Folienserie Naturhaushalt Modul 4 Risikobewertung und management im
Folienserie Naturhaushalt Modul 4: Risikobewertung und -management im Naturhaushalt Stand: Oktober 2019
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Inhaltsverzeichnis Modul 4 4) Risikobewertung und Risikomanagement im Zulassungsverfahren 16) Toxizität/Ermittlung der Wirkung 5) Risikobewertung im zonalen Verfahren 6) Grundlagen der Risikobewertung 18) Ökotoxikologische Standard-Untersuchungen 7) Ermittlung der PEC zur Abschätzung der Exposition 8) Abschätzung der Exposition durch Abdrift 9) Abdrifteckwerte graphisch 10) Abdrifteckwerte tabellarisch 17) Quantitative Risikobewertung 19) Weiterführende ökotoxikologische Untersuchungen 20) Risikomanagement 21) Mehr Informationen zu den einzelnen Themen 22) Bildnachweise 11) Abschätzung der Exposition durch Staubabdrift 12) Abschätzung der Exposition durch Abschwemmung (Run-off) und Drainage 13) Abschätzung der Exposition durch Verflüchtigung 14) Expositionsabschätzung Grundwasser 15) Standard PEC-Werte für die Umweltbewertung Folie von 21 Oktober 2019
Risikobewertung und Risikomanagement im Zulassungsverfahren Gesetzliche Vorgaben Festlegung von Schutzniveau und Sicherheiten Art der Anwendung Mittel- und Wirkstoffeigenschaften Risikobewertung: Beschreibung möglicher Risiken im Naturhaushalt Risikomanagement: Ableiten notwendiger Risikominderungsmaßnahmen Risiken vertretbar Zulassungsfähig bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung Folie von 21 Risiken nicht vertretbar Nicht zulassungsfähig Oktober 2019
Risikobewertung im zonalen Verfahren Verordnung 546/2011 Einheitliche Grundsätze EFSA Leitfäden Folie von 21 Definition Schutzniveau: Einheitliche Grundsätze der Risikobewertung gültig für alle Mitgliedstaaten Zu betrachtende Organismen und Expositionspfade werden benannt Sicherheitsfaktoren werden festgelegt Technische Fragen der Risikobewertung: Die europäische Risikobewertungsbehörde EFSA veröffentlicht Leitfäden, die von den Mitgliedstaaten anerkannt werden Leitfäden existieren für alle Bewertungsbereiche und werden regelmäßig aktualisiert Es existieren einige nationale Modelle, die nicht harmonisiert sind Oktober 2019
Grundlagen der Risikobewertung Exposition: Welche Konzentrationen/ Rückstände sind in der Umwelt zu erwarten Toxizität: Welche Auswirkungen hat ein bestimmter Wirkstoff auf Organismen Exposition (erwartete Umweltkonzentration= Predicted Environmental Concentration (PEC)): z. B. : im/ auf Boden, in Grund- und Oberflächenwasser, auf Pflanzen und Insekten als Nahrung für Nichtzielorganismen Toxizität Auswirkungen auf Organismen, z. B. : letale Wirkungen (Mortalität) subletale Wirkungen (z. B. Auswirkungen auf die Nachkommen) Verhältnis von Toxizität und Exposition auch als TER (Toxicity Exposure Ratio) bezeichnet Folie von 21 Oktober 2019
Ermittlung der PEC zur Abschätzung der Exposition Atmosphäre Verflüchtigung Abdrift Deposition PSM Abschwemmung Drainage Gewässer Boden Grundwasser Folie von 21 Welche Konzentrationen/ Rückstände sind in der Umwelt zu erwarten Expositionswege über Gewässer, Boden, Atmosphäre und/oder Pflanzen, z. B. durch Berührung oder Fraß und über die Nahrungskette berücksichtigt Beizstaub Pflanzen Versickerung, Exposition PEC die zu erwartende Wirkstoff- konzentration in der Umwelt Beeinflusst durch: Anwendungsmuster des Mittels Anwendungstechnik, Kultur, Stadium, Aufwandmenge Verteilung und Abbau des Wirkstoffs in der Umwelt Oktober 2019
Abschätzung der Exposition durch Abdrift Ermittlung der Einträge durch Abdrift (Spray-Drift) Abdrift Wichtige Eingangsgrößen: • Art der Kultur (Flächen-/ Raumkultur) • Abdriftmindernde Technik verschiedener Minderungsklassen Flächenkultur Abdrift Raumkultur Folie von 21 • Aufwandmenge / Zahl der Behandlungen Ergebnis: tabellierte Abdrifteckwerte, Berechnung mit Computermodell EVA Oktober 2019
Bodensediment in % der Aufwandmenge Abdrifteckwerte graphisch Entfernung von der behandelten Fläche Folie von 21 Oktober 2019
Abdrifteckwerte tabellarisch Tabelle der Abdrifteckwerte für Einfachanwendungen Bodensedimente in % der Aufwandmenge berechnet auf Basis der 90. Perzentile Auszug aus Bundesanzeiger (März 2011) Abstand Ackerbau [m] 1 Obstbau früh spät 2. 77 3 Weinbau Hopfenbau 29. 20 15. 73 8. 02 19. 33 5 0. 57 19. 89 8. 41 3. 62 11. 57 10 0. 29 11. 81 3. 60 1. 23 5. 77 15 0. 20 5. 55 1. 81 0. 65 3. 84 20 0. 15 2. 77 1. 09 0. 42 1. 79 Quelle: https: //www. julius-kuehn. de/at/ab/abdrift-und-risikominderung/abdrifteckwerte/ Folie von 21 Oktober 2019
Abschätzung der Exposition durch Staubabdrift Beizstäube Entsprechend dem Entwurf des EU-Dokuments: „Seed Treatment Guidance Document“ Exposition durch Beizstäube kulturspezifisch und abhängig von der Beizqualität Heubach-Apparatur zur Messung der Saatgut-Qualität gute Qualität Folie von 21 Anteil an Wirkstoff im Beizstaub entscheidend für Risikobewertung Berechnung von PEC-Werten in angrenzenden Gewässern (PEC Oberflächenwasser) und Säumen (PEC Saum) schlechte Qualität Oktober 2019
Abschätzung der Exposition durch Abschwemmung (Run-off) und Drainage Berechnungen (Computermodell EXPOSIT) Abschwemmung und Erosion Drainage Folie von 21 Wichtige Eingangsgrößen: • Aufwandmenge • Zeitpunkt der Anwendung und Interzeption durch die Kulturpflanze (Stadium der Kultur) • Abbau (DT 50) und Adsorption (Koc-Wert) im Boden Oktober 2019
Abschätzung der Exposition durch Verflüchtigung Atmosphäre Deposition Verflüchtigung Folie von 21 Entfernungsabhängige Berechnung (Computermodell EVA) mit tabellierten Depositionswerten (basierend auf Verflüchtigungsversuchen im Windkanal) Wichtige Eingangsgrößen: • Dampfdruck des Wirkstoffs • Aufwandmenge • Art der Kultur (Blattfläche) Oktober 2019
Expositionsabschätzung Grundwasser Abschätzung der Einträge durch Versickerung bzw. Uferfiltration aus Oberflächengewässer Berechnungen (Computermodelle PELMO/ PEARL und EXPOSIT) Abschwemmung und Erosion Versickerung Drainage Grundwasser Uferfiltration Folie von 21 Wichtige Eingangsgrößen: • Aufwandmenge • Interzeption durch die Kulturpflanze (Stadium der Kultur) • Abbau (DT 50) und Adsorption (Koc. Wert) im Boden • Zeitpunkt der Anwendung Gegebenenfalls Untersuchung zur Versickerung (z. B. Feldversickerungsstudie) Oktober 2019
Standard PEC-Werte für die Umweltbewertung Ermittlung folgender PEC-Werte Eintragspfade Direkter Mitteleintrag • auf der behandelten • Fläche • PEC Boden X PEC gw Versickerung X PEC Boden PEC gw (Grundwasser) PEC sw (Oberflächenwasser) PEC Saumstruktur Abdrift Verflüchtigung/ Deposition Beizstaub PEC gw Uferfiltration PEC sw X PEC Saum X Drainage Run-off X X PEC: Zu erwartende Wirkstoff-Konzentration in der Umwelt Folie von 21 Oktober 2019
Toxizität/ Ermittlung der Wirkung Effekt (%) Beispiel einer Konzentrations-Wirkungs-Beziehung EC 50 NOEC Konzentration (mg/l) Dosis Je nach Art werden unterschiedliche Kenngrößen untersucht (z. B. Mortalität, Reproduktion, Gewicht, Verhalten) Folie von 21 Akute und längerfristige Kenngrößen der Tests EC 50 = Effect Concentration 50% Wirkstoffkonzentration, bei der 50% der Test. Organismen beeinträchtigt werden LC 50 = Lethal Concentration 50% Wirkstoffkonzentration, bei der 50% der Test. Organismen sterben NOEC = No Observed Effect Concentration Höchste untersuchte Konzentration ohne Auswirkungen auf Test-Organismen Oktober 2019
Quantitative Risikobewertung Der bewertungsrelevante Toxizitätswert wird ins Verhältnis gesetzt zur erwarteten Exposition (Toxizitäts-Expositions-Verhältnis, TER) EC 50 (bzw. NOEC) = TER ≥ Sollwert PEC Je höher der TER-Wert, desto niedriger das Risiko: Das Verhältnis zwischen Toxizitätswert und erwarteter Umweltkonzentration ist groß. Nach den gesetzlichen Zulassungskriterien muss der TER mindestens einen Sollwert unter Berücksichtigung eines Sicherheitsfaktors erreichen, der abhängig ist von Organismengruppe (z. B. Gewässerorganismen, Vögel etc. ) Toxizitätswert aus akuten, längerfristigen oder höherstufigen Tests Restunsicherheiten (z. B. Wiedererholung) Folie von 21 Oktober 2019
Ökotoxikologische Standard-Untersuchungen zu ökotoxikologischen Auswirkungen werden mit Stellvertreterarten verschiedener Organismengruppen durchgeführt: gut standardisierbare Laborversuche häufig künstliches Substrat einfach zu züchtende Arten Individuen einer Altersklasse meist gut standardisierte Exposition • Die Risikobewertung muss auch die nicht geprüften Arten und die Übertragbarkeit auf Freilandbedingungen abdecken. • Daher wird ein Sicherheitsfaktor im zu erreichenden Schutzniveau berücksichtigt (Sollwert). Folie von 21 Oktober 2019
Weiterführende ökotoxikologische Untersuchungen Weitere Tests können erforderlich werden, wenn auf der Grundlage einer Standard. Risikobewertung mit unannehmbaren Auswirkungen zu rechnen ist. Höherstufige Testsysteme im Labor • Prüfung weiterer Arten • Exposition realitätsnäher gestalten Vorbereitung einer weiterführenden Studie zu Bodenorganismen Freilanduntersuchungen • Prüfung von Lebensgemeinschaften mit vielen Arten • realitätsnahe Exposition und Umwelteinflüsse • Wiedererholung von Populationen wird erfasst Die bewertungsrelevante Kenngröße wird neu bestimmt und der Sicherheitsfaktor kann möglicherweise wegen größerer Prognosesicherheit reduziert werden. Folie von 21 Oktober 2019
Risikomanagement Wird der erforderliche Sollwert nicht erreicht, muss die zu erwartende Exposition durch zusätzliche Risikominderungsmaßnahmen verringert werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt vertretbar zu halten. Mit der Zulassung festgesetzte Risikominderungsmaßnahmen, z. B. Einsatz abdriftreduzierender Applikationstechnik (z. B. Minderungsklassen 50%, 75%, 90%, 95%) Einhaltung von Abständen (zu benachbarten Gewässern oder Saumstrukturen wie Hecken) Begrenzung der Wirkstoffaufwandmenge (z. B. Zahl der Behandlungen reduzieren, Anwendungszeitpunkt modifizieren) Festlegung einer mittelübergreifenden Wirkstoff-Obergrenze pro Fläche und Jahr Folie von 21 Oktober 2019
Mehr Informationen zu den einzelnen Themen erhalten Sie in den folgenden Modulen Schutz des Grundwassers - Prognosen von PSM-Einträgen in das Grundwasser und deren Bewertung Beispiele für Risikomanagementmaßnahmen Schutz von terrestrischen Organismen - Folie von 21 Risikobewertung Risikomanagement für terrestrische Organismen Schutz von Oberflächenwasser und aquatischen Organismen - Risiko für Nicht-Zielorganismen Eintragspfade von PSM in Gewässer Ermittlung von PEC- & Toxizitätsdaten Risikomanagementmaßnahmen Oktober 2019
Bildnachweise Modul 4 Alle Bilder und Grafiken der Folienserie sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit Genehmigung der jeweiligen Bildautoren weiterverwendet werden. Bilder und Infografiken ohne Quellennennung: © BVL (erstellt von T. Jalke/RLP Agro. Science ) Folie 11: Heubach-Apparatur, Petrischalen: © Ludwig, K. /JKI Folie 18: Regenwürmer: © Kula, H. /BVL Wasser, Kieselalge, Daphnie, Forelle: https: //pixabay. com Folie 19: © Roß-Nickoll, M. /RWTH Aachen Folie von 21 Oktober 2019
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