Gesellschaftsrecht 3 Woche Kursbersicht Handelsrecht 1 bis 3
Gesellschaftsrecht 3. Woche
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Überblick Examensrelevant in Berlin/Brandenburg: ü Gesellschaft bürgerlichen Rechts ü offene Handelsgesellschaft ü Kommanditgesellschaft ü Verein, soweit faktisch examensrelevant • Errichtung, Vertretung, Geschäftsführung und Haftung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Beendigung der Gb. R 1. Stufe: Eintritt eines Auflösungsgrundes Ablauf der im Ges. V bestimmten Zeit, § 723 I 1 Auflösungsbeschluss Erreichen oder Unmöglichwerden des Gesellschaftszwecks, § 726 Tod eines Gesellschafters, § 727 I Eröffnung des Ins. V über Vermögen von Gesellschafter, § 728 I 1 Vereinigung aller Anteile in einer Hand Kündigung durch einen Gesellschafter, §§ 723, 724 Kündigung durch einen Gläubiger des Gesellschafters, § 725 2. Stufe: Liquidation der Gesellschaft besteht mit verändertem Zweck fort, §§ 730 ff. 3. Stufe: Beendigung der Gesellschaft
Beendigung von o. HG und KG 1. Stufe: Eintritt eines Auflösungsgrundes Abweichungen von Gb. R: Eröffnung des Ins. V über Vermögen der Gesellschaft (§ 131 I Nr. 3 HGB) und rechtskräftiges Gestaltungsurteil (§§ 131 I Nr. 4, 133 HGB) als Beendigungsgründe Erreichen des Gesellschaftszwecks, Tod eines Gesellschafters (§ 131 III Nr. 1 HGB), Eröffnung des Ins. V über Vermögen eines Gesellschafters (§ 131 III Nr. 2 HGB), Kündigung eines Gesellschafters (§ 131 III Nr. 3 HGB) oder Gläubigers eines solchen (§ 131 III Nr. 4 HGB) führen nicht zur Auflösung 2. Stufe: Liquidation der Gesellschaft besteht mit verändertem Zweck fort, §§ 145 -148 HGB; Firmierung mit dem Zusatz „i. L. “, § 153 HGB 3. Stufe: Beendigung der Gesellschaft
Fall 3 – Entwicklungsstufen einer Spedition A hat am 01. 03. einen gut gehenden Speditionsbetrieb geerbt. Er einigt sich am 01. 04. mit seinem Bekannten B über die Gründung einer Gmb. H, in die das Unternehmen eingebracht werden soll. A soll Alleingeschäftsführer der Gesellschaft sein. Die Geschäfte werden im Einvernehmen der Gesellschafter ohne Unterbrechung weitergeführt. Am 01. 05. beauftragt A im Namen der „Speditions. Gmb. H in Gründung“ den Dachdecker D, das Dach der Fahrzeughalle zu reparieren. Nachdem der Gesellschaftsvertrag am 01. 06. notariell beurkundet worden ist, kauft A im Namen der „Speditions-Gmb. H“ beim Autohändler V am 01. 07. ein neues Transportfahrzeug zum Preis von Euro 75. 000, -. Anschließend, am 01. 08. , wird die Gmb. H im Handelsregister eingetragen. 1. V verlangt von der Gmb. H und deren Gesellschaftern Zahlung des Kaufpreises. Zu Recht? 2. D fragt, an wen er sich wegen der von ihm durchgeführten Dacharbeiten halten kann.
1. Frage: Ansprüche des V Lösung A. V Speditions-Gmb. H, § 433 II BGB i. Vm. § 13 I Gmb. HG I. Anspruch entstanden 1. Kaufvertrag a) Rechtsfähigkeit einer Gmb. H (+), § 13 I Gmb. HG b) Existenz der Speditions-Gmb. H (-), § 11 I Gmb. HG, bei Abschluss des Kauf. V war Gmb. H noch nicht eingetragen c) Existenz einer Vor-Gmb. H? BGHZ 80, 129 ff. : Mit notarieller Beurkundung des
Lösung d) Wirksame Vertretung der Vor-Gmb. H aa) eigene WE des A (+) bb) im Namen der Vor-Gmb. H (-), aber Grundsätze des unternehmensbezogenen Geschäfts als Ausnahme vom Offenkundigkeitsprinzip cc) mit Vertretungsmacht Als Geschäftsführer der künftigen Gmb. H grds. (+) nach §§ 35 I, 37 II Gmb. HG P: Auch im Gründungsstadium? e. A. : Nur Vertretungsmacht für notwendige
Lösung B erfolgt i. Vm. hier (+), da mit Zustimmung des Einigung (+) 2. Wirksam (+) 3. Gmb. H in Stellung der Vor-Gmb. H eigetreten (+), mit Eintragung ins Handelsregister II. Ergebnis Anspruch V Speditions-Gmb. H gem. § 433 II BGB § 13 I Gmb. HG (+) B. V A gem. § 433 II i. Vm. § 11 II Gmb. HG Nach Wortlaut: (+), A hat im Namen der Gmb. H gehandelt Nach Telos: (-), A hat die Vor-Gmb. H vertreten. Diese wurde verpflichtet, nicht die vermeintliche Gmb. H. § 11 II Gmb. HG
Lösung C. V A, § 433 II BGB i. Vm. § 128 S. 1 HGB analog I. Anspruch entstanden 1. Anspruch gegen die Gmb. H (+), s. o. gem. § 433 II 2. Persönliche Haftung gem. § 128 S. 1 HGB analog a) Bei Vor-Gmb. H BGH früher: Zwar Außenhaftung, aber begrenzt auf die Stammeinlage h. L. : Volle Außenhaftung BGH heute: Volle Innenhaftung; Außenhaftung nur bei unechter Vor-Gmb. H (Aufgabe der Eintragungsabsicht und
Lösung II. Ergebnis Keine Haftung von A persönlich Frage 2: Ansprüche des D A. § 631 I BGB i. Vm. § 13 I Gmb. HG (-), weder Gmb. H, noch Vor-Gmb. H haben zu dieser Zeit existiert. B. § 631 I BGB i. Vm. § 124 HGB I. Anspruch entstanden 1. Werkvertrag zwischen D und o. HG zwischen A und B? a) Existenz einer o. HG zu jener Zeit? (+), A und B betrieben Geschäfte „der
Lösung b) Wirksame Vertretung der o. HG (+), nach den Grundsätzen über unternehmensbezogene Geschäfte vertrat A mit Vertretungsmacht gem. § 125 HGB die Gesellschaft wirksam. 2. Wirksamkeit des Werkvertrages (+) II. Anspruch erloschen P: Was passiert mit der Vorgründungsgesellschaft, wenn eine (Vor-)Gmb. H entsteht? h. M. : Vorgründungsgesellschaft erlischt liquidationslos;
Lösung C. Anspruch D A/B gem. § 631 I BGB, §§ 124, 128 S. 1 HGB I. Anspruch entstanden 1. Anspruch gegen die Gesellschaft (+), s. o. 2. Persönliche Haftung (+), § 128 S. 1 HGB II. Anspruch erloschen (-), insb. nicht mit Auflösung der Vorgründungsgesellschaft, vgl. § 159 HGB III. Ergebnis A und B haften dem D gem. § 128 S. 1 HGB persönlich.
Fall 4 –Assets off the shelf P war alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der „Möbelhaus P Gmb. H“, die ein Möbelgeschäft betrieb. Kurz nach Einzahlung des Stammkapitals von Euro 50. 000, - hatte P der Gmb. H – dem Wert der Gegenstände entsprechend – Betriebsmittel für Euro 50. 000, - verkauft und sich die auf das Gesellschaftskonto eingezahlten Euro 50. 000, - umgehend zurücküberwiesen. Aufgrund erheblicher Schulden wird das Insolvenzverfahren über das Vermögen der gut am Markt positionierten „Möbelhaus P Gmb. H“ infolge Zahlungsunfähigkeit wegen strategischer Fehlentscheidungen des P eröffnet. Der Insolvenzverwalter I einigt sich mit der Ehefrau E des P über den Verkauf sämtlicher Betriebsmittel der „Möbelhaus P Gmb. H“ sowie des Goodwills und des Namens gegen Zahlung eines – realistischen – Zerschlagungswertes von Euro 65. 000, - an eine von der E gegründete Vorratsgesellschaft „Off-the-shelf Gmb. H“. Die „off-the-shelf Gmb. H“ übernimmt auch den Pachtvertrag über die Betriebsstätte. I benennt die „Möbelhaus P Gmb. H“ in „P Gmb. H“ um, E die „Off-the-shelf Gmb. H“ in „Möbelhaus P Gmb. H“; ihren Ehemann P setzt sie zum Geschäftsführer ein, der fortan wieder die Geschicke der „Möbelhaus P Gmb. H“ am alten Wirkungsort lenkt. 1. Gläubiger G ist empört. Er verlangt die Bezahlung offener Forderungen aus Verkäufen an die „alte Möbelhaus P Gmb. H“ von der „aktuellen Möbelhaus P Gmb. H“ in Höhe von Euro 360. 000, -. Zu Recht? 2. Besteht für G oder I die Möglichkeit, gegen P persönlich vorzugehen?
Lösung 1. Frage: Ansprüche des G gegen die neue Möbelhaus P Gmb. H A. § 433 II i. Vm. § 13 I Gmb. HG I. Anspruch entstanden 1. Kaufvertrag G – Möbelhaus P Gmb. H (-), G hatte einen solchen nur mit der Gesellschaft, die mittlerweile P Gmb. H heißt, geschlossen. Diese ist mit der neuen Möbelhaus P Gmb. H nicht identisch 2. Haftung für die Schuld der P Gmb. H? a) §§ 414 ff. ? (-), keine Anhaltspunkte b) § 25 I 1 HGB
Lösung Rechtsgeschäft HGB aus Insolvenz- aa) Erwerb eines Handelsgeschäfts durch (+), als sog. asset deal bb) Unternehmensfortführung (+), Möbelhaus wird weitergeführt cc) Firmenfortführung (+), als „Möbelhaus P Gmb. H“ dd) Kein Ausschluss (1) § 25 II HGB (-), nichts ersichtlich (2) Teleologische Reduktion des § 25 I 1 gh. M: Nichtanwendung bei Erwerb masse, da dieser sich aus
Lösung Somit § 25 I 1 HGB (-) II. Ergebnis Anspruch aus § 433 II BGB, § 13 I Gmb. HG (-) B. Ergebnis zu Frage 1 Kein Anspruch des G gegen die Möbelhaus P Gmb. H 2. Frage: Ansprüche G oder I P persönlich A. G P, § 433 II BGB (-), § 13 II Gmb. HG
Lösung B. Durchgriffshaftung G P I. Durchgriff auf Gesellschafter (+), bei Rechtsformmissbrauch (§ 826) (+), bei Vermögensvermischung (§ 242) wohl (-), bei bloßer Unterkapitalisierung wohl (-), bei existenzvernichtendem Eingriff (§ 826) Keine Fallgruppe kommt in Betracht II. Durchgriff auf Geschäftsführer (+), bei §§ 280 I, 311 III, 241 II (+), bei § 823 II i. Vm. § 15 a I Ins. O (+), bei § 823 II i. Vm. sonstigem Schutzgesetz für den Gläubiger Keine Fallgruppe kommt in Betracht III. Ergebnis
Lösung C. I P, Gesellschaftsvertrag, §§ 14, 19 I Gmb. HG I. Befugnis zur Geltendmachung (+), Insolvenzverwalter ist gem. § 80 I Ins. O befugt II. Anspruch entstanden 1. Wirksamer Gesellschaftsvertrag, §§ 1 ff. Gmb. HG (+), formwirksam über „alte“ Möbelhaus P Gmb. H 2. Wirksame Begründung einer Einlageverpflichtung des P (+), nach § 14 Gmb. HG III. Anspruch erloschen Erfüllung, § 362 I BGB 1. Leistungserfolg herbeigeführt? (+), mit Zahlung der Euro 50. 000, -
Lösung verbotener 2. Wegfall der Erfüllungswirkung wegen Sacheinlage i. Sv. § 5 IV 1 und 3 Gmb. HG, da Rückzahlung gem. § 19 IV 1 Gmb. HG? Rückzahlung (+) Wirtschaftlich betrachtet Gmb. HG (+) Vorabsprache zwischen Gesellschafter Somit liegt eine verdeckte Sacheinlage vor Aber: Dennoch Erfüllungswirkung nach § 19 IV die Sacheinlage werthaltig war
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