Kinderschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und seine Herausforderungen Grlitz
Kinderschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und seine Herausforderungen Görlitz Oktober 2017 Heinz Kindler E
Aufbau n n Gesamtgesellschaftlich? Ja! Aber… Herausforderungen für die Fachkräfte – Die Rechtslage verstehen – Verstehen welche Wege zu Misshandlung und Vernachlässigung führen können n Herausforderungen für unser gesamtes Kinderschutzsystem – Proaktive, systematische Frühe Hilfen – Keine Vernachlässigung der Vernachlässigung mehr – Mit Kindern reden E
Gesamtgesellschaftlich? n n E Kinderschutzfälle können an sehr verschiedenen Orten unserer Gesellschaft auffallen Meist müssen viele zusammenwirken, damit Fälle gelingen Kinderschutz kostet Kinderschutz muss sich demokratisch verantworten, braucht dann aber auch Solidarität
…braucht Fachlichkeit n n Auf der Ebene der Personen und der Strukturen Beispiel 1: Mutter 33 Jahre, erstes Kind, sehr belastete Lebensgeschichte und – situation, aber aktuell sehr engagiert → was heißt präventiv arbeiten? n E Beispiel 2: Zweimalige leichtgradige Misshandungen 2 J Kind, unklare Verursachung, beide Eltern mit Problemen, aber generell bereit Hilfen anzunehmen → was ist hier einzuschätzen und wie sind diese Aufgaben anzugehen?
Zur Erinnerung: Vier Schwellen im Jugendhilferecht n n E Die Hilfeberechtigungsschwelle (… eine das Kindeswohl nicht gewährleistende Erziehung § 27 SGB VIII) Die Schwelle des gewichtigen Anhaltspunkts (§ 8 a SGB VIII, Art. 4 KKG) Die Gefährdungsschwelle (§ 8 a SGB VIII / § 1666 BGB) Die dringende Gefahr (§ 42 SGB VIII)
Definition Kindeswohlgefährdung „eine gegenwärtige, in einem solchen Maße vorhandene Gefahr, dass sich bei der weiteren Entwicklung eine erhebliche Schädigung mit ziemlicher Sicherheit voraussehen lässt“ (BGH Fam. RZ 1956, 350 = NJW 1956, 1434) E
Aufgabe des Begriffs n Grenzstein zwischen zwei Bereichen – Unterhalb KWG: Hilfe-, Förder- oder Behandlungsbedarf evtl. vorhanden, aber in der alleinigen Verantwortung der Eltern – Bei KWG: Situation des Kindes muss sich in jedem Fall deutlich verbessern, zur Not auch ohne oder gegen die Eltern n E Merkmale KWG: Zukunftsorientiert und beschränkt auf erhebliche Schädigungen
Welche Fragen muss das Gericht (mit ihrer Hilfe) beantworten? 1) 1666 BGB: Liegt eine KWG vor? 2) 1666 BGB: Sind die Eltern nicht bereit und/oder nicht in der Lage vorhandene Gefahren abzuwehren? 3) 1666 BGB: Gibt es eine „geeignete Maßnahme“ des Gerichts? 4) 1666 BGB / 1666 a BGB: Welche unter den geeigneten Maßnahmen ist am mildesten? 5) BVerf. G: Führt Eingriff zu Verbesserung für das Kind?
Minnesota Mutter-Kind Hochrisikolängsschnitt Ergebnisse jugendpsychiatrische Untersuchung 17 Jahre 2 oder mehr Störungen Körperliche Misshandlung 60% Sexueller Missbrauch 73% Emotionale Vernachlässigung 73% Körperliche Vernachlässigung 54% Kontrollgruppe 30% E Egeland, 1997, in: Cicchetti et al. , Effects of Trauma, 403 -434.
Bekannte und wahrscheinliche Risikomechanismen für frühe Misshandlung & Vernachl. n n n n E Lebensgeschichtlich verzerrtes Fürsorgebild Konflikt mit anderen Entwicklungsaufgaben Care-/ Control Conflict Suchtverhalten Generelle emotionale Instabilität Antisoziale Entwicklung Generell herabgesetzte Belastbarkeit Negative Selbstwirksamkeit
Sind offene Türen genug? Unbefriedigter Unterstützungsbedarf bei Müttern mit und ohne Misshandlung in der eigenen Kindheit 40% 30% *** 20% 10% 0% CM+ CM- Betreffend das Kind ***p <. 001. E CM+ CM- Betreffend eigene Überforderung
3 -Jahreskatamnese Gefährdungsform und Verlauf (n=150) Vernachlässig. Misshandl. n Weitere Gefährdung 39% 28% n Ungünstige psy. Entwicklung 60% 44% (Aus: Kindler & Jagusch, in Vorb. ) E
Dokumentierte Gespräche mit Kindern im Kinderschutz 3. 5 2. 99 3 2. 5 Ort 1 1. 87 1. 73 2 Ort 2 1. 5 1 0. 5 0. 690000000 0. 9 0. 88 0. 75 000001 0. 510. 470. 520. 56 0 Holland E England Deutschland Ort 3 Ort 4
Gespräche mit Kindern im Kinderschutz n n Beratungsgespäche Orientierung für Kinder Informatorische Befragung zum Kindeswillen Informatorische Befragung zu Belastungserlebnissen – Aufbau – Arten von Fragen – Dokumentation E
Statt einer Zusammenfassung: Realistisches Anspruchsniveau n Weil… – Verdeckte Prozesse – Fälle an der Grenze – Gesellschaftliche Lernprozesse (z. B. emotionale Vernachlässigung, Hochstrittigkeit) n n E Verschiedene Herausforderungen und Akteure Aber: Für mich gibt es wenige Aufgaben, die ich als sinnvoller empfinde
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit E
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