Gregor Kaiser BUKO Kampagne gegen Biopiraterie Die WTO
Gregor Kaiser BUKO Kampagne gegen Biopiraterie Die WTO und Ihre Abkommen – die neue Weltmacht!? Patente auf Leben bedrohen das Leben in Entwicklungsländern
BUKO Kampagne gegen Biopiraterie www. biopiraterie. de Ø Ca. 15 Leute aus dem Umfeld der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) Ø Seit März 2002 Ø Öffentlichkeitsarbeit zu Biopirateriefällen (Kaperbrief) Ø Seminare und Informationsveranstaltungen Ø Konkrete Aktionen und Schwerpunkte o Nachbaugebühren in Deutschland o Cupuaçu aus Amazonien o Biowatch
Saatgutzüchtung
Zwei Geschichten Nasir Ghumann, 40 Jahre, aus Chak in Pakistan Dr. Gopal Dabade, Indien
WTO World Trade Organisation Gegründet 1995, 146 Mitglieder, 5 Ministertagungen Eine machtvolle Institution Øausgestattet mit eigener Gerichtsbarkeit (Dispute Settlement Body) ØMachtverhältnisse zu Gunsten der Stärksten ØWTO-Prinzipien: Vorfahrt für den Freihandel
WTO Die 3 zentralen Abkommen GATT Abbau von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen ØGATT von 1947 ØNeu: auch Übereinkommen z. B. zu Dumping, Subventionen, Landwirtschaft, Textil und Bekleidung GATS Dienstleistungsabkommen TRIPS Schutz geistigen Eigentums ØDienstleistungen aus 12 Sektoren Ø von WTOMitgliedern zur Liberalisierung freigegeben (bottomup-Prinzip). ØErweiterungsrunde seit Februar 2000 ØPatent- und Markenschutz ØBetriebsgeheimnis se ØLayout integrierter Schaltkreise ØUrheberrechte
TRIPS Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum Ø Fordert den Schutz geistigen Eigentums durch u. a. Patente: weltweite Minimumstandards ØAusnahmen möglich: • Zum Schutz der öffentlichen Ordnung, guten Sitten, des Lebens oder Gesundheit • Tiere und Pflanzen ØInkrafttreten: Für IL 1995 Für EL EL 2000 2006 Für LDC 2005 2016 ا 31 gibt Möglichkeit der Zwangslizensierung ØErfordert die Anwendung von Patentschutz oder eines effektiven Sui Generis Systems, um Pflanzensorten zu schützen ØSeit 1999 Reviewprozess,
DAS PATENT WAS? Zeitlich begrenztes Monopol, 20 Jahre • Territorialprinzip • Ausschließungsrecht • Neu Voraussetzung: • erfinderischer Schritt • industriell anwendbar WARUM? • Soll die Entwicklungs- kosten wieder einspielen • Schutz vor Nachahmung
Das PATENT II Produktpatente: schützt den Stoff (z. B. Arzneimittel) egal mit welchem Verfahren hergestellt - Stoffschutz – Prozesspatent: nur ein bestimmtes Herstellungsverfahren wird patentiert - Verfahrensschutz -
Wie kann der Patentschutz umgangen werden? Zwangslizenz: erlaubt Herstellung eines geschützten Medikaments ohne Zustimmung des Patentinhabers im TRIPS-Abkommen festgeschrieben Parallelimport: in einem anderen Land einkaufen, wo das Medikament billiger ist
Fall 1: Percy Schmeiser Der Farmer züchtet in der dritten Generation Raps Pollen von Pflanzen Monsantos verunreinigen seine Ernte Monsanto verklagt ihn wegen Patentrechtsverwicklungen. . und gewinnt in zwei Instanzen! Federal Court begründete, "egal wie Monsantos Gen. Konstrukt auf sein Feld gelangte, sei er im Sinne der Anklage schuldig“ Schmeiser ruft kanadischen Supreme Court an!
Fall 2: Cupuaçu Kakaoähnliche Pflanze aus Brasilien - Hersteller. Innen aus der Amazonas-Region wollen Ende 2002 Produkte nach Europa exportieren Böse Überraschung: Der Name Cupuaçu seit 1998 als Warenzeichen geschützt (bis 2008) Firma Asahi Co. hat zudem Patent-Anträge gestellt auf Öle und Fette aus Cupuaçu Punica-Cupuaçu Fruchtsaft seit 1998 vom Markt
Patente in der Landwirtschaft Substitution von Produkten/ Wegfall von Exportmärkten Ökonomisierung der Subsistenzlandwirtschaft (Lizenzen) Stopp von Tausch, Weiterentwicklung und Wiederaussaat von zurückbehaltenem Saat-/Erntegut Frauen werden zu Statistinnen degradiert Kontrolle der gesamten Nahrungskette durch Wenige
Zugang zu Arzneimitteln n In Europa noch kein Problem Für viele Menschen weltweit unerreichbar Das Preisproblem
Phantasievolle Preisgestaltung Preis US$
Quellen: Zahlen 98/99 USA (Red Book, 1998), UK (MIMS, June 98), Paki-stan (Pharmaguide, March 98), Indonesia (IIMS 98), India (Drug Index, May-June 99) Preise für Markenmedikamente Rupien
Warum sind Medikamente teuer? n n n Hohe Kosten für Forschung und Entwicklung eines neuen Medikamentes 800 Mio. $ für jedes Medikament Viele billige „Scheininnovationen“ Rechnerische Tricks (opportunity costs) Reale Kosten für F&E: 120 -150 Mio. $ => müssen in der Zeit des Patentschutzes eingespielt werden Ausgaben für Marketing doppelt so hoch
Fall 3: AIDS Medikamente HIV-Infektionen weltweit: ~ 42 Mil. , davon ~ 28 Mil. in Sub-Sahara-Afrika Kombi-Therapie: ca. 10. 000 US$ pro Jahr und Patient. In Brasilien – seit 1997 Patentschutz: reduzierte Kosten auf 1400$/Jahr Indien – geringer Patentschutz: Behandlungskosten bei 300$/Jahr Pro-Kopf Ausgaben für Gesundheit in Afrika südlich der Sahara: 8 US$ p. a.
Indisches Patentrecht – heute und morgen Ind. Patentrecht Prozesspatent TRIPS-Regelung Produktpatent Patentlaufzeit 5 Jahre Patentlaufzeit 20 Jahre Automatische Zwangslizenzierung nach 3 Jahren Keine automatische Zwangslizenzen Patentinhaber muss Verletzung des Patentschutzes beweisen Beklagter muss seine Unschuld beweisen
Auswirkungen des TRIPS-Abkommen u. a. Für die Industrieländer großer Erfolg der pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie Paul Vandoren, (DG Trade der EU-Kommission): „major advance“, „corner-stone“ für die Zukunft des internationalen Systems geistiger Eigentumsrechte verschafft ihnen die komparativen Vorteile in den Bereichen Pharmazeutika, Luxusgüter, Software zurück schafft neue Märkte im Agrobereich, der von 5 TNC aus „dem Norden“ dominiert wird
Auswirkungen TRIPS Für die Entwicklungsländer wirtschaftliche Konzentrationsprozesse Arbeitsplatzverluste Verlangsamung des Innovationstempos und Wettbewerbsverzerrungen Verlust nationalstaatlicher Souveränität und Verarmung der Bevölkerung Gefährdung der Ernährungssicherung, -souveränität durch Patente auf Saatgut
The big ten Pharma. . . kontrollieren 57% des weltweiten Pharmamarktes Saatgut. . . kontrollieren 33 – 42% des weltweiten Saatgutmarktes Agrarchemie. . . stehen für 80% der globalen Umsätze Haben alle ihren Sitz in EU, USA oder Japan
Weltweite Verteilung der Zentren genetischer Vielfalt und der Biotechnologiepatente (1990 -95) Quelle: Hancock 1992; Zahlen nach Correa 2000, eigene Darstellung
Die Erklärung von Doha (2001) Gesundheit hat Vorrang vor kommerziellen Interessen Bei gesundheitlichem Notstand: n Recht auf Zwangslizenzen n Parallelimporte n Bedingungen für „gesundheitlichen Notstand“ werden national selbst definiert Bedingungen für Länder ohne eigene Produktionsmöglichkeiten sollten bis Dez. 2002 geklärt werden
Kompromiss September 2003 + Keine Beschränkung auf bestimmte Krankheiten + Keine Beschränkung auf extreme Notlagen + Keine Einschränkungen für Länder mit eigener Produktion - Nicht rechtsverbindlich - Beweispflicht vor TRIPS -Rat - Zwangslizenz nötig für Importeur und Exporteur - Ökonomisch sinnlos, da kein Anreiz für Generikahersteller - Ausschluss von Schwellenländern und europ. Beitrittsstaaten
Gerechte Preise für Medikamente: Mögliche Strategien für EW-Länder $ TRIPS Generischer Differential Schutzklauseln Wettbewerb Pricing Zwangslizenze und GroßEinkauf Parallelimporte Preise für unentbehrliche Medikamente in Entwicklungsländern $ Monopole (oft mit Patenten verbunden) Geringer Einkauf Lokale Produktion
Wie weiter? Vorschlag der Afrikanischen Union stärken - keine Patente, disclosure of origin Biopatentrichtlinie im Bundestag stoppen - Neuverhandlung in der EU Sortenschutz mitbetrachten - Stichwort: Nachbaugebühren Entwicklungen der Gentechnologie verhindern - Teure Hochtechnologie von oben Öffentliche Forschung stärken
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