Kinderarmut in Lichtenberg Kinder in BG nach SGB
Kinderarmut in Lichtenberg – Kinder in BG nach SGB II 2011 -2017 Daten und Analysen IFAD, Institut für Angewandte Demographie Gmb. H Berlin-Brandenburg Dr. Harald Michel
Bevölkerungsdaten Bezirk Lichtenberg von Berlin
Armut und Armutsgefährdung Sozialdaten Bezirk Lichtenberg von Berlin
Armutsgefährdung – Quoten und Schwellen Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut und wird definiert als der Anteil der Personen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der bundesdeutschen Bevölkerung (in Privathaushalten) beträgt. Das Äquivalenzeinkommen ist ein bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied, das ermittelt wird, indem das Haushaltsnettoeinkommen durch die Summe der Bedarfsgewichte der im Haushalt lebenden Personen geteilt wird. Nach EU-Standard wird zur Bedarfsgewichtung die OECD-Skala verwendet. Danach wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden Gewichte von < 1 eingesetzt (0, 5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0, 3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen. ) Armutsgefährungsschwelle = pro Kopfeinkommen in EURO, Einpersonen-Haushalt 2016 Berlin: 769 EURO, Haushalte mit zwei Erwachsenen 2016 Berlin: 1. 384 EURO, in Berlin sind Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern mit 30, 9 % sowie Personen in Haushalten von Alleinerziehenden mit 30, 3 % am stärksten armutsgefährdet. Die aktuelle amtliche Sozialberichterstattung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (vor allem auf der Basis des Mikrozensus) zeigt auch für das Land Berlin sehr deutlich, dass die Armutsgefährdungsquote von bestimmten sozio-demographischen Merkmalen der Bevölkerung abhängig ist. Auf die Armutsgefährdungsquote haben vor allem Einfluss: das Alter, das Geschlecht, der Haushaltstyp und die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder, der Erwerbsstatus, das Qualifikationsniveau, die Staatsangehörigkeit bzw. der Migrationshintergrund.
In der Armutsforschung gibt es zwei prominente Denkschulen und Ansätze: Øden Ressourcenansatz, der den nachfolgenden Grafiken zugrunde liegt und mit dem relative Armut (vor allem Einkommensarmut) statistisch gemessen und darstellbar gemacht werden kann. Der Ressourcenansatz bemisst Armut z. B. anhand von Armutsgefährdungsquoten und –schwellen , Øden Lebenslagenansatz (bzw. „weite“ Armutsbegriff), der hingegen die Wichtigkeit von sozialer und kultureller Teilhabe, z. B. der Teilhabe an Bildungschancen, die Möglichkeit, Kunst zu genießen, Bücher zu lesen, sich kommunikativ mit Menschen verschiedener sozialer und ethnischer Herkunft austauschen zu können, an politischen und soziokulturellen Prozessen aktiv teilzunehmen u. a. m. betont. ØDiese beiden Denkansätze verwenden also unterschiedliche Indikatoren, um das Phänomen Armut zu operationalisieren.
Lichtenberg gesamt – Bedarfsgemeinschaften nach SGB II mit mind. 1 Kind Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter Datenpool 8000 7593 7614 7721 7743 7691 7707 7625 7000 6000 5000 4000 3000 2000 n. n. 1000 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Bedarfsgemeinschaften nach SGB II mit mind. 1 Kind nach Bezirksregionen Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter Datenpool Neu-Hohenschönhausen Nord Neu-Hohenschönhausen Süd Fennpfuhl Neu Lichtenberg Alt-Hohenschönhausen Süd Einzeldaten nach Bezirksregionen siehe nachfolgende Grafiken Friedrichsfelde Süd Alt-Lichtenberg Friedrichsfelde Nord Frankfurter Allee Süd Alt-Hohenschönhausen Nord Karlshorst Rummelsburger Bucht how, Wartenberg und Falkenberg 0 2011 2012 500 2013 2014 2015 1, 000 2017 2016 1, 500 2, 000
Bedarfsgemeinschaften nach SGB II mit mind. 1 Kind nach Bezirksregionen (bis 500) Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter 500 499 497 493 Datenpool 483 500 492 460 450 423 400 372 349 337 350 300 250 334 291 274 216 323 307 291 212 317 278 204 203 277 218 206 204 200 150 100 5018 24 22 22 21 24 27 19 20 25 23 26 22 42 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Malchow, Wartenberg und Falkenberg Rummelsburger Bucht Karlshorst Alt-Hohenschönhausen Nord Frankfurter Allee Süd Friedrichsfelde Nord 2017
1, 600 Bedarfsgemeinschaften nach SGB II mit mind. 1 Kind nach Bezirksregionen (ab 500) Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter Datenpool 1, 447 1, 515 1, 494 1, 470 1, 439 1, 430 1, 414 1, 400 1, 200 1, 111 1, 090 1, 040 1, 034 1, 106 1, 034 1, 052 1, 000 800 789 784 616 600 556 400 704 693 666 644 674 526 559 683 783 646 670 704 560 550 925 774 674 741 667 1, 105 980 1, 043 784 720 777 1, 128 1, 087 1, 077 567 623 200 0 2011 2012 2013 2014 2015 Alt-Lichtenberg Friedrichsfelde Süd Alt-Hohenschönhausen Süd Fennpfuhl Neu-Hohenschönhausen Süd Neu-Hohenschönhausen Nord 2016 Neu Lichtenberg 2017
13, 500 Lichtenberg gesamt – Unverheiratete minderjährige Kinder, die im Haushalt von Personen im SGB II-Bezug leben Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter Datenpool 13, 301 13, 408 12, 979 13, 000 12, 637 12, 418 12, 500 12, 124 12, 000 11, 927 11, 500 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
1, 200 Unverheiratete minderjährige Kinder, die im Haushalt von Personen im SGB II-Bezug leben nach Bezirksregionen (bis ca. 1000) Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter Datenpool 1, 076 1, 000 924 789 800 872 796 805 628 807 762 592 600 842 834 606 561 558 511 468 511 512 458 400 295 885 871 729 610 442 848 941 908 291 293 281 303 294 314 200 29 36 34 40 31 40 33 51 42 30 28 48 58 31 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Malchow, Wartenberg und Falkenberg Rummelsburger Bucht Karlshorst Alt-Hohenschönhausen Nord Frankfurter Allee Süd Friedrichsfelde Nord Alt-Lichtenberg 2017
2, 500 Unverheiratete minderjährige Kinder, die im Haushalt von Personen im SGB II-Bezug leben nach Bezirksregionen (ab ca. 1000) Quelle: BA für Arbeit/ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Abgestimmter 2, 426 2, 368 2, 357 Datenpool 2, 323 2, 409 2, 244 2, 221 2, 075 2, 061 2, 000 1, 856 1, 735 1, 702 1, 654 1, 923 1, 891 1, 500 1, 965 1, 901 1, 803 1, 747 1, 690 1, 197 1, 146 1, 025 1, 091 1, 000 1, 151 1, 149 1, 044 1, 094 1, 166 1, 080 1, 259 1, 162 1, 105 1, 109 1, 648 1, 429 1, 354 1, 133 1, 109 1, 130 1, 102 1, 012 500 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Alt-Hohenschönhausen Süd Friedrichsfelde Süd Neu Lichtenberg Fennpfuhl Neu-Hohenschönhausen Süd Neu-Hohenschönhausen Nord
Kurzresümee Kleinräumige Auswertungen der Sozial- und Arbeitsmarktdaten verdeutlicht großen Unterschiede, die innerhalb des Bezirkes Lichtenberg bestehen. Dabei ist die Rangfolge der Bezirksregionen bei allen relevanten Indikatoren, die Armut und Armutsgefährdung verdeutlichen, ähnlich. Besonders fällt auf: ØIn den Bezirksregionen Neu-Hohenschönhausen Nord und Neu-Hohenschönhausen Süd, gefolgt von Fennpfuhl , liegt der Anteil an Personen, die Transferleistungen beziehen und somit massiv armutsgefährdet sind, vergleichsweise hoch – sie sind die stärksten belasteten Bezirksregionen in Lichtenberg. ØIm Gegensatz dazu stellt sich die soziale Lage in den „Dörfern“ sowie in Karlshorst und in der Rummelsburger Bucht als überdurchschnittlich gut dar. ØTrotz seit 2011 im Wesentlichen gleichbleibenden (bzw. prognostisch wachsenden Kinderzahlen im Bezirk) hat sich die Situation hinsichtlich des SGB II/ Hartz IV Bezuges von Personen, insbesondere in alleinerziehenden Haushalten, im Bezirk nicht anspannt (eher verschärft). Der Bezirk Lichtenberg liegt insgesamt bei den minderjährigen Kindern bzw. Jugendlichen (unter 18 Jahre), die in alleinerziehenden Bedarfsgemeinschaften leben und aufwachsen (vorwiegend bei ihren Müttern) mit einer Quote von 16, 3% aller Kinder und Jugendlichen Lichtenbergs über dem Gesamtberliner Durchschnitt (13, 5%), die Quote in den besonders belasteten Bezirksregionen (s. o. ) liegt hierbei noch erheblich höher.
Ausblick Resümee: Armut und Armutsgefährdung von Kindern im Bezirk stark regional- und familienstrukturell determiniert! Armutsprävention mehrdimensional und kindbezogen! Verhältnis- und Verhaltensprävention Entwicklung und Ausgestaltung guter und harmonischer Eltern-Kind-Beziehungen, Aneignung sozialer und hauswirtschaftlicher Kompetenzen/ Fähigkeiten und aktives Konflikt- und Problembewältigungsverhalten Erhöhung bzw. Ausbau finanziellen Ressourcen der Eltern/Familie, z. B. durch Integration in den Arbeitsmarkt, berufliche Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung, durch Sozialtransfers, effektive und wirtschaftliche Haushaltsführung, Beitragsfreiheit bei bestimmten kindbezogenen Ausgaben Mobilisierung und weitere Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe und anderer sozialer Dienste (auch Kinderschutz) in den Sozialräumen, ausreichend vernetzte Dienste aus Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen Arbeit mit jüngeren Kindern (Bedeutung der frühkindliche Bildung) unter Einbeziehung und aktiver Beteiligung der Eltern gegen Bildungsarmut Gute Erreichbarkeit und Niederschwelligkeit aller Angebote und mobilen Dienste, aufsuchende, begleitende und beratende Familienbetreuung Sozialraumorientierte Gestaltung des Lebensumfeldes im Sinne einer kinder- und familienfreundlichen Lebensraumatmosphäre und entsprechender Wohnbedingungen Konzentration präventiver wohn- und stadteilpolitischer Aktivitäten und Vorhaben auf soziale „Brennpunktgebiete„ in den Bezirksregionen und Planungsräumen – dafür auch kontinuierliche, datengestützte Analyse der Sozial- bzw. Planungsräume und der in ihnen lebenden Menschen.
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