Kapitel 2 3 8 Gefhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen Badische
Kapitel 2. 3. 8 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Badische Stahlwerke 2002 / 2003 Maßnahmenableitung - Überblick Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Überblick Befragung zu psychischen Belastungen Badische Stahlwerke 2002 - im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung nach § 5 Arb. Sch. G Auswertung: Arbeitsgemeinschaft Befragungen im Betrieb (AG Bi. B) Rolf Satzer – Köln - September 2002 Vorliegende Auswertungen: - Rohauswertung (Überblick) - Auswertung nach Werken: Werke A und B (Überblick) - Auswertung nach Betrieben (Feinanalyse) - Auswertung nach Tätigkeiten (Feinanalyse) - Auswertung offener Fragen (Feinanalyse) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Gefährdungsbeurteilung § 5 Arb. Sch. G Gefährdungsbeurteilung umfasst 3 Schritte: 1. Ermittlung (auch) psychischer Belastungen 2. Bewertung der Ermittlungsergebnisse 3. Ableitung von Maßnahmen! Positivbeispiele aus Betrieben zeigen: Gefährdungsbeurteilungen sind machbar und führen zur Verringerung psychischer Belastungen! Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgehen Gefährdungsbeurteilung Bewertung der festgestellten Gefährdungen - Umsetzung: 1. Detailanalyse des Datenmaterials mit betrieblichem Analyseteam 2. Auswahl der Umsetzungsschwerpunkte (Betriebe, Abteilungen. . . ) 3. Vor-Ort-Bewertung durch Analyseteam: Begehungen / Checkliste 4. Maßnahmenkatalog (Analyseteam – Vorschlag) 5. Innerbetriebliche Abstimmung der Maßnahmen / Schwerpunkte 6. Umsetzung Ziele: Schrittweise umfassende Beurteilung – Erfolgskontrolle – kontinuierliche Optimierung Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
15. Positivfaktoren Prozent (n = 260) 1. 1 Ausreichende Qualifizierung 2. 1 Fachl. Unterstützung / Vorg. 2. 2 Soziale Unterst. / Vorgesetzte 4. 3 Zufrieden mit Licht (AU) 7. 2 Abwechslungsreiche Arbeit 8. 1 Anerkennung der Arbeit 8. 2 Angst um Arbeitsplatz 9. 1 Ausreichende Unterweisungen 10. 1 Zufr. m. Verst. unter Kollegen 13. 2 Zufr. mit Betriebsklima / Vorgesetzte Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
16. Negativfaktoren Prozent (n = 260) 5. 1 Lärm 5. 2 Hitze 5. 3 Zugluft / Witterung 5. 4 Arbeitsstoffe 6. 1 Zeitdruck d. Vorgaben 6. 2 Zeitdruck d. Störungen 6. 3 Zeitdruck d. Arbeitsorgan. 7. 3 Selbstbest. Arbeitstempo 8. 3 Aufstiegsperspektiven 8. 4 Ausreichende Information Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen Ansatzpunkte für Maßnahmen ü Maßnahmen können in ausgewählten Schwerpunktbereichen ansetzen bzw. in Pilotbereichen beginnen ü Schwerpunktbereiche, in denen mit der Umsetzung begonnen wird, können insbesondere Bereiche mit überdurchschnittlich hoher potenzieller Gefährdung sein (siehe Auswertung) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 1 Innerbetrieblicher Informationsfluss ü Im Bereich der Arbeitsorganisation gelten fehlende oder unzureichende Informationen über betriebliche Abläufe oder ungenügende Informationen bzw. Einweisungen zur Arbeitsaufgabe als negatives Beurteilungskriterium und potenzielle Ursache psychischer Fehlbelastungen. (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 1997) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 1 Innerbetrieblicher Informationsfluss ü In der BSW-Befragung wurde der innerbetriebliche Informationsfluss als ein Negativfaktor identifiziert: 55% der Befragten waren der Meinung, dass sie nicht ausreichend über betriebliche Angelegenheiten informiert werden ü (32% eher nein – 23% nein). Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 1 Innerbetrieblicher Informationsfluss / Schwerpunkte Ø Informationsfluss wird im Werk B negativer beurteilt: Werk B 63% - Werk A 50% (eher nein / nein-Antworten) Ø Unzureichende Information nach Betrieben: M-Betrieb, EBetrieb, D-Betrieb (überdurchschnittliche Anzahl negativer Antworten) Ø Überdurchschnittliche Negativurteile nach Tätigkeiten: Schlosser (82%), Elektriker (77%), Walzer (68%), Kranfahrer, Adjustagearbeiter, LKW-Fahrer (jeweils 56%) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 1 Innerbetrieblicher Informationsfluss 1. Vorgesetztenschulungen zur Thematik „Organisation des innerbetrieblichen Informationsflusses“ bzw. Integration der Thematik in die bestehende Ausbildung 2. Etablierung von kurzen Informationsgesprächen durch Vorgesetzte für Mitarbeiter etwa bei Schichtbeginn oder zur Information bei technisch-organisatorischen Veränderungen (Anlagenstillstand usw. ) 3. Basisinformation für Vorgesetzte zu psychischen Belastungen und zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung (ggf. Kurzvortrag im Rahmen der Meisterbesprechungen oder ähnlicher Zusammenkünfte) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 2 Unterweisungen psychische Belastungen 1. Anknüpfend an die insgesamt positiv bewerteten Unterweisungen sollte die innerbetriebliche Organisation der Unterweisungen an die gesetzlichen Vorgaben angepasst werden. 2. Integration der Unterweisungen zu psychischen Belastungen in die betrieblichen Unterweisungsrichtlinien bzw. eine entsprechende Formulierung derartiger Richtlinien und Bedarfsabdeckung personeller Ressourcen 3. Für die Durchführung der neuen Unterweisungen sind Qualifizierungsmaßnahmen notwendig, die o. g. Basisschulungen der Vorgesetzten ergänzen sollten. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 3 Zeitdruck Ø Zeitdruck zählt zu den wichtigsten stressauslösenden Faktoren. Stress gewinnt für die Entstehung eines breiten Spektrums arbeitsbedingter Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. In den USA gilt Stress als das größte gesundheitliche Problem in der Arbeitswelt. (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2000) Ø Im Bereich psychischer Belastungen im engeren Sinn steht Zeitdruck für die Befragten bei BSW an erster Stelle und tritt in gravierendem Ausmaß auf: Ø Zeitdruck durch Störungen = 78% (ja und eher ja) Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 3 Zeitdruck durch Störungen Ø Neben den Hinweisen auf Zeitdruck durch Materialvorgaben und Produktionsabläufe fallen die zahlreichen Anmerkungen zum Zeitdruck durch Störungen auf. Ø Neben der objektiven Belastungssituation spielt in der subjektiven Bewertung der Befragten offenbar das in Störungssituationen auftretende Verhalten der Vorgesetzten eine besonders belastende Rolle, da es als unangemessen, zusätzlich belastend und störend angesehen wird. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005 Forschungsprojekt HBS – Baustein 4 / 5 – Maßnahmenableitung / Rolf Satzer - Köln
Vorgeschlagene Maßnahmen Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 4 Qualifizierung Nach der Befragung kann der Komplex Qualifizierung als Positivmerkmal identifiziert werden: - 93% der Befragten halten ihre Qualifikation für ausreichend - 64% sind mit den Qualifizierungsangeboten zufrieden - 67% sind mit den durchgeführten Qualifizierungsmaßnahmen zufrieden (jeweils ja / eher ja) Ca. ein Drittel der Befragten beurteilt die Qualifizierungsmaßnahmen allerdings eher negativ. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005 Forschungsprojekt HBS – Baustein 4 / 5 – Maßnahmenableitung / Rolf Satzer - Köln
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 4 Qualifizierung üÜberprüfung der Qualifizierungsangebote in den genannten Schwerpunktbereichen. üErmittlung des Qualifizierungsbedarfs in Qualifizierungs. Gesprächen mit den besonders unzufriedenen Gruppen, insbesondere Schlosser / M-Betrieb. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 5 Schichtarbeit ØGesundheitsgefährdungen durch länger andauernde Schichtarbeit mit Nachtschichten sind in den Arbeitswissenschaften unbestritten. ØDie Schichtplangestaltung ist bei BSW in der innerbetrieblichen Diskussion. Nach Belastungen aus der Schichtarbeit wurde im Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung daher nicht ausdrücklich gefragt. ØFür die Beschäftigten stellt die Schichtarbeit eine erhebliche Belastung dar, was in zahlreichen Anmerkungen in den offenen Fragen deutlich wird. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 5 Schichtarbeit (1) ØErstellung eines Kurzgutachtens zur Gestaltung der Schichtarbeit bei BSW unter Berücksichtigung der spezifischen Ausgangsbedingungen und gesicherter arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse ØWie könnte eine belastungsreduzierende Schichtplanung aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht aussehen? Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 5 Schichtarbeit (2) ØLeitmerkmale Schichtplangestaltung: (Berufsgenossenschaften 2000): - Schichtsystem gesundheitsgerecht optimieren - Mitarbeiter beteiligen - Bei Schichtumstellungen Pilotversuche in einzelnen - Abteilungen oder Betrieben durchführen - Die Anzahl der hintereinanderliegenden Nachtschichten sollte möglichst klein sein - möglichst viele frei Wochenenden einräumen - Schichtdauer abhängig von der Arbeitsschwere planen - Arbeitsmedizinische Betreuung überprüfen - Weitere Beschäftigte einstellen - Pausensystem gesundheitsgerecht optimieren Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Psychische Fehlbelastungen 2. 6 Umgebungsbelastungen ØUmgebungsbelastungen wie Lärm, Hitze, Zugluft / Witterung oder gefährliche Arbeitsstoffe sind extrem hoch (siehe Befragung) ØWeitere Ergebnisse zu den Umgebungsbelastungen werden an dieser Stelle nicht vollständig aufgeführt, da sich der vorliegende Maßnahmenkatalog auf psychische Belastungen im engeren Sinn konzentriert. Die Ergebnisse sind dem innerbetrieblichem Arbeitsschutz zur Verfügung gestellt worden und werden dort im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung der Umgebungsbelastungen gesondert und systematisch abgearbeitet. Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
Vorgeschlagene Maßnahmen 2. 7 Unfallanalyse und psychische Fehlbelastungen Ø Hohe psychische Fehlbelastungen wie Zeitdruck haben einen offensichtlichen Einfluss auf die Unfallgefährdung Ø Bei der Unfallanalyse sollten daher Checklisten eingesetzt werden, die den Einfluss psychischer Fehlbelastungen (Stresszustände) aufdecken und entsprechende Maßnahmen zur Verhinderung von Arbeitsunfällen in der Zukunft ableiten Quelle Rolf Satzer: Stress - Psyche – Gesundheit / Das START-Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsbelastungen, Frankfurt 2005
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