Konsens oder Entscheidung berlegungen zur Debatte um die
Konsens oder Entscheidung? Überlegungen zur Debatte um die gottesdienstliche Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften
Worum es geht n Emotionalität der Debatte verweist auf grundlegende Überzeugungen hinsichtlich: u u n Grundüberzeugungen zeigen sich im: u u n Sichtweisen von Sexualität Bedeutung von Ehe und Familie für Kirche und Gesellschaft Verständnis der Bibel Verständnis von Homosexualität Verständnis von gottesdienstlichen Segenshandlungen Instrumentalisieren anderer Argumente (z. B. Ökumene) Für die Entscheidung ist zu berücksichtigen: u u Die jeweiligen Überzeugungen sind irrtumsfähig (können keine letzte Sicherheit beanspruchen) und daher vergebungsbedürftig Ein Konsens ist (auch auf lange Sicht) nicht möglich
Pro Segnung Umgang mit der Bibel Contra Segnung 1. Bibel ist nicht identisch mit dem „Wort Gottes“ (Inspiration durch „Hören“) 1. Bibeltext ist identisch mit dem Wort Gottes („Verbal“Inspiration) 2. Texte müssen „übersetzt“ werden, um den Willen Gottes erkennen zu können 2. Texte müssen als Ausdruck des Willens Gottes wörtlich genommen werden > Problem: Willkür bei der Auswahl der wörtlich zu nehmenden Texte Bibel Homosexualität ist (unveränderbare) „Prägung“ Homosexuelle Orientierung ist „Schöpfungserfahrung“ 3. Liebesgebot als Inbegriff des Willens Gottes > Problem: Konkrete Texte dürften gar keine Rolle mehr spielen Homosexualität ist (heilbare) „Krankheit“ Charakter der „Heiligen Schrift“ Homosexuelles Verhalten ist „Sünde“: schöpfungswidrig roter Faden (Liebe Gottes) + Komplexität (in den Konkretionen) durch immer neues „Hören“ auf Gott 3. Zum Liebesgebot gehört auch die Verurteilung der Sünde
Pro Segnung Sicht von Homosexualität Contra Segnung 1. Homosexualität ist eine (unveränderbare) Prägung 1. Homosexualität ist eine (heilbare) Krankheit > WHO 1991 (H. ist keine Krankheit) > Problem: Sexualität ist „fließend“ („coming out“ ehemals Heterosexueller) > einige Mediziner. Innen > Problem: Sexualität ist „fließend“ („Heilung“ ehemals Homosexueller) 2. H. ist eine ethisch verantwortbare Lebensform 2. Praktizierte H. ist immer unverantwortliches, selbstzerstörerisches Verhalten (Kriterien: Freiwilligkeit; Ganzheitlichkeit; Verbindlichkeit; Partnerschaftlichkeit; Angelegtsein auf Dauer und gemeinsame Daseinsvorsorge, eventuell auch für Kinder) Homosexualität Homosexuelle Orientierung ist „Schöpfungserfahrung“ Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften sind zu begrüßen 3. Rechtliche Anerkennung bedroht nicht die sozialen Einrichtungen Ehe und Familie > Problem: Begründung des Vorrangs von Ehe und Familie über „Generativität“ (Kinder) Homosexuelles Verhalten ist „Sünde“: schöpfungswidrig Theologische Rückfrage: Reicht der Bezug auf „Schöpfung“? Was ist mit „Neuschöpfung“? Erwarten wir nicht alle die „Erlösung unseres Leibes“ (Röm 8, 23)? Steht nicht jede Lebensform vor der Frage, inwiefern wir „in Christus. . . eine neue Kreatur“ (2. Kor 5, 17) sind? Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften sind abzulehnen 3. Rechtliche Anerkennung bedroht die natürlichen Einrichtungen Ehe und Familie > Problem: Ehe und Familie sind gewordene Formen, um Geburtlichkeit + Generationenfolge zu sichern
Pro Segnung Sicht von Segnung 1. Zum göttlichen Segnen gehört der Fluch über Verhältnisse, die „gottwidrig“ sind 1. Gottes Segnen erfaßt alle Verhältnisse, die „lebensförderlich“ sind > Annahme: Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften sind gottwidrig (also: ein Fluch) > Annahme: Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften sind lebensförderlich (also: ein Segen) Homosexualität ist (unveränderbare) „Prägung“ Segnungs. Gottesdienst Homosexuelle Orientierung ist „Schöpfungserfahrung“ Segnungsgottesdienst verkündet Segens- und Heilshandeln Gottes 2. Segnungsgottesdienste lassen sich liturgisch von Trauungen unterscheiden > Problem: . . . und wenn nicht? . . . Contra Segnung Homosexualität ist (heilbare) „Krankheit“ Homosexuelles Verhalten ist „Sünde“: schöpfungswidrig Theologische Klärung: Segnen (sozialer Einrichtungen) gehört zusammen mit der Verkündigung des Heilshandelns Gottes. Weil dabei die Lebensförderlichkeit Thema ist, findet kein „Absegnen“ statt. (Das gilt auch für Trauungen. ) Segnungsottesdienst wäre ein „Absegnen“ von Sünde 2. Segnungsgottesdienste untergraben die Bedeutung der Trauung und der Ehe > Problem: Ist nur die Ehe „lebensförderlich?
Was tun? n Weder „Bekenntnisfrage“ noch „Konsens“ u u n Angesichts der „Ungewißheiten“, die mit allen Positionen verbunden sind, ist ein Prozess der gemeinsamen Vergewisserung angemessen (irrtumsfähig und vergebungsbedürftig sind alle Beteiligten) Die Strategie der Konsensfindung ist ein Problem, denn in der Debatte treffen grundlegende Überzeugungen (im Blick auf Bibel, Homosexualität und Segnung) aufeinander Zu treffen ist eine Entscheidung, bei der es um folgende Fragen geht: u u u Ist die „Übersetzung“ der maßgeblichen Bibeltexte schriftgemäß und dem Charakter der Bibel als „Heiliger Schrift“ treu? Nehmen wir die Zeugnisse der „Betroffenen“ (ihre Heilungs- und ihre Schöpfungserfahrung) ernst oder flüchten wir uns in eine vermeintliche wissenschaftliche Sicherheit? Ist es unmöglich, in Segnungsgottesdiensten für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften das Heilshandeln Gottes zu thematisieren und für die Lebensförderlichkeit zu beten?
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