Hannah Arendt 1906 1975 LindenHannover skulares Judentum Im

  • Slides: 24
Download presentation
Hannah Arendt (1906 -1975) • • • * Linden/Hannover säkulares Judentum Im Alter von

Hannah Arendt (1906 -1975) • • • * Linden/Hannover säkulares Judentum Im Alter von 14 Kant-Lektüre 1924 Studium der Phil. u. Ev. Theol. (Heidegger, Bultmann, Jaspers) 1928 Diss. Liebesbegriff bei Augustinus 1933 Emigration nach Paris 1929 -1937 Ehen mit Günter Stern u. 1940 mit Heinrich Blücher 1941 USA Redakteurin Prof. Princeton, Harvard, Chicago, New York

Studium • • • Durch Heidegger motivierte Hinwendung Arendts zu griech. Originaltexten, 1922 Marburg

Studium • • • Durch Heidegger motivierte Hinwendung Arendts zu griech. Originaltexten, 1922 Marburg bei Dichtung, Sprache in ihrer Nähe zur Heidegger = Philosophie, Wende zu einer existentiellen „Geheimtipp“ Philosophie; Ablehnung eines Reform des Phil. studiums: Scheler, Geschichtsdeterminismus Heidegger, Jaspers, • Durch Jaspers: Freiheitsthematik, Existenzerhellung. Existenz nicht als Husserl: neue Modus des Seins (Heidegger), s. als Form Verlebendigung des der menschlichen Freiheit. Kraft der Denkens selbst, keine Freiheit wendet sich der Mensch dagegen, bloß „gelehrte Phil. “ 1925 Freiburg, Husserl das bloße Resultat von etwas zu sein. Gegenüber Heideggers Daseinsbezogenes 1926 Heidelberg, Freiheitsverständnis wird für Arendt Jaspers deutlich, dass die Freiheitsverwirklichung immer nur im Zusammenhang mit den Mitmenschen erfolgen kann.

Emigration • 1933 erste Verhaftung wegen ihrer Sammlung antisemit. • 1929 Übersiedlung nach Nazipropaganda

Emigration • 1933 erste Verhaftung wegen ihrer Sammlung antisemit. • 1929 Übersiedlung nach Nazipropaganda für den Berlin, Ehe mit Günther zionistischen Weltkongress in Prag Stern, Schüle Husserls. • Arbeit über die Jüdin Rahel • Erfahrung der Abwendung vieler Freude von ihr Varnhagen und die deutsche Romantik: • Flucht nach Paris Selbstbehauptung als • Treffen mit Walter Benjamin. Über Jüdin; Entdeckung der ihn lernt sie ihren zweiten Mann Assimilationsproblematik kennen: Heinrich Blücher. und der Schicksalshaftigkeit des jüd. • Scheidung von Stern 1937; Lebens, weil es „bodenlos“ • 1940 Heirat Blüchers. Durch ihn lernt sie politisch und historisch ist. denken, argumentieren. Beschäftigung mit dem Marxismus

USA • • Mai 1940 Lager in Gurs. Nach 5 Wochen Entlassung im Chaos

USA • • Mai 1940 Lager in Gurs. Nach 5 Wochen Entlassung im Chaos der franz. Kapitulation. Mai 1941 Ausreise mit Mutter und Blücher in die USA, Benjamins Thesen zur Geschichtsphilosophie im Gepäck. • • • Zeitschrift „Aufbau“ Kampf für eine jüd. Armee „Freiheit ist kein Geschenkartikel“ Zionismus gewinnt: Rettung durch Auswanderung nach Palästina. Angst vor einem neuen, jetzt jüd. Nationalismus 1944 Conference on Jewish Relations 1948 -1952 Jewish Cultural Reconstruction 1946 -49: Verlagsarbeit 1951: Elemente und Ursprünge; mit dieser Veröffentlichung wird A. schlagartig bekannt. Befürchtung neuer Nationalismen den USA. Mc. Carthy-Ära

Wieder in Deutschland 1949/50 • Distanzierung zu Deutschland • A. beklagt Verdrängung, wegen Adenauerpolitik:

Wieder in Deutschland 1949/50 • Distanzierung zu Deutschland • A. beklagt Verdrängung, wegen Adenauerpolitik: kein wirklicher Westbindung statt Neuanfang, verwischte Neutralität, Weigerung, den Grenze zwischen Recht status quo der deutschen und Unrecht. Grenzen anzuerkennen. • Schuldbekenntnisse • Kritik der restaurativen wollen nur falsche Stimmung in Dtl. während der Schlussstriche ziehen. Jahre des Wirtschaftswunders. • Erst in der • Neue Freundschaft mit Studentenbewegung sieht Jaspers (Bern) bei Differenzen. A. eine • Problematisches Verhältnis zu Auseinandersetzung mit Heidegger: Kritik und der Vergangenheit. Abneigung wegen der NSKollaboration.

USA, Politik • • 1951 amerik. Staatsbürgerschaft, New York Studien über den Stalinismus. Kritik

USA, Politik • • 1951 amerik. Staatsbürgerschaft, New York Studien über den Stalinismus. Kritik des us-amerik. Konsumismus Problematische Äußerung zur Rassentrennung; ethnische Grenzen achten…, keine Integrationsschule auf der Basis von Zwang.

Eichmann in Jerusalem • 1961 erhält sie den Auftrag, über den Eichmann-Prozess Bericht zu

Eichmann in Jerusalem • 1961 erhält sie den Auftrag, über den Eichmann-Prozess Bericht zu erstatten. • Sie fährt nach Israel, um dem radikal Bösen zu begegnen. • Erschütterung wegen der Schäbigkeit, Gedankenlosigkeit und Banalität des Bösen. • Proteste: gegen die Entmystifizierung des Bösen und wegen ihrer Kritik der Judenräte.

USA, Weltpolitik • Kritik am imperialistischen Vietnamkrieg • Kritik am Antiamerikanismus des dt. Intellektuellen

USA, Weltpolitik • Kritik am imperialistischen Vietnamkrieg • Kritik am Antiamerikanismus des dt. Intellektuellen • Kritik an der dt. Ostpolitik (Oder-Neiße. Grenze) • Kritik am Bankrott der us-amerik. Großstädte • Kritik an einer Politik der image-Pflege

 • • • 1967 Professur New School for Social Research 1959 Lessingpreis u.

• • • 1967 Professur New School for Social Research 1959 Lessingpreis u. a. 10 Dr. h. c. 1968 Tod Jaspers 1969 Tod Blüchers Arbeit an Leben des Geistes: wie ist unabhängiges menschliches Urteilen möglich? 1973 Vortrag Das Denken – Aberdeen 1974 Vortrag Das Wollen – Aberdeen – Herzinfarkt 1975 Kopenhagen: Preis für die Verdienste um die europäische Kultur 4. 12. 1976 Herzinfarkt, Tod

Rahel Varnhagen 1938 abgeschlossen • 1771 -1833 • Der Jude als Paria: der aus

Rahel Varnhagen 1938 abgeschlossen • 1771 -1833 • Der Jude als Paria: der aus dem indischen stammende Wort bezeichnet ursprüngl den Kastenlosen, dient hier als Kennzeichnung des Juden, der außerhalb der Gesellschaft lebt. • Der Jude als Parvenu: Übermensch der Tüchtigkeit, ein Emporkömmling. • Rahel Varnhagen steht zw. diesen Lebensformen. • Das Buch dient der Kritik der Assimilation, die Minderwertigkeit der Juden voraussetzt. Auch das aufgeklärte Pochen auf die Menschenrechte macht auf die Andersartigkeit des Juden aufmerksam. • Konklusion: Man entkommen dem Judensein nicht.

Das europäische Judentum • Der NS verunmöglichte die Existenz des Paria und des Parvenu.

Das europäische Judentum • Der NS verunmöglichte die Existenz des Paria und des Parvenu. • W. Benjamin wird von Arendt als tragischer Fall eines gescheiterten Paria verstanden: zwischen Metaphysik / Judentum und Marxismus. • Die Weltlosigkeit durch Absonderung und die Nationlosigkeit der Juden exponierte sie im Zeitalter der Nationalismus, entzog ihnen Halt und ließ sie von eine Rolle in die andere wechseln. • Der Zionismus sollte diese Weltlosigkeit wieder aufheben, verfängt sich aber in einem neuen Nationalismus gegen die Araber. Der Zionismus fungiert als Gegenposition zum Antisemitismus. Man wählt keine Verbündete, sondern man isoliert sich.

Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft • 3 Teile: Antisemitismus, Imperialismus, totale Bewegung und totale

Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft • 3 Teile: Antisemitismus, Imperialismus, totale Bewegung und totale Herrschaft. • In der Mitte der Überlegungen steht der moderne Mensch in seiner Verlassenheit; diese Verlassenheit führt zu Weltverlust und Zusammenbruch des politischen Raumes.

Antisemitismus • Niedergang des Feudaladels, der von den Juden finanziert wurde; Verlust des öffentlichen

Antisemitismus • Niedergang des Feudaladels, der von den Juden finanziert wurde; Verlust des öffentlichen Einflusses; es bleibt nur der Reichtum ohne Funktion, dessen Duldung deshalb unverständlich wird und Neid weckt. • Entsolidarisierung der europäischen Juden (Juli 1938: Genf, 1943: Bermuda-Konferenz). • Gleichheitsprinzip der modernen Staaten: Perversion zur Gleichheit als angeborene Eigenschaft: Rassismus. Rassenwahn als Antwort auf das Gleichheitsprinzip. • Antisemiten und Philosemiten betonen das Anderssein des Juden überhaupt und isolieren das Judentum in der Gesellschaft • Dreyfus-Affäre (1894)1898 -1906 (Alfred Dreyfus 18591935): antisemitische Grundstimmung

Imperialismus • Niedergang der Nationalstaaten; polit. Emanzipation des Bürgertums, Expansion des Kapitels, Verarmung vieler

Imperialismus • Niedergang der Nationalstaaten; polit. Emanzipation des Bürgertums, Expansion des Kapitels, Verarmung vieler Schichten. Export von Kapitel und verarmter Menschen in die Kolonien. Rassenwahn dient zur neuen gesellschaftlichen Grenzziehung in den Kolonien, zur Begründung von Herrschaft. Vorbild sind die Buren im Südafrika. • Verbindung von Rassenwahn und Bürokratie.

Totalitäre Bewegung und totale Herrschaft • Totalitäre Bewegungen sind Massenbewegungen; die Massengesellschaft setzt die

Totalitäre Bewegung und totale Herrschaft • Totalitäre Bewegungen sind Massenbewegungen; die Massengesellschaft setzt die Auflösung von Strukturen voraus: Stände, Parteien. Die Masse macht die Erfahrung der Haltlosigkeit, Verlassenheit, Verlust der Denk- und Erfahrungsfähigkeit. • In dieser Orientierungskrise konnte Hitler „Halt“ und „Sinn“ anbieten. • Entwicklung von der Volksgemeinschaftsideologie, zur Rassenideologie, zum Terror. • Zwiebelmodell: Innen der Führer, um ihn die Organisationen der Gesellschaft; jede Schalle: nach außen normale Fassade, nach innen Extremismus. • Staat als Fassade für die Partei. • Ziel: nicht nur eine Tyrannei, sondern eine innere, geistige Gleichschaltung, zwangsläufige Schlussfolgerung

KZs als Verifikation der totalen • KZ als Beweis dafür, dass Menschen total beherrschbar

KZs als Verifikation der totalen • KZ als Beweis dafür, dass Menschen total beherrschbar sind. • KZ als Darstellung und Erzeugung der Sinnlosigkeit der Welt, der Überflüssigkeit der Massen. • Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Krieg mit Abschlachten gleichgesetzt. Die Nazi nahmen diese Gedanken auf und verstanden Krieg als Legitimation aller Mordarten, als Fortsetzung des KZ.

Vita activa (1958) • Niedergang der vita contemplativa und der Verlust jeglicher Vorstellung vom

Vita activa (1958) • Niedergang der vita contemplativa und der Verlust jeglicher Vorstellung vom freien Handeln = Gründe für den Aufstieg totalitärer Herrschaft. • 19. Jh: Weltanschauungschaos: statt Aufklärung bloße Bildung, statt Selbstdenken (Lessing) Historismus und Lebensphilosophie; die aufsteigenden Wissenschaft befördern ein Tun ohne kontemplative Vernunft. • Auseinanderbrechen von Autorität, Tradition und Religion

Kritik der Arbeit • Marx: nicht Gott, sondern die Arbeit schaffe den Menschen; nicht

Kritik der Arbeit • Marx: nicht Gott, sondern die Arbeit schaffe den Menschen; nicht die Vernunft, sondern die Arbeit unterscheide den Menschen vom Tier – diese Einschätzung zeige den Verlust des Menschen an: Arbeit zeichne sich nicht durch die Produkte, sondern bloße Produktivität aus. Die Konsumgüterproduktion manifestiere ihrerseits das Interesse am Wertlosen, in dem sich die Arbeit verliert. • Verlust des Sinnverstehens, des Zweckhaften.

Handeln zum „Ruhme Athens“ • Orientierung der Polis: • Herstellen und alles andere dient

Handeln zum „Ruhme Athens“ • Orientierung der Polis: • Herstellen und alles andere dient dem gemeinsamen Projekt, dem „Ruhm Athens“, nicht dem persönlichen Erfolg. • Der politische Raum wird durch die erreicht, die ihre eigene Belanglosigkeit vergessen und die Initiative ergreifen: Vgl. die franz. Widerstandskämpfer. • Politik setzt die Fähigkeit menschlicher Freiheit zur Treue voraus: zum Einhalten von Versprechen, die Verträge begründen und auf einem freien Konsens basieren. • Politische Handlungen müssten prinzipiell revidierbar , bildet sich ein neuer Konsens heraus. Diese Freiheit der Revision scheint jedoch gefährdet.

Sympathien für das Rätesystem • Räte, russisch Sowjety: direkte gewählte Mandatsträger, keine Parteienherrschaft, gegen

Sympathien für das Rätesystem • Räte, russisch Sowjety: direkte gewählte Mandatsträger, keine Parteienherrschaft, gegen die Tendenz, nur den eigenen Parteienapparat zu repräsentieren. • Rätesystem scheiterte an Berufsrevolutionären und an den Parteien. • Räte seien nicht anti-parlamentarisch, aber antiparteilich. • Rätevertreter durch Freiwilligkeit und Talent ausgezeichnet.

Adolf Eichmann und die Banalität des Bösen • Statt eines radikal Bösen in Form

Adolf Eichmann und die Banalität des Bösen • Statt eines radikal Bösen in Form eines bewusst grausam durchgeführten Verbrechens begegnet in Eichmann eine Gedankenlosigkeit, die zum Unheil führt, das er sich nicht vorstellte. • Keine Verharmlosung, ideologische Sachlichkeit erschreckt, Verwaltungsmörder. • Kritik an der Selbstgleichschaltung in Dtl. • Kritik an den Judenraten. • Unterscheidung von Richtig und Falsch: Beispiele als Maßstab, Kants Imperativ (Sokrates). • Begründung der Todesstrafe: Weil Eichmann das Zusammenleben mit bestimmen Völkern auf der Erde ausschließt und dafür alles tut, ist eine Zusammenleben mit ihm auf Erden unmöglich.

Arendt unbekannte Sassen-Interviews • Willem Sassen, ehemaliger SS-Kriegsberichterstatter. • Treffen mit Eichmann, der zu

Arendt unbekannte Sassen-Interviews • Willem Sassen, ehemaliger SS-Kriegsberichterstatter. • Treffen mit Eichmann, der zu Protokoll gibt: • „Ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen, hätten wir von den 10, 3 Millionen Juden, die Korherr, wie wir jetzt nun wissen, ausgewiesen hat, 10, 3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet. ” „Ich war kein normaler Befehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen. ” • (Richard Korherr, 1942 „Tätigkeits- und Lagebericht über die Endlösung der europäischen Judenfrage“)

„Denken ohne Geländer“ • Ethische Orientierung nach Vorbildern. • Prinzip: Eher Unrecht erleiden, als

„Denken ohne Geländer“ • Ethische Orientierung nach Vorbildern. • Prinzip: Eher Unrecht erleiden, als Unrecht tun. • Überwindung dualistischer Philosophie, deren Vereinseitungen zu menschenfeindlichen Konstellationen führen können. • Gegen die Unterordnung des Wollens unter die Freiheit als Selbstanfangen (Geborensein.

Machtkritik • Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1951) (Problematisierung des radikal Guten und Bösen

Machtkritik • Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1951) (Problematisierung des radikal Guten und Bösen – Kant – wegen der intersubjektiven Realität des Menschen; ein guter Wille = Stimme der Menschheit; böser Wille = Zerstörung der Intersubjektivität) • Vita activa (1961) • Eichmann in Jerusalem (1964) (Kollaboration der Judenräte mit den Nazis; Banalität des Bösen) • Politische Existenzphilosophie • Judentum im Horizont der Moderne • Antisemitismus als Folge des Nationalismus und Imperialismus im 19. Jh. Dadurch werden die Juden als Fremdkörper im Nationalstaat identifizierbar. Gleichzeitig strebten die Juden nach Assimilation, an der erst der Zionismus etwas änderte. • 1941 Kritik am Zionismus als Übernahme des Nationalismus, Staatengründung nur akzeptiert zum Schutz von Leib und Leben • Philosophische Ohnmacht des Individuums als Erfahrung der staatenlosen Emigrantin.