heft wedder eer Hart Op my gerichtet ön Löw' on ön Schmart. Anke van Tharaw mihn Rihkdom, mihn Goet, Du mihne Seele, mihn Fleesch on mihn Bloet. Quöm' aller Wedder glihk ön ons tho schlahn, Wy syn gesönnt by een anger tho stahn. Kranckheit, Verfälgung, Bedröfnös on Pihn, Sal vnsrer Löve Vernöttinge syn. Johann Gottfried Herder 1744 -1803 geb. in Mohrungen (Ostpreußen) Übersetzung von Johann Gottfried Herder Annchen von Tharau ist, die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet bei einander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 22

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, je mehr ihn Hagel und Regen anficht; Was hat die Liebe doch für ein Bestand, Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand? So wird die Lieb' in uns mächtig und groß Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth. Wo man sich peiniget, zanket und schlägt, Und gleich den Hunden und Katzen beträgt? Würdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt; Annchen von Tharau, das woll'n wir nicht thun; Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn. Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer. Was ich begehre, ist lieb dir und gut; Ich laß den Rock dir, du läßt mir den Hut! Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ' ich um deines herum. Dies ist uns Annchen die süsseste Ruh. Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du. Was ich gebiete, wird von dir gethan, Was ich verbiete, das läßt du mir stahn. Dies macht das Leben zum himmlischen Reich, Durch Zanken wird es der Hölle gleich. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 23

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe: Heben oder Senken der Stimme • Im Deutschen als

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe: Heben oder Senken der Stimme • Im Deutschen als prosodisches, suprasegmentales, wortübergreifendes Merkmal - Stimme am Ende gehoben = Frage: Kommst du mit? Du kommst mit? Duuu? - Stimme am Ende gesenkt = Aussage oder Aufforderung: Du kommst mit. Ja, du kommst mit! - Stimme im Satzgefüge gehoben = Teilsatz folgt: Du hast zugesagt , dass du mitkommst. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 24

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe • Es gibt tonige Sprachen wie das Chinesiche und

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe • Es gibt tonige Sprachen wie das Chinesiche und Vietnamesiche. • Im Deutschen Tonigkeit bei reduplizierenden Abtönungspartikeln: aha, oho, ohoo, nanana, hmhm, . . . Konsequenz: Inkonsequenz: Heute so, morgen so. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 25

Liebling? Bist du müde? Sehr müde? Zu müde? Hmhm. . . Hmhm! Prof. Dr.

Liebling? Bist du müde? Sehr müde? Zu müde? Hmhm. . . Hmhm! Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik 26