Erinnerungen an Flucht und Vertreibung nach dem Ende
Erinnerungen an Flucht und Vertreibung nach dem Ende des 2. Weltkriegs Literatur, Film, Kultur, Medien
Inhalt 1 2 3 4 Erinnerung an Flucht und Vertreibung von 1950 bis Heute Präsenz in verschiedenen Medien Verarbeitung der Thematik Vergleich von Verarbeitung Deutschland und Osteuropa 5. 1 5. 2 Wolfskind: die unglaubliche Lebensgeschichte des ostpreußischen Mädchens Elisabeth Ottos Im Krebsgang 6. 1 6. 2 6. 3 6. 4 Die Brücke (Spielfilm; DDR) Nacht fiel über Gotenhafen (Spielfilm ; BRD) Flucht und Vertreibung (Dokumentation; BRD) Die Flucht (Spielfilm)
Erinnerungen an Flucht und Vertreibung von 1950 bis heute ● Thematik von Flucht und Vertreibung war niemals ein ‘’Tabuthema’’ ● während der Debatte um Ostverträge besonders präsent in Presse und Film ● Veränderung im Umgang ab Ende der 1950 er ● Nach 2000 besonders präsent in Büchern und Artikeln ● -> verschiedene Phasen der Intensität ● Bearbeitung der Thematik in Literatur und anderen Medien: Erinnerungserzählungen-/ Verarbeitungen, Entlastungserzählungen & Opferdarstellung der Deutschen, Informationen/ Fakten, Pluralisierung, Politisierung
● Literatur und Film dienen der freien Aufnahme, Behandlung, Ausdeutung historischer Stoffe ● Die Erinnerung wird reflektiert : sie wird zu einem Stoff des Nachdenkens und Neubedenkens ● Werke der Erinnerungskultur sind Interpretation der Vergangenheit bzw. szenische oder schriftliche Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte ● dieser Vergangenheitsbezug stiftet immer Erinnerungskultur wenn Zeugnisse (belegte historische Quellen und Gegenstände aus Vergangenheit, können auch persönliche Erfahrungen/Erzählungen sein) aus der Vergangenheit vorliegen
Präsenz in verschiedenen Medien ● Heimatfilme thematisieren Flucht und Eingliederung über Umwege ● Kinofilme zeigen meistens den Mittelpunkt des Geschehens (“Nacht fiel über Gothenhafen”) ● Dokumentationsreihen kümmern sich um Informationen und Fakten (“Flucht und Vertreibung”; “Die Flucht” 2002) ● Bücher beschäftigen sich mit der Erinnerungen verschiedener Personen und deren Verarbeitungsprozess → Reale Schicksale werden nacherzählt (“Im Krebsgang”; “Wolfskind”) ● Bücher verknüpfen reale Aspekte mit fiktiven Darstellungen → erfundene Geschichte, die Geschichte darstellt (“Im Krebsgang”)
Verarbeitung der Thematik Das Thema der Erinnerung an Flucht und Vertreibung wird schon seit Beginn der Nachkriegszeit in Büchern behandelt (Bsp. Flucht und Vertreibung, 1981) Heute auch noch sehr aktuelles Thema (Bsp. Veröffentlichungen des Buches , , Flucht und Vertreibung: Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges” im Jahr 2016) in den letzten Jahren : teilweise Öffnung der osteuropäischen Archive Es wird nicht nur an Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen erinnert; auch an das Schicksal der Sudetendeutschen → durch neue Medien, neue Forschungsmöglichkeiten noch intensivere Erinnerung an Flucht und Vertreibung möglich
Vergleich von verarbeitung Deutschland und Osteuropa Durch die intensivere Forschung in den Osteuropäischen Archiven (z. B. Polen) wird deutlich, dass die Erinnerung an Flucht und Vertreibung dort anders verarbeitet wird Es wird im Gegensatz zu deutschen Erinnerungsmedien über Flucht und Vertreibung ein wichtiger Fokus auf die historische Vorgeschichte gelegt In Polen z. B. beginnen die Erzählungen stets schon 1939/ In Deutschland beginnen die Erzählungen meistens mit dem Vorrücken der Roten Armee (also an dem Punkt, an dem sich der Krieg gegen die Deutschen wendete) Die Osteuropäischen Erinnerungsmedien fokussieren die Schuld der Deutschen an dem Schicksal (durch die historische Chronologie) / Die Deutschen behandeln den Aspekt der Vorgeschichte nicht, sondern erinnern nur an den reinen Akt der Flucht und Vertreibung (Hauptaugenmerk auf die negativen Erfahrungen der Deutschen wie Leid,
Beispiele für Literatur:
Wolfskind : Die unglaubliche Lebensgeschichte des ostpreußischen Mädchens Elisabeth Ottos Autorin: Ingeborg Jacobs Erscheinungsjahr: 2010 Inhalt: ● Lebensgeschichte von Elisabeth Otto amazon. de ● Beschreibt wie sie 1945 aus Ostpreußen flieht und dabei ihre Mutter und Geschwister verliert (Vater im Volkssturm) ● irrt alleine durch Wälder; muss sich durchschlagen ● Auf der Suche nach Nahrung und Unterkunft gelangt sie ins benachbarte Baltikum ● erlebt viel Leid und Schicksal ( → Vergewaltigung, Demütigung, Hunger, Angst vor
Wie es zum Buch kam: ● Die heute 73 -jährige Elisabeth Otto erzählte der Autorin in einem persönlichen Gespräch über ihr Schicksal als Wolfskind ● Autorin ( Ingeborg Jacobs) stellt fest, dass Elisabeth Otto es verdient ihre schwere Vergangenheit medial festzuhalten ( Film & Buch) → das Vergangene darf nicht in Vergessenheit geraten → Warnung, damit sich Geschichte nicht wiederholt ● Elisabeth Otto berichtet aus ihrer Vergangenheit→ die Erlebnisse haben sie sehr geprägt und können nicht in Vergessenheit geraten ● Durch das Erzählen verarbeitet sie ihre Erinnerungen; sie sollen für Nachwelt erhalten bleiben; Gefühlsverarbeitung “Vielleicht wäre es besser gewesen, ich wäre erfroren!”
Emotionale Funktion: ● Erzählung über Flucht und Leben als Wolfskind sehr einfühlsam und lebendig geschrieben ● Ich- Schreibweise: ehrlich, authentisch, herzergreifend, aufrüttelnd → Ein historisches Zeitdokument, was nicht fiktiv sondern real dargestellt ist ● Geschichte wird direkt präsentiert ● Die Gefühle des Mädchens werden beschrieben→ durch ihrem ergreifenden Erinnerungsbericht setzt sich der Leser aktiv mit Geschichte auseinander
Im Krebsgang ● Erscheinungsjahr: 2002 ● Autor: Günter Grass ● Verknüpfung von Realität und Fiktion wikipedia. org ● Ermordung von Wilhelm Gustloff durch David Frankfurter und der Untergang des Schiffes Wilhelm Gustloff sind reale Ereignisse ● die fiktionalen Mitglieder Familie Pokriefke übertragen den Untergang in die heutige Zeit
● Handlung: Ich-Erzähler ist der Journalist Paul Pokriefke, welcher am 30. Januar 1945 (Versenkung des Schiffes Gustloff) geboren wird. Seine Mutter Tulla Pokriefke befand sich unter den 10000 Passagieren und konnte gerettet werden. Paul wird auf dem Torpedoboot “Löwe” geboren. Seine Mutter drängt ihn immer wieder das Unglück schriftlich festzuhalten. Bei seinen Recherchen stößt er auf die Seite “blutzeuge. de”. Im Laufe des Geschehen stellt Paul fest, dass diese Seite von seinem von ihm getrennt lebenden Sohn Konrad verfasst wurde, welcher ebenfalls durch Tulla Gefallen an der Geschichte des Schiffes gewonnen hat.
Beispiele für Filme:
Die Brücke ● Film aus DDR aus dem Jahr 1949 ● Regisseur: Arthur Pohl Handlung: ● Eine Gruppe Umsiedler erreicht nach dem 2. Weltkrieg eine Kleinstadt und wohnt in einem Umsiedlungslager ● Ablehnung und Misstrauen von Seiten der Erwachsenen flimmerkiste. bplaced. net ● Tochter des Sprechers der Umsiedler, Hanne, verliebt sich in den Neffen des Bürgermeisters ● Die Ortswirtin, Therese, liebt ihn auch, jedoch entscheidet sich der Neffe für Hanne ● Therese sägt Brücke an → Hannes Vater verunglückt darauf tödlich
Kritik: ● stark kritisiert ● Film gebe wieder “ was man schon hundertmal und besser gesehen hat” ● Prototyp der DEFA-Filme, welcher “ Gegenwartprobleme zwar anpackt, sie aber durch Kolportage-Geschichte entschärft” → einziger Film aus der DDR, welcher dieses Thema nur anschnitt Schlussfolgerung: ● DEFA als Filminstitut der DDR ● Film ist über Geschichte der Umsiedler, aber aus Sicht der sowjetischen Führer in der sowjetischen Besatzungszone ● stellen Geschichte anders dar, als sie tatsächlich geschah, um sich besser darzustellen als die anderen Besatzungsmächte → dieser Aspekt fließt in Filmproduktion mit ein
Nacht fiel über Gotenhafen ● Erscheinungjahr: 1959 wikipedia. org ● Regisseur: Frank Wisbar Handlung: ● kurz nach Kriegbeginn heiratet Maria Kurt Reiser → dieser muss in den Krieg ● auf einer Silvesterparty lernt sie Marineoffizier Hans Schott kennen und wird von ihm schwanger ● flüchtet zu ihrer Freundin Edith und lebt dort mit ihrem Kind → Edith wird von Roter Armee getötet ● Maria erreicht mit tausend anderen Flüchtlingen Gotenhafen und das Schiff “Wilhelm Gustloff”
Kritik: ● Reclams Lexikon: “ Das Thema mündet in der Aussage, dass Krieg zwar schrecklich aber nicht abzuwenden sei und dass menschliche Gefühle Grund zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben. ” ● eindringliches Mahnmal gegen leichtfertiges Spiel gegen Krieg → überwiegend positive Kritiken Schlussfolgerung: ● Film ist über Flucht der Ostpreußen vor der Roten Armee und Versenkung des Schiffes “Wilhelm Gustloff” ● Darstellung des Grausamkeit des Krieges und nicht Suche nach Schuldigen im Vordergrund → Der Regisseur hat versucht, eine wahre Geschichte so genau und gut wie möglich auf die
Flucht und Vertreibung (1981) ● Regie: Eva Berthold, Jost von Morr ● dreiteilige Fernsehdokumentation aus BRD fernsehserien. de ● schildert das Leid der Betroffenen infolge des 2. Weltkriegs in Osteuropa Teil 1: zwischen 1939 und 1945 -> die Zwangsumsiedlungen, Deportation, Flucht ihre vor der Heimat. Armee; verloren Roten veranschaulicht durch Zeitzeugen, historischen Filmmaterial, Wochenschauauschnitte ● Teil 2: Vertriebene werden auf ihre Zuteilung in die Besatzungszonen und deren politische Konzepte angesprochen; es werden die Auswirkungen der Entscheidungen der politischen Mächte gezeigt
● Teil 3: beschäftigt sich mit der Integration der Geflüchteten und Vertriebenen in die westlichen Besatzungszonen Schlussfolgerung: ● sachlich/informativ, “unterhaltsam” ● Veranschaulichung von Flucht, Ankunft und Integration ● objektiv gestaltet ● Aufarbeitung der Verbrechen an den Volksdeutschen im Osten
Die Flucht Erscheinungsjahr: 2007 Regisseur: Kai Wessel Handlung: sharethefiles. com ● Lena Gräfin von Mahlenberg reist im Sommer 1944 wieder nach Ostpreußen um sich mit ihrem todkranken Vater auszusöhnen ● Ist acht Jahre zuvor nach Berlin gezogen um uneheliche Tochter großzuziehen ● möchte sich nun Vater beweisen→ übernimmt Verantwortung für Mahlenberg`sche Gut ● setzt sich für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ein→ lernt auf ihrem Hof François Beauvais, einen französischen Kriegsgefangenen
Kritik: ● Der Spiegel : ”. . man versucht wenigstens etwas Licht und Hoffnung ins schwärzeste alles deutschen Geschichtskapitel zu bringen. Der Film bleibt aber in gediegenen bis gefährlichen Stereotypen stecken” ● Lexikon des internationalen Films : ” ein emotionaler Film, der Potenzial in sich trägt zur Versöhnung von Polen und Deutschland beitragen zu können” Schlussfolgerung: ● auch Filme aus dem 21. Jahrhundert haben Potenzial, die Vergangenheit korrekt und überzeugend darzustellen ● auch 60 Jahre später wird noch über dieses Thema gesprochen→ wichtiges Kapitel deutscher Geschichte
Links Filmtrailer “Die Flucht”: https: //www. youtube. com/watch? v=Stqm 5 p. Xe 80 w
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