Globalisierung und Gender Gertrude EigelsreiterJashari berblick 1 n
Globalisierung und Gender Gertrude Eigelsreiter-Jashari
Überblick 1 n Begriff, Phäomene, Charakteristika n Gender und andere Ungleichheitsachsen n Globale Strukturen der Weltwirtschaft n Internationale Finanzinstitutionen (IFIs), Auswirkungen auf Frauen n Frauenorganisationen, Frauennetzwerke (Bsp. WIDE, SEWA) n Internationale Frauenrechte n Ausblick Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Zentrale Unrechtsachsen Globaler Norden Männer Frauen Globaler Süden 2 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Grundlagen Wichtige Autorinnen: Saskia Sassen, Isabella Bakker, Diane Elson, Brigitte Young, Christa Wichterich, Brigitte Mahnkopf, Regina Becker. Schmidt, Veronika Bennholdt-Thomsen, Brita Neuhold, Ilse Lenz, Chandra Mohanty, Naila Kaaber, Shalini Randeria, Regina Frey, u. v. a. … 3 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Phänomene 1. Prozess der Beschleunigung 2. Herauslösung ökonomisscher Prozesse aus sozialen und politischen Bindungen 3. Gesellschaftsspaltung zwischen Arbeits- und Geldgesellschaft (Young, Altvater/Mahnkopf, Polany) 4 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Noeleen Heyzer, UNIFEM n n Globalisierung ist eigentlich nie zu Ende, eine „Arbeit im Prozess“, die von Menschen gestaltet und gesteuert werden kann auf Grundlage der Werte Gleichheit soziale Gerechtigkeit. Armutsverringerung 5 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Charakteristika ökonomischer Globalisierung n Abnehmende Bedeutung des Staates n Liberalisierung n Privatisierung n Deregulierung n Flexibilisierung von Arbeit n Zunehmende Mobilität n Zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, global und national 6 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Ungleiche Verteilung 7 Gertrude Eigelsreiter-Jashari n Laut FAO verhungern jährlich 30 Mio Menschen n Über 800 Millionen leiden an Unterernährung n 225 größten Vermögen der Welt entsprechen dem jährlichen Einkommen der 47 % Ärmsten n Über 30 % der Bevölkerung südlich der Sahara hat eine Lebenserwartung von unter 40 Jahren n Jedes Jahr erblinden 7 Millionen Menschen 14. 05. 2013
Entwicklungstendenzen n Das Einkommen der 500 reichsten Menschen = 416 000 ärmsten n Verdienst in den 20 reichstes zu den 20 ärmsten Ländern verhält sich: n n 1962: 54 : 1 2002: 121 : 1 n Das Vermögen der drei reichsten Personen > als BIP aller 48 am wenigsten entwickelten Länder mit 600 Mio Einwohner. Innen n Seit 1984 fließt mehr Geld von Süd nach Nord Mehr Daten bei: www. attac. at (UNDP) 8 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Frauen weltweit n Machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, n Leisten 2/3 aller Arbeit, n Erhalten 10 % des Einkommens und n Besitzen 1 % des in Geld gemessenen Vermögens UNO 1980 und 2000 9 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Index für geschlechtsspezifische Ungleichheit (Dimensionen: Gesundheit, Empowerment und Arbeitsmarkt) GII 2008 10 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Situation der Frau weltweit n Mehr Frauen am Arbeitsmarkt n Bestehende Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern verstärk(t)en sich n Für qualifizierte Frauen bessere Jobs n 70 % der unbezahlten Arbeit wird von Frauen geleistet n 70 % der Armen weltweit sind Frauen 11 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Verschränkungen n 2 Geschlechter differenziert nach Klasse und “Rasse” (Young) n unterschiedlicher Machtachsen: Gender als Konzept verschränkt mit “Rasse”/Ethnie und Klasse; weitere Hierarchisierungsmechanismen, wie Alter, Bildung, Wohnort, Besitz, u. a. (Frey) n Relationen zwischen den Herrschaftsverhältnissen werden unterschiedlich bewertet (Harding) 12 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Globale Strukturen (Lenz) n Globale Ebene: WTO, UN, IMF, WB n Subregionale Ebenen: EU, Nafta, SADC, . . n Nationalstaaten n Regionen n Lokale Kommunitäten n Haushalte Macht und Einfluss der TNCs von größter Bedeutung! Neue Geographie der Macht (Young, Sassen) 13 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
EPAs Ökonomische Partnerschaftsabkommen n EU – Afrika – Wirtschaftsbeziehungen, betrifft 77 AKP -Staaten im globalen Süden n Einseitige Handelspräferenzen für EU, Abbau der Vorteile für AKP-Länder seit 1975 n Freihandelsabkommen nutzen einseitig EU, Druck durch Globalisierung auf EU abgeschwächt n AKP-Länder müssen lieberalisieren: Die Aufsplitterung der Gruppe erlaubt es, gezielt jene Produkte als sensibel zu schützen, die das Land auch tatsächlich exportieren kann: z. B. Rindfleisch im Falle Namibias aber nicht im Falle Burkina Fasos 14 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
EPAs Gewinner. Innen Verlierer. Innen n Frankreich n Ghana n Großbritannien n Nigeria n Deutschland n Burkina Faso n Benin n Elfenbeinküste 15 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Das globale Huhn Beispiel Kamerun Förderung der Hühnerhaltung von Frauen in dörflichen Gemeinschaften n gerechteren Verteilung von Nahrung und Einkommen zwischen den Familienmitgl. eines HH n Entscheidende Verbesserungen der wirtschaftlichen Lage der Familien n Frauen haben dadurch ökonomisch und soziale Vorteile n Auch Zugang zu Kapital, Stärkung traditioneller Strukturen 16 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Auswirkungen globalisierter Geflügelproduktion n Global geänderte Produktions- und Konsumbedingungen n Lukrative Geschäfte durch zerstückeltes und verarbeitetes Hühnerfleisch n Hühnerwirtschaft ist in hohem Ausmaß konzentriert, globalisiert und industrialisiert n Export der Überschüsse aus Europa und den USA zerstörte die Hinterhofhaltung und hatte katastrophale Auswirkungen für Frauen und ihre Familien (Buntzel/Lopez 2007): 17 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Folgen für die Frauen und ihre Familien n Verzweifelte Situation unter Kleinbäuerinnen n Versuch der Rückzahlung der Kredite durch die Aufnahme neuer n Wieder stärkere Abhängigkeit von den Männern n Zusammenbruch der gesamte Ökonomie der Frauenwirtschaft n Kinder mussten Schulbesuch abbrechen n Freund. Innen haben sich zerstritten n Kleine Anschaffungen mussten wieder verkauft werden n Mühsam errungenes Ansehen ging wieder verloren 18 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
IFIs: Weltbank, IMF, WTO n Die Weltbank selbst stellt die unterschiedliche Belastung aktueller ökonomischer Transformationen von Frauen und Männern fest n Im IMF bis jetzt Gender kaum ein Thema n Die WTO ist völlig genderblind 19 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Internationale Finanz-, Währungs- und Handelspolitik n Frauen- und Geschlechterverhältnisse stellen bei allen makro-ökonomischen Politiken „blinde Flecken“ dar n Aktuelle Tendenzen: n n n Zunahme der Frauenarbeit im Haushalt Zusätzliche finanzielle Belastungen Handelsliberalisierungen und Neoliberalismus Geringerer Zugang zu bezahlter Arbeit Primat des Handels 20 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Zunehmende Arbeit für Frauen n Im Haushalt, in der Subsistenzwirtschaft, im informellen Sektor: n Pflege und Gesundheitsbetreuung n Zusätzliche Betreuungsarbeiten n Verschlechterungen des Transportwesens n Engpässe in der Wasserversorgung n Kürzungen im öffentlichen Wohnbau 21 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Zusätzliche finanzielle Belastungen n Einschränkungen öffentlicher Einrichtungen, die bisher kostenlos waren n Zusätzliche Einkommensmöglichkeiten müssen erschlossen werden: im informellen Sektor, als Straßenverkäuferinnen, in der Prositution n In untersten Rängen des formalen Arbeitsmarktes: Straßenbau, Fabriksarbeit 22 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Handelsliberalisierungen und Neoliberalismus n Ausweitungen der Freien Produktionszonen (FPZ) n Rücknahme des Staates: Fehlen von Sozialregeln n Rückgang von Bildungschancen von Frauen n Geringere Möglichkeit der politischen Beteiligung n Überlebenskampf statt Empowerment 23 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Geringerer Zugang zu bezahlter Arbeit n Rückgang bezahlter Arbeit mit überlebenssicherndem Einkommen n Schließung lokaler Unternehmen n Kleine Unternehmen mit ausländischer Konzernen nicht konkurrenzfähig n Arbeitsrechte als Handelshemmnisse von Transnationalen Konzernen 24 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Primat des Handels Internationale Instrumente im Bereich der Menschenrechte für Frauen werden von der WTO beiseite geschoben und der Anspruch erhoben, dass alle Anliegen sich dem Primat des Handels unterzuordnen haben 25 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Frauennetzwerke n Development Alternatives with Women for a New Era http: //www. dawnnet. org n IGTN- International Gender and Trade Network (global) www. igtn. org n Feministisches Institut der Böll Stiftung boell. de n Gender Action (Washington) Frauenrechte und IFIs www. genderaction. org n Autonomes Migrantinnen – Zentrum: http: //www. maiz. at www. glow- 26 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Frauennetzwerk WIDE Women In Development Europe Miteinbeziehung von „Betroffenen“, Frauen im Süden eine Stimme geben Informationen zu Aktionen Sichtbarmachen Fakten zu Informationen 27 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
WIDE – Women In Development Europe www. oneworld. at/wide n 1992 gegr. , 18 nationale Organisationen, Netzwerk n Ziele: Frauen sichtbar machen und stärken n Gezielte Politik der Ermächtigung – Empowerment n Menschenrechte, Demokratie n Geschlechtsspezifischer Ansatz, Mitentscheidung von Frauen auf allen Ebenen 28 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
WIDE II n Grundlagen der Arbeit: n n n CEDAW (Frauenrechtskonvention) OECD/DAC-Leitlinien zugunsten von Frauen und Entwicklung Aktionsplattform von Peking Gender-Resolution des EU-Min. Rat 1995 Arbeitsschwerpunkte n n Genderbewusstsein. , Handlungsanleitungen, Lobbying/Anwaltschaft Öffentliche Veranstaltungen, Publikationen, zielgruppenspezifische Weiterbildung 29 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Selbstorganisation von Frauen in der informellen Wirtschaft - SEWA n Ahmedabad/Indien, Anfang der 1970 er aus der ältesten und größten Textilgewerkschaft Indiens n Straßenhändlerinnen, Heimarbeiterinnen u. a. informell Beschäftigte organisieren sich n 1 Mio Mitglieder in 9 indischen Bundesstaaten n Vorbildwirkung für Selbstorganisation, Capacity Buliding und einkommensschaffende Aktivitäten n Einsatz für Mindestlöhne, Verkaufslizenzen, Arbeisschutzgesetzgebung u. a. n Auch unbezahlete Reproduktions- und Sorgearbeit wird miteinbezogen 30 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
SEWA Tätigkeiten international n Seit 1990 er Jahren transnationale Vernetzung n 1997: Gründung des Forschungsnetzwerks WIEGO – Women in Informal Employment: Globalizing and Organizing n ILO-Konvention zur Heimarbeit (1996): Recht auf Organisation, Schutz gegen Diskriminierung, Arbeitsschutz, soziale Absicherung, Zugang zu Ausbildung und Mutterschutz n ILO-Agenda: „Decent Work“ (2002) n 2003: 1. Intern. Konferenz zur infomellen Wirtschaft 31 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Internationale Instrumente zu Frauenrechten n Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) n Aktionsplattfom von Peking (BPf. A) n Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) 32 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
8. März – Internationaler Frauentag n Im August 1910 beschlossen 100 Frauen aus 17 Nationen einen Tag für die Rechte der Frauen, für den Frieden und eine humane Gesellschaft um die „Einführung des politischen Frauenwahlrechts zu beschleunigen“ n 1857 demonstrierten New Yorker Arbeiterinnen gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für gleichen Lohn 33 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Was national schwierig war, setzten Frauen international durch: n Das Wahlrecht n 1. Internationaler Frauentag: 1911 n Begangen in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA, 1912 Frankreich, Holland und Schweden n Über Parteigrenzen hinweg für: n Für die Rechte der Frauen und für den Frieden 34 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Weltfrauenkonferenzen n 1975 Mexiko n 1980 Kopenhagen n 1985 Nairobi n 1995 Peking Motto: Gleichberechtigung, Entwicklung und Friede www. unwomen. org 35 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Peking 1995: Aktionsplattform n Armut n Bildung n n Gesundheit Gewalt Bewaffnete Konflikte Wirtschaft n Macht und Entscheidungspositionen n Menschenrechte n Medien n Umwelt n Mädchen 36 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
CEDAW n 1979 bei der UNGV angenommen n 1982 von Ö ratifiziert n 179 Vertragspartner n Meilenstein: n Wichtigster und umfassendster Vertrag im Bereich der Frauenrechte n Berichtsprüfungsverfahren 37 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Zusammenhang CEDAW und BPf. A Für die Gleichberechtigung der Frauen stellt die Konvention den rechtlichen Rahmen da. Die Aktionsplattform der 4. UN -Weltfauenkonferenz ist deren konkretester politische Ausdruck. 38 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
MDGs 1. Extreme Armut und Hunger beseitigen 2. Grundschulausbildung 3. Gleichstellung der Geschlechter 4. Kindesterblichkeit senken 5. Gesundheit der Mütter verbessern 6. HIV/AIDS, Malaria u. a. bekämpfen 7. Nachhaltige Umwelt gewährleisten 8. Globale Partnerschaft für Entwicklung 39 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Schlussfolgerungen n Gewicht von CEDAW, BPf. A und MDG im Vergleich zu den IFIs – schwach n Entwicklungsziele bieten Möglichkeiten einzuhacken n Post – 2015 Rahmen: GM und Empowerment n Bedeutung aller drei Instrumente erhöhen: informieren und einfordern 40 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Perspektiven für die Zukunft n Hinterfragung von „Entwicklung“ – stärkere Verankerung von Gendergerechtigkeit n Erhöhung des Stellenwerts von CEDAW n Umsetzung der BPf. A n Umsetzung der Verpflichtung von GM auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene 41 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
Danke! Kontakt: Mag. a Dr. in Gertrude Eigelsreiter-Jashari GF Südwind NÖ Schreinergasse 1/1 3100 St. Pölten gertrude. eigelsreiter-jashari@univie. ac. at www. suedwind-noewest. at 42 Gertrude Eigelsreiter-Jashari 14. 05. 2013
- Slides: 43