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Fünf Süchte kennt der Mensch Jörg Petry Gl Starke psychophysische Wirkung telmit sch e

Fünf Süchte kennt der Mensch Jörg Petry Gl Starke psychophysische Wirkung telmit sch e Rau sücht Sex u Suc elle ht Alkoholismus zunehmende Handlungsdesintegration Normabweichung mit Schuld- und Schamgefühlen üc ks su spie ch t l- s s E t h uc s Orford, J. (20012). Excessive Appetites: A Psychological View of Addictions.

Die Suchtdomäne SÜCHTE • • • Unersättliche Begierde Grenzüberschreitender Rausch Gehäufte Kriminalität Wegweisende Schamgefühle

Die Suchtdomäne SÜCHTE • • • Unersättliche Begierde Grenzüberschreitender Rausch Gehäufte Kriminalität Wegweisende Schamgefühle Erhöhte Sterblichkeit Andere Verhaltensexzesse Alkohol Arbeit Sport PC/Internet Glücksspiel Rauschmittel Fünf Süchte Sexualität Koffein Essen Kaufen Orford, J. (20012). Excessive Appetites: A Psychological View of Addiction. Chichester: John Wiley. Petry, J. (1991). Neue und alte Süchte – Ein Beitrag zur Begriffsbestimmung. Suchtprobleme & Sozialarbeit, 59(4), 180 – 185.

Systemmodell Alkoholismusprozess Genesungsprozess Desozialisationsprozess Behandlungsprozess starkes Trinken wird toleriert 20 Wandel der Rollenerwartungen 30

Systemmodell Alkoholismusprozess Genesungsprozess Desozialisationsprozess Behandlungsprozess starkes Trinken wird toleriert 20 Wandel der Rollenerwartungen 30 Zunehmende Bemühungen um Aufhören 40 50 Alter in Jahren Mulford, H. A. (1972). Becoming an Ex-problem Drinker. Amsterdam: 30 th Congress on Alcoholism and Drug Dependence (Unpublished Paper).

Exzessive Gelüste Es handelt sich um unterdrückte Neigungen (restrained inclinations), also menschliche Bedürfnisse, die

Exzessive Gelüste Es handelt sich um unterdrückte Neigungen (restrained inclinations), also menschliche Bedürfnisse, die durch biopsychosoziale Einschränkungen in Grenzen gehalten werden. Gleichzeitig besitzen diese „Gelüste“ eine starke Tendenz, in einem komplexen Lernprozess zu eskalieren. Die Wechselwirkung zwischen Anreizen (incentives) und Einschränkungen (restraints) manifestiert sich zunächst als zunehmenden Bindung (attachment) an den rauschhaften Erlebniszustand. Als natürliche Konsequenz der Folgekosten (costs) und intrapsychischen Konflikthaftigkeit (conflict) erfolgt ein Selbstausstieg (maturing-out / self-change). Der Ausstiegsprozess (natural recovery) erfolgt durch Veränderung des Sinn- und Wertesystems (moral reform). J. Orford (20012). Excessive Appetites: A Psychological View of Addictions. Chichester:

Herauswachsen (Bevölkerungsstudien) Die Wege zur Überwindung von Suchtproblemen (pathways to recover) sind vielfältig und

Herauswachsen (Bevölkerungsstudien) Die Wege zur Überwindung von Suchtproblemen (pathways to recover) sind vielfältig und individuell. Die Mehrheit (ca. 80 %) der Betroffenen erholt sich ohne professionelle Interventionen (self-change). Dieser Hauptweg zur Erholung gilbt eher für Personen, die weniger stark abhängig sind. Der zentrale Mechanismus besteht in einer kognitiven Bewertung (cognitive appraisal) der Vor- und Nachteile bei Fortsetzung oder Einstellung des Suchtverhaltens. Klingemann, H. (2017). Sucht: Selbstheilung ist möglich. Lengerich: Pabst.

Ersatzabhängigkeiten Retrospektive katamnestische Befragungen von Langzeitabstinenten ergeben Hinweise auf Selbstheilungsfaktoren: Externe Anreize (chronische Erkrankungen;

Ersatzabhängigkeiten Retrospektive katamnestische Befragungen von Langzeitabstinenten ergeben Hinweise auf Selbstheilungsfaktoren: Externe Anreize (chronische Erkrankungen; gerichtliche Auflagen) Ersatzabhängigkeiten (exzessives Arbeiten; Hobbys; auch Suchtverlagerung) Stärkende Beziehungen (insbesondere neue Partnerschaften) Übergeordnete Sinn- und Werteorientierung (religiöse Überzeugungen; Selbsthilfegruppen wie AA) Vaillant, G. E. (1983). The Natural History of Alcoholism: Causes, Patterns and Paths to Recovery. Cambridge, Mass. : Harvard University Press.

Bildungsprozesse der Suchtbewältigung Aktive Kompensation von biographischen Risiken Durchhaltestrategien zur Kompensation von Defiziten Erkennen

Bildungsprozesse der Suchtbewältigung Aktive Kompensation von biographischen Risiken Durchhaltestrategien zur Kompensation von Defiziten Erkennen von abstinenzgefährdender Unzufriedenheit Angemessene Umsetzung eigener Bedürfnisse Aufbau eines abstinenzorientierten sozialen Netzes Ausbau der sozialen, speziell beruflichen Kompetenz Entwicklung positiv-realistischer Lebenseinstellungen Übernahme gesellschaftlicher Normen und Werte Fredersdorf, F. (1998). Bildung und Sucht. Geesthacht: Neuland.

Vergleichende Suchtforschung Unter vergleichender Suchtforschung lassen sich alle theoretischen Modelle und empirischen Untersuchungen fassen,

Vergleichende Suchtforschung Unter vergleichender Suchtforschung lassen sich alle theoretischen Modelle und empirischen Untersuchungen fassen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der klassischen Suchtformen beschreiben. Der derzeitige Wissensstand besitzt lediglich typisierenden Charakter, da nur sporadische Forschungsbefunde vorliegen. Es herrscht das Erfahrungswissen von klinischen Suchttherapeuten seit der Wende zum 20. Jahrhundert vor. Fischer, H. (1905). Spieler-Moral: Eine irrenärztliche Studie über die Spielsucht und ihr Verhältnis zu Trunksucht und Morphinsucht für Staatsanwälte, Richter

Vergleichende Wirkungsforschung Aktivität Zustand Glücksspielen Alkoholkonsum Überessen Patienten Normale Trancezustand 79% 5% 62% 17%

Vergleichende Wirkungsforschung Aktivität Zustand Glücksspielen Alkoholkonsum Überessen Patienten Normale Trancezustand 79% 5% 62% 17% 41% 5% Als andere Person 79% 21% 73% 36% 44% 21% 50% 8% 34% 12% 30% 7% 38% 4% 73% 15% 14% 4% 6% 67% 16% 35% 6% Außerhalb des Selbst Gedächtnislücke Dissoziativer Gesamtwert D. F. Jabobs (1988). Evidence for a Common Dissociative-Like Reaction among Addicts. Journal of Gambling Studies, 4, 27 -37.

Vergleichende Typologie Verhaltenskontrolle (VK) - T-Werte Pathologische Glücksspieler, Suchtkranke und psychosomatisch Erkrankte 100 90

Vergleichende Typologie Verhaltenskontrolle (VK) - T-Werte Pathologische Glücksspieler, Suchtkranke und psychosomatisch Erkrankte 100 90 80 Psychosomatisch Erkrankte 60 70 50 40 30 Suchtkranke Pathologische Glücksspieler 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Seelische Gesundheit (SG) - T-Werte Petry, J. & Jahrreiss, R. (1999). Stationäre medizinische Rehabilitation von „Pathologischen Glücksspielern“. Deutsche Rentenversicherung, 4/99, 196 – 218. .

ALKOHOLISMUS Erregung Handlung Soziale Normen

ALKOHOLISMUS Erregung Handlung Soziale Normen

Alkoholismus

Alkoholismus

Alkoholismus Der Alkohol ist das historisch und geographisch am stärksten verbreitete Suchtmittel. Vielfältige alkoholische

Alkoholismus Der Alkohol ist das historisch und geographisch am stärksten verbreitete Suchtmittel. Vielfältige alkoholische Getränke bieten ein verträgliches und sozial integriertes Suchtmittel mit einem breiten Wirkungsspektrum. Die Problemrate korreliert hoch mit dem gesellschaftlichen Durchschnittskonsum. Alkoholismus und seine Behandlung ist mit der Durchsetzung des Krankheitskonzeptes (Magnus Huss, 1849; Jellinek, 1960) paradigmatisch für alle Süchte. Barbor, T. et al. (2005). Alkohol – Kein gewöhnliches Konsumgut. Göttingen: Hogrefe. Schwelle, W. P. (2013). Alkohol: Die mächtigste Droge der Welt, Bd. 1. Solothurn:

Alkoholismus Anfällig sind Personen, die viel Alkohol ohne aversive Folgen vertragen, den Alkohol zur

Alkoholismus Anfällig sind Personen, die viel Alkohol ohne aversive Folgen vertragen, den Alkohol zur Kompensation psychischer Probleme einsetzen und/oder sich in einer depravierten Lebenssituation befinden. Das Trinkverhalten hat die Funktion der unmittelbaren Stressbewältigung / Gefühlsmodulation bei Vernachlässigung der bestehenden und durch das Suchtverhalten noch verstärkten Lebensproblematiken. Gleichzeitig dient der Alkoholkonsum der Herstellung sozialer Verbundenheit. (sozial maskiertes Wirkungstrinken). Der gesellschaftliche Ausgrenzungsprozess von Alkoholikern führt zu einer schweren Identitätskrise und damit ausgeprägten Abwehrmechanismen (Externalisierung, Bagatellisierung). Antons, K. & Schulz, W. (19903). Normales Trinken und Suchtentwicklung, Bd. 1, Göttingen: Hogrefe.

Alkoholismus Neben der Unterdrückung des Trinkverhaltens (Abstinenz) sind allgemeine (Emotionstraining, Problemlösetraining) oder spezifische Kompetenztrainings

Alkoholismus Neben der Unterdrückung des Trinkverhaltens (Abstinenz) sind allgemeine (Emotionstraining, Problemlösetraining) oder spezifische Kompetenztrainings (Komorbidität) und eine moralische Umorientierung (Sinn- und Werteklärung) zur Genesung erforderlich. Es galten die Grundprinzipien der Arbeit, Andacht und Abgeschiedenheit, wobei mit Einführung des Abstinenzprinzips (ab Mitte des 19. Jahrhunderts) die erfolgreichste Behandlungsform aller chronischen Erkrankungen vorliegt. Die Behandlung ist komplex und polypragmatisch. Mit dem sozialkognitiven Rückfallpräventionsmodell (Marlatt & Gordon, 1985) und der nichtkonfrontativen Motivationsarbeit (Miller & Rollnick, 20153) liegen genuin suchttherapeutische Behandlungsstrategien vor. Marlatt, G. A. & Gordon, J. R. (1985). Relapse Prevention. New York: Guilford. Miller, W. R. & Rollnick, S. (20153). Motivierende Gesprächsführung. Freiburg:

RAUSCHMITTELSUCHT am Beispiel der Tabakabsucht Handlung Erregung Soziale Normen

RAUSCHMITTELSUCHT am Beispiel der Tabakabsucht Handlung Erregung Soziale Normen

Tabaksucht Quelle: Roland Töpfer: Das HB-Männchen in seinen besten Spots. Köln: Tacker Film.

Tabaksucht Quelle: Roland Töpfer: Das HB-Männchen in seinen besten Spots. Köln: Tacker Film.

Tabakabsucht Der gewandelte. Tabakkonsum (vom indigenen Halluzinogen zur Alltagsgewohnheit) ist ökonomisch sehr bedeutsam (Steueraufkommen,

Tabakabsucht Der gewandelte. Tabakkonsum (vom indigenen Halluzinogen zur Alltagsgewohnheit) ist ökonomisch sehr bedeutsam (Steueraufkommen, Arbeitsplätze, starke Lobby). Es ist ein griffnahes Suchtmittel (Zigarette als schnelle Applikationsform, niedriger Preis, hohe Automatendichte). Nikotin hat eine attraktives Wirkspektrum (angenehme, vielfältige Wirkungen, schnelle Wirkungsentfaltung, schnelle Entwicklung von Toleranz und körperlicher Abhängigkeit) mit einem hohen Anteil süchtiger Raucher unter den Konsumenten. Der Tabak ist das schädlichste Suchtmittel mit den höchsten sozialen Kosten (hohe Krankheits- und Todesrate). Conte Corti, E. C. Geschichte des Rauchens. Frankfurt/M. : Insel Taschenbuch. Kraft, D. & Köllner, V. (2012). Tabakabhängigkeit. Psychotherapie im Dialog, 13(4), 28 –

Tabakabsucht Die gesundheitspolitische Versorgung Tabaksüchtiger ist desolat (keine Anerkennung als Erkrankung, keine Übernahme der

Tabakabsucht Die gesundheitspolitische Versorgung Tabaksüchtiger ist desolat (keine Anerkennung als Erkrankung, keine Übernahme der Behandlungskosten) und die Behandlungseffektivität ist relativ unbefriedigend. Die vom Raucher und seiner Umgebung erlebten Einschränkungen sind gering (milder Rausch, geringe soziale Auffälligkeit, lange Verzögerung der organischen Folgen), so dass häufig ein Veränderungswunsch (dissonante Raucher) aber eine geringe Fähigkeit zur Umsetzung besteht. Die Behandlungsmethoden sind suboptimal (Dominanz pharmakologischer Strategien, symptomorientierte Psychotherapie nach dem klassischen Selbstkontrollansatz). Petry, J. (2005). Kritische Betrachtungen über den aktuellen Stand der Behandlung von Tabakabhängigen. Sucht, 51, 175 -186.

Tabakabsucht Aktuell sollten verhältnispräventive Maßnahmen im Mittelpunkt stehen (Preispolitik, Einschränkung der Konsummöglichkeiten, sozialrechtliche Einbindung).

Tabakabsucht Aktuell sollten verhältnispräventive Maßnahmen im Mittelpunkt stehen (Preispolitik, Einschränkung der Konsummöglichkeiten, sozialrechtliche Einbindung). Das Behandlungsangebot sollte gestuft und komplex sein (von der Kurzintervention bis zur intensiven Entwöhnung). Ein zentrales Thema der Intervention ist die Stressbewältigung (Überwindung von Ängsten vor dem Verzicht, Aufbau gesunder Lebensformen). Wie bei allen Süchten ist die Selbstwertproblematik zu bearbeiten (Werte- und Sinnklärung, soziale Verantwortung, individuelle Autonomie). Petry, J. (20162). Kognitiv-behaviorale Therapie der Tabakabhängigkeit. Münchwieser Hefte, 29, 30 - 46. Storch, M. (2008). Rauchpause. Bern: Hans Huber.

RAUSCHMITTELSUCHT am Beispiel der Opiatsucht Handlung Erregung Soziale Normen

RAUSCHMITTELSUCHT am Beispiel der Opiatsucht Handlung Erregung Soziale Normen

Opiatsucht Helden, C. (2014). Drauf, und dann… Malzeug raus! Der Künstler Bryan Saunders porträtiert

Opiatsucht Helden, C. (2014). Drauf, und dann… Malzeug raus! Der Künstler Bryan Saunders porträtiert sich selbst unter Einfluss verschiedener Medikamente und Drogen. Süddeutsche Zeitung: Jetzt Leben & Job, 03/14.

Opiatabsucht Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein. Hans Fallada. . „Ach,

Opiatabsucht Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein. Hans Fallada. . „Ach, das Leben ist schön und sanft. – Auch an dich denke ich, mein süßes Mädchen, das ich längst verlor, meine einzige Geliebte ist jetzt das Morphium. Sie ist böse, sie quält mich unermeßlich, aber sie belohnt mich weit über jedes Begreifen hinaus. “. . Neue Illustrierte, Köln 19. 11. 1955.

Opiatsucht Das Opium als Rauchmittel ist seit Jahrtausenden bekannt. Es gab schon früh (z.

Opiatsucht Das Opium als Rauchmittel ist seit Jahrtausenden bekannt. Es gab schon früh (z. B. durch Karl den Großen) Einschränkungsmaßnahmen. Die synthetische Herstellung von Morphin (1827) und Heroin (1898) und die große Verbreitung durch die modernen Kriege im 19. und 20. Jahrhundert führte unter dem politischen Druck der Großmacht USA zu einer repressiv-prohibitiven Gesetzgebung (internationales Opiumabkommen 1912 und Versailler Vertrag 1920). Diese Doktrin (Nixons War on Drugs, 1971) hat bis heute Gültigkeit, wird aber zunehmend in Frage gestellt. Gastpar, M. (1996). Opiatabhängigkeit, historische und aktuelle Perspektiven. In K. Mann & G. Buchkremer (Hrsg. ): Sucht (S. 33 -40). Stuttgart: Gustav Fischer.

Opiatsucht Aufgrund der Illegalisierung des Opiums und der sehr intensiven und schnellen Wirkung (Kick)

Opiatsucht Aufgrund der Illegalisierung des Opiums und der sehr intensiven und schnellen Wirkung (Kick) ist der „Junkie“ die Haupterscheinungsform der Opiatabhängigkeit, wobei aktuell stärker polytoxikomane Konsummuster vorliegen. Ein wachsende Gruppe sind ärztlich behandelte Schmerzpatienten. Aktuelles Beispiel ist die Opioid-Krise in den USA: Patienten erhielten massenweise das Opioid Oxycodon und sind auf Heroin umgestiegen. Es soll tgl. 170 Tote geben. Es bestehen ausgeprägte Sozialisationsdefizit, persönliche Reifungsdefizite und eine insgesamt gestörte Identität im Rahmen eines rauschmittelspezifischen Lebensstils. Vollmer, H. C. & Krauth, J. (2001). Therapie der Drogenabhängigkeit. In F. Tretter & A. Müller (Hrsg. ): Psychologische Therapie der Sucht (S. 395 -438). Göttingen: Hogrefe.

Opiatsucht Die Behandlung enthält pädagogische Elemente zur Bearbeitung der Sozialisationsdefizite (Therapiegemeinschaft), beansprucht Zeit zur

Opiatsucht Die Behandlung enthält pädagogische Elemente zur Bearbeitung der Sozialisationsdefizite (Therapiegemeinschaft), beansprucht Zeit zur Persönlichkeitsentwicklung und hat einen Schwerpunkt auf der Arbeitstherapie / beruflichen Integration. Die Substitution (Schadensminderung) nimmt einen immer breiteren Raum ein (geschätzte 30 – 50 % in Europa). Aus dem konfrontativen Therapieerlebnis mit intensiver Dysphorie und Selbstzweifeln resultiert eine anfänglich hohe Abbruchquote. Der Rückfallprävention (Bindung an das Drogenmilieu) kommt große Bedeutung zu. Ein Wechsel des Milieus ist nötig. Küfner, H. (1996). Abbruchgedanken und deren Bewältigung bei Drogenabhängigen in stationärer Therapie (S. 289 - 301). In K. Mann & G. Buchkremer (Hrsg. ): Sucht (S. 33 -40) Stuttgart: G. Fischer. Hämmig, R. (2004). Differentielle Behandlungsindikation: Indikation für

GLÜCKSSPIELSUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

GLÜCKSSPIELSUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

Glücksspielsucht

Glücksspielsucht

Glücksspielsucht Die Glücksspielsucht kann als Paradigma einer Tätigkeitssucht angesehen werden, also einer Sucht bei

Glücksspielsucht Die Glücksspielsucht kann als Paradigma einer Tätigkeitssucht angesehen werden, also einer Sucht bei der keine psychotrope Substanz beteiligt ist, aber ein intensiver Rauschzustand und ein destruktiver Suchtprozess entsteht. Aufgrund der ausgeprägten Selbst- und Fremdschädigung (Hazardieren) und durch Infragestellung der ökonomischen Grundlagen der gesellschaftlichen Reproduktion (vgl. Protestantische Arbeitsethik) unterliegt das Glücksspielen schon seit Jahrtausenden einem strafrechtlichem Verbot, das jedoch Ausnahmen zulässt. Petry, J. et al. (2013). Pathologisches Glücksspielen. Suchtmedizinische Reiheder DHS Bd. 6. Hamm: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. (www. dhs. de)

Glücksspielerkarriere Mit dem Bild einer beweglichen Spiralfeder (Slinky) beschreibt Ladouceur die Fixierung des Glücksspielers,

Glücksspielerkarriere Mit dem Bild einer beweglichen Spiralfeder (Slinky) beschreibt Ladouceur die Fixierung des Glücksspielers, der aufgrund zwischenzeitlicher Gewinne sein Glücksspielen trotz zunehmender Verluste aufrecht erhält, obwohl er sich auf einer Abwärtstreppe befindet, die unweigerlich nach unten führt. Ladouceur, R. et al. (2002). Understanding and Treating the Pathological Gambler (p. 93). Chichester (UK): John Wiley.

Aufholjagd Chase: „That is, they gamble and lose yet continue to gamble some more

Aufholjagd Chase: „That is, they gamble and lose yet continue to gamble some more in order to ‚get even‘. “ Compulsive Gambling: „…are those people who through the chase become trapped in a self-enclosed system of option usage and involvement. “ Spiral of options and involvement: „As involvement increases, the options available are steadily used up and a spiral is created, something like a cone. “ (1984: S. XVII) Lesieur, H. R. (19842). The chase. Rochester: Schenkman (Ursprünglich 1977). O‘Connor, J. V. & Dickerson, M. G. (2003). Definition and measurement of chasing in off -course betting and gaming machine play. Journal of Gambling Studies, 19(4), 359 -386. Wilcke, A. -C. (2013). Identifikation pathologischer Online-Pokerspieler anhand ihres Spielverhaltens. Suchttherapie, 14(S 01), 2.

Glücksspielsucht Es zeigen sich vielfältige Erscheinungsformen der Glücksspielsucht: Geldautomatenspieler, Casinospieler, legale und illegale Karten-

Glücksspielsucht Es zeigen sich vielfältige Erscheinungsformen der Glücksspielsucht: Geldautomatenspieler, Casinospieler, legale und illegale Karten- und Würfelspieler, Lottosystemspieler, Sportwetter, Börsenspieler und alle Formen des Online. Glücksspielens. Die verschiedenen Varianten weisen typische psychosoziale Besonderheiten auf. Deshalb bestehen differentielle Therapiestrategien bei Untergruppen. Es besteht ein gemeinsames Vulnerabilitätsprofil: Eine schwere Selbstwertproblematik, Gefühlsdysregulation mit Vermeidung unangenehmer Gefühle und distanzierte Beziehungsbildung aus Angst vor Nähe. Petry, J. (Hrsg. ) (2013). Differentielle Behandlungsstrategien bei pathologischem Glücksspielen. Freiburg: Lambertus. Vierhaus, M. et al. (2012). Zur Validität des Modells zur psychischen Vulnerabilität der Glücksspielsucht. Sucht, 58(3), 183 – 193.

Glücksspielsucht Die symptomatische Behandlung der Glücksspielsucht ist abstinenzorientiert. Charakteristisch ist die Bearbeitung glücksspielerspezifische Kontrollillusionen

Glücksspielsucht Die symptomatische Behandlung der Glücksspielsucht ist abstinenzorientiert. Charakteristisch ist die Bearbeitung glücksspielerspezifische Kontrollillusionen (Annahme von Gesetzmäßigkeiten in einer Zufallssituation). Aufgrund der hohen psychopathologischen Auffälligkeiten (vor allem Persönlichkeitsstörungen) ist eine intensive Therapie der zugrundeliegenden Selbstwert- Gefühlsregulations- und Beziehungsstörung erforderlich. Zusätzliche Bedeutung besitzt der Abbau von Problemlösedefiziten (underachievement) und die Verbesserung des Geld- und Schuldenmanagements. Premper, V. & Sobottka, B. (2015). Pathologisches Glücksspielen: Ein kognitivverhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Göttingen: Hogrefe.

ESSSUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

ESSSUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

Esssucht Beth Ditto Frontfrau der Band Gossip.

Esssucht Beth Ditto Frontfrau der Band Gossip.

Esssucht Die Riesendame der Oktoberwiese Joachim Ringelnatz. . Nacht war es worden. Emmy ließ

Esssucht Die Riesendame der Oktoberwiese Joachim Ringelnatz. . Nacht war es worden. Emmy ließ sich dort, Wo sie gestanden, dumpf zum Nachtmahl nieder. Sie schlang mit Gier, doch regte kaum die Glieder. „Sag Emmy, würdest du ein gutes Wort, Das keinen Witz und keine Neugier hat, Von einem, der dich tief betrauert hören? “ Sie sah nicht auf. Sie nickte kurz und matt: „Nur zu! Beim Essen kann mich gar nichts stören. “. . Joachim Ringelnatz: Gedichte und Prosa. Zürich: Diogenes, 1994.

Esssucht Bei der Esssucht handelt sich um kein neues Phänomen. Essanfälle und künstliches Erbrechen

Esssucht Bei der Esssucht handelt sich um kein neues Phänomen. Essanfälle und künstliches Erbrechen sind seit der Antike beschrieben (Stolberg, 2012). Die Diskussion wird aktuell auf die Anorexie und Bulimie sowie neuerdings die Essanfallsstörung eingeengt. Damit wird die größte Gruppe der übergewichtigen Überesser (mit und ohne Essanfällen) vernachlässigt, obwohl es sich um die zentrale Gruppe der Esssüchtigen handelt. Stark Übergewichte unterliegen einer starken Diskriminierung. Stolberg, M. (2012). Experiencing Illness and the Sick Body inn Early Modern Europe. Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences, 43, 370 – 378. Gröner, A. (2011). Nudeldicke Deern. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch.

Esssucht Die nosologische Einordnung der Esssucht ist umstritten. Diese Form der psychogenen Essstörung lässt

Esssucht Die nosologische Einordnung der Esssucht ist umstritten. Diese Form der psychogenen Essstörung lässt sich als eigenständiges Störungsbild weder unter den Suchterkrankungen noch den Essstörungen in den Klassifikationssystemen finden. Die Einordnung erfolgt als „Adipositas“ unter den Ernährungsund Stoffwechselerkrankungen (E 66. 01 bis 02). Hilfsweise kann die Kodierung unter „nicht näher bezeichnete Essstörung“ (F 50. 9) Davis, C. & Claridge, G. (1998). The Eating Disorders as Addiction: A Psychological Perspective. Addictive Behaviours, 23 (4), 463 -475. Hilbert, A. et al. (Hrsg. ) (2008). Gewichtige Gene: Adipositas zwischen Prädisposition und Eigenverantwortung. Bern: Hans Huber.

Esssucht Es handelt sich um ein Störungsbild, mit einer ausgeprägten biologischen Vulnerabilität (Störungen der

Esssucht Es handelt sich um ein Störungsbild, mit einer ausgeprägten biologischen Vulnerabilität (Störungen der hormonell-neuronalen Regulationssysteme) und Kulturspezifität (Industrialisiertes Nahrungsangebot ohne sozial-emotionale Einbindung). Es bestehen Defizite der interozeptiven Wahrnehmung (Außenreizabhängigkeit), ein geringer Selbstwert, Sorgen über das Gewicht/Aussehen, gezügeltes Essen/Diäthalten und deutliche Abwehrmechanismen. Bei ca. 25 % der stark Übergewichtigen besthen keine gesundheitlichen Schäden (happy obese). Hilbert, A. ; Dabrock, P. & Rief, W. (2008). Gewichtige Gene: Adipositas zwischen Prädisposition und Eigenverantwortung. Bern: Huber. Ardelt-Gattinger, E. et al. (Hrsg. ) (2015). Der gesunde Adipöse. Bern: Hans Huber.

Esssucht Zentrales Merkmal aller Erscheinungsformen von Essstörungen ist der dauerhafte / exzessive Einsatz des

Esssucht Zentrales Merkmal aller Erscheinungsformen von Essstörungen ist der dauerhafte / exzessive Einsatz des Essens zur Gefühlsregulation: Frustration, Einsamkeit, Trost, Behaglichkeit und im Verlauf Schuld- und Schamgefühle bilden die Funktionalität. Entsprechend kommt der verbesserte Gefühlsregulierung besondere Bedeutung zu. Darüber hinaus ist eine Verbesserung des Selbstwertes, des Körperbildes, der sozialen Kompetenzen und der Lebensqualität erforderlich. Sipos, V. & Schweiger, U. (2012). Therapie der Essstörung durch

Esssucht Die Gewichtsregulation steht nicht im Mittelpunkt (außer bei gravierenden Folgeerkrankungen / lebensbedrohlichen Zuständen).

Esssucht Die Gewichtsregulation steht nicht im Mittelpunkt (außer bei gravierenden Folgeerkrankungen / lebensbedrohlichen Zuständen). Symptomatisch wird die Normalisierung des Ess- und Bewegungsverhaltens angestrebt. Eine zehnprozentige dauerhafte Gewichtredution gilt als Erfolg. Selbstmanagement-Methoden (Essprotokolle, Verhaltensanalyse, Reizkontrolle, kognitive Umstrukturierung, Stressmanagement, soziale Unterstützung) und Ansätze der Suchttherapie (Bearbeitung von Abwehrmechanismen sowie Rückfallprävention) sind bestimmend. Benecke, A. (2003). Adipositas – eine therapeutische Herausforderung. Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis, 35, 729 -742. Shaw, R. (2001). Essstörungen. In F. Tretter & A. Müller (Hrsg. ): Psychologische Therapie

SEXUELLE SUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

SEXUELLE SUCHT Erregung Handlung Soziale Normen

Sexuelle Sucht Quelle: Bohumil Štěpán: Galerie. Prag: Mladá

Sexuelle Sucht Quelle: Bohumil Štěpán: Galerie. Prag: Mladá

Sexuelle Sucht Es handelt sich um exzessives Sexualvehalten – unabhängig davon, ob es sich

Sexuelle Sucht Es handelt sich um exzessives Sexualvehalten – unabhängig davon, ob es sich um verbreitete oder „abweichende“ Sexualpraktiken handelt. Die häufigsten Erscheinungsformen sind exzessive Selbstbefriedigung und häufiger Wechsel des Sexualpartners (Satyriasis / Don-Juanismus, Nymphomanie, anonyme Homosexuellenscene / F 52. 7). Kafka (2010) schlug (vergebens) Kriterien der Hypersexuellen Störung für das DSM-5 vor. Diese beinhalten, dass sexuelle Phantasien, sexuelles Verlangen und Verhalten andere Lebensbereiche blockieren, zur Bewältigung von negativen Gefühlen und Stress eingesetzt werden, nicht kontrollierbar sind und trotz negativen Folgen aufrecht erhalten werden. Kafka, M. P. (2009). Hypersexual Disorder: A Proposed Diagnosis for DSM-V. ‚Archives of Sexual Behavior, 39, 377 -400. Roth, K. (20124). Sexsucht: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Berlin: Ch.

Sexuelle Sucht Auf dem Boden häufiger traumatisierenden Erlebnisse mit starken Selbstwertproblemen dient die Sexualität

Sexuelle Sucht Auf dem Boden häufiger traumatisierenden Erlebnisse mit starken Selbstwertproblemen dient die Sexualität dem Ausleben von Machtgefühlen oder Flucht in eine Scheinwelt. Die Phantasietätigkeit mit individuellen Formen der selbstbezogenen Sexualbefriedigung wird als „Lüsternheit“ bezeichnet. Die Sexualisierung aller Lebensbereiche führt zu einem Teufelskreis der Selbstabkapselung mit starken Schuldund Schamgefühlen. Es kommt zu schwerwiegenden psychischen (hohe Suizidrate), gesundheitlichen (Geschlechtskrankheiten, Hepatitis, AIDS), sozialen (Ächtung und Selbsthass) und finanziellen Folgen. Rettenberger, M. ; Dekker, A. ; Dahlnym, Y. & Briken, P. (2013). Kann Sex süchtig machen? Zur Historie und aktuellen Diskussion hypersexuellen Verhaltens. Rauch, 2(1), 14 -22. Selby, H. (1984). Der Dämon. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch.

Sexuelle Sucht Ein besonderes Phänomen stellen sexuelle Aktivitäten im Internet (cybersex) dar. Dies reicht

Sexuelle Sucht Ein besonderes Phänomen stellen sexuelle Aktivitäten im Internet (cybersex) dar. Dies reicht von pornographischen Websites, über erotische Chatrooms bis zur gegenseitigen Beobachtung (webcams) und den Austausch sexueller Manipulationen mittels Ganzkörperanzügen (data suit). Das Zukunfts-Szenario für „saubere“ Sexualität mit androiden Prostituierten in Amsterdam im Jahr 2050 ist längst Wirklichkeit. Die Firma True Companion bieten für 7. 000 $ den Sexbot Roxxxy an, der mit programmierter “Persönlichkeit” wie z. B. der “schüchterne Farrah”, der “wilden Wndy” oder “S & M-Susan” ausgestattet ist. Seikowski, K. (Hrsg. ). (2005). Sexualität und Neue Medien. Lengerich: Pabst. Yeoman, I. & Mars, M. (2012). Robots, Men and Sex Tourism. Futures, 44, 365 -371.

Sexuelle Sucht Volkmar Sigusch unterscheidet die erste (um 1900), zweite (1968) und dritte (1980

Sexuelle Sucht Volkmar Sigusch unterscheidet die erste (um 1900), zweite (1968) und dritte (1980 er Jahre) sexuelle Revolution. Die symbolisch aufgeladene (Schuld, Wollust) alte „Paläosexualität“ wurde durch die individualisierte „Neosexualität“ abgelöst – eine auf „Wohllust“ bezogene, gleichberechtigtere, jedoch selbstbezogene (selfsex) Sexualität mit neuartigen offenen Liebesverhältnissen (z. B. Polyamorie) und Formen der Asexualität. Er beschriebt süchtige Formen der Internetsexualität, überzogener Tierliebe (Kulrtursodomie) und gegenstandsbezogener Liebe (Objektsexualität). Reimut Reiche bezweifelt einen umfassenden kulturellen Wandel. Reiche, R. (2000). „…versage uns die volle Befriedigung „ (Sigmund Freud): Eine sexualwissenschaftliche Zeitdiganose der gegenwärtigen Kultur. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis, 15, 10 - 36. Sigusch, V. (2005). Neosexualität: Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion. Frankfurt/M. :

Sexuelle Sucht Ziel der Therapie ist eine gesunde, begrenzte und beziehungsorientierte Sexualität. Eine individuelle

Sexuelle Sucht Ziel der Therapie ist eine gesunde, begrenzte und beziehungsorientierte Sexualität. Eine individuelle Abstinenzphase unterbricht den Teufelskreis von Exzess und Scham-/Schuldgefühlen, stärkt das Selbstwertgefühl und macht unangenehme Gefühle erlebbar. Ein neues sexuelles Verhaltensrepertoire wird nach der Ampel. Modell (rot = verboten; gelb = gefährlich; grün = erlaubt) und den Prinzipien der Rückfallprävention aufgebaut. Es erfolgt der Aufbau eines alternativer Lebensstils (Arbeit, Freunde, Essen, Bewegung, Freizeit) und die Bearbeitung des Selbstwertes, der Gefühlsregulation und Beziehungsgestaltung. Carnes, P. (1991). Don`t Call it Love. New York: Bantam Books (Dt. 1992, Kösel). Roth, K. (2004). Wenn Sex süchtig macht. Berlin: Ch. Links.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (www. joerg-petry. de)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (www. joerg-petry. de)